Vertippt, verdammt, vermasselt!

Wenn man den ultimativen Lacher der Woche verpassen musste, ist es umso besser, wenn man wenigstens noch ein Ersatz-As im Ärmel hat. Okay, mit der juristischen Aussage, dass eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung im Rathaus quasi eine Familienrechtssache ist, die auch ein Trennungsjahr nach sich zieht, können wir nicht mithalten. Auch nicht mit der Feststellung, dass es sich bei länger gedienten Rathausmitarbeitern um Erbmasse der Ex-Bürgermeisterin handelt und deshalb bei Kündigungen auch Aspekte des Zivilrechts zu beachten sind.

Immerhin kann  man ein Erbe auch ausschlagen und das könnte bei den nächsten Wahlen richtig interessant werden. Aber egal, die Causa „Bauamtsleiterin“ ist nicht nur Geschichte, sondern zugleich ein ganz dunkles Kapitel in ihr. Mathematisch bewanderte Zeitgeister wollen errechnet haben, dass dadurch insgesamt rund 107.000 Euro auf der Soll-Seite des städtischen Haushalts stehen werden.

Satirisch wesentlich interessanter könnte dabei allerdings die lyrische Lösung sein, mit der man das erfolgreiche Schaffen der Frau und die Trauer über ihr Ausscheiden nun in Worte kleiden muss. Wer möchte dem bedauernswerten Geschöpf, das sich mit dieser Aufgabe zu befassen hat, dabei nicht gern mal über die Schulter schauen, wie es sich „stets bemüht“?

Die Nachwehen in Form von Ursachen- und Fehlersuche halten derweil noch an und bei den Rochaden auf der Suche nach den sichersten Stellungen zeigen sich ganz neue, vor Wochen noch undenkbar erscheinende Konstellationen. Da deckt der Springer auf D 8 plötzlich den gegnerischen König auf E 6 und umgekehrt. Zu verzwickt, zu wenig nachhaltig, zu uninteressant. Da lieber werfen wir mal einen Blick in das, was der Blätterwald in den letzten Tagen außerdem noch zu bieten hatte.

Ein Feuerwerk der Satire

Das Stadtjournal beispielsweise sparte wieder einmal nicht mit satirischen Steilpässen. Ja, ein ganzes Feuerwerk wurde da in der jüngsten Ausgabe abgebrannt! Natürlich braucht man in einigen Fällen auch etwas Phantasie, um die wahre Bedeutung der Worte erfassen zu können.

parkplatz

Da wäre zum Beispiel die Frage, wie und bei welchen Handlungen man sich auf einem Parkplatz verwöhnen lassen kann? Tja … darüber kann man entweder selbst nachdenken und dabei auf die unterschiedlichsten Antworten kommen, oder man liest einfach mal im Stadtjournal nach. Manche Dinge sind eben in der Realität anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen.

Wie schön und komfortabel wir hier in Lallendorf leben, zeigt ein weiterer Beitrag im Stadtjournal. Der bietet uns tiefe Einblicke in die Not des Bürgertums in unserer Nachbarstadt Lützen. Es ist anzunehmen, dass dort noch keine zentrale Wasserversorgung existiert und man von Wanne oder Dusche nur träumen kann.

Die Zustände scheinen dort derart katastrophal zu sein, dass grundlegende Maßnahmen der Körperhygiene schon als viel umjubelte Preise ausgelobt werden.

tanke

Glücksrad in Lützen: Der Zweitplatzierte wird mit einer Prämium-Wäsche premiert.

Wohl dem, der wenigstens den 3. Preis gewonnen hat und sich über eine Standard-Wäsche freuen kann. Den 2. Preis, eine Prämium-Wäsche, wollte sicher sowieso niemand haben.

Prä ist lateinisch und bedeutet „davor“. Heißt also, dass man sich ausziehen muss und sich danach gleich wieder anziehen kann. Was sich hinter dem 1. Preis verbirgt, kann man indes nur wieder erraten. Nicht auszuschließen, dass für eine Exclusiv-Wäsche der Parkplatz im Hof ideal geeignet ist.

Am 12. Advent ist Ostern

Wer regelmäßig die Einkaufsmärkte der Stadt besucht, hat spätestens seit Ende August Hornhaut auf der vorweihnachtlichen Seele. Printen, Lebkuchen, Christstollen – die Regale biegen sich unter den Waren, die das x-mastliche Herz begehrt.

Damit man bei diesem vorweihnachtlichen Trubel nicht den Überblick verliert, wurde bereits vor über 200 Jahren der Adventskalender erfunden.

advent

Ironie der freien Marktwirtschaft, in der es schon im August Schoko-Weihnachtsmänner gibt: Ausgerechnet die Adventskalender können mit dem Wachstum der weihnachtlichen Entwicklung nicht Schritt halten. Es gibt keine! Den somit völlig desinformierten Bürger kann man auf diese Weise trefflich manipulieren. Die Tourismus-Industrie nennt diese Strategie „die Saison verlängern“.

Und genau das ist auch im Stadtjournal zu lesen. Anno 2016 haben wir gleich zwei 3. Advents: Einen am 10. und einen am 17. Dezember. Rein theoretisch würde dann Heilig Abend auf Silvester fallen. Aber das wäre wohl zu viel des Guten.

Deshalb einigte man sich augenscheinlich auf einen Kompromiss und lässt Heilig Abend letztendlich doch am 24. Dezember stattfinden. Allerdings nur von 9 bis 12 Uhr. Der Rest wird dann Silvester gefeiert, wenn die ersten Osterhasen in den Regalen stehen.

nachtrennen

Ein unscheinbares Foto im Stadtjournal, aber …

Ein unscheinbares Foto im Stadtjournal – aber eine Aussage mit dramatischer Tragweite! Da hatten unsere Stadträte erst jüngst den Weg für ein international beachtetes Protonentherapiezentrum frei gemacht und nun zeigt sich das ganze Tamtam um die Investition als reine PR-Verarsche.

 

Die Wahrheit: Das Zentrum soll nicht erst gebaut werden, sondern arbeitet längst und hat bereits die ersten beachtlichen Erfolge vorzuweisen!

Zwei namhafte Patienten legen ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab. LAV-Chef Matthias Hoger und Klaus Frank, Senior-Boss von Frank Fahrzeugbau (beide rechts im Bild), sind nicht wiederzuerkennen.

Was Andreas Frank (links) bei dem Gedanken, dass die heiße Fackel in der Mitte (Hoger???) sein Vater ist, wohl gedacht haben mag? Man kann nur ahnen, dass die Darwinsche Lehre vor dem Hintergrund dieser medizinischen Möglichkeiten völlig neu überarbeitet werden muss und so mancher Stammbaum künftig nur einen Ast hat. Nicht umsonst gabs wohl 17 Scheine für den Generationenhof. Einfach mal hier klicken.

Tu ma die Omma winken!

Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick über den Tellerrand werfen. In Lützen waren wir ja eben schon mal und dort erscheint die Mitteldeutsche Zeitung.

Okay, angesichts der Berichterstattung über die Gustav-Adolf-Stadt (jeden Tag mindestens eine Seite) könnte man als Lallendorfer fast neidisch werden. Aber auch da drüben in Sachsen-Armut gelten die gleichen grammatischen Regeln wie hier bei uns in der Bundesrepublik.

duell

Von einem Duell war da die Rede. Auf den ersten Blick war es ein Duell zwischen zwei schillernden Figuren. Erst beim genauen Lesen erschließt sich, dass hier der Qualitätsjournalismus angeprangert wird. Es ist das Duell des Dativ mit dem Genital, dem letzterer bekanntlich sein Tod ist.

Andere können das auch…

Na ja, und weil wir gerade bei der letzten Etappe des Weges vom Uterus zur Urne sind, hier noch mal ein redaktioneller Höhepunkt als Beweis, dass niemand (auch nicht die Markranstädter Nachtschichten) gegen Fehler oder zumindest stilblütenartiges Extrakt gefeit ist. Der Tod als Komödie!

boenisch

Wir wünschen Ihnen einen genüsslichen Start in die erste Herbstwoche. Und passen Sie gut auf, vielleicht entdecken auch Sie das eine oder andere vom Baum gefallene Blatt, in dem Sie lustige Dinge lesen können. Schicken Sie es uns und lassen sie alle Leserinnen und Leser teilhaben an der Freude. Gerade im Herbst sind Lichtblicke wichtig.

 

4 Kommentare

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    • Bekannt auf 21. September 2016 bei 13:55
    • Antworten

    Liebe Nachtschichten,
    es gibt ja nicht umsonst die Lebensweisheit, dass auch ein zweiter Blick durchaus neue Erkenntnisse bringt. Hier im konkreten Fall habe ich mir obigen Beitrag nochmals in aller Ruhe gegönnt. Ich kann mich dem ‚Annette‘ – Urteil nur anschließen. Man kommt aus dem Kichern gar nicht wieder raus.
    Sehr schön und deswegen ein extra Lob dem neuen stilistischen Mittel. Karikaturen mit original Markranstädter Flair. Wow! Ich gratuliere zu dieser internen Qualifikationsmaßnahme! Ein wenig fürchte ich mich ja jetzt, dass Euer ZeichnerIn in der City auf der Lauer liegt und auch der gewöhnliche MarkranstädterIn bei den Nachtschichten abgebildet wird. Oder ist dieses Privileg sicherheitshalber nur verdienstvollen (Ex-) Rathausmitarbeitern vorbehalten 😉
    Um Stellungnahme zu diesem sicherheitsrelevanten Thema wird freundlichst gebeten. Schließlich muss man ja in puncto Datenschutz vorbereitet sein.
    Begeisterte Grüße an das MN-Team

    1. Liebe(r) Bekannt,
      richtig erkannt: Wir haben eine neue Kraft an der spitzen Zeichenfeder. Und die ist nicht nur neu, sondern – wie man sehen kann – auch richtig gut. Normalerweise zu gut im Vergleich zu dem, was bei den MN sonst so geboten wird. Von daher müssen wir ziemlich aufpassen, dass die Person nicht zu viel Höhe bekommt und am Ende dahin abwandert, wo man richtig gut Geld damit verdienen kann. Aus dieser Sicht betrachtet ist es ganz gut, dass sich der Kreis der Leser in Markranstädt mit Kommentaren, Ritterschlägen oder sonstigem Lob traditionell zurückhält.
      Ihre Befürchtung, dass unser Karikaturist mit Schnellstift und aufgepflanztem Zielfernrohr hinter irgendwelchen Lallendorfer Hecken auflauert, ist derweil völlig unbegründet. Die Personen, um die es geht, sieht man bei Tageslicht eher selten und ebenso zählen die abgebildeten Situationen eher weniger zum Erscheinungsbild im urbanen Raum. Nicht zuletzt verfügt diese Person auch noch über die alten deutschen Tugenden und will daher nur Qualitätsarbeit abliefern. Sowas dauert (er malt seine Bilder sogar aus und nennt das dann „coloriert“) und allein schon deswegen kann diese künstlerische Leistung nur verdienstvollen Bürgerinnen und Bürgern vorbehalten sein.

    • Annette auf 19. September 2016 bei 18:10
    • Antworten

    Ich wollte schon längst mal ein paar Zeilen schreiben und heute nun geht es nicht anders. Da schleppt man sich frustriert aus dem Bett in der Erwartung, dass der Kaffee und die Zigarette das einzig Schöne an diesem grauen Montagmorgen sein wird und dann das. Mit den Markranstädter Nachtschichten war heute nicht nur der Tag, sondern die ganze Woche gerettet. Danke. Vielen herzlichen Dank und bitte weiter so. Kann das nicht jeden Montag so sein? Es muss ja nicht gleich so heftig sein wie heute, dass ich den Kaffee auf den Bildschirm pruste.
    Ihr seid großartig!
    Annette

    1. So nach dem Motto „Immer wieder montags?“ Nein, das geht leider nicht. Da müssten wir uns ja jedes Wochenende versauen. Vorschlag: Lassen Sie die Woche immer dann beginnen, wenns bei den MN was Neues gibt.

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