Wer hat Angst vorm heißen Eisen?

Ein Blick in die heutige Ausgabe der LVZ (Seite 18, rechts oben) lässt es mehr als nur ahnen: Die neu geschaffene Stabsstelle, die sich um die Außendarstellung der Stadt bemühen soll, steht massiv unter Druck. Sie wird sozusagen angefochten. Kein neuer Begriff in Markranstädt, eher Tradition. Nach der Art und Weise, wie die Stelle installiert wurde, kommt das jedoch nicht unerwartet. Nicht unbedingt zu erwarten waren hingegen Art und Weise sowie vor allem der Zeitpunkt des CDU-Konters. Dass es genug andere heiße Eisen gebe, war zu vernehmen, wohlgleich ein solches man in der letzten Stadtratssitzung selbst nicht angefasst hat.

Fast … nein … ganz bestimmt sogar muss man ein wenig Mitleid mit dem neuen Sprachrohr des Rathauses haben. Stadtsprecherin Anja Landmann (Bildmitte bei der Andacht) hat einen schweren Start. Allein schon der etwas verunglückt scheinende Startschuss war kein gutes Omen. Auch die Verheißung, dass neue Besen wohl gut kehren sollen, ist schwer zu erfüllen.

Immerhin muss die Journalistin gegen mächtigen Wellengang antreten. Dass es ihr nach 11 Tagen im Amt noch nicht gelungen ist, die lokale Tagespresse an die Kette zu legen und ihr beispielsweise eine wohlwollendere Berichterstattung über die Schlüsselübergabe des Bürgermeisters an die Karnevalisten in den Block zu diktieren, kann man ihr sicher nachsehen. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Okay … niedergebrannt schon. Aber Markranstädt ist ja auch nicht Rom. Nicht mal Berlin. Eigentlich nicht mal Leipzig.

Feierliche Einweihung

Dafür hat sie in ihrem jungfräulichen Amt mit der Eröffnung der Leipziger Straße und eben jenem Faschingsklamauk am 11. 11. um 11:11 Uhr schon zwei öffentlichkeitswirksame Events begleiten dürfen, bei denen man sich gewöhnlich recht sympathisch profilieren kann und keine Sorgen haben muss, im Blätterwald gleich als welkes Laub herabzufallen. Woanders werden PR-Leute oft erst dann engagiert, wenn die Kacke schon am Dampfen ist und es gilt, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Wohl dem, der eine Initiativbewerbung zum richtigen Zeitpunkt abgibt.

Nach oberflächlich betrachteter Lage der Dinge sind die Dissonanzen, die mit der Schaffung der Stabsstelle entstanden, sicher auch nachzuvollziehen und so erfolgte die Reaktion der CDU sozusagen mit Ansage. Allerdings hatte man die wohl eher in der letzten Stadtratssitzung erwartet als nun in Form eines über die Presse transportierten Muskelspiels.

Sollbruchstelle oder Flüchtigkeitsfehler?

Die CDU kritisierte demnach auf ihrer Fraktionssondersitzung auch die Vorgehensweise des Bürgermeisters, der einen Antrag der Fraktion auf Rücknahme der Stelle der neuen Stadtsprecherin abschmetterte, weil dieser nur vom Vorsitzenden unterzeichnet war. Man unterstellt dem Bürgermeister nun, dass er damit nur Zeit gewinnen wolle, um inzwischen den Haushaltsplan beschließen zu lassen, der die PR-Stabsstelle unanfechtbar in Beton gießt. Letzteres mag zwar nicht auszuschließen sein, fakt ist aber auch der Formfehler beim Einreichen des Antrages.

Da muss man sich schon fragen, ob ein Fraktionsvorsitzender mit dem Erfahrungsschatz eines politischen Methusalem sowas nicht hätte wissen müssen? Oder anders gefragt: Warum wurde ein Antrag mit derartigen Mängeln eingebracht?

Das ist ein Gedanke, der einen Gast bei den jüngsten Stadtratssitzungen (ein gewisses Grundmaß an strategischem Denken und gesundem Zweifel vorausgesetzt) durchaus beschleichen kann, wenn er Zeuge einer auf geradezu aufreizende Harmonie ausgerichteten Kommunikation zweier führender Personen wird.

Zum Glück nur Gedanken? Vielleicht. Aber auch die anderen Mitstreiter auf der einst rechten Seite des Ratstischs bekleckerten sich in der Wahrnehmung zumindest einiger Teile des Publikums nicht gerade mit Ruhm – oder besser gesagt: Mut. Innerhalb der CDU-Fraktion wusste man bei der letzten Stadtratssitzung ausnahmslos, dass der Antrag nicht angenommen wurde und man hatte den Entwurf des Haushaltsplans vor sich liegen. Zugegeben: Als Tischvorlage und in der Dimension sämtlicher sieben Harry-Potter-Bände. Trotzdem hat niemand den Mund aufgemacht, obwohl schon Tage vorher in den Wäldern Markranstädts das Kriegsgeheul unüberhörbar war. Es gab Zeiten, da hätte solch Verhalten als Feigheit vor dem Feind interpretiert werden können.

Was nun zu kommen droht, wird wohl kaum noch zu verhindern sein. Sofern die CDU-Fraktion wirklich bis zum allerletzten Mann dahinter steht, niemand umkippt und nicht plötzlich einer – beispielsweise wegen Krankschreibung – fehlt, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn der Haushalt 2015 nicht in der Blauen Tonne landet.

Ironie des Schicksals: Spätestens dieser Punkt könnte dann zur ersten wirklichen Feuerprobe jener Person werden, die am wenigsten dafür kann, aber am exponiertesten im Zentrum steht. Aus ihrer Feder werden jene Worte fließen müssen, die diese Niederlage in der öffentlichen Wahrnehmung zum Sieg machen. Es ist leicht, die Ablehnung des Haushalts der CDU in die Schuhe zu schieben. Die Herausforderung besteht darin, es so aussehen zu lassen, als trüge sie wirklich die Schuld daran.

 

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