Wenn die Sprache auf den Hund kommt

Sie funktioniert also noch, die aktive Teilhabe unserer Leser an den Markranstädter Nachtschichten. Angestachelt zum aufmerksamen Studium der wenigen noch verbliebenen Konkurrenzblätter und anderer Drucksachen, stoßen sie immer wieder auf kulturelle Kostbarkeiten und retten diese vor ihrem Verschwinden auf dem gesellschaftlichen Müllhaufen. Diesmal ist unser Leser Thomas im Urlaub fündig geworden und MN-Volkskorrespondendin Heidi auf dem Weg dahin. Das zweite Kleinod hatte sie kurz zuvor schon zu Hause in Markranstädt aus ihrer Mailbox gezogen.

Die Einsendung unseres Lesers Thomas erzählt eine dramatische Geschichte.

Hier wurden die Macher des Schildes offenbar Opfer ihrer eigenen Courage. Weil sie das böse F-Wort verwendet haben, waren sie so aufgeregt, dass sie mit den Früchten ihrer guten Erziehung auch gleich sämtliche Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung über Bord geworfen haben.

Gefunden von unserem Leser Thomas an einem Souvenirstand in Mecklenburg-Vorpommern

Gefunden von unserem Leser Thomas an einem Souvenirstand in Mecklenburg-Vorpommern

Tätigkeiten wie quatschen, rauchen, pinkeln oder sich übergeben sind Verben und sollten daher klein geschrieben werden. Auch ficken ist ein Verb, sogar dann, wenn man dabei unten liegt und sich nicht bewegen muss – die berühmte Bahnschwellen-Nummer. Warum dieser Faustschlag ins Angesicht der deutschen Muttersprache trotzdem reißenden Absatz findet, kann nur eine Ursache haben. Immer mehr Menschen schreiben auch „nachdenken“ groß, weil das Wort nicht über Eigenschaften verfügt, die sich für diese Zielgruppe üblicherweise mit einer Tätigkeit verbinden. Vielleicht heißt es ja genau deshalb auch: Dumm Fickt gut?

Nur was für Verbtätige

Lassen wir sie also Machen, ihre Schilder Drucken und sie Verkaufen. Solange es Leute gibt, die das gut Finden und es Bezahlen, Dreht sich die Welt weiter. Wenigstens haben sie das F-Wort nicht mit V Geschrieben. Oder mit Ph wie Eimer.

Allerdings haben auch Mitbürgernde so ihre Probleme mit unserer Sprache, die eigentlich davon leben und es besser wissen müssten. Journalisten zum Beispiel. Hatten sie sich gerade daran gewöhnt, dass ihre Berufsbezeichnung nach neuer Rechtschreibung auch als Schurnallisten zwar nicht richtig, aber auch nicht falsch ist, kommt mit der Schänderei nun schon das nächste Übel.

Die Gästin ist König!

Da sitzen sie nun in ihren Schreibstuben und suchen verzweifelt nach der weiblichen Form des Hooligans, des Messias oder des Müllmanns, während der Redaktionsschluss unbarmherzig näher rückt. Nur um den Schergen der Gedankenpolizei zu entgehen. Das kostet nicht nur wertvolle Recherchezeit, sondern auch Platz in der Zeitung. Da kann nach Aufzählung aller derzeit bekannten Geschlechterformen vom Zimmermädchen bis zum Zimmerjungen das eigentlich Wichtige schon mal zu kurz kommen. In diesem Fall war es wohl der Abstand zum anderen Auto, wie aus dem Fundstück unserer Leserin Heidi hervorgeht.

Gefunden von Heidi auf LVZ-online.

Gefunden von Heidi auf LVZ-online.

Der, die oder das Taxifahrende hatte beim Bremsen wohl das gesellschaftliche Gewicht seiner Fahrgästin unterschätzt. Die liegt jetzt in der Klinik, gleich neben der Entbindungsstation für nichtgebärende Elternteile, also den Wöchnern. Und ewig grüßt das toxische Maskulinum!

Kaum hatte unsere Leserin Heidi die journalistische Kostbarkeit an die Nachtschichten abgeschickt, fiel ihr auf der Urlaubsfahrt in die Pfalz schon der nächste Brüller in den Schoß. Via Newsletter erfuhr sie von einem neuen Online-Format ihrer Heimatzeitung, das sich dem Raum Schkeuditz und damit auch dem dort angesiedelten Flughafen widmet.

Und noch ein Fundstück von Heidi - wieder aus der LVZ.

Und noch ein Fundstück von Heidi – wieder aus der LVZ.

Daran gewöhnt, die eigentlich wichtigen Botschaften zwischen den Zeilen zu lesen, erfuhr Heidi, dass man an Deutschlands Airports offenbar eine Lösung für den Umgang mit illegal eingeführten Tieren gefunden hat. Sie werden kurzerhand verkauft.

Im Wettbewerb um die besten Preise hat der Leipziger Flughafen allerdings das Nachsehen. Nirgendwo sind Fliegen so teuer wie hier. Wie hoch die Preise sind, erfährt man allerdings nicht und so bleibt der Leser mit Fragen zurück. Wie teuer ist so eine Fliege in Leipzig und vor allem: Was kosten sie in Frankfurt oder München?

Werden Fliegen billiger, wenn man ein Pärchen oder gar gleich eine ganze Herde kauft? Wo bekommt man artgerechtes Futter und wohin mit dem Nachwuchs, wenn eine Fliegenmutti unerwartet geworfen hat? Antworten gibt’s ab sofort auf „Schkeuditz insider“ der LVZ.

Sie haben auch lustige Verschreiber oder Stilblüten gefunden? Immer her damit: redaktion@nachtschichten.eu

3 Kommentare

    • Heidi auf 29. Oktober 2023 bei 21:16
    • Antworten

    Falls das Spiel „Farbiger Peter“ gemeint ist – ein super Spiel bei der derzeitigen Wetterlage!

  1. „Journalisten“ ist kein Verb, deshalb kann es auch groß geschrieben werden, aber so sprüht die toxische Männlichkeit aus jedem Buchstaben, ebenso die unerträgliche kulturelle Aneignung eines Begriffs aus einer anderen Sprache. „schurnallistende“ sollte an dieser Stelle passender sein!

    1. Spielen drei Matrosende Fargiber Peter. Wo? Auf einem Schiiff der russischen Farbmeerflotte.

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