Wie man in Markranstädt über geschänderte Bärinnen lacht

Gefühlt halb Markranstädt befindet sich um Urlaubsmodus, die andere Hälfte versucht, in der Landschaft dauerhaft oder urlaubsbedingt geschlossener Kneipen irgendwie zu überleben. Unterhaltsame Abwechslung verspricht normalerweise König Fußball. Oder um im Duktus der Leidmedien zu bleiben: Königin Fußball. Was die Frauen-WM an journalistischen Blüten und Blütinnen treibt, sind auch in Markranstädt beliebte Gesprächsthemen. Eins davon haben die MN mal herausgepflückt.

Unsere Fußballerinnen haben ihre WM-Reife nachgewiesen. Schön wär’s, wenn auch die kommentierenden Damen hinter den Mikrofonen schon so weit wären.

Statt dessen: Manche ihrer Reportagen klingen eher wie Live-Dokumentationen über die australische Fauna, bei denen es darauf ankommt, die scheuen Tiere nicht durch emotionale Tonlagen zu verschrecken. Es wird geflüstert, bis auch die letzte Fanin vorm Bildschirm eingenickt ist.

Aber auch deren männliche Kollegen scheuen sich nicht, ihre Reportagen durch originelle Gleichnisse zu bereichern. Es wird gegendert, was die Sprache hergibt.

Zur Erklärung für all jene Menschinnen und Menschen, die noch nicht wissen, was das bedeutet: Gendern ist ein denglischer Begriff, den man in England nicht kennt und in Deutschland nicht versteht. Gendern [sprich.: schändern] ist das Gebot der Stunde.

Den bisherigen Höhepunkt der Sprachschänderei hat ein Kommentator der ARD für die Zusammenfassung des Spiels Kanada gegen Irland entbunden. Weil’s ohne handfesten Beleg niemand glauben würde, hier der Link zum Beweis auf Youtube.

Klicken Sie einfach mal drauf und ziehen Sie sich nur die ersten sieben Sekunden rein!

Beim Klick auf das Bild gelangen Sie direkt zum ARD-Video auf Youtube. Schon in den ersten sieben Sekunden wird alles gesagt.

Doch, es ist wahr und ein klarer Kandidat für den nächsten Pulitzerpreis: „Die Irinnen in den grünen Trikots beginnen bärinnenstark!“ Weil ein verbaler Querdenker dieser Dimension normalerweise nicht mal dem Volontär einer Schülerzeitung unterläuft, kann es sich eigentlich nur um einen vorsätzlich geplanten Seitenhieb mit satirischem Hintergrund handeln. Bärinnenstark!

Die Folgen für den Damenfußball und unsere gesamte Gesellschaft sind derweil nicht absehbar. Das Klischee, wonach bei Frauen ab und zu der Bär brummt, fliegt per RückfallzieherIn volley in die linguistische Mülltonne.

Ab jetzt piept die Bärin, wenn der Gatte feststellt, dass die Gemahlin im Schlafzimmer die Heizung aufgedreht hat – und in der Bibliothek steht demnächst der Bestseller „Die Töchter des großen Bären“ im Regal für Jugendliteratur.

Glück für die öffentlich-rechtlichen Sender: Durch solche Entgleisungen wie die bärinnenstarken Irinnen wird die Frauen-WM zum absoluten Quoten-Renner. Ganz Deutschland sitzt vor den Bildschirmen – nicht wegen des Treibens auf dem Rasen, sondern in Erwartung neuer Wortschöpfungen, die das Zwerchfell strapazieren. Schon wurde am Sonntag Norwegens Team zu Wikingerinnen umgeschändert.

Für das deutsche – und nur für das deutsche Publikum ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Alexandra Popp zur nächsten Elfmeterin an die Punktin begibt oder Merle Frohms die scharf hereingebrachte Bällin der südkoreanischinnen Rechtsaußenin hält. Wenn es die FernsehzuschauerInnen zu Hause rechtzeitig schaffen, sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen, können sie am Ende vielleicht sogar sehen, welche Nationalfrauschaft die Pokalin gewinnt. Da steppt die Bärin nicht nur im Stadion.

3 Kommentare

  1. Jede 1/60 Sekunde Lebenszeit über diesen Gendermist zu vertun ist reiner vorgezogener Selbstmord… Seht Euch doch um und in die Gesichter der Menschen überall: Da zieht es die Mundwinkel nach unten. Gut das noch nicht nachgewiesene Arbeitsschaffenskraft von studierenden Le(e)hrkörper wegen der Genderabschaffung aus Sachsen abwandern zu gedenken (siehe Quelle: LVZ vom 31.07.2023). Was wird es wohl unserer kommenden Generation gut gehen zukünftig. Lieber kein Leerkörper als weniger Lehrkörper…

  2. Habe heute in der LVZ einen Artikel über Lehrer .. oh sorry … Lehrrinnen und Lehrer in Sachsen gelesen. Besser gesagt: Ich hatte es vor. Nachdem ich im Text zum x-ten Mal überden Terminus „Referendarinnen und Referendare“ gestolpert bin, habe ich die Lektüre abgebrochen. Der Ausdruck nimmt jedesmal fast eine Zeile ein und als ich die gesamte Textlänge überflogen habe, war mir klar, dass für das eigentliche Thema gar nicht mehr genug Platz ist. Nur um „on woke“ zu sein, muss man sich das nicht antun..

    • Ulrich Naser auf 31. Juli 2023 bei 9:35
    • Antworten

    Tschingis AITMATOW schreibt in seinem Roman „Die Richtstatt“ von einem Wolfspaar: „ Akbara (die Wölfin) war der Kopf, der Verstand dieses Räuberpaares, ihr gehörte bei der Jagd die Initiative, er aber war die bewährte Kraft, die zuverlässig, unermüdlich, strikt ihren Willen ausführte.“ Und bei Bären ist es sicher nicht anders. Und auch bei uns Menschen kann dieses Verhalten beobachtet werden. Doch wer diese Unterschiede zwischen Frauen und Männern klar erkennt und anspricht, wird einen feststehenden Begriff wie „bärenstark“ nicht gleich so krumm umnutzen. Aber ist „kein Gentern statt Volk.“ (Maximilian Krah) richtiger?

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