Wie Markranstädt die Wiederauferstehung der Aktuellen Kamera feiert

Krieg im Nahen Osten, Krieg in der Ukraine, Inflation, Wohnungsnot, Flüchtlingskrise – und die elfte Coronawelle wirft auch schon dunklen Schatten voraus. Was in den Nachrichtenredaktionen der Qualitätsmedien derzeit entbunden wird, hat das Stimmungsbarometer in der Buntenrepublik auf das Niveau vom Mai 1945 (im Westen) und rechts der Elbe zumindest auf Herbst ‘89 gedrückt. Zeit zu handeln, hat man sich im Politbüro des ZK der Ampelkoalition gedacht und gemeinsam mit dem Medienpartner ARD eine ebenso altbewährte wie lange Zeit erfolgreiche Strategie recycelt. Die „Aktuelle Kamera“ ist wieder da! Mit verblüffendem Erfolg, der sogar in Markranstädt Wirkung zeigt.

Kanzler Olaf Scholz hat ein Machtwort gesprochen! Jetzt ist Schluss mit der Monotonie dieses Yeah, Yeah, Yeah und wie das alles heißt.

Ab sofort gilt die Devise: „Jedes Redaktionskollektiv jeden Tag mindestens eine gute Nachricht!“

Aber woher nehmen? Und wie macht man eigentlich gute Nachrichten, wenn man in den letzten 30 Jahren nur darauf konditioniert wurde, inmitten blühender Landschaften ausschließlich die Komposthaufen in Grund und Boden zu schreiben?

Faulheit + Zufall = Lösung

Im Angesicht des darniederliegenden Journalismus scheint guter Rat teuer, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Allerdings kam dem ZK des Politbüros der Ampel dabei der Zufall zu Hilfe. Beim Durchsuchen des Büros von Angela Merkel fand ein BND-Mitarbeiter ein paar alte Unterlagen in einer Schublade ihres Schreibtischs.

Neben Stasi-Dossiers über einen gewissen Theodor Guttenberg und andere verschollene Konkurrenten, brachte der Geheimdienstler auch eine alte Ormig-Kopie ans Licht, bei der es sich um ein Strategiepapier handelt, das ein gewisser Günter Mittag unter Mithilfe seines Co-Autoren Erich Mielke verfasst hat.

Copyright by Günter Mittag

Das ebenso einfache wie geniale Konzept beruht auf der Feststellung, dass die Erfüllungsgehilfen in den Redaktionsstuben nichts anderes zu schreiben in der Lage sind, als die wortgetreue Wiedergabe dessen, was ihnen aus den Machtzentralen vorgegeben wird. Weil das so unglaublich klang, dass es der temporär einäugige Kanzler selbst mit seinem gesunden Auge zunächst nicht sehen wollte, hat das Berliner Propagandaministerium im Sommer einen ersten Probelauf gestartet.

Schulden, die einst das Ende der DDR einläuteten, wurden kurzerhand in Sondervermögen umbenannt und schon ging es trotz darniederliegender Konjunktur stimmungsmäßig wieder steil aufwärts im Lande der Dichter und Denker. Quot erat demonstrantum.

Der Blinde schreibt ab, was der Taube hört

Die Journalisten hatten den Begriff Sondervermögen weisungsgemäß vervielfältigt (besser gesagt: vereinfältigt), ohne ihn für ihre Konsumenten zu hinterfragen, zu erklären oder wenigstens zu übersetzen. Und der Clou: Die wenigen Schriftkundigen, die das dennoch erkannten, hatten gar keine Zeit, den Begriff zu hinterfragen.

Sie waren bis zum Redaktionsschluss damit beschäftigt, die in der Pressemitteilung fehlenden Gendersternchen an die richtigen Stellen zu setzen.

Befeuert vom Erfolg dieses Testlaufes, hat das ZK des Politbüros der Ampel am Montag die zweite Stufe des gesellschaftlichen Informationswandels (die sogenannte „I-Wende“) gezündet.

Die Informationswende

Weil bekanntlich nicht alles schlecht war, was aus dem Osten kam, hat die Bundesregierung gemeinsam mit ihrem Medienpartner ARD eine Strategie neu belebt, die sogar die unter ihrem Sondervermögen ächzende DDR-Diktatur 40 Jahre lang sicher über Wasser gehalten hat. Noch unter dem Deckmantel „Tagesschau“ per Teletext ausgestrahlt, erlebt die gute alte „Aktuelle Kamera“ jetzt eine überraschende Renaissance.

Direkt vom Politbüro in die Redaktion geschickt und dort 1 zu 1 übernommen.. Von der Aktuellen Kamera lernen, heißt siegen lernen. So zu lesen am 6. November im ARD-Teletext.

So zu lesen am 6. November im ARD-Teletext.

Die deutschen Erdgasspeicher sind zu mehr als 100 Prozent gefüllt! Diese Schlagzeile schreit geradezu nach einer machtvollen Sympathiekundgebung der Werktätigen und ihrer Verbündeten aller Klassen und Schichten. Und die Botschaft zeigt Wirkung. Schon haben sich große Industriebetriebe Schulter an Schulter an die Seite der Arbeiterklasse gestellt. Auch in Markranstädt wurde die Initiative aufgegriffen.

Dank RB: Gemeinschaftsempfang  in Markranstädt schon etabliert

Die Angst vor der Wiedereinführung des Gemeinschaftsempfangs der Aktuellen Kamera oder anderer Sendungen ist in einer Stadt, in der bei jedem RB-Spiel ganze Fan-Kollektive Schulter an Schulter in unverbrüchlicher Brüderschaft einträchtig vor dem Bildschirm hocken, sowieso zu vernachlässigen. Im Gegenteil: In Markranstädt fällt die ARD-Initiative bei mindestens 118 Prozent der Einwohner auf fruchtbaren Boden.

So verpflichtete sich das Kollektiv von Skeleton, dem weltgrößten Hersteller von „Super-Kondensatoren“ im Gewerbegebiet Kulkwitz, seine Technologie im Laufe des nächsten Fünfjahrplanes so zu perfektionieren, dass die Kondensatoren bei gleicher Kapazität mindestens 120 Prozent mehr Strom speichern können.

Eine Jugendbrigade forsche aktuell an einer speziell angepassten physikalischen Formel, heißt es.

Auch eine Seebenischer Weinkelterei hat erste Erfolge auf dem Weg in das neue Informationszeitalter zu vermelden. In einer noch geheimen Testreihe sei es erstmals gelungen, in einer 0,75 Liter-Flasche einen Liter Glühwein abzufüllen. Der Verkauf an die Werktätigen Markranstädts soll trotzdem zum Preis eines dreiviertel Liters erfolgen. „Die Differenz legen wir in Sondervermögen an, das dann als machtvolles Bekenntnis zur internationalen Solidarität in Form einer Parteienspende an die Ampel ausgezahlt wird“, geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Markranstädt geht voran

Diesen leuchtenden Beispielen folgen inzwischen schon zahlreiche weitere gesellschaftliche Kräfte in Markranstädt mit Ideenreichtum und Tatendrang. So ist es einigen Vermietern gelungen, die Mietpreise ihrer Wohnungen bei gleichbleibender Quadratmeterzahl um bis zu 30 Prozent zu erhöhen. Sogar das Rathaus hat sich zu hohen Wettbewerbszielen verpflichtet und diese bereits übererfüllt. So stehe im Stadtbad, das es gar nicht mehr gibt, aktuell mehr Wasser als noch zu seinen Glanzzeiten. „Und das, ohne etwas hineinzufüllen“, frohlockt der Sekreteipartisär.

Vor dem Hintergrund dieser Erfolge will sich auch das Kollektiv der Markranstädter Nachtschichten der ARD-Initiative „Jedes Redaktionskollektiv jeden Tag mindestens eine gute Nachricht!“ anschließen. Aus diesem Grunde starten wir heute einen Aufruf an Sie, liebe Leser.

Das Logo der Gemeinschaftsinitiative der Bundesregierung und ihres Medienpartners ARD.

Das Logo der Gemeinschaftsinitiative der Bundesregierung und ihres Medienpartners ARD.

Welche Ideen haben Sie, um unsere Gesellschaft noch schneller und noch weiter voranzubringen? Haben Sie vielleicht eine Lösung, um beispielsweise den Flächeninhalt eines Kreises ohne Veränderung dessen Umfangs zu vergrößern? Dann immer her damit an redaktion@nachtschichten.eu.

Unter den Einsendungen mit den innovativsten Inhalten verlosen wir zwei Stehplätze auf der Treppe des ARD-Hauptstadtstudios bei der nächsten Sitzung des ZK des Politbüros der Ampelkoalition. Sie werden nicht glauben, was Sie dabei alles erfahren können – 120 Pro!

3 Kommentare

    • Samoht auf 9. November 2023 bei 11:28
    • Antworten

    Auch ich will mich dem flammenden Appell anschließen. Mein Beitrag zur weiteren Entwicklung unserer Ampelwirtschaft: Ich habe ich mit meinem Neuererkollektiv und der Jugendbrigade des Pflegeheimes im Park die Herstellung von Brom revolutioniert. Bekanntlich werden seltene Erden immer seltener. Deshalb haben wir für die Messe der Meister von Morgen folgende Formel entwickelt:

    Man nehme eine Brombeere und lasse diese auf die Erd fallen. Die Beere spaltet sich ab und verbindet sich mit der Erde zur Erdbeere. Brom wird frei!

    • ein Frankenheimer auf 7. November 2023 bei 17:02
    • Antworten

    Je maroder das System, desto heftiger die Satire darüber…hatten wir das nicht schon einmal? Also ich kann mich gut erinnern, auch an die diesbezüglichen Folgen…

    1. … als da wären: Verhaftung dieser subversiven Satiriker, Einsatz im Braunkohle-Tagebau und verschärfte Erziehung zu klassenbewussten Bürgern. Wissen wir alles. Unser Chef hat zu jener Zeit sogar einschlägige Erfahrungen in dieser Richtung machen dürfen (zweimal auf offener Straße weggefangen, x-mal von Kalkmützen belästigt worden, zweimal davon übrigens auch sexuell und von Frauen). Aber heute gibts ja zum Glück statt Braunkohletagebau nur Glas putzen im Solarpark (die Windkrafträder werden von den Angstfürzen der Politiker sogar bei Flaute auf Hochtouren angetrieben). Kein Wunder also, dass die Menschen immer aufmüpfiger werden.

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