Wie Markranstädt verkehrstechnische Weltgeschichte schreibt

In Sachen moderner und effizienter Verkehrsführung schreibt Markranstädt in diesen Tagen Weltgeschichte. Natürlich nicht allein, man braucht da schon die Hilfe der Landkreis-Behörden. Aber dieses Netzwerk funktioniert und deshalb kommt der Kraftfahrer aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. In Markranstädt funktionieren neuerdings sogar Verkehrsstrategien, die bislang allein vor dem Hintergrund geltender Naturgesetze völlig unmöglich erschienen. Und wir stehen offenbar erst am Anfang der Entwicklung.

Wo ein Körper ist, kann ein zweiter nicht sein, heißt es in einer physikalischen Eselsbrücke.

Genau aus diesem Grunde werden Autobahnen seit deren Erfindung vor 85 Jahren breit und mehrspurig gebaut. Nebeneinander können schließlich auch mehrere Körper gleichzeitig sein, oder nicht?

Zu eng gedacht vom Sohn des österreichischen Zollbeamten Alois Schicklgruber. Spätestens seit der vergangenen Woche weiß auch der Rest der Welt, dass man eine Autobahn komplett durch ein Nadelöhr wie die Braustraße leiten und dabei sogar noch Gegenverkehr zulassen kann.

Internationale Verkehrsdrehscheibe

Klar,  um auf eine solche Lösung zu kommen, muss man studiert haben. Am besten Verwaltungsrecht, damit man sich hinterher auf einen Paragrafen beziehen kann, der den Urheber dieses genialen Einfalls von jeglicher Schuld reinwäscht.

Der Schwarze Weg entwickelte sich zwischenzeitlich zu einer wahren transeuropäischen Verkehrsdrehscheibe. Ganze Konvois im internationalen Warenverkehr eingesetzter LKW versuchten, dort zu wenden und brachten dabei den Individualverkehr zeitweise zum Erliegen. Geschwindigkeitsbegrenzung auf natürlichem Weg sozusagen – unter Anwendung der Selbstheilungskräfte des Straßenverkehrs.

 

Aber das Drama geht schon weiter, kaum dass die Lützner Straße wieder offen ist. Kam man vorher aus Richtung Westen kaum in die Stadt rein oder raus, gilt selbiges jetzt für den Süden. Seit Montag ist die B 186 zwischen Autobahnauffahrt A 38 und Knautnaundorf dicht.

Und was sich unsere Verkehrsarchitekten aus Borna dafür als Umleitung ausgedacht haben, toppt alles bisher Dagewesene. Wie gesagt: Weltgeschichte!

Früher führten alle Wege nach Rom. Wenn die Autobahn dicht ist, gehts heute quer durch Markranstädt. Der Weg ist das Ziel.

Früher führten alle Wege nach Rom. Wenn die Autobahn dicht ist, gehts heute quer durch Markranstädt. Der Weg ist das Ziel.

Da wird der Kraftfahrer (auch Schwerlast-Trucker scheuen diese Lösung nicht), mit der Verheißung „—> Markranstädt“ an der Abfahrt Neue Harth von der Autobahn gelockt, um dann unter ihr hindurch zur B 186 geleitet zu werden.

Aber weil die bekanntlich gesperrt ist und man auf der Zwenkauer Seite der Baustelle rauskommt, muss man sie in Knautnaundorf allerdings schon wieder verlassen. Eigentlich auch kein Thema, weil’s ja links über Schkorlopp und Räpitz auch nach Markranstädt geht.

 

Doch da hat man die Rechnung ohne den Verkehrsplaner gemacht, denn links abbiegen geht in Knautnaundorf plötzlich nicht mehr. Nicht wegen der Baustelle oder aus anderen objektiven Gründen, sondern einfach nur … na ja … weils halt jetzt verboten ist. Verstöße sind teuer seit Montag.

So mäandert der inzwischen total verwirrte Kraftfahrer über Knauthain und Großzschocher retour an Rehbach vorbei und nähert sich im Laufe der Zeit so allmählich seinem Zielort Markranstädt. Und wenn er mal einen Moment nicht aufpasst – was natürlich nur Ortsfremden passiert – kann er zwei Stunden später in Wilsdruff ganz entspannt nachtanken. Sofern er kein E-Auto hat freilich, das ohnehin spätestens am Kreuz Parthenaue keinen Saft mehr hat und von einem 12-Liter-Dieseltruck zur nächsten Stromzapfsäule des Kohlewerkes Lippendorf abgeschleppt werden muss.

Apropos Umwelt, Öko, Feinstaub & Co.: Nach Leipzig dürfen gewisse Fahrzeuge bekanntlich nicht rein. Da wird fein(staubmäßig) scharf drauf aufgepasst, weil der Leipziger ja so empfindlich ist. Markranstädter – sozusagen Menschen zweiter Klasse und vor dem Grundgesetz etwas gleicher als gleich – dürfen hingegen den gesamten Feinstaub samt Abgase der umgeleiteten A 9 volley auf Lunge nehmen, ohne dass es bei den Behörden auch nur ein Hüsteln erzeugt. Wieder was gelernt. Wie gesagt: Die Naturgesetze sind in Markranstädt völlig außer Kraft getreten … worden.

 

6 Kommentare

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    • Doppelrömer auf 3. November 2021 bei 9:05
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    Sind wir nun schon am (Verkehrs-)Ende? Meine Frau will aber Verkehr… Ich auch! Aber vieleicht ist das auch gut so wenn Er (also der Ver…) länger steht…

    1. Der Verkehr, den Sie meinen, endet sowieso in einer Sackgasse 😉

    • lüngen auf 3. November 2021 bei 8:24
    • Antworten

    Herrlich geschrieben… da bekommt man richtig Lust das mal abzufahren 🙂

    1. Abzufliegen wäre besser. Aber das Drame soll ja ab heute beendet sein. Energiespareffekt: Man braucht nicht mal die Ampeln umzuschalten. Die liefen die ganze Zeit im „Normalverkehr“.

    • Bürger auf 3. November 2021 bei 7:43
    • Antworten

    Das Chaos in der Lützner Str. war schon heftig.
    Aber das Beste war, niemand war für die Auflösung zuständig.
    Als Teilnehmer an der“ Autodemo“, welche vom LRA provoziert, nein quasi angemeldet war, bemühte ich mich um Auflösung dieser bei den Behörden weil die Coronatregeln nicht eingehalten wurden.
    Niemand fühlte sich zuständig. Das Ordnungsamt nicht, welches sich normal um den „ruhenden Verkehr“ kümmert,wollte nicht einmal Parkzettel verteilen, obwohl dort alles auf der Braustraße und der Bundesstraße zwangsweise parkte.
    Die Polizei konnte oder wollte nicht eingreifen,weil beim LRA schon Feierabend war und diese die Demo ja genehmigt hatten.
    Tja, wer solls denn dann richten?

    Die Sperrung der Bundesstraße Richtung Zwenkau hält den nächsten Schabernack bereit. Von Lallendorf aus kann man nur noch links an der Ampel Richtung Leipzig abbiegen, Dumm ist nur, die Ampel schaltet wie bisher, trotz fehlendem Gegenverkehr. Dort ist nun bei Rot auch gleichzeitig Grün, also alles fährt einfach weiter. Was so eine Ampelkoalition alles kann obwohl sie noch nicht einmal im Amt ist.
    Nur gut, daß wir einen neuen Bußgeldkatalog haben. Die Verstöße werden von „oben“ angeordnet oder genehmigt und von den anderen Behörden dann abgestraft.
    Der reale Irrsinn.

    Wer hat denn da die Planung gemacht oder den Quatsch unterschrieben? Ich vermute , er war entweder der Sprache nicht mächtig oder leidet an LRS oder ist Blind oder…

    1. … oder?

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