Willkommen in Markra … aaa … anstädt

Immer wieder wird über die Qualitätsmedien geschimpft, die Lügenpresse disqualifiziert und der Linienjournalismus kritisiert. Das Ende vom Lied: Die verunsicherten Qualitätsjournalisten überlassen den Gestaltern anzeigenfreundlicher Medienumfelder das Terrain. Was dabei allerdings rauskommt, könnte zumindest in Markranstädt die Sehnsucht nach Qualitätsjournalismus neu entfachen. Lieber ehrlich belogen als so flach diskriminiert zu werden, dass am Ende nicht mal der Heimatort richtig ausgesprochen wird.

Normalerweise läuft der Dreh eines Filmes so ab, dass man sich ordentlich darauf vorbereitet und auch mal recherchiert, was einem denn da so alles vor die Linse kommen und ins Mikrofon kriechen könnte.

In den gängigen Nachschlagewerken wird man unter M wie Markranstädt als erstes darauf hingewiesen, dass bei der Aussprache des Namens die Betonung auf der ersten Silbe liegt. Man könnte also fast von selbst darauf kommen.

Allerdings gebietet der Pressekodex selbst den in Kompensationsgeschäften absolut erfahrenen Journalisten, ihre Quellen kritisch zu hinterfragen. Sogar bei Wikipedia soll bekanntlich gelogen werden, dass sich die Balken biegen.

Unvertraute Laute

Um nicht irgendwelchen Verschwörungstheorien auf den Leim zu gehen, ist der gestandene Journalist also gut beraten, fragwürdige Quellen und deren Aussagen im Zweifelsfall standhaft zu missachten.

So wohl auch geschehen im Filmbeitrag von MyTV, der übrigens mit der Einblendung „Dauerwerbesendung“ dekoriert ist (was auch noch zu der Frage führen könnte, wer denn die zahlenden Werbepartner waren?).

Weil es nicht sein kann, dass in unserer zurechtgegenderten und political korrekten Muttersprache eine aus drei Silben bestehende Ortsbezeichnung auf der ersten Silbe betont wird, hat man dieses Axiom vorsichtshalber ignoriert.

Schließlich wird auch bei Mittweida das Ei betont, bei Markkleeberg das Doppel-E oder bei Meerane sogar das A, obwohl das Doppel-E in der ersten Silbe geradezu nach exklusiver Betonung schreit. Auch im internationalen Sprachverkehr wird deutschlandweit eine einheitliche Regelung verfolgt. Bei Wiesbaden beispielsweise oder Hannover, Salzgitter, Waldkraiburg und Blaubeuren.

Nur Markranstädt will da eine Ausnahme machen und das ist dem Rest der Welt wirklich nicht zuzumuten. Wo kämen wir da hin, wenn wegen jeder kleinen Minderheit gleich eine ganze Muttersprache umgekrempelt werden soll?

Wider dem Duden

Wir haben noch nicht mal den Wegfall der Mehrheit der Neger aus unserer Sprache richtig verkraftet. Von Zigeunern ganz zu schweigen, deren Soßen noch immer nach ihnen benannt sind, obwohl sie in der EU politisch korrekt als Rotationseuropäer bezeichnet werden müssen.

Da ist die Redezeit im Stadtrat schon nach der Grußfomel um, wenn es heißen muss „Markraaanstäderinnen und Markraaanstädter mit rotationseuropäischem Migrationshintergrund und rotationseuropäischen Migrationshintergründinnen“.

Nee, ist schon ganz gut so, dass uns die Quantitätsmedien aus Dresden (da wird seltsamerweise die erste Silbe betont) behutsam an die gesamtdeutsche Angleichung der Aussprache unseres Städtenamens heranführen.

Worum es in der Dauerwerbesendung über Markranstädt ging, haben wir übrigens leider nicht so richtig mitbekommen. Wir waren von den satirischen Elementen dieses Beitrages derart überwältigt, dass uns der unbestritten vorhandene tiefere Sinn des Films verborgen blieb.

Hier ein kurzer Zusammenschnitt der satirisch wichtigsten Sprachszenen (einfach draufklicken).

Da es eine Dauerwerbesendung war, hoffen wir nur, dass nicht ein Markraaanstädter auch noch Geld dafür bezahlt hat, um dieser Lautgebung zu stärkerer Bekanntheit zu verhelfen. Andererseits … der Spaß war’s wert.

Auch und gerade deshalb möchten wir uns beim Jens, beim Uwe, dem Frank, dem Michael und dem Stefan aufrichtig dafür bedanken, dass sie ihre neue Duzfreundin Regina bis zum bitteren Ende darüber im Unklaren gelassen haben, wie der Name ihrer Heimatstadt ausgesprochen wird.

So und nur so kann ein Film schon während seiner Erstausstrahlung zur TV-Legende werden. Danke dafür!

 

20 Kommentare

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  1. Danke für den tollen Link zur sächsischen Hochsprache. Da mühen sich viele mit großem Fleiß,den Zugereisten aus der weiten Welt die deutsche Sprache als Hochdeutsch beizubringen und keiner kann dabei seinen angeborenen Heimatdialekt ganz heraus lassen. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wie es dann ist, wenn die Neuen im Unterricht als Begrüßungsformel laut Lehrbuch „Guten Tag“ gelernt haben und dann auf der Straße in Sachsen mit „Daaach“ begrüßt werden und am Ende eines Kontaktes u.U. „heem, bei de Muddi“ geschickt werden? Und wisst Ihr warum sie euch so intensiv anschauen? – In den 2015 in aller Schnelle deutschlandweit verbreiteten Arbeitshilfen wird als typisch deutsches Kleidungsstück die Lederhose propagiert!!! Abor mir Sachsn, mir sin helle, das weeß de ganze Weld, mir drachn geene Ledorhosn, dafoor gähm mir gee Geld!(Mir sin dierlieb u. dengn an die arme Schweine, Hirsche usw.)
    Hut ab vor jedem zugereisten Deutsch-Schüler, der die Sprachprüfung im 1. Anlauf besteht u. irgendwann auch unseren natürlich-flüssigen Gesprächen in vermeintlichem Hochdeutsch folgen kann!!!
    Wisst Ihr wie gut ihr es habt, dass euch diese schwere Aufgabe erspart bleibt?

    • Ulrich Naser auf 10. Juli 2020 bei 4:18
    • Antworten

    Die Frage ist nicht, kann Frank Helge Meißner SPD-Fraktionsvorsitzender werden, er ist es. Einen guten Tag in Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.

    • Ulrich Naser auf 9. Juli 2020 bei 18:40
    • Antworten

    Ein hoffentlich nicht zu besserwisserischer Nachtrag zu Heiko Küster.

    Die Quarantäne (Deutschland: [karanˈtɛːnə]
    Bereits 1374 ist eine, allerdings nur zehn Tage dauernde, Quarantäne in Reggio nell’Emilia durchgeführt worden.
    Zur Isolierung der von einer Seuche befallenen Menschen wurden früher häufig Seuchenhäuser errichtet.
    Um ihre Stadt vor Pestepidemien zu schützen, beschloss im Juli 1377 die Regierung der Republik Ragusa, dass sich vor dem Betreten der Stadt alle ankommenden Reisenden und Kaufleute dreißig, später dann vierzig (d. h. quaranta) Tage lang isoliert in eigens dafür errichteten Lazaretten aufhalten müssen, darunter in Lazareti bei Dubrovnik. Von dieser Regelung leitete sich der Begriff Quarantäne in der heutigen Bedeutung ab.[8] 1383 wurde zum ersten Mal in Marseille die Quarantäne über ankommende Schiffe verhängt, um sich auch vor der Pest zu schützen, die damals in Europa wütete. Eine andere Quelle spricht davon, dass Beamte aus Venedig 1374 die Quarantäne einführten. Besatzung und Waren wurden zunächst auf der Insel Lazzaretto Nuovo isoliert und durften erst nach dreißig, später nach vierzig Tagen an Land.
    Aus Wikipedia.

    • Bernd Hollwitz auf 9. Juli 2020 bei 16:21
    • Antworten

    Leider singen auch die „Stammtischler“ Markraaanstädt (siehe vorheriger Beitrag) im bekannten Liedchen:
    „Im großen Deutschland, im allerletzten Eck,
    da liegt ein Städtchen
    Markraaanstädt heißt der Fleck,
    da ham wir ein Klima sogar mit Luv und Lee …..“usw.

    Was sagen wir denn dazu? 🙂

    1. Das ist Absicht! Damit soll der Zuhörer von der zuvor dokumentierten Beleidigung abgelenkt werden, dass er „im allerletzten Eck“ wohnt. Das macht man so, heutzutage. Ein aktuelles Beispiel aus der Corona-Krise: Wir haben alle tiefe Sorgen über alles Mögliche, aber unsere Kommandantur meint, Bahnhöfe (Mohrenstraße) umbenennen zu müssen, gräbt einen seit 100 Jahren toten Zoo-Gründer aus (weil der Neger nach Deutschland brachte) ujnd gendert unsere Muttersprache nach Herzenslust um – alles nur, um uns abzulenken. Also seien Sie milde in Ihrem Urteil über die Aussage unserer Markranstädter Nationalhymne und deren Interpreten. Herrlich schunkeln lässt sich’s dazu allemal.

    • Tilo Lehmann auf 9. Juli 2020 bei 12:08
    • Antworten

    Wer will wenig Geld für eine „Dauerwerbesendung“ ausgeben-
    Der/Die bekommt diese flache sendungsbewusste Fernsehsprecher/in gegeben.
    Auweia, welches Niveau bekommt Ihr Markranstädter Satire-Finder noch aufgetischt. Gibt es eine Lachkrankheit? Dann ist die Redaktion von MN arg gefährdet. Und der/die Leser/innen von MN steckt sich an. Danke Euch das Ihr und teilhaben lasst.

    • Ulrich Naser auf 9. Juli 2020 bei 8:20
    • Antworten

    Wer nicht in Markranstädt geboren wurde fragt sich vielleicht, warum betonen die Mahranser eigentlich die ersten Silbe?
    In der Chronik von Pfarrer Weißbach, Seite 14, steht:
    „Da nun zu jener Zeit (um 1190) Altranstädt in den Besitz Altenzeller Mönche überging, das andere Ranstädt aber im Besitz der Markgrafen blieb, so erklärt sich auch, warum das letzter zum Unterschied von Altranstädt Markranstädt genannt wurde, wiewohl in Urkunden noch oft der einfache Name Ranstädt für beide Orte gebraucht wird.“
    Meine Schlussfolgerung: Danach leitet sich der Name Markranstädt von Markgraf von Meißen ab und müsste eigentlich Markgrafenranstädt heißen. Auch weisen die Familiennamen Meißner in Markranstädt auf eines hin, dass sich in Markranstädt auch Untertanen vom Markgrafen von Meißen ansiedelten. Was sagen Sie dazu, fragte ich Frau Kämmer vom Heimatmuseum?
    Ihre schriftliche Antwort war auf zwei Schreibmaschinenseiten gründlich recherchiert und lässt sich so in wenigen Worten zusammenfassen:
    „Verfasser von Chroniken waren und sind stets, wie man zu sagen pflegt, „Kinder ihrer Zeit.“ Und nach allen bisher bekannten Urkunden und den darin befindlichen Schreibweisen des Ortsnamens kann diese nur von der Bezeichnung „der Markt Ranstete“ kommen.“

    1. Vielen herzlichen Dank für diese historische Offenbarung! Die Mär über die Herkunft aus dem Begriff Markt Ranstete hatten wir aus dem Munde von Frau Kämmer auch schon vernommen. Aber die Deutung über die wahren Wurzeln des Namens Meißner ist uns neu und eröffnet dem Satiriker großartige Perspektiven. Frank Helge ein Knecht des Markgrafen? Kann man mit diesem feudalistischen Migrationshintergrund überhaupt SPD-Fraktiionsvorsitzender werden? Da jetzt sowieso gerade alle möglichen Leute neu auf dem Prüfstand stehen (siehe Zoo-Gründer Pinkert), sollte man auch hier mal nachschauen, ob Meißners Stammbaum mit dem Leitbild der Sozialdemokraten vereinbar ist.

    • Heiko Küster auf 9. Juli 2020 bei 7:24
    • Antworten

    Das ist wie mit dem Wort „Quarantäne“. Ich habe mal gelernt, das Qu als Ku oder sogar kw(gefolgt vom Vokal, der sich anschloss) gesprochen wird. Jetzt, im Neusprech heißt „Quarantäne“ gesprochen „Karantäne“. Wenn ich nicht so trainiert wäre, dann hätte ich jedesmal, wenn die Medien und all die anderen „Bienen“ mich zur „Karantäne“ informieren, ein Schließmuskelproblem…
    Es muss eben nur blöd genug klingen und gebetsmühlenartig wiederholt werden, schon machen´s die meisten nach!!!

    1. Weiß nicht so recht. In Markranst klingt mir das eher wie „Garandäähnä“. Da ist nämlich noch die Sache mit dem harten „Gaah“ und dem weichen (babbschen) „Keeh“. Also fährt der Markranster sein Auto in die Karasche und isst dann in der Küche seinen Geehgs.
      Ihr Satz „Es muss eben nur blöd genug klingen und gebetsmühlenartig wiederholt werden, schon machen´s die meisten nach!!!“ gehört als Vorwort in den naächsten Almanach des Vereins zum Schutz der deutschen Sprache.

    2. Nee, tut mir leid, Herr Küster, das kann ich nicht so stehen lassen, entspannen Sie bitte Ihren Schließmuskel und lesen Sie eine kurze Klugscheißerei: Quarantäne kommt aus dem Französischen und keiner der Baguetteträger würde ein Wort so aussprechen, wie er er schreibt, quarante heißt 40 und Quarantäne bezeichnet vierzig Tage ohne Menschenkontakt bei Ansteckungsgefahr.Quarante wird Karaante (in der Mitte ein Nasal, also nicht wie Markraaaanstädt) ausgesprochen, deshalb wird das eingedeutschte Quarantäne auch mit k gesprochen.

      1. …sagt jemand aus einem Kulturkreis, wo der Jäger noch durch den grünen Wald reitet und das Wild daher schießt gleich wie es ihm gefällt. Und der die hier zur Rede stehende Muttersprache damit ebenso fremd ist wie uns Sachsen. Aber dass sie dann auch wirklich noch Recht haben, diese Ausländer, ist echt schwer zu ertragen für einen Markranster. Da hilft nur eins: Schnellstmöglich einbürgern, dann ist das Recht auf unserer Seite!

        1. Danke fürs Einbürgern, ich habe Hochdeutsch als erste Fremdsprache gelernt wie mansche Sachsn ooch und bin außerdem schon so lange hier, ich darf sogar wählen….

            • CvD auf 10. Juli 2020 bei 7:35

            Also da empfehlen wir doch noch mal eine tiefere Recherche, eventuell mit Blick auf Google oder so. Bis zur Wiener Konferenz 1815 war Sächsisch die deutsche Hochsprache! Luther hatte die Bibel quasi ins Sächsische übersetzt und Goethe ist nur deshalb nach Leipzig gekommen, um Hochdeutsch (also Sächsisch) zu lernen. Echt jetzt, kein Scherz! Das Sächsisch hieß damals „Meißner Kanzleideutsch“ und galt bis hoch nach Hamburg (und sogar bis hin in die Kurpfalz) als amtliche Hochsprache. Hier mal ein Link zur Wissensvermittlung: https://www.dw.com/de/s%C3%A4chsische-hochsprache/a-4246184

            Aber wie das so ist im Leben: Manchmal reicht ein Fehler um alles zunichte zu machen. Friedrich August I., der alte Depp, meinte ein halbes Jahr vor der Völkerschlacht bei Leipzig, die Seiten wechseln zu müssen und hat sich Napoleon angeschlossen. Das war das Ende der offiziellen Hochsprache nach der Meißner Kanzlei. Ab jetzt durfte jeder quatschen wie er wollte und als Hochdeutsch gilt eine Aussprache, die kein Deutscher beherrscht. Nach solch großartigen Heroen wie Lene Voigt oder Bernd-Lutz Lange gelten die Markranstädter Nachtschichten als letzter Gralshüter dieses Weltkulturerbes… 🙂

  2. Liebe MN-Redaktion!
    Super Beitrag! Jetzt kommt Ihr nicht mehr umhin, Eure Whatsapp-Kontaktdaten zu veröffentlichen, verbunden mit einem Aufruf an die Leser, Euch das as Wort „Markranstädt“ als Sprachnachricht zusenden.

    1. Whatsapp? Haben wir nicht. Ist viel zu gefährlich in Markranstädt. Da erfährst du Dinge, die du besser nicht wissen willst. Kann man solche Sprachnachrichten nicht irgendwie analog oder schriftlich rumschicken? Dafür müsste es doch auch ein App geben?

    • Der Seebenischer auf 8. Juli 2020 bei 20:55
    • Antworten

    Ist der dritte Buchstabe des Stadtnamens also tatsächlich ein R, das hatte ich so noch gar nicht bemerkt. Aus Kindertagen, als man noch beim Busfahrer seinen Fahrschein löste, hab ich noch die Worte der Erwachsenen im Ohr: Ehma Mahkrans bitte!

    Schöner Beitrag! Ihr seid Bildungspresse!

    1. Aha, dann wissen wir jetzt auch, warum Sie als Kind nie bis nach Markranstädt gekommen sind. Nicht weil das r fehlte, sondern das t. Es hieß: „Ehma Markranst bitte, Herr Lehmann!“ Und jetzt sagen Sie nicht, dass Sie den Lehmann auch nicht kannten. Das war der Mann am Buslenker, für den alle die „Pappnasen“ waren, die den Groschen nicht passend hatten.

    • Joseph G. auf 8. Juli 2020 bei 20:40
    • Antworten

    🙂 Klasse Beitrag, wie immer!
    Das wird übrigens erst seit 1954 ausser im Ort selbst falsch ausgesprochen.
    In das kollektive Gedächtnis eingebrannt seitdem: Aus dem Hintergrund müßte Rahn schiessen,…Raahn schießt…..der Rest ist Geschichte.

    1. Jaaah genau! Der Rest lautet: „Haben sie Mut, nennen sie ihren Sohn Waldemar!“ Aber was hat das mit Markraaanstädt zu tun?

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