Wort für(s) Wort

Das Titelbild sagt viel: Eine Biene, Sinnbild des Fleißes, chillt ab. Pfarrer Michael Zemmrich rät uns, es ihr gleich zu tun. Dabei geht es allerdings nicht um das, was derzeit wieder nachts in der Kernstadt abgeht, wo ausgeruhte Dauer-Abchiller die Nacht zum Tag machen und jene am Schlaf hindern, die tagsüber das Geld verdienen müssen, das die Abchiller in der nächsten Nacht wieder verfeiern können. Nein, es geht um das, was man so leicht daher sagt, wenn man mal alle Fünfe grade streckt: Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

Machen Bienen Urlaub? Das könnten wir meinen, wenn wir das Titelbild betrachten: Es sieht aus, als trüge die Biene eine Sonnenbrille. Aber nein. Im Gegenteil: Die Biene arbeitet bienenfleißig und nutzt ihre Facettenaugen, um ihren Arbeitsplatz auf einer Margerite wahrzunehmen.

Die Biene ist beschäftigt. Es ist ihr Lebenssinn, Honig zu erzeugen. Aber natürlich haben auch Bienen Pause. Wenn Bienen schlafen, drücken sie ihren Kopf und ihren Hinterleib zwischen zwei Waben und lassen ihre Fühler und ihre Beine entspannt baumeln. In dieser Position können sie bis zu dreißig Minuten regungslos bleiben.

Wenn schon bienenfleißige Bienen Anspannung und Entspannung nötig haben, um wieviel mehr wir Menschen?

Im Psalm 127 heißt es: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen … Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und danach lange sitzt und esst euer Brot mit Sorgen, denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf…“

Sinnvolle Beschäftigung ist gut. Dauerhafte Anspannung führt zu Frustration – so das lateinische Wort für umsonst: frustra. In der griechischen Mythologie ist das bedauernswerteste Geschöpf jener Sisyphos, der in Anstrengung ohne Unterbrechung immer und immer wieder einen Felsen den Berg hinaufwälzen muss, der, fast am Gipfel angekommen, jedes Mal wieder ins Tal rollt.

Am Anfang des Alten Testaments lesen wir, dass Gott uns den Atem einhauchte. Damit schenkte er uns nicht nur das Leben an sich. Sondern auch die Notwendigkeit der Abwechslung von Ein- und Ausatmen. Schon das Achten auf den eigenen Atem vermittelt uns also – abgesehen vom biologisch nötigen Gasaustausch – die lebenswichtige Botschaft:

Immer Anspannung geht nicht – was oder wer auch uns vom Gegenteil überzeugen will. Wir hören sehr klar, dass hier nicht dem Dauer-Chillen das Wort geredet wird. Sondern dem maßvollen Wechsel von Anspannung und Entspannung. Die vor uns liegende Sommerzeit ist für viele eine Zeit der Entspannung, zumal wir gerade bemerken, wie sehr uns nach zwei Jahren Pandemie die Rückkehr zu Termindichte und Arbeitsanfall ohne gewohnte Routine beschäftigt. Vieles Altbekannte muss neu „erfunden“ werden.

Umso mehr ist Entspannung nötig. Wer bienenfleißig beschäftigt war, darf auch mal in der heimatlichen Wabe baumeln. Oder eben in einer Urlaubswabe. Der Psalm 127 setzt dem Ganzen aber die Krone auf, indem er sagt: Das Entscheidende, worum du angestrengt schlaflos gerungen hast, fällt dir mitten in der Ruhe „von selbst“ – also von Gott zu. Was hindert dich daran, darauf einmal zu vertrauen? Nicht nur im Sommer.

1 Kommentar

  1. Na ja – und wer genau liest, entdeckt immer auch was zum Schmunzeln… Investieren Sie ruhig noch mal drei Minuten…

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