Bahnhof Markranstädt: Unterführung hält besser dicht als Stadtbad

Statt besser zu werden, wird die Lage immer schlimmer. Seit heute gegen 17 Uhr ist der Markranstädter Bahnhof nicht nur nicht barrierefrei für Menschen mit Handicap, sondern auch für Nichtschwimmer. Die gute Nachricht: Das Bauamt kann sich an der Unterführung eine Anleihe für die Sanierung des Stadtbads nehmen. Zumindest dicht scheint er zu sein, der Tunnel. Aber visionäre Freigeister denken längst weiter. Schon ist von einer Fährverbindung zwischen dem Stadtzentrum und den nördlichen Siedlungsgebieten die Rede.

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr waren während des Unwetters kaum nach Göhrenz ausgerückt, um dort ein Haus am Sinken zu hindern, da heulten die Sirenen erneut. Menschen in Seenot. Auf dem Bahnhof!

Was inzwischen geschah: Da Wasser bekanntlich nicht über die Eigenschaft verfügt, bergauf zu fließen, suchte es sich einen Weg nach unten. Möglichst barrierefrei freilich, denn im Gegensatz zum Menschen meckert die Natur nicht rum, sondern macht sich die physikalischen Gesetze zu eigen und handelt einfach.

In Nullkommanichts war die Unterführung abgesoffen. Der letzte Passant hats grade noch auf Zehenspitzen zum Bahnsteig geschafft. Von dort wollten auch einige Passagiere in Gegenrichtung den Bahnhof verlassen.

Das gelang ihnen nicht mehr. Gefangen auf dem Markranstädter Bahnhof! Gegen diesen Albtraum verheißt eine mehrjährige U-Haft in Guantanamo die blanke Erholung für Körper und Geist.

Zwar heulten die Sirenen und die Feuerwehr kam wirklich sehr schnell (wohlgemerkt: eine Abteilung war zeitgleich woanders im Einsatz), aber für Bahn-Kunden hatten es die Passagiere wirklich erstaunlich eilig.

Kurzerhand verließen sie den Bahnsteig per Abstieg auf die Gleisanlagen, überquerten diese und erreichten so sicheres Festland.

Ja liebe Gemeinde, noch vor einigen Wochen hatten wir darüber gelacht, als bei einer Bürgerumfrage die Forderung „barrierefreier Zugang zu den Bahngleisen“ erhoben wurde. Sogar eine Verwechslung der Begriffe (Bahnsteige statt Bahngleise) wurde in Erwägung gezogen, da es als ausgeschlossen gilt, dass es ein Markranstädter so satt haben könnte, dass die Sehnsucht nach dem Gleise obsiegen könne.

Unerträglich: Weil es keinen barrierefreien Zugang zu den Gleisen gibt, mussten die Passagiere mühsam ächzend auf die Gleisanlagen hinab und von dort wieder aufs Festland hinauf klettern.

Nun, seit heute kennen wir den wahren Hintergrund der Forderung und müssen anerkennen: Sie ist berechtigt! Niemand soll in unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft gezwungen werden, länger als nötig auf dem Markanstädter Bahnhof festzusitzen.

DB-Projekt „Markranstädt 21“

Da sich die Deutsche Bahn bislang erfolgreich gegen die Beseitigung aller Barrieren verteidigt hat, wird der Stadt auch hier nichts anderes übrig bleiben, als selbst zu handeln. Und weil bekanntlich nichts von längerer Dauer ist als das Provisorium, war das nun wohl die Geburtsstunde unseres DB-Projekts „Markranstädt 21“.

Ideen junger Start-ups gefragt

Eine Alternative wäre zum Beispiel ein Bootsverleih an beiden Enden des Tunnels. Ein schier unendliches Aufgabengebiet für den örtlichen Kanuverein.

Oder die Ausgabe von Gummistiefeln! Aber dann bitteschön auch gleich mit Gasmasken. Denn wenn sich da unten infolge des Wasserflusses der Urinstein von den Fliesen löst, ist das kein sonderlich nachhaltiger Willkommensgruß des Markranstädter Hafens an die Kreuzfahrtpassagiere aus aller Welt.

 

5 Kommentare

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    • Ein aufmerksamer Bürger auf 14. Juni 2019 bei 7:52
    • Antworten

    Eine Bundesbahnimmobilie, die fehlende Verantwortung und mögliche Nutzung uvm.!!

    Zu „st“ darf man sagen, dass sicher m.E. die meisten Markranstädter davon ausgehen, dass der Bahnhof eine Immobile der Bundesbahn ist und damit auch die Verantwortung beim Bund liegt, sodass der Einfluss unserer Stadt auf dieses Objekt leider deshalb auch überschaubar ist!!

    Trotzdem und gerade auch deshalb kann man und muss man m.E. den Bürgermeister und die Stadtverwaltung nicht außen vor lassen, wenn für die Bürger der Stadt und auch speziell für die Gruppe der Menschen mit Handicap und u.a. auch Mütter mit Kinderwagen der Bahnhof seit Jahren nicht benutzbar ist!!

    Das sollte doch dem Bürgermeister Spiske , auch mit der Empathie als Arzt und Chef der Stadtverwaltung , seit längerem bekannt sein! Deshalb hoffen wir Bürger und vor allem wir Betroffenen, dass von der Stadtverwaltung gegenüber der Bundesbahn schon länger Gespräche, Maßnahmen und Konzepte vereinbart wurden, um zeitnah diesen Bahnhof für ALLE BÜRGRE DER STADT zugänglich zu machen !

    Deshalb ist es doch legitim, ja zwingend Herrn Spiske als Bürgermeister und Arzt zu fragen, wann die letzten Gespräche auch mit welchen Ergebnis mit der Bahn dazu stattfanden und mit welchem Konzepten und Timing die Stadt in Zusammenarbeit mit der Bahn den Mangel des Bahnhofes, die fehlende Barriere Freiheit, beseitigen will!!

    Dazu sollte m. E. die Stadt, regelmäßig und öffentlich, z.B. dreimal im Jahr im Stadtrat, Rechenschaft ablegen!

    Ein aufmerksamer Bürger

  1. Läuft alles in D.
    In die falsche Richtung, ohne Sinn und Plan, aber läuft.

  2. Schuhe aus und durch…
    Es ist nur Wasser…

    • Ein aufmerksamer Bürger auf 12. Juni 2019 bei 22:52
    • Antworten

    Den Bahnhof Markranstädt den nun „kein Bürger“ mehr bei Starkregen benutzen kann!!!

    Eigentlich können, wenn es die Natur will und es nicht regnet, 80 % der Einwohner von Markranstädt seit Jahren diesen Haltepunkt der Bundesbahn, Optimisten und die Stadtverwaltung sowie der Bürgermeister sprechen auch von einem Bahnhof, diesen auch nutzen!!

    Durch Einschränkungen und Handicap vieler Bürger, Insider gehen von etwa 20 % der Markranstädter Bevölkerung aus, ist dieser Bahnhof seit mehreren Jahren durch die fehlende Barriere Freiheit, von Müttern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer, Bürger mit Handicap, Senioren mit Rollatoren, Gehbehinderte, Bürger mit viel Gepäck und Schwerbeschädigte, ohne das sich die Bundesbahn, noch die Stadtverwaltung oder etwa der Bürgermeister sich darum kümmert, nicht nutzbar!

    Vielleicht gibt es durch das heutige Naturereignis mit dem Wassereinbruch und der damit totalen Nichtnutzung des Bahnhofes eine Lösung mit MEHREREN Effekten und man könnte auf die fehlende Barriere Freiheit „durch Nichtstun“ sogar verzichten!!!??? Sicher im Sinne der Stadtverwaltung und des Bürgermeisters, dafür eine Lösung haben!

    Da denke ich, dass der Bahnhof einfach bei wieder Starkregen GANZ GESCHLOSSEN werden sollte, denn dann hätte die Stadtverwaltung und der BM das Problem „fehlende Barriere Freiheit“ wenigstens für die Zeit des Starkregens für seine 20% Bürger mit Handicap, Mütter mit Kinderwagen, Gehbehinderte, Senioren mit Rollator, Schwerbeschädigte uvm,. durch einfaches Nichtstun gelöst! TOLL!!

    ALLE BÜRGER DER STADT sind dann uneingeschränkt betroffen, sodass sich dann auch die 20 % Bürger aufgrund eines Handicaps sich nicht mehr von der Gesellschaft ausgegrenzt und benachteiligt fühlen brauchen!!

    Ein aufmerksamer Bürger

    1. Sie ärgern sich doch bloß, weil Sie ab jetzt mit der Weißen Flotte in die Innenstadt übersetzen müssen. Wir wollen mal festhalten, dass es sich bei dem Bahnhof um eine Immobilie der Deutschen Bahn handelt, was den Handlungsspielraum der angeführten kommunalen Akteure deutlich einschränkt. Wenn man denen überhaupt eine Schuld zuweisen kann, dann vielleicht am ehesten die, dass man seinerzeit die Baupläne für das Sportcenter mit denen der Unterführung vertauscht hat. Darum ist der Fußgängertunnel dicht und das Sportcenter nicht. Verstehen Sie? Einfach die Zeichnung verkehrt herum halten und schon wird aus dem Dach ein Trog und umgekehrt. Kann ja gar nicht anders sein.
      Wollen mal hoffen, dass beim Stadtbad nicht die Pläne der Dresdener Waldschlösschenbrücke auf den Kopf gestellt oder gar die des Berliner Flughafens nachgenutzt werden.

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