Die Markranstädter Wochenschau (27)

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns. Und nicht nur das. Sie wirft auch schon ihre Schatten voraus. Beim ALDI-Neubau gehen die Handwerker in den Endspurt. Schon ab 20. Juli soll man dort einkaufen können. Aber zunächst zu den anderen Wochenschmerzen. Das Ende einer Verfolgungsjagd, wieder mal eine neue Schranke und eine Bürgermeisterkandidatin, die schon 80 Stimmen sicher hat. Ach ja – und vom Bürgermeister selbst gibt’s auch Neues.

Ja, so ist das: Es gibt Wochen, da kann man das Lallendorfer Stadtgeschehen in einem Vierzeiler zusammenfassen oder möchte das Kaff gleich in der Lützner Straße 13 anliefern, dann wieder überschlagen sich die Ereignisse derart, dass eine Wochenschau gar nicht reicht.

Am Mittwoch endete gegen Mitternacht in Markranstädt eine heiße Verfolgungsjagd. Ein 31-Jähriger konnte offenbar das Inkrafttreten der Mehrwertsteuersenkung nicht abwarten und hatte sich schon am Vortag in Torgau einen teuren Geländewagen angeeignet.

Nächtliche Verfolgungsjagd

Diesen steuerte er mit einem falschen Kennzeichen über die A 38, als die Genossen der Volkspolizei auf ihn aufmerksam wurden. Seit sie keine Fahrräder mehr verticken können, müssen sie auch mal mit Autos vorlieb nehmen und so hefteten sich die Uniformierten dem Dieb an die Fersen.

Spurenlesen: In der Gutenberg-Schikane ist der Fahrer mit Vmax auf die Curbs geraten und verlor die Kontrolle über seinen Boliden.

In der S-Kurve der Zwenkauer Straße kam es dann zum großen Showdown. Der junge Mann (offenbar schwere Kindheit und mit 31 sowieso noch ein Fall fürs Jugendstrafrecht) hatte die gefährliche Gutenberg-Schikane viel zu schnell angefahren und verlor die Kontrolle über den Boliden. Was im Wege stand, wurde sauber auf Rasenhöhe abgetrimmt.

Über die wahre Geschwindigkeit wird derweil noch gerätselt. Augenzeugen wollen beobachtet haben, dass der Blitzer erst geblitzt hat, nachdem der traumatisierte Fahrer seine Flucht bereits zu Fuß fortgesetzt hatte.

Straßenlampen, Schilder und was sonst noch so im Weg stand, wurden in Bruchteilen von Sekunden auf Rasenhöhe getrimmt.

Doch die Freude währte nur kurz. Schon Minuten nach seiner Festnahme sanken bei den Markranstädter Buchmachern die Quoten für die vermutliche Haftdauer des Gefassten auf unter 30 Minuten. Selbst mit Wetten, dass das Unfallfahrzeug auf einem Fahrrad-Portal bei Ebay auftaucht, war kaum Gewinn zu erwarten. Langweilig.

Touristischer Anziehungspunkt

Bad Frankenheim ist sein touristisches Alleinstellungsmerkmal seit dieser Woche endgültig los. Nachdem der Schlagbaum so weit zurückgebaut wurde, dass lediglich noch das Widerlager als Ständer für Kränze im Rahmen der Erinnerungskultur an bessere Zeiten genutzt werden kann, ist es ruhig geworden um die Demarkationslinie im Markranstäder Norden.

Dafür gibt’s jetzt im Süden der Kernstadt einen neuen Checkpoint. Die Ur-Version des aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigten Schlagbaums am neuen Weg durch den Pappelwald musste einem Modell aus der Reihe „Schrankenheim 2.0“ weichen.

Im Gegensatz zur Schrankenheimer Ausführung kann dieses Modell horizontal geöffnet werden.

Mal sehen wie lange das hält. Notfalls sind ja noch ein paar Kilometer Ersatzgestänge des alten Bollwerks von der Priesteblicher Straße im städtischen Lager vorhanden…

Jeanne d’Arc hat gesattelt

Nach dem Kandidaten der CDU hat Bürgermeister Jens Spiske jetzt noch einen weiteren Widersacher bei der Verteidigung seines Throns bekommen. Nadine Stitterich hat es geschafft, die Hürden zu nehmen. „Ohne Probleme und innerhalb rekordverdächtig kurzer Zeit hat sie ihre notwendigen Unterstützungsunterschriften zusammen und fordert den Amtsinhaber Jens Spiske bei der Bürgermeisterwahl in Markranstädt heraus“, heißt es in einer Pressemitteilung der parteilosen Kandidatin.

Da scheint ein G+G-Wahlkampf auf uns zuzukommen. Gender und Generationen. Der Gender-Aspekt: Eine Frau gegen zwei Männer. Der Generationenkonflikt: Gegen Peter Bär (37) und Nadine Stitterich (40) ist Amtsinhaber und Titelverteidiger Jens Spiske mit 55 Jahren fast schon ein kommunalpolitisches Fossil.

Erstmal beschäftigt

Aber die Alten haben’s eben mitunter noch drauf. Den Beweis dafür brachte Spiskes Gattin am Dienstag in der Leipziger Uniklinik zur Welt. Zwar hat’s auch bei diesem Anlauf nicht zu dem Zentimeterchen mehr für einen Stammhalter gereicht, aber auf dem via Tageszeitung publizierten Wahlplakat gibt die Kleine schon ein beeindruckendes Bild ab. Herzlichen Glückwunsch nach Altranstädt!

Hoffentlich machen sich die politischen Gegner das Motiv nicht zunutze, indem sie gegen Spiske wegen Kindesmissbrauchs zu Felde ziehen. Immerhin hat die Kleine schon jetzt das Recht am eigenen Bild, weshalb sogar Stars aus Hollywood ihre Brut lieber vor den Paparazzis verstecken.

Aber das freudige Ereignis sorgte sogar in Spiskes Ex-Beraterstab für ausgelassene Stimmung. Selbst sein ehemaliger Großwesir, der seit einigen Jahren in steter Angst vor neuen diktatorischen Überraschungen seines einstigen Ziehsohnes lebt, atmete per Whatsapp hörbar auf und ließ beruhigt wissen: „Da ist er jetzt erstmal beschäftigt“.

Schade dass es keine LVZ mehr gibt. Also keine alte, so mit Leuten und Ansichten von vor der Wende. Auf der Lokalseite hätten wir dann sicher die Schlagzeile lesen können: „Die Bauarbeiter der Republik vollbringen großartige Leistungen zu Ehren des Einzelhandels in Markranstädt!“

Kein Aldi wie Aldi

Stimmt irgendwie auch. Wer in diesen Tagen mal rüber auf die Baustelle des VEB Volksversorgung ALDI blickt, könnte denken, dass hier sämtliche Bauressourcen des Ostens zusammengezogen wurden. Es sieht aus wie ein Wettrennen der Gewerke mit Schaufel, Zange und Radlader.

Kein Wunder, sollen doch schon in 16 Tagen die ersten Einkaufswagen durch die Regalreihen geschoben werden. Am Freitag informierte sich Fachbereichsleiterin Heike Helbig vor Ort bei den federführenden Architekten des Leipziger Büros Bucher-Koop über den aktuellen Stand.

Während am Innenausbau noch gewerkelt wird, laufen die Kühltruhen (r.) schon auf Temperatur.

Für Claudia Bucher und Projektchef Gregor Wenzel hätte der Zeitpunkt kaum passender sein können. Gerade eben wurde das Gerüst abgebaut und gab den Blick auf den Kubus frei. Normalerweise werden die Planungen für solche Einkaufstempel von der Stange geholt. Hier nicht!

Architektin Claudia Bucher (l.) und Gregor Wenzel (r.) erklären Heike Helbig das Innenleben des Kubus.

Im Grunde genommen repräsentiert das Gebäude ein weltweit einmaliges Erscheinungsbild eines Aldi-Marktes. Der Kubus greift die farbliche Linie des Nebengebäudes auf und reflektiert dabei auch die geografischen Standortmerkmale.

Neben der Aufschrift „Markranstädt – Stadt am See“ soll an der Frontseite in den nächsten Tagen noch ein künstlerisch ambitioniertes Metall-Faksimile angebracht werden, das Wellen und ein Segel stilisiert.

Ein Willkommensgruß, der angesichts der noch immer verwaisten Verkehrsinsel im Osten der Stadt auch in dieser Hinsicht ein Alleinstellungsmerkmal ist. Deshalb sparen wir uns einen solchen Gruß, sondern wünschen Ihnen allen ein ruhiges, entspanntes und erholsames Wochenende.

 

1 Kommentar

  1. Das Kugel-Café von Niemeyer in Leipzig im Hinterkopf dachte ich, auf den neuen Discounter käme vielleicht auch ein der Stadt gut zu Gesicht stehendes Café. Und nun. Der braune Klotz mit steifer schwarzer Schrift erinnert mich eher an eine Trauerhalle oder einen Grenzturm. Soll es vielleicht auch symbolisieren, denn ab hier geht es „ab in die Mitte“, in ein schwarzes Loch. Nach der Demarkationslinie gibt es nicht mehr viel zu holen. Fast alle Läden sind zu. Naja, stimmt nicht ganz. Da ist eine Pizzeria, noch eine Pizzeria, ein Döner, noch ein Döner und noch ein Chinese. Ach ja, einen Telefonshop gibt es auch noch. Und natürlich Rossmann, den Herzschrittmacher des langen Marktes. Was braucht man mehr, in der Stadt am See.

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