Endlich: Die Krisenmanager vom MGH sind wieder da!

Nachdem sich im Januar zwei MN-Mitwirkende und ein Leser (allesamt vulnerabel) mit dem Thema Corona-Impfungen beschäftigt und dazu mit dem Landkreis, dem DRK und dem Sächsischen Gesundheitsministerium Kontakt aufgenommen hatten, war hinterher nur eines klar: Die Ergebnisse der Recherchen würden sich nicht einmal Satiriker zu veröffentlichen wagen. Das niederschmetternde Resultat war nur mit dem Begriff Totalversagen zu beschreiben. Aber jetzt naht Abhilfe! Das MGH ist endlich wieder arbeitsfähig und sofort sind auch wieder Lösungen da. Höchste Zeit!

Der satirische Nährwert unserer Januar-Recherche blieb uns derart im Halse stecken, dass sogar die Tinte in der Feder zu hackern begann. Zum Glück hatten die Kollegen von der Qualitätspresse nicht nur den längeren Atem, sondern auch den gleichen Erfolg.

Letzte Woche hatte die LVZ das Thema gebracht und kam dabei ebenfalls zur Feststellung, dass alte Menschen bei den Corona-Impfungen die Karte mit den großen A gezogen haben. Zumindest dann, wenn sie das Pech haben, halbwegs gesund zu sein.

Denn wer’s auf dem Lande noch alleine bis zur Wohnungstür schafft, kriegt keine Pflegestufe, wer die nicht hat, kriegt keinen Pflegedienst und wo kein Pflegedienst, da keine Impfung. Es sei denn, Oma Hedwig (93) ist durch exzessive Zockerei im Internet derart up to date, dass sie es hinkriegt, sich zwischen zwei Pornos auf xHamster mal kurz beim Gesundheitsamt einzuloggen.

Nur wenn Oma zockt

Die politischen Ausreden zum Verständnis für diese Situation sind derweil so vielfältig wie es gegenwärtig Geschlechter auf dem Planeten gibt.

Die Pointen reichten vom höflichen Hinweis zur Nutzung der „auf dem Lande noch funktionierenden sozialen Kontakte“ über das „Ansprechen der Hausärzte“ bis hin zum händeringenden Appell an die selbstverständliche Hilfe durch Familienangehörige, ohne die das greise Wesen ja schließlich ohnehin nicht lebensfähig ist.

Dass viele der Kinder die Woche über ihre Frondienste im Westen ableisten müssen, wird dabei zwar geflissentlich ignoriert, aber wenn irgendwo Fischstäbchen im Angebot sind, schafft’s die Alte schließlich auch, da irgendwie ranzukommen. So eine Impfung ist auch nichts anderes, also soll sie sich mal die gleiche Mühe geben wie sonst auch.

In die Hände spielt den Politikern außerdem der Umstand, dass niemand behaupten kann, es sei noch keine dieser Personen geimpft. Es gibt schließlich keinerlei Erhebungen oder Statistiken zum Impfstand dieser unbedeutenden gesellschaftlichen Randgruppe. Man könnte also genauso gut behaupten, dass sie alle schon durchgeimpft sind, die Landeier vom Dorfe.

Aber zumindest für die Markranstädter Senioren gibt’s jetzt begründete Hoffnung. Am heutigen Montag meldete sich das Mehrgenerationenhaus (MGH) zurück. Schon während der ersten Welle im vergangenen Frühjahr war diese Einrichtung der einzige Fels in der Markranstädter Brandung und hat als solcher die Aufgaben jener Gremien übernommen, die über Nacht wegen akuter Lähmungserscheinungen selber ein Fall fürs gesellschaftliche Beatmungsgerät wurden.

Auch diesmal wieder zeigen sich die Akteure unbeeindruckt vom Versagen rund um sie herum und haben einfach was organisiert. Ohne langes Lamentieren, wehklagendes Gejammer oder Warten auf Genehmigungen zu irgendwelchen Anträgen, die ohnehin nur dem Glanze der Rolle der Bedeutung sinnentleerter Funktionsträger dienen.

Kurz und gut: Das MGH bietet ab Dienstag Sprechstunden zur Corona-Schutzimpfung an.

Zur MGH-Mitteilung hier klicken.

In einer entsprechenden Mitteilung heißt es: Das Mehrgenerationenhaus Markranstädt bietet ab sofort Unterstützung für Personen, die das 80. Lebensjahr vollendet und noch keine Corona-Schutzimpfung erhalten haben.

Wir helfen Ihnen bei der Registrierung, Terminvereinbarung, beim Transport in ein Impfzentrum nach Borna oder Leipzig und beim Ausfüllen der erforderlichen Unterlagen.

Sie erreichen die Mitarbeiter des MGH dienstags und donnerstags von 9 bis 13 Uhr telefonisch unter der Rufnummer (03 42 05) 44 99 67.

Zum Glück bodenständig

Es ist schon bezeichnend, wenn eine Zivilisation, die wenige Tage zuvor eine Sonde auf dem Mars landen ließ, so eine pragmatische Lösung als Erfolg feiern darf. Bloß gut, dass wir das MGH haben und die Leute dort auf dem Boden geblieben sind.

 

2 Kommentare

    • Beobachter auf 3. März 2021 bei 15:32
    • Antworten

    Was wären die Leutchen nur ohne Krise?
    Langsam wird mir klar, warum es nur mit Krisen und Katastrophen geht ;))

    1. Weil es Leute gibt, die unbedingt ihre GEZ-Gebühren wieder reingucken wollen.

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