In diesem Jahr stehen wieder allerhand Wahlen an. Unter anderem soll ein neuer Kreistag entbunden werden. Die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) hat in Markranstädt mit ihrer Kandidatenliste schon mal für den ersten Paukenschlag gesorgt. Was die Vereinigung will, wofür sie steht und was der homo marcransis von ihr zu erwarten hat, das werden die Schriftkundigen der Leidmedien noch früh genug interpretieren. Satire guckt sich die Sache sowieso immer aus einer anderen Perspektive an. Blicken wir also mal in den Tabellenkeller der UWV-Liste, weil dort das größte Unterhaltungspotenzial lauert.
Dort steht mit dem Namen von Bodo Walther eine Überraschung. Nachdem man in der Markranstädter Mitte und vor allem links davon noch vor wenigen Monaten im festen Glauben war, den 63-Jährigen ohne eigenes Zutun ausgeschwitzt zu haben, steht er nun frisch gestylt wieder vor der Tür.
Auf die Frage des MN-Chef’s, ob er sich für diese Tat zu rechtfertigen bereit sei, hat Walther nur gelächelt und kurz gemeint „‘türlich.“ Also dann: Die Elektroden poliert, den Generator angeschlossen und rauf mit ihm auf den Beichtstuhl!
Herr Walther, Sie waren schon in der laufenden Legislatur Stadtrat in Markranstädt und Mitglied im Kreistag. Beide Mandate haben Sie niederlegen müssen, weil Sie offiziell zurück in Ihre ursprüngliche Heimatstadt Weißenfels nach Sachsen-Armut gezogen sind. Wenn Sie jetzt erneut hier kandidieren, heißt das ja, dass Sie wieder in Markranstädt oder wenigstens im Landkreis Leipzig wohnen. Wie kommt’s?
Generell sollte sich ein Bürger mindestens für die öffentlichen Angelegenheiten der Stadt interessieren. Jedenfalls ab einem bestimmten Bildungsstand. Im armen Sachsen-Anhalt steht mein Reichtum, also mein Haus. In Markranstädt lebt aber meine große Liebe, das ist deshalb mein Lebensmittelpunkt. In Weißenfels gibt’s leider auch keine Nachtschichten.
Dann war das aber nur ein kurzes Intermezzo drüben im Land der Frühaufsteher. Brauchen die dort keine Entwicklungshilfe mehr oder schlafen Sie denen zu lange?
Sachsen-Anhalt ist ein sehr flaches Land. Ich schlafe denen nicht zu lange, sondern zu tief. Nö, ich habe mal eine Gemeindeverwaltung dort geleitet. Das macht mich natürlich befangen.
Während Sie in Markranstädt und Borna Mandate auszusitzen hatten, haben Sie gleichzeitig unter anderem für das Amt des Landrats im Burgenlandkreis, des Oberbürgermeisters in Wurzen und des OBM in Zeitz kandidiert. Klingt eher so, als ob Sie nach jedem Strohhalm zu greifen bereit waren, nur um hier wegzukommen. Nur um das klarzustellen: Niemand versteht das mehr als Leute, die auch hier wohnen müssen. Trotzdem stellt sich die Frage, wie lange Sie diesmal in Markranstädt bleiben und warum?
Nö, ich hatte nichts auszusitzen. Es hat mir tatsächlich Spaß gemacht, nach dem Besten für Stadt oder Landkreis zu suchen. Das unterstelle ich so jedem Kommunalparlamentarier. Auf Drängen meiner Frau habe ich nun in Markranstädt im Garten einen festen Wohnsitz aus Sandstein gemauert. Alle Steine habe ich aus Weißenfels entführt. War mal der Zickenstall.
Der feste Wohnsitz, oder wie der Brite sagt: My bench is my castle
Auch wenn es mit dem Landrat oder den OBM-Sesseln in Zeitz oder Wurzen nicht geklappt hat, haben Sie schon eine ziemliche Odyssee durch Mitteldeutschland hinter sich. Sind Sie 2023 deshalb aus der AfD remigriert, weil Sie in der politischen Landschaft eher sowas wie ein Flüchtling sind und man Sie bei den Blauen früher oder später sowieso abgeschoben hätte?
Jedenfalls habe ich immer meinen Flüchtlingsausweis dabei. Aber im Ernst: Natürlich hätte ich auch aus der AfD verschwinden und meine Mandate im Stadtrat und Kreistag behalten, also zu den Freien Wählern „mitnehmen“ können. So was halte ich allerdings für unanständig.
Ex-Bürgermeister Jens Spiske ist bei den Freien Wählern Markranstädt (FWM) ausgestiegen, nachdem die sich offiziell für eine Kooperation mit der AfD ausgesprochen hatten. Dennoch blieb Spiske Mitglied der Freien Wähler Sachsen (FWS) mit der Begründung, dass FWS und FWM zwei verschiedene Paare Schuhe wären und die Sachsen sich von der AfD distanzieren. Jetzt findet der Wähler plötzlich Kandidaten der FWS und FWM zusammen unter dem Dach der Unabhängigen Wählervereinigung. Verstehen Sie, dass das manche Wähler irritiert und wie würden Sie denen das erklären?
Zuerst zur Klarstellung: Mir ist keine Kooperation der Freien Wähler mit der AfD bekannt oder gar vereinbart worden. Dies hatte damals jemand verkündet, der von den Gesprächen keine Ahnung hatte und sicher eher Böses im Schilde führte. Falls Sie auf den letzten Bundesparteitag der Freien Wähler ansprechen: Dort wurde der Beschluss gefasst, keine Koalition mit der AfD führen zu wollen. Das ist kein Beschluss, ehemalige AfD-ler aus den eigenen Reihen fernzuhalten. Aber selbst der Koalitionsbeschluss ist bei den Freien Wählern Sachsen umstritten. Geht mich aber nichts an, ich bin dort nicht Mitglied und habe auch nicht vor, in Dresden Minister zu werden.
Wer mit sensiblem Geäug auf Markranstädt schaut, hat schon vor einiger Zeit ein paar Veränderungen wahrnehmen können. Da sind einmal die Berichte der Freien Wähler über die Stadtratssitzungen, in denen plötzlich scharfzüngige Doppeldeutigkeiten mit satirischer Prägung zu lesen sind. Eigentlich fast schon kulturelle Aneignung des MN-Blockbusters „Neues aus der vierten Etage“, wenn auch subjektiv geprägt. Und fast zeitgleich ist auf den Fotos der FWM mit Bodo Walther ein neues Gesicht aufgetaucht. Jetzt mal runter mit den Hosen: Seit wann sind Sie bei den FWM und wie kam’s dazu?
Sie haben es ja oben schon im Zusammenhang mit Herrn Spiske und seinem demonstrativen Austritt aus den Freien Wählern Markranstädt geschildert: Die Stadträte der Freien Wähler Markranstädt sprachen schon vor 5 Jahren mit mir. Sie sprechen auch mit Mitgliedern anderer Fraktionen. Das imponiert mir.
Auf einem Foto der Freien Wähler ist bei Instagramm zwischen den FWM-Mitgliedern auch Bürgermeisterin Nadine Stitterich zu entdecken. Nur als Werbe-Ikone oder ist sie Mitglied?
Meines Wissens ist Frau Stitterich nicht Mitglied bei den Freien Wählern Markranstädt. Aber fragen Sie die Bürgermeisterin selbst.
Es stehen nicht nur Kreistagswahlen vor der Tür und wo Sie nun schon mal wieder da sind … also wenn Ihnen jetzt jemand die Frage stellen würde, ob man den Namen Bodo Walther auch auf der Kandidatenliste zum neuen Lallendorfer Stadtrat finden wird, was antworten Sie ihm?
Erich Honecker sagte immer auf die Frage, ob er einen Besuch in Westdeutschland erwäge: „An den Spekulationen darüber werde ich mich nicht beteiligen!“ Und so wie Erich auf die Erlaubnis aus Moskau warten musste, muss auch ich warten. Die Kandidatenliste für die Freien Wähler Markranstädt ist noch nicht aufgestellt.
Nicht nur draußen in Deutschland, sondern auch hier in Markranstädt ist der Humor irgendwie in der Krise. Im März 2021 hatten Sie sich zur Erheiterung des homo marcransis mal im Rathaus einschließen lassen, aber erstens ist die Pointe damit durch und zweitens soll dort heute sowieso kaum noch jemand da sein, der Ihnen wieder aufschließen könnte. Was sagt Ihr Programm, um den Leuten in Zeiten wie diesen wenigstens mal wieder ein bisschen Spaß ins Leben zu bringen?
Eine bekannte Künstlerin, der auch manchmal der Schalk den Pinsel führt, hatte mich mal auf Leinwand gemalt. Ich wollte das Bild nie fotografieren oder verbreiten, aber nachdem Sie es mir jetzt für die Nachtschichten fast von der Wand gerissen haben, könnte ich es eigentlich auch im Rathaus aufhängen. … Doch, das werde ich.
Zum Schluss noch eine private Frage: Auch Ihr Bruder ist politisch engagiert, sitzt seit einigen Jahren im Stadtrat Weißenfels und will anno 2024 auch wieder bei den Kreistagswahlen im Burgenlandkreis antreten. Allerdings tut er das alles für die Grünen! Wie muss man sich vor dem Hintergrund dieser genetischen Konstellation ein Gespräch unter Brüdern vorstellen, beispielsweise an der Geburtstagstafel: Liegt da trotzdem Besteck auf dem Tisch oder tragen Sie das nur mit dem Geschirr aus?
Sie haben das Grundproblem angesprochen. Es hat ja seinen Grund, dass wir unser gemeinsames Bier nun aus der Flasche trinken müssen.
15 Kommentare
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Ein Windfähnchen hilft gewiss immer, Bodo Walther zu finden. Egal ob Landesgrenze dazwischen oder nicht. Die Bank zum Sitzen zu nutzen, könnte mit der Zeit zu hart werden.
Seltsamer Wandervogel ohne Sympathien meinerseits!
Die Gedanken sind frei. Zum Glück.
Jeschichtlich, Ningelnerle, is Markranstädt enne jedeilde Stadt. Altranstädt kam 1815 an Preußen und die Provinz Sachsen. Und kam 1945 an das neu jebildete Land Sachsen-Anhalt.
1990 wurde uns Sachsen-Anhaltinern der Ort jeraubt. Mitsamt der Bürjermeisterin von Grosslehna.
Einspruch, Euer Ehren: Der Ort wurde schon 1952, als aus diesem Landesteil Sachsen-Anhalts der Bezirk Halle wurde, gen Sachsen rausgeeitert. Es sah dort nur bis 1990 so aus, als gehöre es noch zu Halle, weil es für A9-Anrainer keine Zonenrandhilfe gab. Da hatten es die Hessen besser.
Widdor was jelernd.
Der Beitrag lässt nicht auf ein gutes Ende hoffen oder doch Satire. Klingt das nach einem typischen Fall von Narzissmus oder handelt es sich um einen Wandervogel? Ein politischer Vertreter, der über die Entwicklung unserer Stadt und unseres Landkreises mitentscheiden will – HIIILFE!
Für die Diagnose Narzissmus gibt es woanders deutlichere Symptome.
Klasse Definition !!!!!!
Eine Frage, die wichtigste, habt Ihr vergessen: Wie spricht Bodo Walther den Namen seiner neuen Heimatstadt aus? Markranstädt (wie echte Einheimische) , Markraaanstädt (wie die meisten der Zugewanderten) oder Marjanstädt wie anderen Einwohner Sachsen-Armuts, die im Jarten Jurjen jäten und die Jartenjeräte anschließend nicht im Zickenstall, sondern in der Jarasche oder im Jeräteschuppen verstauen?
Kompliment, das waren genau die Fragen, die mich auch beschäftigt haben, als ich von der Kandidatur erfahren habe. Leider haben die Antworten einiges offengelassen. Z.B. wieso er wähend seiner Mandatsausübung so oft und viel woanders kandidiert hat oder seit wann er nun bei den FWM ist. Trotzdem danke dafür, liest sich lustig und ist zugleich trotzdem erleuchtend.
Sie haben Erleuchtung gefunden? Schreiben Sie bitte sofort, wo.
Der Bodo ist schon ein lustiger Pfiffikuss. Ich freue mich, dass er nach Irrwegen nun seiner Liebe wegen hier Wurzeln schlagen will. Zumindest die dekorative Verlegung der Steine des Zickenstalles nach Markranstädt legt Zeugnis des Willens nach Sesshaftigkeit ab. Wäre nicht verkehrt, wenn ein Homo marcransis mit Sinn für Kunst und Kultur in der Stadt etwas mitgestalten möchte. Bei anderen Personen seiner Gilde würde ich schon genauer hinsehen ob nicht hier und da persönliche Beweggründe mit der Nähe zur vermeintlichen Macht verbunden sein könnten.
Wer in Markranstädt Nähe zu Macht sucht oder auch nur vermutet, hat ein ganz anderes Problem.
Genau richtig erfasst. Uns-Bodo hat ein kleines Problem: er ist postengeil und fühlt sich wahrscheinlich dadurch bestätigt. In Wahrheit ist er ein armer <Wicht und sein Verhalte gibt der Bezeichnung "Wendehals" ein vollkommen neues Gesicht.