Über sich und die Welt nachzudenken, kann verheerende Auswirkungen haben. So manche Frau soll dabei erkennen, dass sie sich eigentlich als Karnickelbock fühlt. Noch schlimmer kann es einen Mann treffen, der nach einem Seitenblick auf’s Sofa plötzlich konstatieren muss, dass er seit 30 Jahren neben dem Körper einer Frau gefangen ist. Ganz übel traf es in dieser Woche MN-Chef Claus Narr. Der hat bei sich erschreckende Tendenzen rechter Gesinnung festgestellt. Wie kann das sein bei einem, der bei den Jungpionieren mal Kassierer im Gruppenrat war und seit fünf Jahrzehnten auf dieser Entwicklungsstufe stehengeblieben ist?
Seit ich in mir Indizien gefunden habe, die mein Alter Ego als potenziellen Rechten enthüllen, kann ich kaum noch schlafen.
Auch das Essen schmeckt mir nicht mehr und an Sex ist gleich gar nicht zu denken. Nicht wegen mir, sondern wegen meiner Frau. Ich kann sie schließlich nicht zur Mittäterin machen, weil sie einen potenziellen Nazi bekocht und auch noch mit ihm schläft.
Ich persönlich staune nur, wie lange ich bereits rechter Gesinnung bin, ohne dass es mein Umfeld wahrgenommen oder wenigstens ich selbst bemerkt habe. Schon als 1990 die ersten Wessis in unser Land eingefallen sind und die Posten besetzt haben, die noch heute fest in ihren Händen sind, keimte in mir die Forderung: Alle zurück in ihre Herkunftsländer!
Tja, jetzt sind sie da
Aber meine Stimme war zu leise und so holten sie dann auch noch ihre Familien nach, blockieren mit ihrer Brut seitdem immer mehr Kita-Plätze und verweigern sich der Integration sogar bei der Zeit. Eisern behaupten sie noch heute, dass Viertel drei in Wahrheit Viertel nach zwei sei. Mit Blick auf das Zifferblatt wird die dahintersteckende Charaktereigenschaft deutlich: Sie lesen die Uhr rückwärtsgewandt. Tja, aber jetzt sind sie da und wir müssen es ausbaden.
Nazi und Flüchtling
Wie schnell man in Markranstädt selbst zum Flüchtling werden kann, habe ich letztens am eigenen Leibe erfahren müssen. Nachdem ich in einem der letzten Restaurants am Ort gegessen hatte, fragte mich die Kellnerin, wie ich zu zahlen gedenke. „Mit Karte“, habe ich selbstbewusst geantwortet. In der gleichen Sekunde rückten die anderen Gäste entsetzt von meinem Tisch ab und begannen zu tuscheln. „Ah, wieder einer“, hörte ich aus den Wortfetzen heraus und „… die kriegen ja jetzt kein Bargeld mehr, alles nur noch auf Karte“, oder „… aber fette Steaks fressen und teuren Wein saufen auf unsere Kosten…“
So schnell wird man hier vom Nazi zum Flüchtling. Und nun? Mein Kumpel Uwe rät mir, bei der kommenden Wahl die Augen aufzumachen. Aber was weiß der schon. Gerade Uwe, der in den letzten 30 Jahren von CDU über Linke und Grüne bis SPD schon alles versucht hat und sogar vor der FDP nicht zurückgeschreckt ist, müsste es doch am besten wissen: Alle vier Jahre sein Kreuz an die falsche Stelle zu setzen, ist auch keine Lösung.
Tennisbälle beim Fußball: Die endgültige Entwurzelung
Und jetzt nehmen sie einem noch das letzte bisschen Kultur, das uns geblieben ist. Fußball wird neuerdings mit Tennisbällen gespielt. Kein Wort von kultureller Aneignung oder unerträglicher Verwendung sexistischer Stereotype (Sie erinnern sich? Boris in der Besenkammer), nicht mal die Verschwendung volkswirtschaftlicher Ressourcen wird angeprangert. Nirgendwo gibt es mehr Tennisbälle zu kaufen! Ausbaden müssen das arme Sozialverbände wie der Markranstädter Tennisklub, wo sie jetzt Fußbälle übers Netz schmettern müssen. Wo sind wir nur hingekommen?
Das Leiden unserer Kinder
Die Probleme, mit denen ich beschäftigt werde, nehmen nicht ab. Dass mein Sohn in der Schule nicht mehr gehänselt werden darf, fand ich ja erst ganz okay. Bis er mir stolz mitteilte, dass er jetzt gegretelt wird und sowas wegen des Gender-Gaps in Ordnung ist.
Dafür darf meine Tochter nicht mehr mit dem Kinderkarussell fahren, weil sie auf diese Weise dem unerträglichen Trugschluss aufsitzen könnte, dass man auf Tieren reiten darf. Damit sie sich in der Kita nicht auch noch vor ihren im Präventionsrat „Junge Demokraten“ gesellschaftlich engagierten Spielkameraden rechtfertigen muss, habe ich vorsichtshalber das Wendy-Abo gekündigt.
Auch aus reinem Selbstschutz gegenüber meiner Familie. Nicht auszudenken, wenn mein Nachbar mitbekommen würde, dass wir gegen das Tierwohl gerichtete Literatur aus unserem Briefkasten holen.
Da könnten wir gleich aus Markranstädt wegziehen. Oder wenigstens ich. Obwohl … für mich als Alleinreisenden wäre Berlin schon ein lohnendes Ziel. Seit 1. Februar gibt es dort eine Einsamkeitsbeauftragte. Vollzeit wohlgemerkt! Und was ’ne Fackel, die Braut! Die ist allein für solche wie mich da, muss mir wahrscheinlich vorlesen, mich zwischen den Zehen massieren und was sonst noch so.
Früher gab’s sowas zwar auch schon, aber damals hatten die kein Büro und man musste sie aus eigener Tasche bezahlen. Heute gibt’s nur ein Problem bei der Sache: Annabell Paris ist die einzige Einsamkeitsbeauftragte in ganz Deutschland. Sie wird … einsam sein. So einsam, dass sie sich am Ende selbst betreuen muss. Da kann ich auch gleich in Markranstädt bleiben.
Ein „Heil“ dem Ehrenbürger
Hier ist Einsamkeit kein Thema, hier kann man noch unter Leute kommen. Am Sonntag zum Beispiel findet eine Demo für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus statt. In einer Stadt, in der Hitlers Steigbügelhalter, Reichspräsident Paul von Hindenburg, seit 1933 Ehrenbürger ist und noch immer als solcher gefeiert wird, ist das fast schon wieder lustig.
„Davon haben wir nichts gewusst“
Okay, selbst die Demonstranten werden sich rausreden und behaupten, sie hätten von alledem nichts gewusst. Die Antwort darauf haben sie sich aber bei der Auseinandersetzung mit der Erbsünde unserer Vorfahren schon selbst gegeben. Also lieber nicht drüber reden, lasst bunte Luftballons sprechen.
Ampel aus
Ich werde trotzdem hingehen, auch wenn ich wahrscheinlich Nazi bin und als Flüchtling dort kaum Leidensgenossen antreffen werde. Einerseits bin ich für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus, das passt schon mal. Auf der anderen Seite finde ich aber auch die Aussicht einfach zu verlockend, dass für den Demonstrationszug wenigstens am Markranstädter Marktplatz die Ampel ausgeschaltet wird.
8 Kommentare
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Wenn alle auf ihrem Kontinent bleiben, arbeiten und wirtschaften ist kein Arzt mehr da zum fragen. Der bekannteste Lallendorfer Doktor hat sich doch schon länger in die Rente verabschiedet. Und wer in der Apotheke den Namen der gewünschten Präparate aussprechen kann, der schafft auch ganz sicher gendergerechte Sprache.
Das ist ja das Schöne an diesem Kontinent: Man kann, aber man muss nicht. Auch dann nicht, wenn man Umckaloabo fehlerfei aussprechen und sogar schreiben kann.
Ich bin durch die Werbung so gut konditioniert, dass ich beim Lesen der Antwort direkt den Namen des sagenumwobenen Medikaments singe.
Singen kann jeder: TANZEN!!!
Hier habt ihr euch ja intensiv mit Politikwissenschaften beschäftigt, oder? Man muss ja zweimal lesen – oha und ganz schön aufmerksam. Welche Überraschungen wird es wohl zukünftig geben. Montagabend in Markranstädt. Verschiedene Leute in der Gruppe – vermutlich keine Fremdländischen, laufen die Leipziger Straße auf und ab. Gilt das gegen die Ampelregierung und hilft das, Paroli zu bieten – das ist nicht ganz klar zu erkennen. Jedenfalls „Küsse“ aus Schaum mit Schokoladenüberzug und Schnitzel mit Paprikasoße nennen wir immer noch mit den gewohnten Ausdrücken und der Geschmack ist geblieben. Bunte Luftballons, des Kindern Freude, sind weiß, braun, schwarz, gelb, zahlreich bunt, wie auf allen sieben Kontinenten, wo jeder seine eigenen Strukturen hat und dort auch leben, arbeiten, mit Selbstversorgung wirtschaften sollte. Dominante Fremdeinwirkung ist nicht angebracht und damit ist man doch als Deutscher nicht „rechtsdenkend“. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, geht och nicht mehr, muss gegendert werden. Wo führt das wohl noch hin?
Bestimmt zu Prostituiertinnen. Was sind denn eigenlich die männlichen Formen von Hebamme und Krankenschwester?
Es gibt so viele neue Wörter und Berufsbezeichnungen. Man könnte vielleicht voransetzen „Pimmel“, ist logisch und verständlich.
Pimmel statt Mann? Da müsste man die Telefonbücher umschreiben: Zimmerpimmel, Lehpimmel, Baupimmel…