Hansels Eisenbahn ist weg, dafür kommt jetzt das INSEK

Wissenschaftler der Claus-Narr-Universität Markranstädt haben herausgefunden, warum so viele Menschen so schöne Erinnerungen an glückliche Weihnachten in ihrer Kindheit haben. Und das trotz übersichtlicher Gabentische zu Zeiten der DDR-Mangelwirtschaft. Es lag an der kreativen Betätigung, zum Beispiel mit der elektrischen Eisenbahn. Da wurde konstruiert, gebaut und geleimt, was das Zeug hielt. Mit Duosan Rapid und Kittifix war die komplette Familie sozusagen den ganzen Advent auf Klebstoff. Das sorgte für gute Stimmung unterm Christbaum. Und heute? Das Rathaus hat jetzt eine zeitgemäße Alternative entbunden.

Erinnern Sie sich noch? Früher haben sich die Väter für ihre Kinder zur Weihnachtszeit die elektrische Eisenbahn aufgebaut.

Ganze Städte wurden darauf errichtet. Gemeinsam wurde gegrübelt, wo noch Platz für einen Kindergarten ist oder ob es sich lohnt, am See ein Klo zu bauen.

... oder eine Windmühle.

… oder eine Windmühle.

Die Entscheidung wurde ganz demokratisch von Oberbürgermeister Vater nach konstruktiver Beratung mit dem Stadtrat der Kinder getroffen. Die Fördermittel kamen von Mutter, auch damals schon mit klar festgelegten Fristen. Punkt 12 wird gegessen!

Mit DDR-Freudenspendern den ganzen Advent auf Klebstoff.

Mit DDR-Freudenspendern den ganzen Advent auf Klebstoff.

Die Jahre vergingen. Computer hielten Einzug und die Kids bauten ihre virtuelle Sim-City allein, mit Minecraft später sogar ganze Welten, die ihre Väter nicht mehr verstanden. Und was folgt jetzt?

Pünktlich zur Weihnachtszeit 2020 geht es mit dem Integrierten Städtebaulichen Konzept (INSEK) zurück in die Realität. Im Aufruf der Stadtverwaltung heißt es: „Klicken Sie sich vom 19. Dezember bis 31. Januar ins INSEK-Beteiligungsportal und gestalten Sie mit der ganzen Familie Ihre Heimatstadt Markranstädt.“

Kreativität und Visionen sind gefragt, pragmatische Lösungen und innovative Vorschläge. Und es ist ein breitgefächertes Thema für die ganze Familie, vom Urenkel bis zu den Großeltern. „Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft unserer Stadt gestalten! Mit einem Klick sind Sie dabei“, heißt es aus dem Rathaus.

Eigentlich sollte der Start in diese Phase der Stadtentwicklung ganz analog erfolgen. Von Angesicht zu Angesicht sozusagen. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Krise verzögert sich die Auftaktveranstaltung zur Fortschreibung des INSEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) allerdings.Diese Einladung finden Sie im aktuellen Amtsblatt.Die Bedienungsanleitung zum Mitmachen.

Um nach dem Start-Event „Demokratie im Park“ am 9. Oktober weitere Rückmeldungen aus dem Markranstädter Bürgertum abzuholen, startete am Samstag eine Onlineumfrage, die noch bis zum 31. Januar läuft.

Über die Internetseite der Stadt Markranstädt wird ein QR Code veröffentlicht. Mit diesem gelangt man direkt zur Umfrage, die über das Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen läuft.

Da Sie, liebe MN-Leser, schon einmal hier sind, bieten wir Ihnen diesen Code am Ende des Beitrages (rechts —>).

Bürgermeisterin Nadine Stitterich (Jahrgang 1980) hat selber noch die Reste jener Zeit erlebt, in der die Familienverbände zur Weihnachtszeit kollektiv an der Klebstoff-Tube hingen.

Szene aus dem Zeitalter analoger Stadtentwicklung.

Szene aus dem Zeitalter analoger Stadtentwicklung.

Bei ihr gings wahrscheinlich eher in Richtung Kaufmannsladen oder Puppenstube, aber die Inspiration war nachhaltig.

„Beim Start der Umfrage haben wir uns ganz bewusst für die Weihnachtszeit entschieden“, erklärt Stitterich. „Wir hoffen so auf eine rege Beteiligung und viele gute Vorschläge. Denn ich möchte unsere schöne Stadt mit unseren Markranstädtern gemeinsam weiterentwickeln“.

Jetzt liegt es an uns, dem Markranstädter Bürgertum, diese Idee aufzugreifen und zu nutzen.

Ganz ohne bewusstseinserweiternde Lösungsmittel in Nase und Hirn zwar, dafür aber genauso kreativ wie damals, als die Abrissfunken in den Motoren der Modelleisenbahnzüge noch den Westempfang des Nachbarn störten.

 

4 Kommentare

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    • Fahrkartenschaffner auf 23. Dezember 2020 bei 11:17
    • Antworten

    Da hat aber eine(r) seine von Klebstoff verkümmerten Hirnzellen ganz schön angestrengt. Es stimmt tatsächlich mit dem gestörten Westempfang. Ich hatte es schon vergessen und danke an dieser Stelle für die Erinnerung. Wir hatten eine Dampflok auf der Platte, die – wenn sie unterwegs war – nicht nur unseren eigenen Fensehempfang im Wohnzimmer, sondern auch den unserer Nachbarn störte. Allerdings hatten die wiederum auch so eine Lok, deren Fahrzeiten und sogar Geschwindigkeit wir an den Störungen in Bild und Ton direkt an der Röhre ablesen konnten. Bildgebendes diagnistisches Verfahren nennt man das heute in der Medizin. Und wir lernen daraus: MRT und CT gabs in der DDR schon vor 50 Jahren!

    1. Danke – auch das musste mal gesagt werden. Es war nicht alles gut, damals.

    • OLIT auf 21. Dezember 2020 bei 10:43
    • Antworten

    Der Berg: In einer Kommune eher das Volk? Der Prophet: Eher die Kommunal-Verwaltung? Wer soll da kommen: Der Berg zum Propheten oder der Prophet zum Berg? Verbindung schaffen heißt das Ohr an der Masse selbst und persönlich zu lassen… Zeitraubend, aber direkt und Ernst gemeint. Virtuelle Viel-Meldungen arten leider oft aus in: „Ich hab da mal mich selbst zu lesen, und Ihr müsst mich lesen“ oder: „Bloß keinen direkten Dialog, da muss ich Farbe bekennen bei Nachfragen und man erkennt mich“, Datenschutzverordnung sei Dank. Schwierige Corona-Zeiten eben, aber Mülltrennung bleibt dabei übergreifendes Thema. Doch der Weihnachtstrost naht in Form der Eisenbahn: Markranstädt’s Wunschzettel hat ganz oben stehend: S-Bahnverbindung und Straßenbahn nach Leipzig. Das hab ich ohne Kot- ähm Code- ganz Kevin Allein entdeckt…Und in den Medien kam’s auch schon…
    Schöne bestmöglichste Weihnachten, ehrlichen Herzens ALLEN die M. lieben gelernt haben.

    1. Nicht nur richtig lesen, sondern auch richtig verstehen!!! Da steht, die S-Bahn naht. Von anhalten ist keine Rede.

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