Markranstädt spielt: Die List mit dem Referenten

Ganz schön was los im Netz. Die Corona-Idee „Fernschach vor Ort: Markranstädt gegen die Nachtschichten“ ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Und diese Furche wird, das zeigen schon die ersten Züge, standesgemäß von den Landwirten beackert. Aber erst mal vielen Dank für die Zuschriften und die sensationell hohe Beteiligung. Es gab allerdings auch ein paar Kritiken, die wir genauso genauso schnell und unkompliziert beherzigen wollen.

Also schön der Reihe nach. Die Antworten auf unseren Eröffnungszug kamen zum Teil per Kommentar und wurden deshalb von Ihnen sicher schon gelesen. Falls nicht, klicken Sie einfach hier.

Fast genauso viele erreichten uns allerdings via E-Mail und in gleich drei dieser Zusendungen wurde eine fast gleichlautende Kritik mitgeliefert. Die Bedenkzeit von einer Woche sei zu lang, heißt es da. Das würde zu viel Geduld für den nächsten Zug fordern und könnte den aktuellen Hype um das Spiel betäuben.

Also wollen wir die Taktfrequenz etwas erhöhen. Kreuzen Sie sich schon mal jeden Mittwoch und jeden Sonntag ganz dick in Ihrem Kalender an. Das sind die Tage, an denen die Leserzüge und der jeweilige Gegenzug von uns bekanntgegeben werden. Einsendeschluss für Ihren Antwortzug ist dann der jeweils nachfolgende Mittwoch oder Sonntag um 15 Uhr!

Beim aktuellen Leser-Zug lag der Schritt des schwarzen Bauern von e7 auf e6 in der Lesergunst ganz weit vorne. Die gleiche Figur, allerdings nur auf e5, wollten auch noch viele Mitspieler favorisieren. Darüber hinaus gab es nur noch zwei weitere Vorschläge: Springer von g8 auf f6 und Bauer von c7 auf c5.

Also musste die unterhaltsamste Begründung das Zünglein an der Waage spielen, ob Leser Garri K., SNU, Werner, Wiki2021, Pressi oder Ische beim Guggen den Zug des Tages zugesprochen bekommen. Nach einstimmiger Jury-Entscheidung gehen die Lorbeeren an Garri K.

Er begründet den Vorstoß auf e6: „Die Bauern in Reihe sieben sind noch nicht geimpft und der weiße Bauer auf e4 kommt aus einem Risikogebiet. Der Bauer von e7 darf deshalb heute nur auf e6 vorrücken und muss um e5 Abstand halten.“

Wo er Recht hat, hat er Recht, der Garri K. Ein Blick ins Schachbuch (ein Siegerpreis von der Altstoffsammlung 1978 in der POS) verrät, dass es sich um eine als „französische Verteidigung“ bezeichnete Strategie handelt. Die Pariser sind schließlich für ihre wirkungsvolle Vorsicht gegenüber drohenden Infektionskrankheiten weit über das Schachbrett hinaus bekannt.

Nachdem unsere Ahnen die Italiener in der Schlacht im Teutoburger Wald sowieso schon mal geschlagen haben, machen wir das neue Spielchen mit und führen die Auseinandersetzung jetzt statt sizilianisch auf französische Art weiter. Unser Gegenzug lautet: Bauer von d2 auf d4.

Begründung: Wir nehmen den geworfenen Fehdehandschuh des Gegners auf und schlagen mit seinen eigenen Mitteln zurück. Dazu haben wir die ausgeschriebene Stelle auf d4 mit einem nutzlosen Bauern besetzt, der dort die Funktion der weißen Dame übernimmt.

Durch diese List genießt das eigentliche gekrönte Haupt jetzt viel mehr Freiräume, um im Hintergrund sowohl sich selbst als auch die eigenen Reihen für den folgenden Angriff in Stellung zu bringen. So, jetzt ist Markranstädt wieder am Zuge. Sie haben bis Mittwoch Zeit, Ihre Figur zu rücken und uns eine passende Rechtfertigung dafür zu liefern. Per eMail oder einfach gleich hier drunter als Kommentar.

 

21 Kommentare

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    • MATTscher auf 17. Februar 2021 bei 12:42
    • Antworten

    Bauer von c7 auf c6:
    Begründung: Weil*s taut!

    • EddiKonstantin auf 17. Februar 2021 bei 10:11
    • Antworten

    Ich spiel gern Schach, aber viele Köche verderben den Brei. Allein des Spaßes wegen, gleich am Anfang alles Pulver verschießen , ist für mich ideenloser Oberpuster nicht zielführend genug . Die schlauesten Kommentare werden bestimmt an die Frau Kämmer zur Aufbewahrung im Stadtarchiv eingestellt werden.

    1. Sie meinen also, mit dem ersten Zug hat Schwarz schon sein ganzes Pulver verschossen? Wo bleibt Ihr Kampfgeist?

      • Garry K. auf 17. Februar 2021 bei 12:33
      • Antworten

      Sind ja noch gar keine Köche dabei.
      Erst wenn Du mit einem Bauern die gegnerische Grundlinie erreichst,
      darfst Du dann ausnahmsweise diese Figur in einen Koch umtauschen.
      Der darf dann aber im Moment gar nicht so viel, alles nur zum mitnehmen anbieten, sozusagen
      Brei verderben to-go.

    • Ische beim Guggen auf 16. Februar 2021 bei 21:10
    • Antworten

    Natürlich sah die Königin sofort die Chance, den sieben Jahre alten Plan, den König zu vernichten.
    Sie schwang sich fast aufs Motorrad um den Läufer (f8 b4) zu befeuern. Doch welcher Schrecken fuhr ihr in die Glieder. „Ich kann es wieder nicht vollenden. Zu leicht werde ich vertrieben. So geht das nicht. Ich muss den Zug verschieben.“
    Statt dessen sucht sie Rat und sendet Rosinante (g8 h6) mit einer Depesche ins Große Dorf und hofft dass Rettung und Erleuchtung naht.

    1. Wegen der Erleuchtung sollten Sie aber kurz vorm gegnerischen Palast besser einen Abstecher machen. Die Tür steht meist offen und der schwarze Turm im weißen Gemäuer wartet schon auf Sie.

    • Mandy auf 16. Februar 2021 bei 12:32
    • Antworten

    Eigentlich soll das Roß nur schon einmal Platz bereiten für eine eventuelle Rochade im Rathaus.
    Der scharfe Hengst von g8 nutzt den Auftrag aus und springt mal rasch in der Dienstzeit über die Bäuerin von f7 bevor er auf f6 zur Ruhe kommt. Er denkt, das keiner was bemerkt hat. Ähnlichkeiten zu realen Situationen sind rein zufällig.
    So lief es s schon früher im Krieg, auch für die Moral der Truppe musste etwas Unmoralisches im Angebot sein.

      • Glücksspieler auf 16. Februar 2021 bei 22:50
      • Antworten

      Ehe die hohe Kunst des Spiels zum Tragen kommt, glauben sich einige Bauern erst einmal zu Höherem berufen und versuchen sich im Bauerntausch.

      1. Klingt sehr nach einem nahe gelegenen Swinger-Club. Hat der schon wieder geöffnet?

    1. Ja, ja – darum war den Amazonen in der Schlacht trotzdem nur ein Dasein als Marketenderinnen beschieden.

    • Homeofficerin auf 15. Februar 2021 bei 10:19
    • Antworten

    Ich habe wirklich KEINE Ahnung von Schach, aber was hier abgeht ist so unterhaltend und heiter, dass es sogar Schach-Leugner wie mich begeistert. Mit dieser Idee habt Ihr nicht nur für Freunde dieses Spiels, sondern auch für Ahnungslose wie mich eine tolle Idee gehabt. Ich werde es weiter als stille Beobachterin begleiten und freue mich schon auf den weiteren Verlauf.

    1. So isses ja auch gedacht. Es soll für alle was dabei sein. Ist wie beim Fußball, wenn man da hört, was Ahnungslose so an Kommentaren abgeben, könnte man auch drei Tage durchfeiern.

    • Samoht auf 15. Februar 2021 bei 9:43
    • Antworten

    Bauer von d7 auf d5.
    Begründung: Die gängige Variante, den Bauern von c7 auf c6 zu rücken, steht in Markranstädt ebenso wenig zur Verfügung wie andere Alternativen. Die vermeintlich freien Felder sind komplett mit Hundescheiße kontaminiert. Es bleibt nur noch d5, weil sich dort wegen der auf e4 lauernden Politesse niemand hin wagt.

  1. Ich setzte Bauer c7 auf c6. Das Fußvolk befindet sich noch in der Aufwärmphase, wartet ab bis sie heissgelaufen sind. Die Ersatzdame auf d4 hat noch 2 Züge Schonfrist. Vielleicht gebt ihr der Figur noch einen Namen. Und egal ob Französisch oder Sizilianisch, Hauptsache Madrid

    1. Sie unterschätzen unsere Ersatzdame! Die ist mit Kompetenzen ausgestattet, von denen Sie nicht ansatzweise ahnen. Schauen Sie noch mal genau hin – und nicht nur auf das Brett, sondern auch drunter!

      1. Stimmt, ich habe keine Ahnung über die Kompetenzen von d4 und komme auch nicht an die nötigen Informationen heran. Unter’s Brett schaue ich auch nicht, da müsste ich ja alle Akteure wieder neu aufbauen. Lasst euch bessere Tricks einfallen um eure Gegner zu verunsichern.

        1. Haben Sie überhauot schon eine 6 gewürfelt?

    • Garry K. auf 14. Februar 2021 bei 19:49
    • Antworten

    Von der bewußt in Kauf genommene Fehlbesetzung auf d4 bleibt Schwarz einen Moment lang beeindruckt. Zeit genug für einen teils laufenden teils Fahrradfahrenden Exhibitionisten aus dem linken Flügel, unbemerkt, unabgestimmt und ohne Mandat von f8 auf b4 zu radeln, seinen Mantel zu öffnen um sodann dem König auf e1 einen Vergleich anzubieten.
    Überholen ohne Einzuholen ist seine Maxime.

    1. Da kanns einer mal wieder nicht erwarten. Wenn Sie im Bett genauso schnell Ihre gesamte Munition verschießen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie irgendwann alleine im Wohnzimmer sitzen und vieeeeel Zeit für Schach haben. Aber lassen wir das ruhig die Leser entscheiden.

        • Garry K. auf 15. Februar 2021 bei 12:29
        • Antworten

        Zumindest bleibt dem weißen König hier nur eine einzige Möglichkeit selbst zu handeln oder weitere auf die Anzahl von 5 begrenzte Möglichkeiten, Verteidigungsmaßnahmen an Untertanen zu delegieren.
        Naja, und an ein Matt in 4 Zügen nach Grundaufstellung hat auch der linkeste Linke nicht wirklich geglaubt.
        Der bärtige Läufer aus der Opposition will auf b4 nur ein bisschen stänkern, das hättet er ja denn geschafft.

        1. Nur weil Sie für den ersten Zug ein paar Lorbeeren eingeheimst haben, müssen Sie nicht gleich größenwahnsinnig werden. Will heißen: Kompliziert denken können Sie weiterhin gern, aber im Interesse der Mitleser verständlich schreiben.

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