Flammenserie in Brandenheim: Pure Angst!

Während viele Leute noch nicht einmal wissen, wo genau die Grenzlinie zwischen Frankenheim und Lindennaundorf verläuft, muss man sich nun bereits zwei weitere Stadtteile am Fuße der Windmühle merken. Erst kam Schrankenheim dazu und jetzt auch noch Brandenheim. Freitagnacht hat’s dort wieder gelodert. Zum sechsten Mal innerhalb von drei Wochen und – auch das scheint eine neue Tradition zu sein – wieder gleich zweimal hintereinander.

In Markranstädt gibt es schon Kameraden, die sich nach einem Einsatz in Brandenheim gar nicht erst umziehen, sondern gleich im Auto sitzenbleiben und auf die zweite Alarmierung warten. Eine Lehre aus den jüngsten Entwicklungen.

Am 18. Februar brannte um 0:12 Uhr ein Stromverteilerkasten, um 1:17 Uhr loderte er dann gleich noch einmal. Ähnliche Situation am 9. März, als die Feuerwehr erst zum Löschen eines Wohnwagens gerufen wurde und 21 Stunden später in Sichtweite ein Geräteschuppen in Flammen stand. Gestern nun brannte erst eine Laube und kaum eine Stunde danach eine nur wenige Meter entfernt stehende Scheune.

In Brandenheim keine neue und gleich gar nicht eine ungewohnte Situation. Das Dorf wird seit Jahren in regelmäßig unregelmäßigen Abständen von Flammen heimgesucht. Das einzig erkennbare System zwischen den Brandphasen wollen Anwohner hinter den Belegungszeiten der JVA ausgemacht haben.

Im Interview mit dem MDR erzählten die Eigentümer des angebrannten Wohnwagens erst vorgestern, dass sie es sich „überhaupt nicht erklären können, wer es auf ihre Garage abgesehen haben könnte.“

Mit einem Klick aufs Bild gehts zum Video des MDR.

Mit dieser Ahnungslosigkeit ist die Familie in Brandenheim offenbar ziemlich allein. Hört man sich entlang der Dölziger Straße um, haben dort alle nicht nur eine Vermutung, sondern alle auch ausnahmslos die gleiche.

Anwohner sind es auch, denen die auffällig kurzen Alarmierungszeiten der Feuerwehr zu danken sind. Denn die davon wissen, sind nach dem erneuten Aufflammen der Brandserie auf der Hut.

Zwar berichtet die Brandenheimer Gerüchteküche von inzwischen Streife laufenden Bürgern, aber in der Realität ist es wohl eher so, dass die Anwohner der Dölziger Straße wann immer es geht ein Auge auf die rückwärtigen Bereiche ihrer Grundstücke haben.

Angesprochen auf diese besondere Aufmerksamkeit, beginnt einer der Nachbarn zynisch zu lachen und antwortet: „Aufmerksam? So kann man es auch bezeichnen. Wir nennen das hier aber Angst. Pure Angst!“ Das ist verständlich. In den Gärten entlang des parallel zur Dölziger Straße verlaufenden Feldweges trifft man inzwischen gefühlt alle zehn Meter auf brandneue Balken, an denen Absperrband der Polizei im Winde wedelt.

Das ist alles, was vom Wohnwagen der Frankenheimer Familie übrig geblieben ist.

Das ist alles, was vom Wohnwagen der Frankenheimer Familie übrig geblieben ist.

Die Feuerwehr kann in ihren Einsatzberichten gleich fertige Textbausteine verwenden. Einleitend heißt es da stets so in der Art: „Erneut wurden die Kameraden nach Frankenheim alarmiert…“ Noch monotoner, fast schon langweilig, liest sich das gleichlautende Ende der Mitteilungen: „Nachdem die Löscharbeiten beendet waren, wurde die Einsatzstelle an die Polizei übergeben, die nun ihrerseits Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen hat.“

Genau dieser gleich eines Mantra strapazierte Satz ist es aber, der auch das Verständnis der Anwohner überstrapaziert. Nicht weil trotz massiven Bürgerverdachts noch keine Handschellen klickten oder der Fall noch nicht aufgeklärt ist. Der Zorn richtet sich vor allem auf die wieder mal hartleibige Informationspolitik.

So würden die zuständigen Behörden ihre Pflicht zur Gefahrenabwehr und zum Schutz der Bürger nicht wahrnehmen, klagen viele. „Hier muss doch mal darüber informiert werden, dass da ein Serientäter rumläuft. Die Anwohner müssen zu besonderer Aufmerksamkeit sensibilisiert werden“, schimpft ein Anrainer.

Statt dessen werde die Informationslage der Gerüchteküche überlassen, was den bei den Einwohnern unter Verdacht stehenden Mann erst recht schaden würde, falls er wirklich unschuldig sein sollte.

Die Scheune nach dem Brand in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend. Dass sie die Flammen äußerlich unbeschadet überstand, liegt am unbrennbaren Baumaterial. Aber drinnen gings heiß zu.

Die Scheune nach dem Brand in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend. Dass sie die Flammen äußerlich unbeschadet überstand, liegt am unbrennbaren Baumaterial. Aber drinnen gings heiß zu.

Es gebe schon Forderungen, ihn einfach mal prophylaktisch wegzusperren, verbunden mit Wetten, dass die Brandserie dann schlagartig aufhört.

Die offenbar schwerfälligen Ermittlungen stehen nicht nur angesichts der bislang entstandenen Sachschäden in der Kritik. Auch der Aufwand (Steuergelder) addiert sich so langsam zu einem beeindruckenden Betrag. In der Nacht zum Samstag sorgte sogar ein über Frankenheim kreisender Hubschrauber für Unterhaltung jener Einwohner, die von den Bränden noch gar nichts mitbekommen hatten.

Ob’s nur eine Bundeswehr-Übung war, Nachtfahrschule in der Pilotenausbildung oder Tätersuche mit Wärmebildkamera – wer kann das schon sagen bei dieser Geheimhaltungsstufe? Fest steht nur, dass es gebrannt hat und dass jeder Brandenheimer hofft, nicht das nächste Opfer zu sein. Willkommen in der Informationsgesellschaft.

 

8 Kommentare

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    • Deimler auf 15. März 2021 bei 13:22
    • Antworten

    Wer weiß, ob der Zündler vorher in der JVA war.
    Bei einer ach so schweren Kindheit gibt’s ja auch Bewährung mit Therapie.
    Schon gewusst – Täterschutz geht vor Opferschutz – leider.

    1. Bei dieser Frage würde Ihnen ausnahmsweise nicht mal ein 50:50-Joker weiterhelfen.

  1. „Früher war Alles Besser“- diesbezüglich wünscht man sich die gute alte Zeit wieder her! Wetten: Brandenheim muss neue Kopfbögen drucken? Druckvorschlag: Wieder in Frankenheim? Naja, aber was nützt es. Vermutlich ist, das Das/Die/Der-Der/Die/Das sozusagen als Doppelgänger z.Zt. nicht in 04420 weilt. Ist als Ersatz dann also auch bald wieder Anwesend. Somit also Besser: Die gute alte Zeit. für Der/Die/Das Doppel gleich mit einbeziehen! Wär doch mal was für’n Rechtsstaat?!

    1. Wir/Ihr/Sie/Uns sehen das genauso. Allerdings war früher nicht nur alles besser, sondern 04420 auch 7153.

  2. Die Scheune mit Feuer drin hat es sogar in den Südwesten von Neuland gebracht.
    https://www.sueddeutsche.de/panorama/braende-markranstaedt-brandstiftung-auf-gehoeft-bei-makranstaedt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210313-99-804377
    Warscheinlich hat der über Jahre geschulte SZ Algorithmus die Begriffe Feuer und Osten zur Veröffentlichung bewegt. Hey SZ Markranstädt liegt nicht im Erzgebirge und eine Scheune ist keine Unterkunft.

    1. Wenn Sie uns hinsichtlich der Reichweite belobigen wollten, hätten Sie Neuseeland schreiben müssen und nicht Neuland. Dort kennt uns doch jeder.

  3. Genauso hätte ich das auch geschrieben,wenn ich denn das Talent hätte.

    1. Dann lassen Sie es uns doch in Zuklunft so machen: Sie teilen uns Ihre Gedanken mit und wir schreiben sie auf. Wird bestimmt lustig.

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