Die Hilfeschreie der Ignorierten

Holzfällerarbeiten stehen in Markranstädt grade richtig hoch im Kurs. Verständlich, dass da auch die Jakedumas nicht länger im gesellschaftlichen Abseits stehen wollen. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch haben sie einen Weg gefunden, wie sie sich endlich als wertschöpfende Mitglieder unserer Zivilisation integrieren können. Dass Passanten angesichts der Ergebnisse von „Verwüstungen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß“ sprechen, zeugt vom Kleingeist der Besucher. Ist es nicht vielmehr der Hilfeschrei einer völlig missverstandenen Generation? Ein in Chaos ausgedrücktes Flehen nach Aufmerksamkeit?

Ein Einkaufswagen oxidiert in der Gegend herum, ein halb gefüllter Sack Holzkohle leistet ihm Gesellschaft. Das ist schon alles, was daran erinnert, dass dieses Stück Seeufer schon mal mit einer Art Zivilisation Kontakt hatte.

Der Rest ist Zerstörung und Verwüstung in Reinkultur. Fressreste, Papp- und Papierabfälle, Plastikmüll, Dosen, Becher und Alubehälter sind da sogar noch das kleinere Problem. Kennt man ja schon seit Jahren und wurde nie wirklich angegangen.

Das verlassene Holzfällerlager am Donnerstag.

Das verlassene Holzfällerlager am Donnerstag.

Schuld daran, so ehrlich muss man sein, sind wir Bürger selbst. Durch falsches Parken, falsches oder gar kein Tragen von Masken oder falsche Einschätzung von Abständen beschäftigen wir die Exekutivorgane in solch einem hohen Maße, dass ihnen beim besten Willen keine Minute Zeit mehr bleibt, sich um solche Bagatellfälle zu kümmern.

Im Umkehrschluss provoziert diese Ignoranz das Verhalten der Vandalen nur umso mehr.

Sie können manchen was immer sie wollen, sie erfahren einfach nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Also sind sie förmlich gezwungen, zu immer härteren Maßnahmen zu greifen. Irgendwann müssen sie von der Gesellschaft doch mal wahrgenommen werden.

Am Mittwoch bestand diese härtere Maßnahme aus dem Stahl einer Axt. Kurzerhand wurde damit der Strandbereich an der Lagune abgeholzt. Neben zahlreichen Büschen und Kleingewächsen fielen den Holzfällerarbeiten auch eine stattliche Fichte und einige Birken zum Opfer.

Der Schein trügt. Biber haben mehr Verstand.

Der Schein trügt. Biber haben mehr Verstand.

Ein wahrhaft eindrucksvoller Protest gegen die unerträgliche staatliche Ignoranz. Aber die Hoffnung der Minderbemittelten, durch diese Aktion Aufmerksamkeit zu erlangen, konnte sich von vornherein nicht erfüllen.

Hätten sie mal die Nachtschichten gelesen, diese Analphabeten, dann hätten sie gewusst, dass das Abholzen von Bäumen in Markranstädt gerade jetzt derart boomt, dass so ein paar fehlende Birken und Fichten nicht mal die Vögel interessieren, die diese Gehölze als Nistplätze auserkoren haben.

Und gleich gar nicht die Stadtverwaltung, die im Zweifelsfall noch nicht mal weiß, ob sie oder der Zweckverband für das Areal zuständig ist. Und so wird wohl auch diese Aktion, ebenso wie die von vergangener Woche und die zahllosen davor, erstmal ebenso ignoriert wie die armen, um Aufmerksamkeit werbenden Jakedumas.

Es ist zum Bäume ausreißen: Die können dort machen was sie wollen, es interessiert einfach keinen. Der Konkurrenzdruck durch Falschparker und Maskensünder ist einfach zu groß.

Es ist zum Bäume ausreißen: Niemand nimmt die Hilfeschreie wahr. Der Konkurrenzdruck durch Falschparker und Maskensünder ist einfach zu groß.

Wenn wir richtig Glück haben, zünden sie in diesem Sommer mal den Wald an. Dann – vielleicht – ist der Schaden groß genug für das Eingeständnis, dass ein Kaffeekränzchen mit dem Polizeipräsidenten nicht reicht, um die Statistik so zu deuten, dass es in Markranstädt riecht wie aus Abrahams Schoß.

Bis dahin werden der heimliche Strandvogt und sein Gefolge den Jakedumas weiterhin den Müll nachräumen, Bäume sowie Büsche nachpflanzen und irgendwie für Ordnung sorgen. Das ist natürlich illegal, weil für Ordnung ja eigentlich spezielle Organe zuständig sind. Aber solange die von den Kriminellen des ruhenden Verkehrs oder Maskensündern in Atem gehalten werden, drücken sie sicher ein Auge zu.

 

24 Kommentare

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  1. Ich erinnere mich an einen Spruch aus dem Rathaus von vor etlichen Jahren: „wir wollen alles dafür tun um unser Westufer touristisch aufzuwerten, auch um weitere Gäste anzulocken“. Betrachtet man die heutige Lage (Vandalismus, Brandruine Strandbad, unklare Verhältnisse bei Ab ans Ufer) sieht es eher nach einer touristischen Abwertung aus. Wünsche dann mal schönen Sommer.

    1. Vor etlichen Jahren … immer diese ewiggestrigen, rückwärts gewandten Ausreden. Geschichte ist das, worauf man sich nach 30 Jahren geeinigt hat und sie wird außerdem immer von den Siegern geschrieben. Also vorwärts Kameraden, wir müssen zurück!

      • Echter Markranstädter auf 8. März 2021 bei 10:59
      • Antworten

      Ja, UJS, da hast’e Recht. Aber was will man machen: Alter BM weg , die Initiatoren der Runde im “ Grünen Salon “ haben ihren früheren Klassenstandpunkt aufgegeben und den ewig Gestrigen zugewandt, die Opposition sucht noch ihr neues Feindbild. Neue Männer braucht das Land!

      1. Männer*Innen bitte, wenn schon alles richtig gemacht werden soll. Genauso wie es korrekt BürgerInnenmeistrIn heißen müsste 🙂

    • Optimist auf 6. März 2021 bei 22:48
    • Antworten

    Ich möchte mir nicht vorstellen, wie eine 200 T€ teure Toilette nach wenigen Tagen aussieht oder ein Aufzug am Bahnhof für utopische über 1,5 Mio. €. So lange den Vandalen nicht erfolgreich Einhalt geboten wird, sollte man sich von diesen sinnvollen Sachen leider grundsätzlich verabschieden. Das, was sich gegenwärtig abspielt ist der „Sieg des A.. über das H…“
    Mitarbeiter eines Ordnungamtes, die längstens bis 20 Uhr arbeiten und ohne Schlagstock, Elektroschocker und kugelsicherer Weste ausgestattete sind, sind reine Steuergeldverschwendung, selbstredent ebenso ein persönlicher Referent der Bürgermeisterin.
    Da hätte die versprochene Sicherheitspartnerschaft mehr Potenzial. Polizei, Ordnungsamt. Bürgerschaft und private Sicherheitsdienste… ein Jahr konzertierte Aktion der Vernünftigen- ob es wirkt ist ungewiss . Ein Versuch sollte es wert sein!

    1. Die von Ihnen angeführten Beträge haben es seit Samstag schon fünfmal in unser Postfach geschafft und werden von mal zu mal glaubwürdiger. Aber Sie werden seklbst einsehen, dass man bei 1,5 Millionen für einen Lift eine hochstudierte betriebsnotwendige Fachkraft benötigt, um das dem Volke erklären zu können. Mit unserem allgemeinen Wortschatz ist das nicht zu schaffen.
      Wenn man nun aber einen solchen Fahrstuhl beispielsweise mit Handbetrieb plant, angetrieben von Jakedumas in einem Hamsterrad, würde der gesellsachaftliche Nutzen den kleinen Rest der Investition schon nach den ersten Umdrehungen vollauf gerechtfertigt haben. Ein Fahrstuhl – 100.000 Euro. Fünf Jakedumas – unbezahlbar.

    • Der Ermittler auf 5. März 2021 bei 15:53
    • Antworten

    Ach und ein HUGO war scheinbar auch noch dabei.

    1. Augenzeugen wollen gesehen haben, dass der einen roten Kopf hat.

    • Der Ermittler auf 5. März 2021 bei 15:48
    • Antworten

    Wenn man sich den Tatort mal genauer anschaut findet man auch diverse Utensilien die dann doch mit Namen versehen sind. So finden sich auf Bechern, mit Stolz und extra groß geschrieben, Namen wie: TIM, NIC, LUCA oder auch GLATZE. An die Eltern der Gang mit diesen Namen, auf geht´s sie haben einen Erziehungsauftrag!

    1. Das mit dem Erziehungsauftrag ist aber schon in dem Moment nach hinten losgegangen, als die Eltern das Balg auf den Namen GLATZE tauften. Da kannste im Nachhinein nichts mehr retten.

    • Busch,Brigitte auf 5. März 2021 bei 10:33
    • Antworten

    Vandalismus ist nicht so schlimm für unser Ordnungsamt,aber keine Maske tragen,keinen Abstand und dazu noch 1 Bier im Freien,o,je,das könnte schnell 60€Strafe Kosten.Behämmert!!!!!

    1. Dann kommen Sie doch einfach mal zum Stadtrat ins KuK. Voller als jede Kneipe vor Corona und trotzdem virologisch völlig unbedenklich.

        • Bademeister auf 6. März 2021 bei 23:35
        • Antworten

        Liebe Brigitte, wenn du dich mit deinen 18 Jahren nicht allein ins KuK traust, ich würde dich begleiten – du wirst es nicht bereuen.

        1. Sie wird sich bestimmt alleine trauen. Früher, als sie wirklich noch 18 waren, hatten Frauen echt noch Angst, so nachts alleine durch den Park. Heute ist es Hoffnung, die sie begleitet.

    • Bademeister auf 5. März 2021 bei 9:14
    • Antworten

    Das Maß ist voll, der Punkt ist erreicht dass die Strandgemeinde keine Energie mehr aufgewendet um Ordnung und Sauberkeit wieder herzustellen. Wir kapitulieren. Auch ein Hinweis in der gestrigen Stadtratssitzung hätte keine Abhilfe geschafft. Die haben ganz andere Probleme z.B. ob das nächste Woche zum Thema Insekt eine Informationsveranstaltung oder eine nichtöffentliche Sonderstadtratssitzung sein soll.

    1. Das Ultimatum hat gewirkt! Das Rathaus ist vor Eurer Drohung eingeknickt und hat den Sonderstadtrat abgeblasen. Echt jetzt! Es ist jetzt nur noch eine Infoveranstaltung und nicht mal der Doktor muss am 11. März kommen. Also macht jetzt bitte weiter … für unser aller Markranstädt.

  2. Ich habe vor einiger Zeit erlebt wie ein Mitglied der städtischen Exekutive einen Masken Sünder vor dem stadtbekannten Pferdefleischer beim Warten auf der Straße ansprach. Nachdem Dieser sehr hart und äußerst deutlich mit den Worten „verpiss dich“ reagierte stieg der Mitarbeiter auf seinen elektrisch betriebenes Dienstfahrrad und verschwand.
    Ich frage mich wie derart hoch motiviertes Personal einer Gruppe Randalierer entgegen treten will.

    1. Wenn schon Fake-News, dann bitte die ganze Wahrheit: Der Ordnungshüter ist losgefahren um Hilfe zu holen. Als die SOKO zurückkehrte, war der Wartende bereits an Covid 19 verstorben.

  3. Oh- was für ein Hilfeschrei!!!
    Ich meine nicht die Vandalen- Nein: Es ist auch leider keine Satire mehr. Die sind eigentlich für des Lesers Spaß angetreten. Doch hier geht es nicht anders: Seien wir froh das wenigstens die paar Leser der MN unser MARKRANSTÄDTER STADTPROBLEM aufnehmen! Der ganze Quatsch von wohlfeinen Worten und hübschen Fotos- alles Unsinn. Bürgermeisterei ist Verwaltungs-verantwortung. TATEN zählen! Jakeduma-Täter/innen: Wegsperren + Arbeitslager. Aufwand gehört zur Bürgermeisterarbeit! Bei Erfolg: Hübsch lächeln mit frisch frisiertem Kopf dann erst ein Foto. Ich hab Markranstädt trotzdem …

    1. Immer bereit!

  4. Der gelernte Bürger weiß zu schätzen was die Gemeinschaft aufgebaut hat. Die Jugend hat eine Wertschätzung, im kaputt gesparten Bildungswesen jedoch nie gelernt. Wer aber jetzt auf die Jugend mit dem Finger zeigt muss erkennen drei Finger zeigen auf dich zurück. Die Ursache liegt jedoch schon 30 Jahre zurück.
    Die Erzählungen von blühenden Landschaften des Rattenfängers von der Pfalz.
    Der goldgelbe Glaube an der Markt macht das schon und der Biede(n)rmann(Kopf) der keinerlei Orientierung im Land hatte und diesm Land auch keine gab.
    Ursachächlich ist eben der mündige Bürger an der Urne der seine damaligen Fehlentscheidungen eingestehen müsste jedoch lieber nach dem starken Mann ruft sein, Heil, im blauen rufen dessen sucht.

    1. Es hätte gereicht, wenn Sie einfach geschrieben hätten: „Ihr habt Recht!“ Steht ja im Text, dass wir selber schuld sind.

  5. Wenn man bei Holzfällerlager das Holzfäller streicht …
    Ich wollts nur mal gesagt haben.

    1. Verwenden Sie lieber den Begriff „Reservate“. Damit leben die Amerikaner sogar nach 200 Jahren noch völlig unbehelligt.

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