Markranstädter Hindernisfahrt für eine Fichte

Das Nadelgehölz, das den homo marcransis an seinem Standort auf dem Marktplatz durch die Weihnachtszeit begleiten soll, wurde am Donnerstag aufgestellt. Wie in jedem Jahr, handelt es sich um ein aus der Bürgerschaft gespendetes Gewächs, wie in jedem Jahr sind auch die Personalien des Gehölzes festgestellt worden und wie in jedem Jahr erfolgten Fällung, Transport und Aufstellung in Teamarbeit mit dem Technischen Service und dem führenden Logistiker der Stadt. Allerdings lief diesmal trotzdem nicht alles wie in jedem Jahr.

Obwohl sie einen Mörder-Ständer hat, hört sie nach Angaben aus dem Rathaus auf den Namen Fichte und ist deshalb weiblich. Aus diesem Grunde verbietet sich auch jede Frage nach ihrem Alter.

Die attraktive Bäumin ist im Kleingartenverein Ost aufgewachsen und hat vor ihrer Fällung eine Höhe von rund 14 Metern gemessen. Sie trägt ein grünes Kleid, dessen weit ausladender Saum den Blick auf ihren prachtvollen Schenkel lenkt. So viel zu den Personalien, die ohne Verletzung des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte des Gehölzes veröffentlicht werden dürfen.

Da steht sie nun und kann nicht anders- zumindest bis Hochneujahr 2024.

Da steht sie nun und kann nicht anders- zumindest bis Hochneujahr 2024.

Anders verhält es sich mit den Daten jener Fahrerin, die sich in der Hordisstraße mit ihrem Kleinwagen dem Großtransport mutig entgegengestellt hatte. Fast eine Stunde hielt sie den Tieflader auf und dessen Begleiter in Atem. In der Hordisstraße ging nichts mehr. Statt dessen wurde hektisch nach der Fahrerin des verlassenen Automobils gesucht und als die Fahndung erfolglos blieb, sogar ein Abschleppdienst angefordert.

David gegen Goliath: Der Kleinwagen (links) legte den Verkehr in der Hordisstraße fast eine Stunde lang lahm.

David gegen Goliath: Der Kleinwagen (links) legte den Verkehr in der Hordisstraße fast eine Stunde lang lahm.

Derweil eröffnete sich den soeben erwachten Anwohnern in der Hordisstraße beim Blick aus dem Fenster in den kalten Novembermorgen das geradezu märchenhafte Motiv eines Waldpanoramas. Selbst vor den Gucklöchern im zweiten Stock breitete sich dunkler Tann aus, an dem hier und da lustig winkende Zapfen grüßten.

Ganz anders stellte sich die Situation allerdings aus niederer Perspektive dar. Für Passanten auf dem Fußweg wirkte die Szene eher wie eine überirdische Rohrreinigung der Hordisstraße mit einer gigantischen grünen Klobürste.

Wie eine Klobürste durch die Hordisstraße. Ökologisch nachhaltige Straßenreinigung mit Säuberung der Fassaden.

Wie eine Klobürste durch die Hordisstraße. Ökologisch nachhaltige Straßenreinigung mit Säuberung der Fassaden.

Es war perfektes Timing. Just in jenem Moment, als der Abschleppwagen vorm Volkshaus gen Tatort einbog, erschien auch die Besitzerin des Zündschlüssels für das mobile Verkehrshindernis.

Teures Plätzchen

Nach einer kurzen Belehrung über Rolle der Bedeutung des deutschen Schilderwaldes und ausgestattet mit einer Zahlungsaufforderung in Höhe eines mittleren Weihnachtsgeschenkes für die halbe Familie, ließ sie sich schließlich von einer zügigen Abreise überzeugen. Sie kennt jetzt den Preisunterschied zwischen selbst gebackenen Weihnachts- und selbst ausgewiesenen Parkplätzchen.

Einige Passantinnen befiel beim Anblick dieser Situation ein unerklärliches Ziehen im Unterleib.

Einige Passantinnen befiel beim Anblick dieser Situation ein unerklärliches Ziehen im Unterleib.

Zumindest war aber nun der Weg zum Marktplatz frei. Dort angekommen, wurde es allerdings noch einmal eng – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Das beeindruckende Testikel des Baumes war mit der jungfräuliche Öffnung im Boden des Marktplatzes nicht annähernd kompatibel. Während man beispielsweise bei der Darmspiegelung solchen Problemen mit Vaseline und Druckluft zu Leibe rückt, war hier an Dehnungsversuche jedweder Art natürlich nicht zu denken.

Was nicht passt, wird passend gemacht. Am Ende kopulierte der Stamm mit dem Beckenboden des Marktplatzes nahezu saugend.

Was nicht passt, wird passend gemacht. Am Ende kopulierte der Stamm mit dem Beckenboden des Marktplatzes nahezu saugend.

Also musste am Stamm der Fichte eine Art Rückbildungsgymnastik durchgeführt werden. Und weil die Kettensäge nun schon mal angeworfen war, wurde auch gleich noch ein guter Meter vom Unterleib des Gewächses amputiert.

Erstmal einen Meter stutzen, damit's im Büro der Bürgermeisterin nicht gar zu dunkel wird.

Erstmal einen Meter stutzen, damit’s im Büro der Bürgermeisterin nicht gar zu dunkel wird.

Dass damit ausgerechnet der Blick aus dem Fenster der Bürgermeisterin auf das vorweihnachtliche Treiben in der Stadt quasi freigeschnitten wurde, ist den Holzschaffenden offenbar erst aufgefallen, als es zu spät war. Also nix, von wegen während der Arbeitszeit ohne auszustechen mal kurz auf ein Fischbrötchen oder eine Tüte gebrannte Mandeln rüber gehen. Die Rute liegt schon auf dem Fensterbrett.

Zum Glück ist man in Lallendorf immun gegen neue Technologien. Wer weiß, was herausgekommen wäre, wenn man sich der ingenieurtechnischen Lösung bedient hätte, mit der im Frühjahr in Meißen ein Maibaum aufgestellt wurde. Schauen Sie mal:

Lösungen für den Markranstädter Wohnungsmarkt (1): Der Gerhard-Schröder-Bau

Von einst 15.100 Bevölkerungsteilnehmern im Jahr 2008 stieg die Einwohnerzahl in Markranstädt auf zuletzt 16.700. Ein Anstieg um satte 10,6 Prozent – und das ohne Sex oder jedwede andere Form biologischer Fortpflanzung! Da kann sich der Rest Deutschlands mit seinen rund vier Prozent mal eine Scheibe abschneiden. Ende 2014 hatte die Bundesrepublik rund 80,98 Millionen Einwohner. Heute, knapp neun Jahre später, sind es 84,5 Millionen. Aber die Freude über diese wundersame Vermehrung hat auch ihre Schattenseiten. Die Infrastruktur – und hier vor allem der Wohnungsmarkt – ist nicht mitgewachsen. Das hat fatale Folgen, welche die Markranstädter Nachtschichten in einer dreiteiligen Ampel-Serie unter die Lupe nehmen. Lesen Sie heute im ersten, dem roten Teil: Die soziale Wohnidee der SPD.

Vier Millionen Einwohner mehr: Selbst wenn man optimistisch von vierköpfigen Familien ausgeht, würde das rund eine Million mehr Wohnungen bedeuten, die man für deren Unterbringung braucht.

Das bestätigt auch der Verband der Wohnungsunternehmen, der beim Zählen auf mindestens 800.000 fehlende Wohnungen kommt. Olaf der Einäugige und seine Ampelkomplizen hatten deshalb den Bau von 400.000 neuen Wohnungen geplant.

Rein rechnerisch müssten sich demnach von den vier Millionen Neudeutschen also jeweils zehn eine Bleibe teilen. Dass es jetzt unterm Strich sogar 20 sind, liegt daran, dass gerade mal die Hälfte der geplanten Wohnungen auch gebaut wurde. Heißt also: 200.000 Unterkünfte für vier Millionen Menschen. Ein wahrer Doppelwumms aus der Kategorie „Wir schaffen das!“

Quadratisch, praktisch, gut

Zum Glück haben wir aktuell eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung, die gerade die wehrlosesten Opfer des sterbenden, faulenden und parasitären Kapitalismus frühfeudalistischer Prägung nicht alleine lässt. Hinter den Kulissen hat die Partei der Arbeiterklasse für ihr Klientel ein geniales Wohnkonzept entworfen, das bis zu seiner Umsetzung eigentlich noch geheim bleiben sollte.

Zwei Prototypen der geheimen Wohnungsbaureihe "Prowocon" sind bei der Sturmflut über Bord gegangen und wurden an Land gespült.

Zwei Prototypen der geheimen Wohnungsbaureihe „Prowocon“ sind bei der Sturmflut über Bord gegangen und wurden an Land gespült.

Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass die zukunftsweisende Wohnidee nun an die Öffentlichkeit gelangt ist. Als bei der jüngsten Sturmflut vor der deutschen Ostseeküste ein chinesischer Frachter in Seenot geriet, wurden zwei der geheimen Prototypen des SPD-Konzeptes „Prowocon“ (Proletenwohnen im Container) von Bord gespült und ans Ufer getrieben. Da stehen sie nun in den Dünen von Dranske und können nicht anders.

Die überzeugende Lösung zur Entspannung des deutschen Wohnungsmarktes besticht durch eine Reihe innovativer Merkmale, die sogar Aspekte der Inklusion, des Klimaschutzes und der Prophylaxe gegen häusliche Gewalt berücksichtigen.

Inklusion inklusive

So ist die stufenlos verstellbare Eingangstür eines Prowocon-Moduls nicht nur zweiflüglig konzipiert, sondern wurde zugleich ebenerdig angeordnet. So ist der dahinter liegende Wohnbereich auch für Rollstuhlfahrer, Politiker, Diverse und andere inklusionsbedürftige Personengruppen barrierefrei erreichbar.

Eine der beiden modernen Wohnzellen, die in Dranske auf Rügen an Land gespült wurden. Wahrscheinlich werden sie gleich als Ferienhäuser für Urlauber der Arbeiterklasse genutzt. KdF im roten Mantel..

Eine der beiden modernen Wohnzellen, die in Dranske auf Rügen an Land gespült wurden. Sie sollen gleich als Ferienwohnungen an Urlauber auis der Arbeiterklasse vermietet werden. KdF: Kannst dich freuen.

Auf Fenster, die durch ihre unerwünschte Funktion als Wärmebrücken in der Regel sowieso nur für Energieverluste sorgen, wurde ebenso mutig verzichtet wie auf einen Stromanschluss. Elektrizität braucht man nicht in einer Wohnung der Arbeiterklasse.

Regeneration der Demut

Die verleitet nur zu Müßiggang und birgt die Gefahr, dass die Insassen der Wohnung durch elektronische Medien zu unerwünschten Handlungen oder gar Protesten angestachelt werden. Wieviel ausgeruhter kann man hingegen auf Demonstrationen seinen Dank für die sozialen Errungenschaften unserer Regierung zum Ausdruck bringen, wenn das traute Heim lediglich als Obdach bei der nächtlichen Regeneration der Demut dient?

Nun zum Clou des SPD-Wohnkonzeptes: Was auf den ersten Blick als Fehlen einer Heizung kritisiert werden könnte, ist in Wahrheit eine energetische Revolution, die sogar beim grünen Koalitionspartner regelrechte Jubelstürme ausgelöst hat. Denn die Generation der roten Wohnwürfel markiert zugleich die Geburtsstunde der sogenannten „Sozialheizung“.

Die funktioniert ganz ohne Gas, Strom oder Briketts, sondern basiert auf einem Abfallprodukt des menschlichen Stoffwechsels: der eigenen Körperwärme.

Selbst die vom RTL-Bildungsfernsehen geschulte Zielgruppe der Prowocon-Mieter erkennt sofort, dass die Heizleistung des Systems parallel zur Zahl der Insassen einer solchen Wohnzelle steigt. Auf diese Weise werden die Bewohner mit geradezu spielerischer Leichtigkeit auf die Vorzüge einer ihnen bislang völlig unbekannten Willkommenskultur konditioniert.

Egal wer draußen vorbei geht, der wird vor allem in der kühleren Jahreszeit gastfreundlich zum Verweilen eingeladen. Sozialer kann man einfach nicht zusammenrücken. So nah zusammenrücken sogar, dass man nicht einmal mehr zu Schlägen gegenüber Kindern oder dem Partner ausholen kann. Ein wahres Friedensprojekt.

Übereinander gestapelt, können unter geringstem Flächenverbrauch ganze Stadtteile geschaffen werden.

Übereinander gestapelt, können unter geringstem Flächenverbrauch ganze Stadtteile geschaffen werden.

Lediglich die Werbebeschriftung an den Wohnmodulen sorgt im Bauausschuss des Bundestages noch für Zündstoff. Während es sich bei diesen Prototypen um eine Raubkopie der Wohnkultur in Shanghai oder Hongkong handeln solle, gehe es der SPD darum, die Urheberschaft des Konzeptes für sich zu reklamieren, protestiert die CDU.

Die Sozialdemokraten entgegen: „Wir wollen damit verhindern, dass die CDU auf den Zug aufspringt und die Idee und als ihre ausgibt.“ Aber die Christdemokraten preschten inzwischen mit einem passenderen Namen für die Wohnidee vor: Als „Gerhard-Schröder-Bau“ soll die neue Epoche moderner Wohnarchitektur nun in die Geschichte eingehen.

Die drei besten Weihnachtstipps für Markranstädt

Zwar stehen sich die ersten Schoko-Weihnachtsmänner in den Supermarktregalen schon seit Anfang September ihre Beine in den Bauch, aber jetzt wirft das kommende Fest in Markranstädt endlich auch medial seine Schatten voraus. Weihnachtliche Tipps, Ratschläge und Angebote, wohin das Auge auch fällt. Die Lesergemeinde der Markranstädter Nachtschichten hat sich dafür wieder einmal mit offenen Augen durch den winterlichen Blätterwald gekämpft und damit ermöglicht, dass wir heute die drei besten vorweihnachtlichen Angebote und Ideen vorstellen können.

Das Weihnachtswunder …

Gefunden von Elly in der LVZ vom 7. November auf Seite 30.

Gefunden von Elly in der LVZ vom 7. November, Seite 30.

Weihnachten naht – und damit die Zeit, in der man an Wunder glaubt. Was diese Überschrift allerdings verheißt, ist in der gesamten Menschheitsgeschichte nur einmal gelungen. Außerdem geschah das auch nicht zu Weihnachten, sondern zu Ostern. Aber der Glaube versetzt bekanntlich Berge und so bleibt nur die Frage, ob dieses Hilfsangebot auch für Schwiegermütter gilt?

Süßer die Glocken …

Gefunden von Lebräb im Amtsblatt November, Seite 13.

Gefunden von Lebräb im Amtsblatt November, Seite 13.

Im Alter stellen sich so manche Zipperlein ein. Nicht allen Senioren ist es dann vergönnt, ein befriedigendes Weihnachtsfest zu verleben. Während Parkinson ganz hilfreich sein soll, machen Rentnern vor allem Erkrankungen wie Gicht in den Fingern das Kommen oft unmöglich. In Räpitz gibt es in der Adventszeit deshalb jetzt einen kostenlosen Service. Ihr Kinderlein kommet …

Stille Nacht …

Gefunden von Hilde im Amtsblatt November, Seite35.

Gefunden von Hilde im Amtsblatt November, Seite35.

Weil man sein Gehör in der „lauten und hektischen Vorweihnachtszeit“ schützen sollte, wirbt ein findiger Akustiker jetzt nicht etwa mit Ohrenschützern. Im Gegenteil: Er preist eine Lösung an, die es sogar erlaubt, „alle Klänge und Geräusche in ihrer vollen Pracht zu genießen.“ Schon hat eine Bäckerei das Konzept aufgegriffen und will spezielle Christstollen für Diabetiker mit extra viel Zucker backen.

Überraschende Wende: Markranstädt hat neuen Beigeordneten!

Das Tauziehen um die Besetzung der Stelle eines Beigeordneten im Markranstädter Rathaus hat am Samstag eine überraschende Wendung genommen. Elf Minuten nach 11 Uhr hatten Einsatzkräfte der Partei MCC die  bisherige Bürgermeisterin Nadine Stitterich im Handstreich abgesetzt und eine Übergangsregierung ausgerufen. Ein Reporter der Markranstädter Nachtschichten war dabei und wurde auch Augenzeuge, als ein neuer Beigeordneter inthronisiert wurde.

Trubel auf dem Marktplatz. Mitten in einer skandierenden Menschenmenge versucht Markranstädts regierende Bürgermeisterin verzweifelt, im Kampf um den Rathausschlüssel die Oberhand zu behalten.

Mit poetisch gereimten Appellen glaubt sie, die Herzen der aufziehenden Karnevals-Junta erweichen zu können, doch die kennen kein Pardon.

Es kommt zu einem kurzen Handgemenge, ein Tusch durchschneidet die feuchte Novemberluft und kurz nach 11 Uhr streckt der MCC-Parteivorsitzende Michael Unverricht der jubelnden Menge den soeben eroberten Schlüssel zum Allerheiligsten der Stadt entgegen.

Gute Miene zum bösen Spiel. Der Putsch ist gelungen.

Gute Miene zum bösen Spiel. Der Putsch ist gelungen.

Was jedoch in den darauf folgenden Minuten passiert, wird nicht nur deshalb in die Annalen der Stadt eingehen, weil Stadtchronistin Hanna Kämmer unter den Augenzeugen weilte.

In einer eilig anberaumten Pressekonferenz diktiert der neue Markranstädter Bürgermeister den Medienvertretern kurz darauf eine flammende Antrittsrede in die Notizblöcke.

Rede an die Lallendorfer Nation

Die endet mit einem Paukenschlag! „Wir wollen unsere Amtsgeschäfte natürlich ordentlich führen und haben deshalb einen Beigeordneten mitgebracht“, lässt er die aufgeputschte Menge wissen.

Vor zwei Minuten abgesetzt, hat die Bürgermeisterin jetzt die Hände frei für die angenehmeren Dinge im Leben.

Vor gerade mal zwei Minuten abgesetzt, hat die Bürgermeisterin jetzt die Hände frei für die anderen wichtigen  Dinge im Leben.

Damit hat Markranstädt fast anderthalb Jahre nach dem Hinwurf Beate Lehmanns wieder einen Stellvertreter. Es ist Tobias Hein, der bisher als Programmchef seiner Partei MCC in Erscheinung getreten war. Viel Zeit hat er allerdings nicht, um im kommunalpolitischen Markranstädt bleibende Spuren zu hinterlassen. Heins Anstellungsverhältnis als Beigeordneter sei bis zum Aschermittwoch befristet, heißt es aus parteiinternen Kreisen.

Aus eben jenen internen Quellen war am Nachmittag auch zu erfahren, warum die MCC-Junta den neuen zweiten Mann ganz im Sinne einer Diktatur per Dekret eingesetzt hat.

Lupenreine Demokratur

„Was bei einem demokratischen Wahlverfahren herauskommt, haben wir doch erlebt“, begründet ein als verdeckter Ermittler eingeschleuster Informant. Wenn es als demokratisch gilt, dass ein Kandidat auf Wunsch einer einzelnen Person abgelehnt wird, könne es nicht undemokratisch sein, wenn eine einzelne Person einen Kandidaten einsetzt.

Wie die Lemminge: Die Markranstädter Bevölkerung feierte den Machtwechsel im Rathaus mit einer Polonaise.

Wie die Lemminge: Die Markranstädter Bevölkerung feierte den Machtwechsel im Rathaus mit einer Polonaise.

Noch am Abend einigten sich die neuen Herrscher im Rathaus auf die Fortsetzung der bisherigen Regierungsform in Markranstädt, die jetzt allerdings eine authentischere Bezeichnung tragen soll. „Der Ehrlichkeit halber sprechen wir künftig von einer Demokratur“, hieß es.

Wie Markranstädt die Wiederauferstehung der Aktuellen Kamera feiert

Krieg im Nahen Osten, Krieg in der Ukraine, Inflation, Wohnungsnot, Flüchtlingskrise – und die elfte Coronawelle wirft auch schon dunklen Schatten voraus. Was in den Nachrichtenredaktionen der Qualitätsmedien derzeit entbunden wird, hat das Stimmungsbarometer in der Buntenrepublik auf das Niveau vom Mai 1945 (im Westen) und rechts der Elbe zumindest auf Herbst ‘89 gedrückt. Zeit zu handeln, hat man sich im Politbüro des ZK der Ampelkoalition gedacht und gemeinsam mit dem Medienpartner ARD eine ebenso altbewährte wie lange Zeit erfolgreiche Strategie recycelt. Die „Aktuelle Kamera“ ist wieder da! Mit verblüffendem Erfolg, der sogar in Markranstädt Wirkung zeigt.

Kanzler Olaf Scholz hat ein Machtwort gesprochen! Jetzt ist Schluss mit der Monotonie dieses Yeah, Yeah, Yeah und wie das alles heißt.

Ab sofort gilt die Devise: „Jedes Redaktionskollektiv jeden Tag mindestens eine gute Nachricht!“

Aber woher nehmen? Und wie macht man eigentlich gute Nachrichten, wenn man in den letzten 30 Jahren nur darauf konditioniert wurde, inmitten blühender Landschaften ausschließlich die Komposthaufen in Grund und Boden zu schreiben?

Faulheit + Zufall = Lösung

Im Angesicht des darniederliegenden Journalismus scheint guter Rat teuer, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Allerdings kam dem ZK des Politbüros der Ampel dabei der Zufall zu Hilfe. Beim Durchsuchen des Büros von Angela Merkel fand ein BND-Mitarbeiter ein paar alte Unterlagen in einer Schublade ihres Schreibtischs.

Neben Stasi-Dossiers über einen gewissen Theodor Guttenberg und andere verschollene Konkurrenten, brachte der Geheimdienstler auch eine alte Ormig-Kopie ans Licht, bei der es sich um ein Strategiepapier handelt, das ein gewisser Günter Mittag unter Mithilfe seines Co-Autoren Erich Mielke verfasst hat.

Copyright by Günter Mittag

Das ebenso einfache wie geniale Konzept beruht auf der Feststellung, dass die Erfüllungsgehilfen in den Redaktionsstuben nichts anderes zu schreiben in der Lage sind, als die wortgetreue Wiedergabe dessen, was ihnen aus den Machtzentralen vorgegeben wird. Weil das so unglaublich klang, dass es der temporär einäugige Kanzler selbst mit seinem gesunden Auge zunächst nicht sehen wollte, hat das Berliner Propagandaministerium im Sommer einen ersten Probelauf gestartet.

Schulden, die einst das Ende der DDR einläuteten, wurden kurzerhand in Sondervermögen umbenannt und schon ging es trotz darniederliegender Konjunktur stimmungsmäßig wieder steil aufwärts im Lande der Dichter und Denker. Quot erat demonstrantum.

Der Blinde schreibt ab, was der Taube hört

Die Journalisten hatten den Begriff Sondervermögen weisungsgemäß vervielfältigt (besser gesagt: vereinfältigt), ohne ihn für ihre Konsumenten zu hinterfragen, zu erklären oder wenigstens zu übersetzen. Und der Clou: Die wenigen Schriftkundigen, die das dennoch erkannten, hatten gar keine Zeit, den Begriff zu hinterfragen.

Sie waren bis zum Redaktionsschluss damit beschäftigt, die in der Pressemitteilung fehlenden Gendersternchen an die richtigen Stellen zu setzen.

Befeuert vom Erfolg dieses Testlaufes, hat das ZK des Politbüros der Ampel am Montag die zweite Stufe des gesellschaftlichen Informationswandels (die sogenannte „I-Wende“) gezündet.

Die Informationswende

Weil bekanntlich nicht alles schlecht war, was aus dem Osten kam, hat die Bundesregierung gemeinsam mit ihrem Medienpartner ARD eine Strategie neu belebt, die sogar die unter ihrem Sondervermögen ächzende DDR-Diktatur 40 Jahre lang sicher über Wasser gehalten hat. Noch unter dem Deckmantel „Tagesschau“ per Teletext ausgestrahlt, erlebt die gute alte „Aktuelle Kamera“ jetzt eine überraschende Renaissance.

Direkt vom Politbüro in die Redaktion geschickt und dort 1 zu 1 übernommen.. Von der Aktuellen Kamera lernen, heißt siegen lernen. So zu lesen am 6. November im ARD-Teletext.

So zu lesen am 6. November im ARD-Teletext.

Die deutschen Erdgasspeicher sind zu mehr als 100 Prozent gefüllt! Diese Schlagzeile schreit geradezu nach einer machtvollen Sympathiekundgebung der Werktätigen und ihrer Verbündeten aller Klassen und Schichten. Und die Botschaft zeigt Wirkung. Schon haben sich große Industriebetriebe Schulter an Schulter an die Seite der Arbeiterklasse gestellt. Auch in Markranstädt wurde die Initiative aufgegriffen.

Dank RB: Gemeinschaftsempfang  in Markranstädt schon etabliert

Die Angst vor der Wiedereinführung des Gemeinschaftsempfangs der Aktuellen Kamera oder anderer Sendungen ist in einer Stadt, in der bei jedem RB-Spiel ganze Fan-Kollektive Schulter an Schulter in unverbrüchlicher Brüderschaft einträchtig vor dem Bildschirm hocken, sowieso zu vernachlässigen. Im Gegenteil: In Markranstädt fällt die ARD-Initiative bei mindestens 118 Prozent der Einwohner auf fruchtbaren Boden.

So verpflichtete sich das Kollektiv von Skeleton, dem weltgrößten Hersteller von „Super-Kondensatoren“ im Gewerbegebiet Kulkwitz, seine Technologie im Laufe des nächsten Fünfjahrplanes so zu perfektionieren, dass die Kondensatoren bei gleicher Kapazität mindestens 120 Prozent mehr Strom speichern können.

Eine Jugendbrigade forsche aktuell an einer speziell angepassten physikalischen Formel, heißt es.

Auch eine Seebenischer Weinkelterei hat erste Erfolge auf dem Weg in das neue Informationszeitalter zu vermelden. In einer noch geheimen Testreihe sei es erstmals gelungen, in einer 0,75 Liter-Flasche einen Liter Glühwein abzufüllen. Der Verkauf an die Werktätigen Markranstädts soll trotzdem zum Preis eines dreiviertel Liters erfolgen. „Die Differenz legen wir in Sondervermögen an, das dann als machtvolles Bekenntnis zur internationalen Solidarität in Form einer Parteienspende an die Ampel ausgezahlt wird“, geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Markranstädt geht voran

Diesen leuchtenden Beispielen folgen inzwischen schon zahlreiche weitere gesellschaftliche Kräfte in Markranstädt mit Ideenreichtum und Tatendrang. So ist es einigen Vermietern gelungen, die Mietpreise ihrer Wohnungen bei gleichbleibender Quadratmeterzahl um bis zu 30 Prozent zu erhöhen. Sogar das Rathaus hat sich zu hohen Wettbewerbszielen verpflichtet und diese bereits übererfüllt. So stehe im Stadtbad, das es gar nicht mehr gibt, aktuell mehr Wasser als noch zu seinen Glanzzeiten. „Und das, ohne etwas hineinzufüllen“, frohlockt der Sekreteipartisär.

Vor dem Hintergrund dieser Erfolge will sich auch das Kollektiv der Markranstädter Nachtschichten der ARD-Initiative „Jedes Redaktionskollektiv jeden Tag mindestens eine gute Nachricht!“ anschließen. Aus diesem Grunde starten wir heute einen Aufruf an Sie, liebe Leser.

Das Logo der Gemeinschaftsinitiative der Bundesregierung und ihres Medienpartners ARD.

Das Logo der Gemeinschaftsinitiative der Bundesregierung und ihres Medienpartners ARD.

Welche Ideen haben Sie, um unsere Gesellschaft noch schneller und noch weiter voranzubringen? Haben Sie vielleicht eine Lösung, um beispielsweise den Flächeninhalt eines Kreises ohne Veränderung dessen Umfangs zu vergrößern? Dann immer her damit an redaktion@nachtschichten.eu.

Unter den Einsendungen mit den innovativsten Inhalten verlosen wir zwei Stehplätze auf der Treppe des ARD-Hauptstadtstudios bei der nächsten Sitzung des ZK des Politbüros der Ampelkoalition. Sie werden nicht glauben, was Sie dabei alles erfahren können – 120 Pro!

Zwischen Parkspaziergang und Straßenbahnfahren

Zugegeben: Da kann nicht jeder mithalten. Die geradezu vorbildliche Aufmerksamkeit, mit der MN-Leserin Elly den gedruckten Blätterwald beäugt, ist bemerkenswert. Dass ihr dabei allerdings auch so viele Kostbarkeiten auffallen, ist eine Gabe. Eine Gabe, über die nicht jeder verfügt und die selbst gestandene MN-Satiriker vor Neid erblassen lassen. Ellys Einsendungen der letzten Tage ist deshalb heute eine ganze Nachtschicht gewidmet – verbunden mit einem großen Dank dafür, dass sie uns mit der Nase draufgestoßen hat.

Beginnen wollen wir mit einem Fundstück aus dem aktuellen Werbeprospekt von Aldi, in dem es wohl um Schuhe geht.

„Eigentlich soll ja Werbung die Kunden zum Kauf animieren“, kritisiert Elly das kapitalistische Gewinnstreben, das hinter solchen bunten Blättern steckt. Deshalb habe sich Elly, die auf dem Weg zum Supermarkt durch die Neue Straße laufen und den Park am Alten Friedhof durchqueren muss, sehr darüber gefreut, dass sie jetzt mit einem Fotomotiv aus ihrem Alltag überrascht wurde.

Dass sich ene Frau beim Anblick einer solchen Szene verunsichert fühlt, ist völlig natürlich. Schließlich könnte man ohne Schuhe von Aldi auf dem nassen Herbstlaub schnell ausrutschen.

Dass sich eine Frau beim Anblick einer solchen Szene verunsichert fühlt, ist völlig natürlich. Schließlich könnte man ohne Schuhe von Aldi auf dem nassen Herbstlaub schnell ausrutschen. 

Das Unbehagen, das ihr die Szene anfangs bereitet habe, kam vom Boden. Jetzt weiß sie: „Das Bild vermittelt mir das gute Gefühl, dass man mit dem richtigen Schuhen auch in dieser Jahreszeit sicher durch das nasse Laub in den Parks laufen kann“, und dankt Aldi für das kostenlose Sicherheitsupdate.

Weil sie sicherheitshalber trotzdem lieber mit dem Auto zu Rewe einkaufen fährt, hat Elly auch ausreichend Zeit für die Lektüre der lokalen Tagesgazette.

In ihr erfuhr sie am vergangenen Wochenende unter anderem vom Zusammenstoß zweier Straßenbahnen in Leipzig mit 25 Verletzten, einem Großeinsatz der Rettungskräfte und 150.000 Euro Schaden.

Alles über den Unfallhergang und dessen Folgen konnter der LVZ-Leser am Wochenende auf Seite 19 erfahren. Ursache und Schuldfrage musste er sich indes auf Seite 21 selbst zusammenreimen.

Alles über den Unfallhergang und dessen Folgen konnter der LVZ-Leser am Wochenende auf Seite 19 erfahren. Ursache und Schuldfrage musste er sich indes auf Seite 21 selbst zusammenreimen.

Während der Leser der Leipziger Volkszeitung auf Seite 19 haarklein über den Hergang des Unfalls informiert wird, herrscht noch immer Rätselraten um dessen Ursache. Möglicherweise hätten die Notbremssysteme versagt, doch genaueres könne erst nach Auswertung des Fahrtenschreibers gesagt werden, war zu lesen.

Da haben die Journalisten allerdings ihre Rechnung ohne ihre Leser gemacht. Jahrzehntelang darin geschult, die Wahrheit zwischen den Zeilen oder notfalls auch auf einer anderen Seite zu finden, hat Elly einfach mal umgeblättert – und siehe da: Hier steht alles über die Ursache und der Schuldige wurde auch bereits überführt.

Es ist fast wie ein Gleichnis zu dem armen Waisenjungen auf dem Bauernhof, dessen Eltern vom Trecker überfahren wurden und der auf die Frage nach seiner Lieblingsbeschäftigung antwortete: „Trecker fahren.“ Nur dass es sich in vorliegendem Falle um einen Politiker handelt, der sich ohne Führerschein ins Cockpit einer Straßenbahn setzt und sich dabei auch noch fotografieren lässt.

Da haben wir den Übeltäter! Nur weil er Oberbürgermeister ist oder Theologie studiert hat, glaubte er, sich auch auf den Führerstand einer Straßenbahn setzen zu dürfen. Mit dramatischen Folgen.

Da haben wir den Übeltäter! Nur weil er Oberbürgermeister ist oder Theologie studiert hat, glaubte er, sich auch auf den Führerstand einer Straßenbahn setzen zu dürfen. Mit dramatischen Folgen.

Dass er ein Fahrrad lenken kann, scheint dem kleinen Burkhard als Qualifikation zu genügen. um eine Straßenbahn fahren zu dürfen. Schließlich hat ihm ja auch ein branchenfremdes Theologiestudium schon gereicht, um Oberbürgermeister in einem Kaff an der Pleiße zu werden.

Was bei solcher Anmaßung herauskommt, hat die Tageszeitung in akribischer Recherchearbeit zusammengetragen. Bei den 150.000 Euro Schaden wird es demnach nicht bleiben. Die Verkehrswende werde mehrere Millionen Euro zusätzlich kosten, heißt es da über dem Bild mit dem roten Schwarzfahrer und „Ohne Hilfe werden wir es nicht schaffen“.  Wie diese Hilfe aussehen kann? Vielliecht sollte man ihm mal einen Trecker schenken?