
Apr 24 2023
Große Stimmung beim Saisonstart auf der Festmeile in der Hordisstraße

Das war mal ein Start in den Frühling! Das Straßenfest vorm Mehrgenerationenhaus in der Hordisstraße erinnerte bisweilen an Goethes Osterspaziergang. Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus der Straßen quetschender Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht war’n sie alle ans Licht gebracht. Und zum Schmunzeln oder gar Lachen gab es nebenher auch allerhand Anlass.

Logisch: Anlässe wie die Einweihung eines neuen MGH locken auch auch Scharen von Großkopferten aus der Polit-Szene an, die sich ein solches Motiv fürs Pressefoto traditionell nicht entgehen lassen.
Bei einem so großen Bahnhof wie auf den Straßenfest am Samstag fällt es kaum auf, wenn da zwischen Landrat, Bürgermeisterin, anderen mehr oder weniger wichtigen Würdenträgern und sogar der Bundestagsabgeordneten aus dem benachbarten Landkreis ausgerechnet der eigene Bundestagsabgeordnete diesen Teil politischer Folklore auslässt. Ein Ablenkungsfaktor weniger auf dem Selfie.

Die Bläsergruppe des Gymnasiums musste nochmal ordentlich Luft holen, weil das Publikum noch eine Zugabe forderte, bevor es den Weg frei machten wollte.
Ansonsten beste Stimmung auf der Straße quetschender Enge. Rund 20 Akteure und Stände zu beiden Seiten der Hordisstraße und jede Menge buntes Gewimmel bei den Schnupperkursen, in der Experimentierküche und dem neuen Heimatmuseum innerhalb des ehrwürdigen Gemäuers boten reichlich Abwechslung und beste Unterhaltung.
Unter dem Motto „Wir können auch Gaumenpflege“ hatte das Team des Pflegedienstes Engel eigens für diesen Anlass mal die Schnabeltassen gegen Biergläser getauscht und verabreichte der hungrigen Besucherschar außerdem leckere Steaks und Bratwurst vom Grill.
Nur wenige Meter weiter sorgte die MGH-Frauengruppe „Textil-Kreativ-Soziales“ indes mit einem deutlich kostengünstigeren Entwurf einer neuen Badelandschaft für Aufsehen. Bei fast der gleichen Wasserfläche, auf die das von der Stadt geplante Projekt inzwischen zusammengeschmolzen wurde, sind hier sowohl Planungs- als auch Bau- und vor allem Betriebskosten ungleich erschwinglicher und selbst für ein Dorf wie Priesteblich bezahlbar.

Betreutes Trinken, wie es im Geschäft in der Leipziger Straße sonst nur werktags zwischen 17 und 18 Uhr angeboten wird, gab es am Stand des Genussamtes diesmal gleich von 10 bis 18 Uhr. Der „Fizzy Peachtree“ ging dabei gefühlt gleich literweise über den Tresen. Wer es nicht ganz so süß mochte, wich auf Aperol Spritz aus.

Wer nicht wusste, dass hier eigentlich Angelsachsen am Werke waren, konnte die Installation durchaus für einen günstigen Stadtbad-Entwurf halten.
Wieviele Besucher das Fest am Ende zählte, konnte bei dem ständigen Kommen und Gehen kaum zuverlässig geschätzt werden. Um 15 Uhr hatten Sandra Thuselt und ihre Mitstreiter vom Kinderfestverein aber zumindest schon mal die Gesichter von rund 80 Kids mit bunten Farben lackiert. Plus je zwei Eltern (m/w/d) und jede Menge Alleinreisender mögen es am Ende des Tages gut 1.000 Gäste gewesen sein – plus-minus X.

Das humoristische Finale des Festes: Beim MGH-Gewinnspiels waren Tipps gefragt, wann das neue Stadtbad eröffnet werden soll.
Während am Ende zu Klängen der Markranstädter Stammtischler vor dem Volkshaus sogar beherzt getanzt wurde, sorgte eine rührige Ehrenamtlerin des MGH für einen humorvollen Ausklang des Festes.
Schätzen Sie mal…
Sie zog mit einer Quiz-Box durch die Menge und sammelte die Tipps der Gäste ein, wann das neue Stadtbad eröffnet wird. Mögliche Antworten: A) 2024, B) 2026 oder C) 2028. Kritiken seitens des Publikums, wonach „D) nie“ fehlt, ließ sie nicht gelten. „Da hätten wir ja keinen Grund, eine Einweihung zu feiern“, erwiderte sie schlagfertig.
Nächstes Event wartet schon
Macht nichts: Dieses erste große Fest des Jahres reicht ja erstmal auch. Zumindest für die kommende Woche. An deren Ende lauert schon der nächste Höhepunkt: Die Kulkwitzer Fußballer laden zum Walpurgisfeuer.

Weil das immer gleiche Knistern des lodernden Holzes auf die Dauer langweilig wird und auch das publikumswirksame Auspullern der Glut am Ende einer solchen Veranstaltung nicht mehr als woke gilt, haben sich die Kulkser diesmal was ganz Besonderes ausgedacht.
Nach Jahrhunderten sinnloser Kokelei sollen in Kulkwitz diesmal endlich wieder Hexen brennen! Die Besucher des Inquisitionstribunals sollen dazu selbst gebastelte Hexen mitbringen und in der Tat sieht man in den Garagen und Werkstätten des Dorfes nachts schon Licht brennen. Geprägt von immer den gleichen Erscheinungsbildern kommunaler Publikationen, sollen die meisten Exemplare blond und schlank sein sowie ständig lächeln.
Flammende Einladung
Der Hinweis des Vereins, dass bei den Basteleien nur brennbare Materialien und kein Silikon verwendet werden sollen, hat derweil tatsächlich einen schönheitschirurgischen Hintergrund. Natürlich hat keine Hexe der Welt etwas davon, sich vor dem Gang in den Folterkeller noch mal die Herzkranzgefäße aufpolstern zu lassen. Aber das Schönheitsideal dieser gesellschaftlichen Minderheit führt sie dennoch gar zu oft in eine Änderungsfleischerei. Neben Warzenrekonstruktion oder Runzelverpflanzung stehen Höckerstraffung und Buckelvergrößerung ganz oben auf der Wunschliste der Hexen.
Body-Shaming mit Silikonbuckel
Mit solcherart Brandbeschleuniger im Leib kommt beim Verkohlungsprozess auf dem Scheiterhaufen nicht nur der Spaß des Publikums zu kurz, sondern auch der Kauf erforderlicher CO2-Zertifikate zu teuer.
Also: Für Spaß ist gesorgt und die schönste Hexe wird prämiert Wir sehen uns am 30. April um 18.30 Uhr beim Walpurgisfeuer am Sportplatz Kulkwitz.
Apr 20 2023
86.325 Stimmen zur Sportlerwahl! Heißt: Markranstädt fehlen 20.000 Wohnungen

Die (gezinkten) Würfel sind gefallen: Zu Markranstädts Sportlern des Jahres 2022 wurden von den MN-Lesern bei den Einzelathleten Erik Benndorf und bei den Vereinen der SSV Kulkwitz gewählt. Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern, aber auch den platzierten Nominierten! Leider verblasst das Strahlen der Sieger unter den dunklen Wolken, die sich über ihnen zusammengebraut haben. Nicht gegen die Sportler, sondern ausnahmsweise mal gegen das Markranstädter Publikum werden brisante Dopingvorwürfe erhoben.

Das ist ein Paukenschlag, den sich selbst das DDR-Politbüro nie hätte träumen lassen: Die Wahlbeteiligung beläuft sich auf sage und schreibe 539,5 Prozent – und das nur 24 Jahre nach der Wende!
Allein 59.577 Stimmen haben die beiden Kulkwitzer Vereine SSV und KFV auf sich vereint. Wie die trotz unseres flammenden Appells an die Fairness der Wähler zustande kommen konnten, hat uns ein Leser geschrieben. Er geht davon aus, dass nicht nur die Vereinsmitglieder abgestimmt haben, sondern auch deren Familienangehörige.
Macht Sinn, wenn man nicht nur die mathematische Rechnung zugrundelegt, sondern auch die Merkmale der Darwinschen Abstammungslehre.

Bei rund 100 Mitgliedern des SSV Kulkwitz und etwa 150 des KFV würde das rein mathematisch bedeuten, dass dort jeder Familien-Clan aus durchschnittlich 238 Inzestoiden besteht. Das kommt hin, wenn man berücksichtigt, dass im ländlichen Bereich jeder Stammbaum nur einen Ast hat, auf dem gleich die ganze Dorfgemeinschaft brütet. One love – one family!
Rechnet mal also mal die rund 16.000 Markranstädter Einwohner auf die insgesamt 86.325 abgegebenen Stimmen um, könnte man auf eine grassierende Pandemie der Wahlbesessenheit tippen. Sollte hingegen wirklich jeder nur eine Stimme abgegeben haben, müssten spätestens jetzt im Rathaus die Alarmglocken läuten: In der Stadt am See fehlen demnach rund 20.000 Wohnungen!

Wie auch immer: Der homo marcransis hat’s einfach nicht drauf, das mit der Wahl. Auf der einen Seite werden hier regelmäßig Bürgermeister gewählt, denen hinterher niemand seine Stimme gegeben haben will, auf der anderen Seite wird die sportliche Leistung von Menschen entehrt, indem ihnen mehr Stimmen untergejubelt werden, als der Eiffelturm Nieten hat.
Es war nicht alles schlecht
Aber selbst das hat eine gute Seite. Neben den völlig ehrlosen Mehrfach-Wählern strahlt die Ehre der Sportler nur umso heller. Im Gegensatz zu den Stimmzettel-Millionären haben sie in ihren Disziplinen durch ehrliche sportliche Leistungen überzeugt. Allein das macht sie alle zu Markranstädts Sportlern des Jahres.
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