Film- und Fernsehbranche steht vor Vergenderungen

Als Heimatsender zeigt der Mitteldeutsche Rundfunk manchmal sogar Bilder aus Markranstädt. An Mut fehlt es also nicht beim MDR. Jetzt werden wir eingeladen, das Programm sozusagen mitzugestalten. Weil die Macher vom neuen #metoo-Trend möglicherweise verunsichert wurden, haben sie eine Umfrage gestartet. „Halten Sie eine 50-Prozent-Frauenquote in der Film- und Fernsehbranche für sinnvoll?“

Wir sagen ganz klar: JA!

Endlich will man mal reinen Tisch machen und die alten Zöpfe abschneiden! Im Grunde genommen werden die Zuschauer ja schon von Kindesbeinen an mit völlig falschen Gendervorstellungen indoktriniert. Käpt’n Ahab, John Silver, Egon Olsen, Bud Spencer … alles Männer.

Sogar Pittiplatsch ist männlich, auch wenn man an ihm vergeblich nach primären Geschlechtsmerkmalen sucht. Und das Sandmännchen erst! Der arme Kerl trägt seinen Sack an der Seite, was ihn wohl als eine genderneutrale Gestalt irgendwo zwischen Sandmann und Sandmännin erscheinen lassen soll. Halbherzig!

Jetzt endlich hat man erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Es ist einfach unerträglich, wie Frauen bei der Besetzung von Rollen behandelt werden. Sexuelle Übergriffe inklusive.

So musste sich erst jüngst eine 25-jährige Absolventin der Filmakademie von einem Breshnew-Double küssen lassen, nur weil sie sich für die Rolle des Erich Honecker im autobiografischen Streifen „Leonid und ich“ beworben hatte.

Fernab der Gendergerechtigkeit birgt so eine Frauenquote aber auch beträchtliches wirtschaftliches Potenzial. Will man die Regelung ehrlich nachvollziehbar durchsetzen, müssen sämtliche männerdominierte Streifen aus den Archiven verschwinden und neu verfilmt werden. Da rollt auf die Filmindustrie praktisch eine gigantische ABM-Welle zu!

Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Man muss sich auf Jahre hinaus keine Gedanken mehr über neuen Stoff und neue Drehbücher machen. Einfach das alte Material nehmen, die Rollen mindestens zur Hälfte mit weiblichen Darstellern besetzen und ab damit in die Kinos.

Gut, ein wenig Kreativität ist da schon noch gefragt. Beispielsweise bei den Namen der Rollen oder den neuen Filmtiteln. Aus „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (jetzt noch mit Bud Spencer und Terence Hill) ist vielleicht schnell mal ein „Vier Brüste für ein Stöhnen“ (dann mit Dolly Buster und Barbara Wussow) gemacht.

Auch für „Ben Hur“ bräuchte es nur noch ein e, um dem Titel eine feminine Aussage zu geben. Aber das ist nur die Spitze des Eisberges.

Bruno Ganz hat ja den Hitler in „Der Untergang“ ganz ordentlich gespielt. Trotzdem würden die Kinos – und mit ihnen die Börsen der Produzenten – aus allen Nähten platzen, wenn statt seiner plötzlich Mutter Beimer in „Die Untergängin“ im Lederdress hinterm Kartentisch im Führerbunker steht, sich mit zitternder Hand den Lidstrich nachzieht und den historischen Satz sagt: „Ös bloiben im Rrrraum: Keitel, Jodl, Krrrebs und Burrrgdorrrf…“ (zur Szene hier klicken)

Ja, es ist an der Zeit, dass auch die Filmindustrie endlich beginnt, die Geschichten so zu erzählen, wie sie sich wirklich zugetragen haben und sie nicht ständig durch den völlig überflüssigen Einsatz männlicher Darsteller verfälscht.

Das gilt übrigens auch für die Verfilmung von Weltliteratur. Rosemarie Crusoe, Frau Dr. Schiwagowa, Halle Berry Finn – es waren Frauen, die den großen Romanen ihre unverwechselbaren Gesichter gaben und es waren auch Frauen, die diese Literatur verfassten. Jaqueline London, Roberta Luisa Stevenson, Daniela Defoe, um nur einige zu nennen. Sie alle wurden im Laufe der Jahrhunderte durch bewusst herbeigeführte Übersetzungsfehler klammheimlich zu Männern gemacht.

Unsere Kinder werden es vielleicht gar nicht mehr anders kennen und es demzufolge als das hinnehmen, was es ist: Schlicht und einfach die wahre Wahrheit.

Vielleicht wird es noch eine Weile dauern, bis wir uns daran gewöhnt haben, dass auf dem Weg zur Schatzinsel ab sofort Heike Makatsch alias John Silver einbeinig über das Deck der Hispaniola stolpert. Aber wenn es unsere Kinder gar nicht erst anders kennenlernen, ist das spätestens nach zwei Generationen eine nicht mehr hinterfragte Realität.

Man muss nur endlich mal damit anfangen.

 

Markranstädts „Ewige Heldin“ ab Dienstag im Fernsehen

Camps, die sich in Wahrheit am Rande des Großstadt-Dschungels befinden; Bauern, die verzweifelt willige Frauen suchen; Stars, die man irgendwo rausholen soll: Es ist erstaunlich, was der Wahnsinn der Unterhaltung so hergibt. Am Dienstag startet auf VOX nun die dritte Staffel von „Ewige Helden“. Klingt wie ein weiterer Grund, dem Fernsehen abzuschwören. Aber diese Show ist etwas anders und das nicht nur, weil diesmal eine Markranstädterin dabei ist.

Was macht man, wenn man dem Leistungssport soeben adé gesagt hat und plötzlich Zeit im Übermaß vorhanden ist? Wobei sich der Begriff Übermaß nicht über das Maß des Durchschnittsbürgers definiert, sondern über einen bisherigen 24-Stunden-Job an sieben Tagen in der Woche.

Zweifache Vize-Weltmeisterin, Dritte bei Europameisterschaften und U23-Europameisterin wird man nicht mit der Konsole in der Hand und einmal in der Woche Dauerlauf zu Mc Donalds. Schon seit ihrem 5. Lebensjahr kennt Jennifer Oeser sozusagen nichts anderes als den Trainingsalltag.

Damit war im letzten Jahr Schluss. Allerdings bedeutet das im Sport lediglich, dass die Entscheidung dazu getroffen wurde. In der Regel warten auf die Athleten dann noch einige Jahre des Abtrainierens.

Abtrainieren bei VOX

Das ist richtig harte Arbeit, bis man endlich so weit ist, dass man, wie normale Bürger auch, auf der Kellertreppe mit zwei Flaschen Bier in der Hand nach Luft japsen muss.

Jenny Oeser ist noch lange nicht so weit. Sie ist das, was man landläufig „fit wie ein Turnschuh“ nennt. Die idealen Voraussetzungen, sich noch einmal im Wettkampf mit anderen Leidensgefährten zu messen. Da kam die TV-Show „Ewige Helden“ gerade richtig.

Dass die Sendung keine ABM für abgehalfterte C-Promis ist, zeigt ein Blick auf die Starterliste der bisherigen zwei Staffeln.

Da gaben sich Weltmeister und Olympiasieger reihenweise die Klinke in die Hand und man liest Namen wie Heike Drechsler, Uschi Disl, Frank Busemann, Lars Riedel, Thomas „Icke“ Häßler, Fabian Hambrüchen, Silke Kraushaar oder Tanja Szewczenko.

Auch in der jetzt beginnenden dritten Staffel stehen neben Jennifer Oeser wieder große Namen im Aufgebot. Olympiasiegerin Hilde Gerg zum Beispiel oder Welt- und Europameister Pascal Hens.

Das ‚who is who‘ des Sports

Auch Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste und der Olympia-Zweite sowie Welt- und Europameister Sascha Klein wollen sich mit Jenny Oeser messen.

Mit im Schnitt rund 1,5 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von nur etwas mehr als fünf Prozent kann sich die Show zwar nicht mit den ganz großen TV-Ereignissen messen, liegt aber immerhin im Bereich von Maischberger, was für einen Privatsender schon beachtlich ist.

Bei der Neuauflage von „Der Preis ist heiß“ auf RTL II freut man sich bekanntlich schon über 0,4 Prozent und selbst „Dynasty“, die heiß angepriesene Cover-Version vom Denver-Clan, tümpelt inzwischen irgendwo bei 0,5 Millionen Zuschauern.

Gedreht wurde die Staffel schon im vergangenen Jahr in Andalusien. Jetzt ist sie fertig geschnitten und kommt ins Fernsehen. Jennifer Oeser ist zwar so richtig erst im zweiten Teil dran, der am 6. Februar ausgestrahlt wird, aber wer die ganze Spannung erleben will, sollte sich die Show von Beginn an reinziehen.

Kann also durchaus sein, dass die Quotenjäger am kommenden Dienstag auch ein paar mehr als die üblichen Zuschauer aus Markranstädt zählen.

Zumindest verspricht die Show schon mal das, was man gemeinhin als seriös bezeichnet. Kein inszeniertes Gruppenduschen im Container, kein Furzen in fremde Gesichter und Käfer fressen müssen sie da auch nicht. Es geht um Sport! Und wenn Jenny Oeser am Ende gewinnt, ist der Markranstädter Sportlerseele sowieso Genüge getan.

 

Zwischen Sakrament und Sakrileg: Die Taufe des Mark Ranster

Die Leser haben entschieden und die Taufe des neuen MN-Mitarbeiters wurde am Sonntag im Rahmen einer interreligiösen Zeremonie in aller Stille vollzogen. Mark Ranster heißt der neue Mann im Team, der den Markranstädter Nachtschichten, dem Lallendorfer Zentralorgan für den blinzelnden Blick ins Leben, ein neues Gesicht gibt.

Es war nicht einfach, für das Ritual eine Religion zu finden. Zu nah liegt im Christentum der Verdacht auf Missbrauch kirchlicher Sakramente, wenn man ein Stück Holz tauft.

Und sei es von Sakralhandwerkern noch so kunstvoll gefertigt, es ist und bleibt ein toter Gegenstand und sowas ist nicht taufbar. Man kann es höchstens weihen. 

Der Respekt vor unserem Pfarrer Zemmrich war dann auch einfach zu groß, als dass wir es gewagt hätten, ihm die Bitte zur Taufe unseres neuen Kollegen anzutragen oder uns wenigstens die Stadtkirche für eine private Zeremonie zu vermieten. Obwohl er viel Spaß versteht, hätte er zweifelsfrei ablehnen müssen.

In vielen anderen Religionen, die sich über das damit verbundene Medieninteresse gefreut hätten, gibt es sowas wie eine Taufe gar nicht und so war guter Rat teuer.

Es musste also ein alternativer Weg beschritten werden, um dem sympathischen Mann, der einst entsprang aus einer Wurzel zart, einen Namen zu geben.

Da Satiriker ihren Amtseid aus grundsätzlichen Erwägungen entweder auf die Getränkekarte oder das Kamasutra schwören, stand die Lösung sozusagen in der MN-Bibliothek.

Am längsten hats gedauert, in der Liebes-Bibel einen passenden Taufspruch zu finden. Aber wir sind fündig geworden!

Ein Mann, wenn er ein Mädchen noch so liebt, wird sie niemals ohne eine große Menge von Worten gewinnen.

So steht’s im Kamasutra geschrieben und das passt wie die Narrenkappe zu den Nachtschichten! Herzlich willkommen, Mark Ranster!


 

…widewidewitt und drei macht neune

Die Luft war geschwängert von kommunalpolitischem Weihrauch und der Hofstaat quittierte die gegenseitigen Huldigungen der bei Sturmwind todesmutig angereisten Würdenträger mit artigem Beifall. Die neue Kita am Bad wurde gestern offiziell eröffnet. Mit einem wirklich herzlichen Programm und zahlreichen Gästen, die angesichts der offiziell mindestens 15 (in der Realität eher 30 oder mehr) gefällten Bäume reichlich Platz vorfanden, um beim Klatschen ordentlich ausholen zu können. Alles gut! Wenn da nicht …

… diese verfluchte Mathematik wäre. Schon unter Anwendung simpelster Grundrechenarten könnten sich dem aufmerksamen Betrachter des Kita-Zahlenwerkes Fragen stellen, auf die er aus Angst vor der Aufdeckung abenteuerlichster Verschwörungstheorien möglicherweise gar keine Antworten haben will.

Wir erinnern uns: Die zuletzt mit ebenso großem Tam-Tam übergebene Baumaßnahme „Anbau der Grundschule“, steht noch immer im Kreuzfeuer der Kritik, weil sie angeblich 43 Prozent teurer war als ursprünglich geplant.

Daraufhin wurde ein Ausschuss auf Akteneinsicht (AA) gebildet, um der Entstehung dieses geheimnisvollen Mehrwerts auf die Spur zu kommen. Dessen Abschlussbericht war in seiner öffentlichen Wirkung zwar geradezu spektakulär, ließ aber bei einigen Protagonisten schon während seiner Verlesung erste Zweifel aufkommen.

Ganz spitze Zungen bemühten später aus fachlicher Sicht das Gleichnis von Friseuren bei der Auswertung eines Röntgenbildes, andere zweifelten das Urteil aus rein sachlichen Erwägungen an, weil dem Ausschuss gar nicht alle Unterlagen zur Verfügung gestanden haben.

Dem Vernehmen nach soll das in einigen Ordnern enthaltene Potpurri von der damaligen Führungskraft teilweise recht abenteuerlich zusammengestellt worden sein. Dem Ausschuss hingegen wurde die Vollständigkeit des Konvoluts suggeriert.

Inzwischen wurde von einer Arbeitsgruppe der Verwaltung (nennen wir sie AGV) ein korrigierendes Gegenpapier erstellt, wonach sich die tatsächlichen Mehrkosten des Grundschulanbaus auf bedeutend (man munkelt von fast zwei Drittel) weniger als die zuletzt kolportierten 43 Prozent belaufen. Blöd für Otto-Normalverbraucher und die Gerüchteküche, dass der Abschlussbericht des AA öffentlich einsehbar ist und das Papier der AGV lediglich als eine Art Geheimdokument kursiert.

Mit ein wenig Transparenz und erklärendem Talent, hätte man vielleicht schon längst den Unterschied zwischen den Begriffen Mehrkosten (teurer) und Differenz (aus Entwurfsplanung und tatsächlichem Aufwand) darstellen und die Fronten somit etwas befrieden können.

Fakt ist – und so weit darf sich wohl auch ein Laie aus dem Fenster lehnen: Der Anbau der Grundschule dürfte so ziemlich genau das gekostet haben, was er gekostet hat. Mehr noch: Wenn schon ein Einzylinder-Klo am Kulki ein Investitionsvolumen von satten 200.000 Euro verschlingen soll, war der mehrstöckige Schulanbau für 112 Kinder zum Preis von umgerechnet nur sechs Toiletten wohl eher noch ein wahres Schnäppchen.

Noch während die Fetzen zu diesem Vorgang hin und her fliegen, wurde nun also schon das nächste Munitionsdepot freigelegt. Die Kita am Bad hat bis jetzt rund das Doppelte der ursprünglich geplanten Summe verschlungen und dabei ist noch nicht einmal die Schlussrechnung aus dem Drucker geschlüpft.

Runde 1,1 Millionen Euro sollte die Anstalt zur zeitweisen Aufbewahrung heimischen Nachwuchses am Bad kosten, als am 18. September 2014 zehn der anwesenden 19 Stadträte in der vierten Etage mehrheitlich den Weg für das Vorhaben ebneten. Heute sind wir bei über 2,1 Millionen. Nicht Stadträten, sondern Euro!

Rein von der Kalkulation her stand der Bau von Beginn an unter keinem guten Stern. Beispiel: Noch unter promovierter Leitung des Bauamtes wurde die einsetzende Schnappatmung am Ratstisch bei der abwasserseitigen Erschließung mit einer Schätzung in Höhe von rund 25.000 Euro besänftigt.

Nach dem Handheben entpuppte sich die vermeintliche Valiumtablette bald schon als fast zehnmal so teures Lachgas.

Plan übererfüllt

Am Schluss nun wurde der Finanzplan also mit satten 100 Prozent übererfüllt. Damit das nicht auffällt, wurde bereits vorab der strategische Begriff von der „Punktlandung“ entbunden.

Da kann man vor seinem geistigen Auge auch schon mal einen Papierflieger sehen, der sich im Landeanflug auf einen Airport mit der Fläche von ganz Europa befindet.

Das schreit geradezu nach dem nächsten Ausschuss auf Akteneinsicht. Da viele der Ausschussmitglieder vom Schulanbau jetzt jedoch selbst in der Vergabe-Jury der Kita sitzen, müssen sich da wohl neue Engagierte finden.

Suche nach Fachkräften

So langsam werden die Personalressourcen für AA’s knapp, bei nur 22 Stadträten und einem sich selbst für befangen erklärenden Bürgermeister. Ein kleines Bauvorhaben vielleicht noch (Klo am Kulki?), aber dann ist Schluss mit Akteneinsicht und demzufolge auch mit neuen Bauvorhaben.

Vielleicht sollten wir bei der nächsten Stadtratswahl rein vorsorglich gleich einen ständigen Akteneinsichtsausschuss extra dazu wählen? Das würde neue Vollzeit-Arbeitsplätze schaffen, etwaige Interessenskonflikte vermeiden helfen und personelle Planungssicherheit für die Realisierung künftiger Bauvorhaben gewährleisten.

Rechenoperationen

Wie aber kommt nun der satirische Geist eigentlich auf solche Rechenexempel?

Nun, zunächst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich auf die gleichen Informationen zu stützen, die auch dem gemeinen Bürger [lat.: homo markransis] zugänglich sind. Hat er sich diese verschafft, nutzt er das wissenschaftlich vielleicht nicht immer ganz unumstrittene Mittel des Vergleichs. Und dessen Ergebnisse sind frappierend.

Wie in der Polytechnischen Oberschule zur Lösung von Textaufgaben gelernt, entnehmen wir den Prosa-Ausführungen zunächst die Fakten und ordnen diese. Daraus ergibt sich folgende Aufstellung:

Kita am Bad (eingeschossig)
Kosten: 2,1 Millionen Euro (bisher)
Kapazität: 82 Kinder
Nutzfläche: ca. 600 Quadratmeter

Grundschulanbau (mehrgeschossig):
Kosten: 1,3 Millionen Euro
Kapazität: 112 Kinder
Nutzfläche: 420 Quadratmeter

Nun heißt es nur noch, die richtigen Rechenoperationen auszuführen. Geld durch Kinder ergibt Kosten pro Kind, Kosten durch Quadratmeter ergibt Geld pro Flächeneinheit.

Im konkreten Fall heißt das also, dass sich die Kosten des Schulanbaus auf rund 11.600 Euro pro Kind belaufen und bei der Kita auf über 25.600 Euro. Oder freundlicher ausgedrückt: Ein Quadratmeter Nutzfläche in der Grundschule kostete 3.095 Euro, während er sich bei der Kita auf 3.500 Euro beläuft. Und das, obwohl im Baukosten-Index davon ausgegangen wird, dass ein Quadratmeter Kita in Deutschland etwa ein Drittel weniger kostet als ein Quadratmeter Schule.

Die Sache mit dem Antwortsatz

Also … da jetzt bei der Grundschule unbedingt Begriffe wie Mehrkosten oder gar zu teuer zu bemühen, kommt irgendwie doch recht zwangskonstruiert rüber. Selbst dann, wenn man noch die Abfindung zuzüglich ein paar Monatsgehälter für erübrigtes Leitungspersonal in Höhe von rund 100.000 Euro draufrechnen würde.

Die 30.000 Euro für die Ersatzpflanzungen wegen gefällter Bäume am Kita-Standort sind dort schließlich auch nicht in den Gesamtkosten enthalten. Höhere Mathematik gleicht sich immer irgendwie aus.

Beim Schulanbau waren 16 hiesige Unternehmen involviert, beim Bau der Kita dem Vernehmen nach gar keins. Auch dieser Baggerfahrer aus Markranstädt kam nicht über einen kurzen Probeeinsatz hinaus.

Dass beim Anbau der Grundschule 16 ansässige Unternehmen involviert waren und bei der Kita dem Vernehmen nach nicht ein einziges, lässt sich in Zahlen zum Glück nicht ausdrücken.

Leben und leben lassen

Das sind eher emotionale Werte, die vor allem die örtlichen Vereine in Form der vier Buchstaben NEIN in ihre Bücher kritzeln können, wenn sie vor Ort wieder mal wegen Spenden oder Sponsorengeldern vorgesprochen haben.

Aber lassen wir den Vorhang der Barmherzigkeit vor dem Ausgang des Szenarios hernieder fallen und freuen uns mit den Kindern. Die haben jetzt auf einem Areal von gefühlt nur rund einem Viertel Quadratkilometer gleich vier Tagesstätten zur Auswahl. Wenn das keine Punktlandung ist…

 

Pusten kann jeder, aber Friederike … die konnte blasen

„Wo geblasen wird, da fallen Späne“, heißt es in einem Zitat von Beate Uhse. Eine, die besonders gut blasen kann, heißt Friederike. Die kam gestern über uns und hinterließ nicht nur eine Spur der Verwüstung, sondern in einer Markranstädter Ortschaft sogar auch ein gerüttelt Maß Hoffnung.

So etwa gegen 18 Uhr kam gestern die Kapitulationserklärung der digitalen Kommunikation. Da hieß es: Die Leitstelle ist momentan mit Notrufen überlastet. Es kommen keine Anrufe bei der Integrierten Regionalleitstelle Leipzig (IRLS Leipzig) an. Bitte melden Sie sich bei Notfällen bei der ortsfesten Landesfunkstelle Markranstädt unter 034205/88430. Die Meldungen werden per Funk an die IRLS Leipzig weitergeleitet.

In einigen Ortschaften ging diese Information sprichwörtlich ins Leere. So beispielsweise in Frankenheim, wo es zeitweise keinen Strom gab und mithin auch kein Internet. Trotzdem könnte diese Situation positive Folgen haben.

Was macht man, wenn der Strom weg ist? Voraussichtlich so Ende September bis Anfang Oktober werden wir sehen, womit sich die Frankenheimer die Zeit vertrieben haben, während Friederike draußen geblasen hat. Würde ganz gut passen: Im Kita-Neubau haben wir ja nun sowieso einschlägige Erfahrungen.

In der Kernstadt waren vor allem Bäume die Leidtragenden. Während bei der Eröffnung der neuen Kita die dort rund drei Dutzend gefällten Bäume gefeiert wurden, fielen draußen reihenweise weitere Holzgewächse.

Am Promenadenring machte eine Eiche schlapp. Zurück zur Natur, könnte man sagen, denn die Wurzel legte den alten Teich wieder frei, der sich einst an dieser Stelle befand.

Nur noch Wasser einfüllen und wir haben ein eindrucksvolles Beispiel ökologischer Renaturierung unter Wahrung denkmalpflegerischer Aspekte. Der Klimawandel machts möglich.

An der Promenade hat Friederike den alten Teich wieder freigelegt.

Besonders eindrucksvoll ließ Friederike ihre Muskeln auf dem Marktplatz spielen. Dort brach sie den Weihnachtsbaum kurz über dem Boden einfach ab und ließ ihn da liegen. Nicht auszudenken, wenn sich der Bürgermeister ein paar Minuten früher zur feierlichen Eröffnung der Kita am Bad auf die Socken gemacht hätte.

Sauber über dem Boden abgetrennt, weil der städtische Bauhof eine Bodenhülse geschaffen hat, für die sogar Friederike zu schwach war. Glück im Unglück: Wenn der Baum nur ein paar Minuten später gefallen wäre…

Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr rückten gar nicht mehr ein. Teilweise war zwischen den Einsätzen nicht mal genug Zeit, um die Garagentore zu öffnen. Die paar Minuten konnten die Fahrzeuge auch gleich draußen stehenbleiben und das Blaulicht auszumachen, lohnte sich auch nicht.

Sie hatten gestern den gefährlichsten Job. So beispielsweise am Alten Ratsgut direkt vorm Eingang zu EDEKA. Dort kamen Dachziegel runter und noch während die Stelle gesichert wurde, kam von oben schon Nachschub. Allen Respekt unserer Feuerwehr und vielen, vielen Dank für die teilweise waghalsigen Einsätze!

 

Online-Voting: Name für neue Fachkraft gesucht

Viel wars ja nicht, was da an Vorschlägen für die Taufe unseres neuen Mitarbeiters kam. Eher waren Anzahl und Inhalt der Ausreden interessant, warum Ideen dazu Mangelware sind. Aber sei’s drum: Hier die Top 5 der Vorschläge und passend dazu die Eröffnung der Online-Umfrage.

Zur Erinnerung: Das Team des Markranstädter Deko-Stübchens in der Hordisstraße hat angesichts unserer händeringenden Suche nach Fachkräften seine Herzen geöffnet und uns zu Weihnachten einen neuen Mitarbeiter geschenkt.

Der muss nun allerdings noch integriert werden. Ein Deutsch-Kurs macht wenig Sinn, da er sowieso bloß als Satiriker beschäftigt ist. Also reicht es völlig aus, wenn er nur eine fluffige Bezeichnung bekommt. Einen deutschen Namen natürlich und nicht etwa sowas wie bei den Indianern, also „Der-aus-dem-Holz-der-gefällten-Bäume-für-die-Kita-am-Bad-gemacht-wurde“ oder so.

In allen anderen Merkmalen entspricht der kleine Kerl ohnehin schon den gesellschaftlichen Normen eines anpassungsfähigen Mitbürgers.

Er besteht zu 100 Prozent aus nachwachsenden Ressourcen, sein sprachliches Erscheinungsbild ist genderneutral (der Reporter, das Männchen, die Figur) und sein ständig grinsender Gesichtsausdruck strahlt so viel Optimismus aus, dass jeder Betrachter automatisch von der Wir-schaffen-das-Zuversicht angesteckt wird.

Der klassische Wähler einer GroKo sozusagen. Auch sonst ist der Mann als moderne Fachkraft von geradezu unschätzbarem Wert.

Kein Mindestlohn, keine Sozialabgaben, keine Abfindung – ja nicht mal eine Gewerkschaft gibt es für solche Leute. Und schwanger wird er auch nicht. Überstunden? Kein Problem! Selbst Nachtschichten, was im konkreten Fall eine Grundbedingung für die Beschäftigung ist, sind ohne entsprechende Zuschläge drin. Und das sogar rund um die Uhr!

Also dann: Rechts oben finden Sie Ihren Wahlschein für die Online-Abstimmung. Geben Sie unserem (Ihrem) neuen Mitarbeiter per Mausklick eine Identität.

Allerdings ist Eile geboten, denn die Wahlurne ist nur bis zum 20. Januar geöffnet. Am Sonntag schon soll die Taufe stattfinden.