Eishockey: Warum der neue Hype um Markranstädt einen Bogen macht

Letzten Sonntag, 5 Uhr morgens: Überall gehen die Lichter und Fernseher an. Vorsorglich müssen sogar zwei abgeschaltete Kernkraftwerke hochgefahren werden. Deutschland hat das olympische Finale im Eishockey erreicht. Historisch! Und obwohl sich die Russen bei Eis und Minusgraden auch 75 Jahre danach noch immer als eine Nummer zu groß erweisen, prophezeit der Reporter einen Eishockey-Hype in Deutschland. Auf Markranstädt kommt damit ein Problem zu.

Die gängige sportliche Aktivität unseres Nachwuchses sieht im Allgemeinen so aus, dass dieser in jungen Jahren auf den Fußballplatz geschickt wird. Das macht auch Sinn, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Jeden Tag wird uns prophezeit, dass wir in Altersarmut versinken, wenn wir nicht privat vorsorgen.

Da ist es durchaus verständlich, dass mache Eltern schon früh den Weg ebnen wollen, um den Sprössling zum Profi in der englischen Liga ausbilden zu lassen. Dort gibt es bekanntlich das meiste Geld zu verdienen.

So besteht die private Vorsorge darin, dass man den Jungfußballer viermal pro Woche zum Training und am Wochenende zum Spiel fährt, um sich dann bald den Sitz in der 5-Sterne Seniorenresidenz gönnen zu lassen.

Da kann man auch so manche Fußballmami verstehen, die am Spielfeldrand mit Begriffen um sich ruft, die selbst im Frauenknast für Entsetzen sorgen würden. Es sind die Altersexistenzängste, wenn sich der getunnelte Kevin-Thorben in der F-Jugend als „Zeig-ihm-die-Blutgrätsche“ bezeichnen lassen muss.

Puck statt Ball

Doch am Horizont tun sich seit letztem Sonntag Alternativen auf, falls Kevin-Thorben vielleicht doch nicht über den Status eines Wechselspielers bei Fortschritt Priesteblich hinauskommt.

Angesichts der aktuellen olympischen Erfolge nahm der ZDF-Reporter sogar eine Anleihe bei Heinz-Florian Oertel. Allerdings sollten wir die Neuankömmlinge des Sonntags nicht Waldemar nennen, sondern zum Eishockey schicken.

Humanoide Altersvorsorge hinter der Bande.

Klar, ob der Steppke nun Fußball in England oder Eishockey in Amerika spielt, macht am Ende auch keinen großen Unterschied. Die Verdienste dürften sich in ähnlichem Rahmen bewegen.

Zieht man dann noch die Kosten für den kompletten Zahnersatz und ein neues Nasenbein für den jungen Eishockeyprofi ab, bleibt immer noch genug für einen komfortablen Alterssitz der Eltern.

Klimawandel im Sport

Nun kann so mancher daher kommen und argumentieren, dass die in unseren Breiten vorherrschenden klimatischen Bedingungen nicht ideal sind, um neuen Eishockeynachwuchs zu produzieren. Doch Tief Hartmut, das sinnstiftend auch noch aus Russland über uns kommt, straft solch pessimistisches Gedankengut gerade eben Lügen.

Leider ist diese Kälte, die beim Starten des Motors selbst den Feinstaub im Diesel als Briketts aus dem Auspuff poltern lässt, nicht die einzige Voraussetzung für ein gepflegtes Eishockeyturnier. Versuchen wir also mal, die Möglichkeiten der umliegenden Binnengewässer auszuloten.

Flutlicht, aber mangels Wasser kein Eis.

Schmiedeteich Schkeitbar: Auf den ersten Blick ideal. Mitten im Zentrum von Schkeitbar gelegen, kann die Sportstätte sogar eine Flutlichtanlage aufweisen. Auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist mit gleich zwei Bushaltestellen mehr als geeignet. Was fehlt, ist allerdings das Eis.

Das hängt damit zusammen, dass vorher kaum Wasser drin war. Seit Schkeitbar anno 2012 klärtechnisch auf Vollbiologie umrüsten musste, kommt es kaum noch vor, dass der Dorfteich durch natürliche Hindernisse eingestaut wird. Also weiter zur nächsten Arena.

Thronitzer Dorfteich: Hier bietet sich eine schöne Eisfläche an. Auch die Banden sind perfekt ausgemauert. Allerdings befindet sich in Sichtweite ein Spielplatz mit zwei Toren. Da ist die Gefahr, dass der Nachwuchs fußballtechnisch gesehen rückfällig wird, sehr groß. Das Risiko sollte man nicht eingehen.

Perfekt, aber für Puckjagd zu nah am Ball.

Schkölener Dorfteich: Herrliches Eis, perfekte Banden aber auch hier gibt es ein Problem: Man sieht zwar weit und breit keinen Fußballplatz, aber leider auch keine Kneipe.

Spätestens bei der Suche nach einem Lokal, in dem man beim Après-Eishockey die Niederlage zünftig zu einem verwonnenen Spiel umtrinken kann, wird man des infrastrukturellen Defizits gewahr. Vielleicht sollte man etwas weiter denken und nicht nur den klassischen Dorfteich ins Auge fassen?

Schkölen fällt auch durch: Zu weit zur Kneipe.

Die um Kulkwitz und Gärnitz befindlichen Vernässungsflächen haben durchaus auch ihre Reize. Das Eis scheint gut zu sein und selbst wenn man einbricht, steht man höchsten bis zum Knie im eiskalten Wasser. Das kann man sich dann sogar noch als Kneipp-Kur schönreden.

Seebenisch: Gefahr durch ornithologische Ultras.

Allerdings gibt es auch hier einige Unabwägbarkeiten. Wenn man auf der Vernässungsfläche seinen Gegner an der Bande wegchecken will, geht die Aktion ins Leere oder bestenfalls ins Schilf. Das ist aber nicht das Schlimmste.

Fragwürdige Fankultur

Das größte Problem besteht darin, dass sich die flachen Wasserzonen als Vogelparadies entpuppt haben. Da kann es schon mal passieren, dass man nicht den Puck, sondern eine seltene Drosselart per Schlagschuss mit Vmax über die blaue Linie ins gegnerische Drittel schickt.

Es muss dann damit gerechnet werden, dass der gesamte Fanblock ornithologischer Ultras aus dem Gebüsch springt und den in den Maschen hängenden Piepmatz mit blanken Fäusten im Infight rächt. Seebenisch ist also auch ungeeignet.

Lustiges Vogelschießen auf den Kulkwitzer Lachen?

 

Frankenheim: Ruhe im Bodenrichtwert eingepreist.

Also weiter zum Dorfteich Frankenheim. Klein aber fein, könnte man sagen. Allerdings ist die Zufahrtsstraße für die Anreise größerer Fangruppen ungeeignet.

Auch Schlachtgesänge sind in dieser Wohnlage, in der die Ruhe und Abgelegenheit einen guten Teil des Bodenrichtwerts ausmachen, unerwünscht.

Nicht zuletzt lässt das Schild mit der Aufschrift „Betreten verboten“ sämtliche Träume von einem olympischen Qualifikationsturnier in Frankenheim bereits im Vorfeld platzen.

Blick in die Kernstadt

Werfen wir also schlussendlich einen Blick in die Kernstadt. Hier muss man leider feststellen, dass die Möglichkeiten der Jagd nach dem Puck schlichtweg verbaut wurden.

Der Krakauer Teich wurde schon vor Jahrzehnten mit Asche verfüllt, was bekanntlich nicht unbedingt die beste Voraussetzung für ein gepflegtes Passspiel auf dem Eis ist.

Hätte die perfekte Eishalle werden können.

Verpasst wurde auch die einmalige Chance, Eishockey in der Halle zu spielen. Hätte man das kaputte Dach des Sportcenters nicht in einem völlig überhasteten Akt vorauseilenden Bürgergehorsams geflickt, bräuchte man angesichts der vorherrschenden Temperaturen aktuell nur die Fenster auf Durchzug zu stellen. Schon hätte man eine ökologisch nachhaltige Eis-Arena mit Tribünen, Umkleiden und Verpflegungsmöglichkeiten.

Leider bietet auch der Kulki trotz anhaltender Minusgrade im zweistelligen Bereich keine Möglichkeiten für aktiven Eissport. Die dem Mangel an Toiletten geschuldeten Einträge körperwarmer Abwässer in den Sommermonaten lassen den See auch bei solch sibirischen Temperaturen nicht zufrieren. Da nützt es auch wenig, dass sogar das Ordnungsamt sein Penalty-Schießen auf den Parkplätzen vorübergehend eingestellt hat.

Körperwarme Ausscheidungen verhindern die Eisbildung auf dem Kulki selbst bei sibirischen Temperaturen.

Fazit: Auch wenn man aktuell sehr geneigt scheint, ist es doch nicht so leicht, seinen Steppke bei uns auf die Härten der Nordamerikanischen Eishockeyliga vorzubereiten.

So bleibt der einzig ernsthaft betriebene Wintersport bei uns wahrscheinlich weiterhin nur das frühmorgendliche Freikratzen der Windschutzscheibe. Sollten Sie trotzdem den Versuch wagen, Ihren Spross auf’s Eis zu schicken, dann gehen sie mit und passen sie gut auf alles auf. So ein Schläger ist teuer und wenn der erstmal untergegangen ist, dann ist das Geschrei groß…

 

Räpitz Hellau! Närrisches Finale im Lallendorfer Land

Mit der dritten und letzten Abendvorstellung des Faschingsclubs Räpitz fand am Samstag die 5. Jahreszeit in der Närrischen Republik Markranstädt ihren endgültigen Abschluss. Und wie es sich für ein zünftiges Finale gehört, brannten die Jecken in Franks Bierstube ein wahres Feuerwerk karnevalistischer Hochkultur ab.

Unter den Gästen im rappelvollen Saal befanden sich wie immer auch Narren befreundeter Vereine. So gaben sich unter anderem Würdenträger aus Großkorbetha, Kulkwitz und Thesau die Ehre.

Wie vier Wochen zuvor in Kulkwitz, nahm auch in Räpitz der Präsident des Förderkomitees Leipziger Karneval gemeinsam mit Löwin Leila, dem Wappentier des närrischen Treibens in der Messestadt, an der Gala teil. Eine sympathische Geste internärrischer Solidarität.

Es war somit alles angerichtet fürs finale grande der 22. Session in Räpitz. „Lange nicht so viel wie beispielsweise in Großkorbetha, die bereits ins 50. Jahr gehen“, meinte der Narr am Mikro. Dafür sei die 22 eine Schnapszahl und entsprechend wolle man feiern.

So gab es gleich zu Beginn einen Rückblick ins Jahr 1996. Da trafen sich ein paar Frauen einmal wöchentlich zur Leibesertüchtigung. „Damals nannte man das Aerobic, heute würde man das eher als betreutes Bewegen bezeichnen“, erklärte der sichtlich aufgeräumte Moderator. Als den Frauen zu langweilig wurde, hätten sie bei einer Flasche Wein (pro Person!) die Idee des Faschings entbunden.

Vollbiologische Kläranlage „made in räpitz“: Die Einlage kommt in die Kanone und wird wie eine Schrotladung verteilt.

Höchste Zeit, denn die Situation spitzte sich damals in Räpitz gefährlich zu. So sei der Fasching in der Stadt Markranstädt sowohl inhaltlich als auch räumlich viel zu weit entfernt vom Dorfe gewesen; wer in Kulkwitz „nich schon frieh um neine bei Tretschocks Brigitt’n geklingelt hat“, habe für den Groitzscher keine Karte mehr bekommen und die Plätze in Thesau respektive Werben würden traditionell nicht verkauft, sondern vererbt. Die Zeit war also überreif, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

TV-Talkshow: Mut-Bürger, Jäger und Gutwaschbär/in beim Meinungsaustausch.

Und auch 22 Jahre später blieben die Räpitzer Jecken bei ihren bewährten Leisten. Es ist nicht die perfekte Glitzer-Show, mit der man in Franks Bierstube punktet, sondern die Lust am Spaß mit ganz, ganz viel Herz.

Hier reicht es, wenn die Tänzerinnen ihre Beine so weit hochschmeißen, wie sie können und nicht qualvoll-einheitlich bis zu einer imaginären Zweikommadrei-Meter-Marke. Den Rest bis zur Ekstase des Publikums machen die Ausstrahlung und das Lächeln der Damen. Einfach nur sympathisch und wunderschön.

Die Frau muss mit dem Fahrrad zur Kur nach Bad Meuchen fahren. Wegen den paar Kilometern glüht er den Diesel nicht vor.

Auch das hat Tradition: In keiner Narrenhochburg des Lallendorfer Landes sonst gibt es so viel Sketche und satirischen Wortwitz wie in Räpitz. Allerdings kann man wohl auch nirgendwo sonst so überschwänglich aus dem Vollen schöpfen. Da ist zum Beispiel die Nähe zum „Kurbad Meuchen“.

Der Nachbarort befindet sich bekanntlich drüben in Sachsen-Armut und weil da jetzt immer mehr Zuwanderer von dort nach Räpitz kämen, müsse man darüber nachdenken, wie man der Übervölkerung entgegenwirken oder die Anhaltiner zumindest integrieren könne.

Sprachkurs dank Urix gelungen! Jetzt muss man den Anhaltinern nur noch das Arbeiten beibringen…

„Die jehen in den Jarten und tun im Jurkenbeet jäten. Danach jehen se in den Jeräteschuppen. Das jeht ja joar nich!Also zeigte man dem begeisterten Publikum, wie ein Sprachkurs „made in räpitz“ aussieht.

Zwei anhaltinische Handwerker wurden mit sächsischem Bier abgefüllt und als diese plötzlich merkten, was das „for ä guhdes Zeich is“ war die Freude groß. „Na siehste“, hieß es ob dieses Erfolges, „reden gennse jetzt schon ma wie mir. Jetzt missmer denen bloß noch es Arbeetn beibring‘ und dann gennse och hierbleim.“

Fast schon TV-Qualität hatte eine Talk-Runde frei nach Maischberger und Anne Will. Es ging um die ausufernde Population der Waschbären. Gäste waren ein geplagter Kleingärtner als Mut-Bürger, ein Jäger als zielsicherer Problemlöser und … natürlich … eine GRÜNE als Gutwaschbär/in.

Die verbale Auseinandersetzung führte im Publikum zu Tränen der Heiterkeit und Muskelkater im Zwerchfell. Es war wie im wahren Leben: Viele große Worte, aber keine Lösung.

Auf die GRÜNEN schien sich zunächst auch der mit tosendem Beifall bedachte Büttenredner einschießen zu wollen. Vor allem deren veganer Ernährungswahn bereite ihm Bauchschmerzen im Hirn.

Seit Hilde auch zu Hause ist, hat der Rentner keine ruhige Minute mehr. Während der Sportschau gehts zum Shopping ins Nova Eventis.

Doch spätestens als er dann aus seinem Leben als Rentner zu erzählen begann, krümmte sich auch das unpolitische Publikum auf Stühlen. Als Rentner allein, das sei ja noch gut gegangen. Jetzt aber sei auch seine Hilde zu Hause…

Und weil es im Alter nicht mehr ohne das eine oder andere Hilfsmittel geht, lauert nun die Gefahr sogar im Badezimmer.

Die Gefahr aus dem Badezimmer

Wenn man bei all der Vielfalt ohne Lesebrille in den Spiegelschrank greift, kann man statt des Gleitgels schnell mal die Tube mit dem Finalgon erwischen. Da wird die Frau anschließend so heiß, dass man im tiefsten Winter sogar die Filzstiefel-Nummer im Freien praktizieren könne.

Mit fast vier Stunden war das Räpitzer Faschingsprogramm eines der längsten auf dem Markranstädter Globus. Aber es war in keiner Sekunde langweilig und so hatte das Publikum eher das Gefühl, Zeuge eines Kurzprogramms gewesen zu sein, als mit dem Einmarsch der Aktiven das letzte Tätäää der Session ertönte.

Das Pantheon auf dem Olymp in Franks Bierstube strahlte wie Hamburg beim G 8-Gipfeltreffen. Ein letztes Stelldichein der Räpitzer Göttinnen und ihrer Kammerdiener anno 2018.

Es sollte eine kurze Nacht werden in Räpitz. Die Tanzfläche platzte aus allen Nähten, die Bar war bis in die Morgenstunden belagert und nicht wenige Närrinnen und Narren machten gleich durch bis zum Anpfiff des olympischen Sensationsfinales im Eishockey. Von Franks Bierstube direkt vor den heimischen Fernseher – so ein Programm gibt’s selbst in Räpitz alle 22 Jahre nur einmal.

 

Im Quesitzer Café „Analog“ wird die Zukunft serviert

Wir schreiben das Jahr des Herrn 2018. Auf dem DSL-Globus von Markranstädt leuchtet noch immer nur das Gebiet der Kernstadt brodelnd rot auf. Der Rest erscheint nach wie vor im Grau des Rauches, mit dem man Nachrichten von Dorf zu Dorf morst. Unser Reporter Mark Ranster ist jetzt im ländlichen Raum allerdings auf einen Akt verzweifelter Selbsthilfe gestoßen, der Pilotwirkung entfalten könnte. Quesitz macht sich auf den Weg ins Informationszeitalter.

Die Vielfalt der technischen Innovationen ist verwirrend. Als hätten ISDN, DSL, UMTS oder LTE nicht schon gereicht, sind da neuerdings auch noch solche Dinge wie ADHS, SARS oder Viagra im Gespräch. Da kann man schnell mal den Überblick verlieren. Dieser Gefahr will man sich in Quesitz nicht aussetzen. Hier wird ein  völlig neuer Weg beschritten und der heißt „analog“.

Die Quesitzer Dorfjugend blickte schon lange mit Neid auf Leipzig. In der Messestadt gibt’s kostenloses W-Lan für alle und wer keinen PC sein Eigen nennt oder von der Freundin beim Besuch von Pornoseiten nicht erwischt werden will, hockt sich einfach in ein Internet-Cafe.

Das gibt es jetzt auch in Quesitz, wenngleich etwas kleiner. Dafür aber analog und in ganz Markranstädt einzigartig. Das übersichtlich gestaltete Internet-Cafe in der Hauptstraße besticht dabei nicht nur hinsichtlich seiner technischen Ausstattung mit einer Reihe attraktiver Alleinstellungsmerkmale, sondern ist auch architektonisch ein wahres Kleinod.

Das Kommunikations- und Begegnungszentrum (KBZ) Quesitz wird auch liebevoll Internet-Café „Analog“genannt.

Der eingeschossige Baukörper überzeugt durch eine klare Formsprache und integriert sich damit nahtlos ins mittelalterliche Bauensemble des Ortes. Die tragenden Elemente erstrahlen in einem warmen Gelbton, lediglich unterbrochen von großflächigen Fassadenelementen aus Glas, die dem Inneren den unverwechselbaren Charakter einer lichtdurchfluteten Halle verleihen.

Die wahre Überraschung wartet jedoch nach dem Öffnen der stufenlos verstellbaren Eingangstür. Dem Besucher präsentiert sich mit der intelligent zugeschnittenen Kombination aus Foyer und Saal eine architektonische Meisterleistung.

„Bis zu drei Personen können sich hier gleichzeitig aufhalten“, erklärt Star-Architekt Feng Shui aus Hongkong und meint weiter: „Im Zeitalter der weltweiten Vernetzung entsteht somit schon an der Quelle der Information ein kleines Netzwerk zwischen realen Personen mit allen Merkmalen, die menschliches Zusammensein kennzeichnen.“

Viele Menschen, die zu Hause einsam an PC oder Smartphone sitzen, wüssten gar nicht mehr wie das ist, mit mehreren Personen in einem Raum zu kommunizieren. „Da wird zum Beispiel geschubst und gedrängelt. Auf diese Weise lernt die junge Generation, sich durchzusetzen. Die wissen doch teilweise gar nicht mehr, wie sie sich verhalten sollen, wenn da drin beispielsweise jemand furzt!“

Zukunftsweisend ist auch die installierte Technologie. Auf den ersten Blick deutet das im Retro-Look erstrahlende Design des Terminals eher auf Übertragungstechnik aus dem RFT-Zeitalter hin. Whatsapp in fleischfarbenem Schnürkorsett sozusagen. Aber der Eindruck täuscht. Hinter der Patina des Edelstahls und den im Vintage-Stil als Schalter getarnten Sensoren verbirgt sich jede Menge High-Tech.

Das Materialdesign erinnert an eine Autobahn-Toilette, aber dahinter verbirgt sich jede Menge High-Tech.

So kann man im Quesitzer Internet-Cafe nicht nur telefonieren, sondern hat Zutritt in die gesamte Welt der modernen Kommunikation. Sogar neuartige SMS, der letzte Schrei auf der Internationalen Funkausstellung 1992, kann man von hier aus versenden.

Und weil nach so kurzer Zeit noch nicht jeder Quesitzer mit dem Short-Message-Service vertraut sein kann, lacht dem Nutzer gleich unter dem Tastenfeld eine leicht zu verstehende Bedienungsanleitung entgegen.

SMS-Anleitung. Den Begriff „drücken“ sollte man allerdings nicht allzu wörtlich nehmen.

Auf das Angebot visueller Übertragungen, beispielsweise in Form von Videos oder Fotos, haben die visionären Planer ebenso verzichtet wie auf die Installation altmodischer Webcams und anderen nutzlosen Equipments.

Das Interieur wurde vielmehr ganz bewusst sehr schlank gehalten. „Da beispielsweise auf Dating-Seiten im Internet die meisten Fotos sowieso gefakt sind, soll sich der Nutzer auf die Kommunikation konzentrieren können und nicht durch bildlich geprägte Eindrücke abgelenkt werden. Für die Befriedigung der visuellen Bedürfnisse haben wir extra die großen Fenster eingebaut, die einen harmonischen Ausblick auf das naturnahe Idyll im Umfeld des Begegnungszentrums erlauben“, begründet Shui die attraktive Lösung für eine entschleunigte Kommunikation.

Den Vorwurf einiger Kritiker, dass es dem Projekt an Visionen fehle, entkräftet der Konfuzianer ebenfalls. „Wir haben da sehr, sehr weit nach vorne gedacht!“, rechtfertigt er sich und zeigt auf den intergrierten Pay-Slot des Systems.

Weit in die Zukunft gedacht

Der ermöglicht nicht nur den Geldtransfer mit unterschiedlichen Systemen wie Münzen oder Karten, sondern bietet neben der Euro-Währung sogar die Zahlung in D-Mark an. „Damit sind wir dem gegenwärtigen Stand in Europa schon mindestens fünf, im schlimmsten Fall sogar zehn Jahre voraus!“, frohlockt der kleine Mann mit dem großen Weitblick.

Visionäre Lösung: Die Bezahlung kann sowohl in gegenwärtiger Währung als auch in künftiger D-Mark erfolgen.

Jetzt muss das hypermoderne Kommunikations- und Begegnungszentrum (KBZ) in Quesitz nur noch von den Einwohnern angenommen werden. Shui weiß, dass das nicht einfach ist.

Wie immer, wenn die Schwelle in ein neues Zeitalter übertreten werden muss, tun sich die Menschen schwer mit Neuem. Zweifel, Vorurteile, Altersstarrsinn, zu lange in Markranstädt gewohnt – das Spektrum des Pessimismus ist breit gefächert.

Aber Feng Shui ist zuversichtlich. „Schon in zwei bis drei Jahren wird es für die Menschen hier im Ort selbstverständlich sein, zum Hörer zu greifen und Freunde oder Bekannte anzurufen. Ob für Euro oder dann doch schon für D-Mark, sei dahingestellt.“ Man kann sich, so sagte Konfuzius bereits, dem Fortschritt auf Dauer nicht verschließen. Mal sehen, wann die anderen Dörfer nachziehen.

 

Wildpinkler findet bei Kulkwitz kopflose Frauenleiche

Das war wohl der Schreck seines Lebens, der einem Markranstädter am Dienstag sprichwörtlich ins Glied fuhr. Der wollte nur mal eine kleine Notdurft verrichten, als er zwischen Markranstädt und Kulkwitz plötzlich einen leblosen Körper ohne Kopf entdeckte.

Der 53-jährige Familienvater aus einer Markranstädter Ortschaft ist auf dem Weg von der Kernstadt nach Hause, als ihm auf der Zwenkauer Straße das dringende Gefühl einer unmittelbar bevorstehenden Blasenentleerung überkommt.

Etwa 200 Meter vor der LAV-Einfahrt will er diesem Bedürfnis nachgeben und fährt rechts ran. Dort gibt es eine Zufahrt zur Anlage eines Energieversorgers. Nachdem er sich einen idealen, für den folgenden Prozess geeigneten Baum ausgesucht hat, beginnt der Mann, seinen Bubenspitz aus dem Hosenstall zu fummeln.

Weil sowas im höheren Alter etwas dauern kann, schaut er derweil scheinbar ziellos und gelangweilt in der Gegend umher.

Kopf- und lebloser Körper

Da plötzlich fällt sein Blick auf eine leblose Hand, an der zudem noch ein Arm hängt. Sein Auge folgt dieser bleichen Extremität und erspäht schließlich auch den ihr zugehörigen Körper. Sauber gebettet in eine Art Pappsarg – ohne Kopf!

In Anbetracht der Leiche, die ihren Zustand ganz zweifellos einer Gewalttat zu verdanken hat, entfährt dem Familienvater ein kurzer, markerschütternder Aufschrei. Das Druckgefühl in der Blase war augenblicklich verschwunden, da ihm der sprichwörtliche Schreck in wirklich sämtliche Glieder gefahren ist. Auch in jenes, das er gerade in der Hand hält.

„Ganz kurz dachte ich daran, dass ein Bestatter vielleicht mal etwas zu schnell zum Krematorium geheizt ist und in der Kurve seine Fracht verloren hat.“, erklärt der Mann später. Aber schließlich überzeugen ihn die Indizien vom Vorliegen eines Tötungsverbrechens. Ehegattensplitting mit Axt oder sowas in der Art.

Erst als er den leblosen Körper genauer betrachtet, stellt er Ungereimtheiten fest. Auf den Bildern in seinen verblassten Erinnerungen haben auf dem Rücken liegende Frauen nie solche Hupen, die einem Wackelpudding gleich wie spitze Hundeschnauzen gen Himmel ragen. Eher fließen Herzkranzgefäße dieser Größenordnung auf die Bettumrandung. Irgendwas stimmt da nicht!

Also tritt der Mann, den Finger bereits auf der Notruftaste seines Smartphones, näher an den Tatort heran.

In einer Art ambulanter kriminaltechnischer Untersuchung stellt er bald fest, dass es sich bei der vermeintlichen Frauenleiche um eine ebenso lebensgroße wie lebensechte und lebensschwere Puppe handelt. Direkt am Straßenrand abgelagert!

Eigentlich ein Traum von Frau. Kann zwar nicht kochen, aber widerspricht nicht und macht jede noch so ausgefallene Praktik geduldig mit. Allerdings nur so lange, bis sie sprichwörtlich „den Hals voll hat“.

Nachdem das psychosomatisch bedingte Leeregefühl seiner Blase allmählich wieder den tatsächlichen Druckverhältnissen gewichen war, setzt der Mann sein Geschäft fort und kommt sogar zu einem erfolgreichen Abschluss. Die Frau neben ihm hat schließlich keinen Kopf mehr und kann ihn somit auch nicht beobachten.

Zum Glück fotografiert er seinen Fund und kann so die Um- wie auch die Nachwelt an seinem Erlebnis teilhaben lassen. Als er wenig später wieder am Tatort vorbei kommt, ist der Leichnam bereits verschwunden. Nicht ganz spurlos zwar, weil einige Teile des pappenen Sarkophags zurückgeblieben sind, aber ansonsten halt weg.

„Wird wohl jemand mitgenommen haben, für den es ein erstrebenswertes Ziel ist, beim Geschlechtsverkehr nicht auch noch das Gesicht seiner Partnerin sehen zu müssen.“, meint der Entdecker der „kopflosen Frauenleiche von Kulkwitz“.

Ein verspäteter Faschingsscherz für Passanten oder eine privatbürgerliche Abschreckung für notorische Wildpinkler wird es wohl nicht gewesen sein. Da eher schon die Hinterlassenschaft einer Faschingsveranstaltung oder noch wahrscheinlicher der Transportverlust einer letzten Frei-Haus-Lieferung der insolventen Beate Uhse AG.

Diesen Fastnachtsdienstag wird er jedenfalls nicht so schnell vergessen. Gut, dass es keine Frau oder gar ein Kind war, das den leblosen Körper entdeckte. Nicht auszumalen, was bei einem solchen Anblick zurückbleiben kann. Aber Frauen gehen ja zum Glück ohnehin nicht an Bäume pullern, die gleich neben einer Starkstromanlage wachsen.

 

… und wie begehen Sie den heutigen Tag?

So einen Mittwoch wie heute gibt es selten im Kalender. Ein Tag zwischen Trauer, Depression und Freude. Aschermittwoch für die Jecken, Beginn der Fastenzeit für die Gehorsamen und Valentinstag für die Verliebten. Aber wie begeht der homo markransis diesen Tag? Mit Trauermusik vielleicht, mit einer bis Ostern währenden Diät oder doch mit Blumen für die Liebste?

Wir haben uns auf die Markranstädter Straßen begeben und Passanten gefragt, was sie heute feiern oder betrauern werden. Asche für die gute Laune oder blühende Blumen für den Haussegen? Aus Gründen des Datenschutzes wurden alle Namen geändert.

„Mit Blumen brauche ich meiner Frau heute nicht zu kommen“, meint beispielsweise Herbert Hansen (53) aus Leipzig. Seine Gattin habe Gürtelrose und sei daher mit floraler Deko ausreichend versorgt. Aber er hat sich fest vorgenommen, sein Bier heute mal selbst aus dem Keller zu holen.

Ganz anders sieht es Manfred F. (38). Nur am Valentinstag an seine Frau zu denken, wäre ihm zu wenig. Wenn man seinen Partner wirklich liebt, sollte man es ihm jeden Tag zeigen.

Er selbst habe seine Frau beispielsweise schon fast ein halbes Jahr nicht mehr verprügelt. „Darüber freut sie sich mehr als über ein paar Rosen, die sowieso bald wieder verwelken.“

Ähnlich stellt sich die Situation im größten Hotel der Stadt dar. Es ist komplett ausgebucht. Auch Mahmud und Fatima M. (Alter unbekannt) sind extra von weit her angereist, um die für sie fremde Kultur des Feierns und Liebens kennenzulernen. Und sie haben es geschafft, die hierzulande gebräuchlichen Sitten mit den in ihrem eigenen Kulturkreis zelebrierten Ritualen zu verbinden.

Veilchen zum Valentinstag: Andere Länder, andere Sitten.

So bekam Fatima am Morgen noch vor dem Aufwachen von ihrem Mann zwei Veilchen verpasst, die nun für die kommende Fastenzeit unter einem liebevoll verhüllenden Schleier gedeihen dürfen. Eine sicher gewagte Interpretation mittelalterlicher Folklore – nicht ganz neu, aber offenbar originell.

Wesentlich offener sehen Marcel-Kevin-Dustin-Jason (20) und seine Freundin Deborah-Chantall-Jaqueline (18) die Sache mit den Botschaften aus dem Schoße der Natur. Blumen allerdings müssten es nicht unbedingt sein. Die würden zu dieser Jahreszeit draußen gar nicht blühen.

„Es gibt viel geilere Sachen, die in holländischen Gewächshäusern gezüchtet werden“, meint der junge Mann und lässt seine Debby an einem liebevoll gedrehten Dübel ziehen. Schlagartig füllen sich die Augen des jungen Mädchens mit tiefer Dankbarkeit. Wahre Liebe kann so einfach sein.

Auf die Frage, warum der Fasching ausgerechnet am Aschermittwoch endet, brilliert Frührentner Julius B. (63) mit einer entwaffnenden Feststellung: „Weil da der Alkohol alle ist.“ Seine Frau zeigt auf die Nase ihres Mannes und meint: „Die ist übrigens echt. Wenns heute nicht vorbei wäre mit dem Karneval, könnte er damit zu Weihnachten als Rudolf das Rentier gehen!“

Was man als Reporter so erlebt…

Vom Valentinstag will auch der 51jährige Thomas B. nichts wissen. Sein Gesicht ist unter einem riesigen Verband verborgen, es riecht nach Wundsalbe und küssen ist damit sowieso nicht möglich. Am vergangenen Wochenende hatte er sich beim Fasching die Kante gegeben.

Auf dem Heimweg durch den Alten Friedhof griff er sich ein Eichhörnchen, steckte es sich in den Mund und zündete es an. Es war der Trip seines Lebens! Den Aschermittwoch könne er sich an keinem besseren Tag vorstellen.

Auf die heute beginnende Fastenzeit ist der gemeine homo markransis offenbar generell nicht gut zu sprechen. Die Einkaufswagen sind nach wie vor voll, aus den Taschen quellen Schweinshaxen, Majo, Pommes und andere analoge Stimulanzien.

Wir fragen, worauf der Markranstädter am ehesten verzichten würde. Else S. (58) zögert keine Sekunde: „Ganz klar, auf die GroKo.“ Dort habe ja sowieso niemand Lust auf das Fasten, wo sie sich doch grade eben wieder mal die Diäten erhöht hätten.

Nele H.-M. von G. (19) hat dagegen klare Vorstellungen vom Fasten. Man dürfe auch dabei nicht immer nur an sich selbst denken, meint die Soziologie-Studentin mit den vielen Rasta-Zöpfen.

Es komme vor allem darauf an, alle die mitzunehmen, die noch unschlüssig seien oder keine eigene Meinung dazu hätten. „Mein Hund beispielsweise bekommt bis Karfreitag kein Fleisch“, schließt sie ihre Argumentationskette.

Chefsekretärin Irma L. (53) winkt dagegen genervt ab. „Wissen sie, ich habe schon so viel versucht. Am Ende musste ich immer gleich fünf Diäten auf einmal machen. Von einer wird man ja nicht satt.“

Fazit: So bunt wie unsere Gesellschaft, sind in Markranstädt auch die Vorstellungen vom Ablauf des heutigen Beginns der Fastenzeit am Valentinsaschermittwoch gemischt.

Und wer das irgendwie verpasst hat, muss nicht traurig sein. Es folgen noch ganz viele Blumentage und es wird auch noch ausreichend Grund geben, dass uns der eine oder andere Bissen im Halse steckenbleibt.

 

 

Von wegen, die sitzen nur rum und zocken…

Am Sonntag fand im Gärnitzer Gasthof „Grüne Eiche“ der weithin einzige für alle offene Kinderfasching statt. Um es vorweg zu nehmen: Für die Kids wars ein Event der Superlative.

Aber auch die Organisatoren krochen am Ende auf dem Zahnfleisch. Das berühmte Zitat, wonach es leichter ist, einen Sack voller Flöhe zu hüten, erhielt an diesem Nachmittag für viele der engagierten Seebenischer Narren eine völlig neue Dimension.

Für einige der weiblichen Veranstalterinnen, die gerade das fertile Stadium ihrer Persönlichkeitsentwicklung erreicht haben, stand am Ende erst mal fest, dass sie nie Kinder haben werden. „Das vergeht“, lachte eine der schon reiferen Damen im Elfenkostüm, für die es schon der 5. Kinderfasching unter dem Dach des KFV Seebenisch war.

Dabei tönte der Büttenredner noch am Vorabend während der ausverkauften zweiten Gala:

Beim Nachwuchs aller Alterssorten,
ist der Kulkser faul geworden.
Er macht sich nicht einmal mehr nackt,
für sowas wie den Zeugungsakt.

Nur wenige Stunden später schien es, als wollten ihm die zwischen Floßgraben und Zschampert im Markranstädter Zweistromtal siedelnden Volksgruppen dafür Lügen strafen. Der Saal beim Groitzscher war rappelvoll!

Gästezahlen wurden bei dem für seine mitunter etwas hartleibige Öffentlichkeitsarbeit bekannten Verein zwar nicht ausgerufen, aber das brauchte es auch nicht. Fakt ist: In der mit Feen, Indianern, Feuerwehrmännern, Teufeln und anderen magischen Wesen gefüllten Parallelwelt hätte am Ende nur noch Peter Pan einen Platz gefunden, weil der bekanntlich fliegen kann.

Genauso illuster wie die Kostüme, setzten sich auch die anwesenden Ethnien zusammen. Neben einheimischem Genträgern tummelten sich kleine Gäste aus Räpitz, Döhlen, Großlehna, Grünau und sogar aus der Kernstadt im selbsterklärten „Fantasia“, dem Reich der Elfen, Feen und anderen magischen Zauberwesen.

Das Kulkwitzer Narrenschiff war ausverkauft. Sogar auf dem Unterdeck rückte man eng zusammen.

Und wie eine Gestalt aus einer anderen Welt sah auch so manch erwachsener Narr vom Org-Team des KFV aus. Die hatten in der Nacht zuvor bei der zweiten der drei angesetzten Galaveranstaltungen den Saal zum Kochen gebracht und mussten nun ihr ganzes kosmetisches Können aufbringen, um ihrem von Hochrufen und ebenso -prozentigem gegerbten Teint ein wenigstens ansatzweise lebendiges Antlitz zu verleihen. Kaum 12 Stunden lagen zwischen dem finalen „KFV Helau“ und dem „Herzlich willkommen, liebe Kinder!“

Das Programm des Kinderfaschings hat derweil nicht nur die Kleinen überzeugt, sondern auch deren Eltern, die zeitgemäß ebenfalls in reicher Zahl erschienen waren. Manche nur, um einfach da zu sein und zu sehen, wie ihr Nachwuchs Spaß hat; andere auch, um helikopterartig aufzupassen, dass ihre Prinzen und Prinzesschen auf der Tanzfläche nicht von verkleideten Grobmotorikern angerempelt werden.

Aber die Kinder der heutigen Generation sind pfiffig. Einige haben es sogar geschafft, mitten unter den Argusaugen ihrer Mütter Teile der Saal-Deko abzumontieren und so an Souvenirs zu kommen, die später mal einen hohen Erinnerungswert haben könnten.

Bei so viel handwerklichem Geschick muss einem nicht bange sein bei der Frage, wer mal unsere Rente verdienen soll.

Die Nachwuchs-Garde lief zur Höchstform auf.

Viel Zeit, um von solchen Nebensächlichkeiten abgelenkt zu werden, hatten die Kinder jedoch nicht. Das Programm war ein buntes, unterhaltsames und abwechslungsreiches Feuerwerk der Farben, Geschichten, Kostüme und Magie.

Da liefen mal die kleinen Tanzgruppen zu Hochform auf, dann wieder lauschte alles gespannt einer fesselnden Story aus Fantasia, danach trat die kleine Funkengarde auf und zwischendurch konnten auch alle Gäste immer mal mittanzen oder bei einer Geschichte mitspielen.

Buntes Feuerwerk der Fantasie

Bei diesem Wahnsinns-Programm einzelne Highlights herauszuheben, ist definitiv nicht möglich. Es war eine wahre Aneinanderreihung von Höhepunkten quasi im Minutentakt. Sehr gut angekommen war beispielsweise ein Battle-Rap (oder Rap-Battle?), den eine Gruppe Jugendlicher aus Döhlen ins Programm einbrachte.

Die Döhlener Rapper überzeugten mit einem Battle, das man auf kommenden Festen wohl noch öfter sehen wird.

Die Nummer war so originell und gut gemacht, dass man sie in diesem Jahr sicher noch auf dem einen oder anderen Volksfest im Markranstädter Raum sehen wird.

Ausgelassene Stimmung auf der Tanzfläche.

Richtig mystisch wurde es, als ein wahrhaftiges Einhorn den Saal betrat. Da waren die Kids nicht mehr auf ihren Stühlen oder unter den Tischen zu halten und der Saal verwandelte sich von einer Sekunde auf die andere in einen Streichelzoo.

Jeder wollte und durfte mal anfassen. Nicht etwa um festzustellen, ob es sich um Stute oder Hengst handelt, sondern wirklich nur um zu streicheln, weil das Tier so herrlich melancholisch dreinblickende Augen hatte. Außerdem geschehen bekanntlich Wunder, wenn man ein Einhorn berührt.

Wenn man ein Einhorn berührt, geschehen mystische Dinge. Schlangestehen am Streichelzoo im Saal der „Grünen Eiche“.

Der Seebenischer Elferrat hatte derweil alle Hände voll zu tun, um Pfannkuchen und Limonade ans Mädchen oder den Jungen zu bringen. Beides – also nicht Mädchen und Jungen, sondern Limo und Pfannkuchen – gibt’s in der heiligen KFV-Halle beim Groitzscher traditionell für jedes Kind gratis dazu.

Und wie in jedem Jahr, so hoffen die Seebenischer Jecken auch anno 2018, dass sich für diese Zutaten wieder ein wärmend Herz öffnet, das dafür ein paar Taler springen lässt.

Kaum 12 Stunden nach dem großen Finale am Vorabend, war der Elferrat schon wieder im Dienste der Kids unterwegs.

Am kommenden Wochenende findet im Saal der „Grünen Eiche“ das große Finale der diesjährigen Session statt. Samstag gibt’s die große Abschluss-Gala und am Sonntag dann den traditionellen Kaffeefasching.

Die Grundidee dieses koffeinhaltigen Gedenkens an die nicht mehr ganz so jung gebliebenen Närrinnen und Narren, so scheint es, wurde inzwischen auch an anderer Stelle aufgegriffen. Vielleicht erfährt ja der Kulkwitzer Kinderfasching per [copy] and [paste] demnächst ebenfalls eine solch kreative Vervielfältigung?