MN-Ideenwettbewerb: Wie soll die neue Kita heißen?

Was sich in bisherigen Pressemitteilungen durch stoische Konstanz bereits andeutete, droht so langsam zur Gewissheit zu werden. Die Kita am Stadtbad soll wohl wirklich „Kita am Stadtbad“ heißen. Sind wir Markranstädter wirklich so einfallslos und wollen das auch noch nach außen hin darstellen? Bevor also jemand mit dem Malen eines Schildes beauftragt und diese geistige Tristesse damit auf Jahrzehnte in Beton gossen wird, rufen die Markranstädter Nachtschichten das Bürgertum zu einem Ideenwettbewerb auf.

Transparenz, Bürgernähe, Einladung zum Mitmachen – nennen Sie es, wie Sie wollen, nur machen Sie bitte mit. Wir rufen Sie auf, sich an der Namensfindung für die neue Kita zu beteiligen. Der Wettbewerb soll in zwei Etappen ablaufen.

Die erste Etappe startet heute, am 5. Juli im Jahre des Herrn 2017. Dabei sind Ihre Ideen gefragt, wie die neue Kita heißen sollte. Sie können Ihre Vorschläge per Kommentar (unten), per eMail (redaktion@nachtschichten.eu) oder im Facebook einreichen. Einsendeschluss ist der 23. Juli 2017.

Sächsisch schön statt friesisch herb

Eine Jury, die sich mangels Alternativen ausschließlich aus Schriftkundigen der Markranstädter Nachtschichten zusammensetzt, wird dann die fünf besten Vorschläge auswählen und zur Abstimmung unter der Leserschaft stellen.

Der Vorschlag, der am 13. August die meisten Stimmen bekommen hat, ist sozusagen der Siegertitel. Diesen reichen wir dann beim Bürgermeister ein, verbunden mit dem Antrag, die Kita auf diesen Namen zu taufen.

Wie immer, wenn der gemeine Plebs zum Mitmachen aufgerufen wird, hat allerdings auch diese Sache einen Pferdefuß. Wir rechnen – ehrlich gesagt – nicht wirklich damit, dass die Stadt, der Stadtrat oder wer auch immer die Entscheidungsgewalt über die Namensgebung hat, einem Vorschlag aus inkompetenten Volkskreisen folgen wird.

Wenigstens bei Absage kreativ sein

Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Es geht nur um die Begründung für die Ablehnung. Darauf sind wir scharf wie Nachbars Lumpi. Denn wenigstens für die muss etwas mehr Kreativität an den Tag gelegt werden als für eine „Kita am Stadtbad“.

Noch einige Gedanken zu möglichen Vorschlägen: Ausnahmsweise sollte die Satire hier mal etwas in den Hintergrund treten. Okay, die Kita befindet sich im Stadtpark und damit wäre auch sowas wie „Kinderpark-Platz“ eine zündende Idee, aber die würde mit Sicherheit nicht ankommen.

Auch der zwanghafte Versuch, einen stadthistorischen Bezug zu konstruieren und das Kinderaufbewahrungslager „Kita Hugo Ruppe“ nennen zu wollen, ist wenig zielführend.

Dann schon lieber „Kindertagesstätte Soja Kosmodemjanskaja“. Allein bei dem Vornamen kämen wenigstens die Bälger aus veganen Elternhäusern auf ihre Kosten.

Was Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, aber niemand verbieten kann, ist eine möglichst satirische Begründung für Ihren Vorschlag. Wenn Ihnen da die richtigen Gedanken kommen, sind wir sogar bereit, Ihnen einen Hudel-Dudel zu widmen.

Mehr können wir leider nicht bieten und ein Selfie mit dem Bürgermeister als Hauptpreis, das kriegen Sie sicher auch ohne uns hin. Wo immer eine Kamera gezückt wird, ist er nicht weit…

Lieber einen Hudel-Dudel oder ein Selfie mit dem Bürgermeister?

Ein Wort noch zum Schluss: 200 Follower auf Facebook, 556 Abonnenten und mindestens nochmal rund 600 sonstige Leser – vor diesem Hintergrund ist die bisherige Leseraktivität per Kommentar, eMail, Like-Klick oder den Beteiligungen an vergangenen Abstimmungen geradezu erschütternd. Geben Sie sich diesmal einen Ruck – es geht um eine gute Sache mit nachhaltiger Wirkung.

 

Ehe für alle: Traut Euch!

Da wollten alle Parteien also vier Jahre lang das Gleiche, aber bis letzte Woche ist es niemandem aufgefallen. Nun ist die „Ehe für alle“ aber beschlossene Sache. Drei Worte, die nicht nur die Welt, sondern auch Markranstädt verändern werden. Was steckt dahinter, was bedeutet das und wie wird sich die „Ehe für alle“ auf unseren Alltag auswirken?

Ehe für alle – das klingt erst mal wie eine Drohung. Müssen jetzt wirklich alle heiraten? Wenn ja, dann könnte das Standesamt gleich vom Markt in die Stadthalle oder besser noch ins Stadion am Bad umziehen. Massenvermählungen unter dem Transparent „Traut Euch!“

Vorbei wär’s dann aber mit Sprüchen wie „Alle elf Minuten verliebt sich ein Single…“ Logisch, denn wenn Ehe für alle zur Pflicht wird, gibt’s auch keine Singles mehr. Die arbeitslosen Online-Vermittler von parship & Co. hätten jedoch zumindest eine Perspektive. Sie können volley in die Standesämter wechseln, die jetzt noch händeringender als vorher nach Fachkräften suchen, um den Ansturm zu bewältigen.

Das kann kaum funktionieren und deshalb scheint es also, als wäre mit „Ehe für alle“ keine Vermählungspflicht verbunden. Was aber ist dann damit gemeint? Alle heißt alle, auch Kinder. Wird mit dieser allumfassenden Formel etwa die so genannte Kinderehe quasi durch die Hintertür legalisiert?

Kein Märchen? Dann Kopfschmerz!

Schon sieht man im Geiste einen greisen Zugereisten mit seinem Dödel in der Hand vorm Kinderbettchen stehen, aus dem eine Vierjährige mit großen Augen fragt: „Wie jetzt? Kein Märchen heute? Gut, dann habe ich Kopfschmerzen.“ und sich frustriert auf die Seite dreht.

Okay, das kanns also auch nicht sein. Zwar traut man den Regierenden in diesem unserem Lande, in dem sogar die Genitalverstümmelung von Jungen aus religiösen Gründen erlaubt ist, wirklich viel zu, aber so weit sind die da oben in Berlin wahrscheinlich doch noch nicht degeneriert. Unsere Kita am Stadtbad wird also mit Sicherheit eine Kita werden und kein Verkupplungsinstitut.

Was aber kann sonst mit „Ehe für alle“ gemeint sein? Darf man als Markranstädterin jetzt vielleicht sogar einen Hallenser heiraten, ohne sich dadurch ins gesellschaftliche Abseits zu stellen? Oder kann man seinen Hund … möglicherweise sogar den Wellensittich…? Gut, lassen wir das.

Schon die Gebrüder Grimm schufen mit dem Froschkönig ein Plädoyer für ungewöhnliche Paarbeziehungen.

Die Ehe für alle ist dann wohl doch eher in Bezug auf Ehe unter Gleichgeschlechtlichen gemeint. Da jedoch tauchen gleich ganz, ganz viele Fragen auf. Zum Beispiel die, wer da der Mann ist und wer die Frau? Das ist wichtig, immerhin gilt bei Hetero-Verbindungen für den Mann die Formel: Rechte halbieren und Pflichten verdoppeln.

Auch für Kinder, die da wie auch immer zustande kommen, wäre es wichtig zu wissen, wer da der Vater und wer die Mutter ist. Im Zweifelsfall müssen wir eben mal wieder unsere Mutter … na ja … oder eben die Vatersprache umdichten. Aus dem Vaterland wird dann ein gendergerechtes Elternland, Hintermänner können ab sofort auch Hinterfrauen werden und auch der kommende Mutterschaftstest dürfte zumindest den findigen Rechtsanwälten unseres Landes eine völlig neue Einnahmequelle sichern.

Nicht ohne Grund hat der Europarat bereits anno 2010 angeregt, die Begriffe Vater und Mutter abzuschaffen und durch die diskriminierungsfreien Verwaltungsformeln „Elter 1“ und „Elter 2“ zu ersetzen. Da kommt noch was auf uns zu! „Wenn du mich nochmal haust, geh ich heim und sag es meiner Elter 2!“

Allerdings bringt das auch für andere wissenschaftliche Disziplinen ungeahnte Herausforderungen mit sich. So müssen sich Ahnenforscher künftig neue Gewächse suchen, an die sie ihre Tafeln hängen können. Die althergebrachten Stammbäume haben nämlich bald nur noch einen Ast und der wird im Laufe der Jahre so schwer, dass aus dem einstigen Stolz des Waldes ein gebeugter Windflüchter wird.

Auch Schneewittchen hatte vorübergehend einen eher ausgefallenen Lebensentwurf. Mit gleich sieben Männern lebte sie unter einem Dach. Wilhelm und Jacob Grimm als Vorreiter der „Ehe für alle“?

Hat aber auch Vorteile. Bei zwei Vätern und keiner Mutter erübrigt sich im Trennungsfall die Streiterei, ob das Aufenthaltsbestimmungsrecht über das Balg wie immer an die Mutter übertragen werden soll.

Elter 1 zahlt, Elter 2 stillt

Bestenfalls welcher der Väter zahlen muss und wer das Kind hingegen weiter stillen darf, steht dann zur Diskussion. Aber das haben unsere Landeseltern in Berlin sicher alles bedacht, als sie die Ehe für alle mitten in der Hektik des Bundestagswahlkampfes sozusagen in Form eines vorzeitigen Samenergusses verabschiedet haben.

Vor 15 Jahren noch hatten die Karlsruher Verfassungsrichter geurteilt, dass einer Ehe „als Wesensmerkmal die Verschiedengeschlechtlichkeit der Partner“ inne wohnt. Das hat sich jetzt geändert. Wirklich!

Schaut man sich das Treiben auf den einst germanischen Straßen an, kann man in der Tat feststellen, dass deutsche Männer keine Eier mehr in der Hose haben. Selbst ihre musischen Kompetenzen stellen sie jetzt selbstbewusst zur Schau und lassen sich beim Antanzen willig führen.

Männer rasieren sich ihre Säcke, gehen mit Probiersöckchen Schuhe kaufen, setzen sich beim Pinkeln hin und lassen sich neuerdings sogar die Augenbrauen zupfen. Von der in Karlsruhe einst beschworenen Verschiedengeschlechtlichkeit ist kaum noch was vorhanden.

Nein, die Ehe für alle ist alternativlos. Allein der Mangel an Männern lässt gar keine andere Wahl.

Diese Erkenntnis reicht sogar bis tief hinein ins erzkonservative Bayern. In seiner Freude über den Beschluss des Bundestages eilte Sepp H. (39) gestern zu seinem Vater und eröffnete diesem, dass er endlich heiraten will. Der Vater zeigte sich erfreut und fragte, wen der Sohn denn zum Altar führen wolle. Der antwortete: „Den Gustl vom Schrannenhof.“ Daraufhin bekam der Vater einen Tobsuchtsanfall: „Jo bist denn du narrisch woarn? Der ist doch evangelisch!“

„… und hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau!“ … „Äh, stopp mal. Und was waren wir vorher?“

Womit wir bei der Religion wären. Unser Bundestag hat mit seiner Entscheidung die göttliche Ordnung in Frage gestellt. Kaum hatten die Landesverweser im Reichstag ihre Abstimmungsarme gesenkt, schickte der Herr seine Strafe zu Boden. Das Regierungsviertel versank in den Wassermassen einer Sintflut. Leider nur vorübergehend, aber wenn das kein Zeichen war?

Der Segen des Buchhalters

Im Grunde genommen wird vielleicht sogar für den Herrn da oben die Ehe für alle längst überfällig sein. Möglicherweise. Aber bei den Gedanken an die Hintergründe könnte er noch manches Donnergrollen über unseren Planeten schicken.

Zusammenleben konnte man ja schon vorher, also kann sich die plötzliche Euphorie wohl doch eher nur auf solch weltliche Dinge wie Ehegattensplitting, besondere Belastungen und Steuerklasse 3 beziehen.

Und genau da werden die wahren Verlierer dieses Treibens offenbar. Es sind die Singles. Die, die nicht heiraten wollen oder noch niemanden gefunden haben, den man heiraten kann. Von denen spricht niemand. Diese armen Menschen haben nichts zu splitten, sind selbst ihre besondere Belastung und haben natürlich auch die beschissenste Steuerklasse.

Und als ob das nicht reichen würde, werden sie auch noch nach Strich und Faden belogen. Von wegen alle elf Minuten und so. Insofern kann die Ehe für alle in der gegenwärtigen Fassung nur ein erster Schritt gewesen sein. Jetzt muss sie wirklich folgen, die verpflichtende Ehe für alle.

 

Der neue Trend: Sackhaar-Entfernung auf Kasse

Seit Markranstädt eine Drogerie hat, sieht sich das Bürgertum mit einem Kulturschock konfrontiert. Was macht der moderne Mann mit einem Rasierapparat? Genau! Er rasiert sich. Nur wo, das ist zunehmend die Frage. Ein MN-Tester hat sich mal der Neuerungen zur maskulinen Körperenthaarung angenommen. Seinen Bericht musste er zwar in der anschließenden Reha-Kur verfassen, aber das mindert die Qualität seines Urteils ebenso wenig wie dessen Glaubwürdigkeit.

Wenn man über pädophile Täter liest, handelt es sich meist um Männer. Von daher ist es schwer zu verstehen, dass jetzt auch Frauen zunehmend auf haarlose Kinderpinsel stehen. Kojak in der Hose sozusagen. Aber wer kann schon Frauen verstehen? Man sollte hinnehmen, was man nicht ändern kann. Also weg mit dem Gebüsch, wir sind schließlich keine Neandertaler mehr.

Die aufgebaute Versuchsreihe ist irritierend. Ein Gillette mit vier Klingen, ein haarauflösendes Duschgel und eine rosa Packung Kaltwachsstreifen. All das steht auf dem Board vorm Spiegel, gleich neben der Badewanne und der Kloschüssel. Es ist angerichtet!

Die Sache mit dem Gillette versuche ich allerdings gar nicht erst. Vier Klingen! Schon beim Gedanken an eine Einzige passieren seltsame Dinge mit meinem Körper. Kennen Sie das auch? Man steht morgens vorm Spiegel und der Leib steckt noch voller Restwärme aus der Bettdecke.

Im Wohlgefühl solcher Temperaturen machen die Keimdrüsen das, was alle unnützen Organe in ihrer Freizeit tun: Sie hängen rum. Da plötzlich kommt ein unerwarteter Impuls von draußen („Schahaatz, brauchst du noch lange?“ oder sowas) und schon zieht sich das Gezumse zusammen wie Muttis Mininetz aus den 70er Jahren. Von einen Augenblick auf den anderen ist alles verschwunden, was zu rasieren wäre.

Auszug aus dem Arsenal genitaler Folterwerkzeuge. Allerdings sollte auch ein Erste-Hilfe-Kasten zur Grundausstattung gehören. So eine Rasur kann ganz schnell mal zum Schlachtfest ausarten…

Genau das passiert übrigens auch beim Anblick eines in unschuldigem Rosa strahlenden Gillette-Venus. Glatte Eins also für die scharfklingigen Utensilien, die sogar ohne Anwendung funktionieren. Da brauch ich gar nicht erst zu einem Versuch zu schreiten. Also weiter zum Enthaarungs-Duschgel.

Auch hier verzichte ich auf einen Test. Das Zeug haben wir erst vor zwei Wochen in der Betriebsdusche an unserem Elektriker ausprobiert. Der Dreiphasenkasper hat schon so viele Schicksalsschläge aus Steckdosen oder Schaltanlagen einstecken müssen, dass es auf ein paar Haare mehr oder weniger nicht ankommt.

Noch in der Umkleide haben wir sein Shampoo ausgekippt und die Flasche mit Enthaarungscreme aufgefüllt. Das Ergebnis war desaströs. Unter sträflicher Missachtung der vorgeschriebenen Einwirkzeit, von der er mangels vorheriger Information natürlich keine Kenntnis besitzen konnte, spülte er sich das Zeug viel zu früh von der Birne.

Der Globus des Elektrikers

Sein Anwalt meinte hinterher, dass es ein paar Monate dauern würde, bis die Haarpracht wieder in altem Glanz erstrahlt. Wenn überhaupt. Bis dahin solle er jeden seiner Kollegen verklagen, der ihn als Dalmatiner bezeichnet. Für mich sieht sein Schädel eher wie ein Globus aus. Behaarte Landmassen zeugen von Regionen mit üppiger Vegetation, die dann jedoch an Küstengebieten jäh enden, um in großflächige Ozeane überzugehen, deren Oberflächen in der Sonne glänzen.

Muss ich nicht haben.

So greife ich also mutig nach der einzig verbliebenen Lösung, um mich meiner unmodern gewordenen Sackhaare zu entledigen, den Kaltwachsstreifen. Die gibt es wahrscheinlich auch in heiß, aber als Neueinsteiger sollte man unnötige Risiken sowie Nebenwirkungen meiden. Und Brandblasen zählen nun mal zu den ultimativen Gefahren im Genitalbereich.

Die Bedienungsanleitung liest sich easy. Da heißt es:

1. Ziehen Sie den Kaltwachsstreifen am runden Ende langsam auseinander.

Klingt einfach, aber nach drei Minuten hab ich den ersten Streifen bereits zu einem Fidibus gefaltet, ohne dass er auch nur ansatzweise eine zweite Seite offenbart hätte. Mit Lesebrille und neuem Streifen hats dann aber einwandfrei geklappt.

2. Bringen Sie den Wachsstreifen so an, dass das runde Ende in Haarwuchsrichtung zeigt. Streichen Sie ihn wiederholt in Haarwuchsrichtung glatt.

Ähm…ja. Ich habe mich schon oft im Spiegel gesehen, aber noch nie kam ich auf die Idee, mir selber zwischen die Beine zu gucken und gleich gar nicht mit dem Ziel der Erkenntnis, in welche Richtung die Haare da unten wachsen. Haben Locken überhaupt eine Richtung? Und wie soll ich da unten was sehen können, ganz zu schweigen vom dahin fassen mit Kaltwachsstreifen?

Der Versuch, mein rechtes Bein auf dem Schrank zu platzieren, um in der Spiegeltür freien Blick auf die Arbeitsfläche zu erlangen, endet mit einem stechenden Schmerz im Hüftgelenk, gefolgt von einer schwungvollen Landung auf dem Fußboden.

Hier muss also zunächst der Versuchsaufbau geändert werden. Ich positioniere meinen Vergrößerungs-Rasierspiegel waagerecht auf dem Rand der Wanne und stelle mein linkes Bein auf den gegenüberliegenden Wannenrand. Ich stutze. Was ich da zu sehen bekomme, kann nicht zu mir gehören. Nein, das ist mit Sicherheit nicht einmal menschlichen Ursprungs. Noch ein Blick… Wahrscheinlich doch. Schock!

Ich danke dem Herrn, dass er mich keine Frau werden ließ und ich sowas schön finden muss. Boah ist das eklig! Ich werde mich meiner Gattin ab heute in Demut nähern und Verständnis für sämtliche Arten von Kopfschmerz haben, die sogar die Pharmaindustrie noch nicht kennt.

Noch ein letzter Blick auf dieses biologische Desaster … ja, nee … hier baumelt gerade der einzig wahre Grund für die angeblich noch unerforschte Frigidität der Frau. Sowas von eklig aber auch…

Zumindest kann ich jedoch mit Hilfe der Taschenlampe erkennen, in welche Richtung die Haare dort wachsen. In alle! Doch das ist nicht das einzige und gleich gar nicht das größte Problem. In der einen Hand den Kaltwachsstreifen, in der anderen die Taschenlampe, soll ich nun auch noch meine Haut straff ziehen.

Wo zum Teufel habe ich meine Bikinizone???

Mit welcher meiner offenbar drei Hände ich das tun soll, das beschreiben sie da nicht, die Intelligenzbolzen. So klemme ich die Taschenlampe zwischen Wade und Wanne mit Leuchtrichtung Schritt und greife mit der rechten Hand durch die Beinschere, um die linke Pobacke so weit aus dem Weg zu ziehen, dass sich die Leiste strafft und ich mit dem Wachsstreifen in der linken Hand Zugang zum Scrotum erlange.

Ein seitlicher Blick in den Spiegel an der Schranktür zeigt mich in einer Körperhaltung, die ich zuletzt beim Zusammenbau eines Billy-Regals von Ikea eingenommen hatte. Damals war ich noch jung und hatte keine Schmerzen bei solchen Verrenkungen.

Irgendwie gelingt es mir trotzdem, den Kaltwachsstreifen an der Außenseite meines Gemächts zu drapieren und vorschriftsmäßig „wiederholt glatt“ zu streichen. Dass der lange Streifen bis hin in die Kimme reicht, ignoriere ich vorerst mit dem Gedanken, dass es nicht verkehrt sein kann, wenn auch dort das Übel gleich samt Wurzel ausgerissen wird.

Großflächige Brandrodung

Der Versuch, mich danach wieder aufzurichten, misslingt allerdings. Zwar machen sowohl meine Gelenke als auch die Bandscheiben noch mit, aber irgendwie muss ich da unten wohl eine Hautfalte so angeklebt haben, dass sie meinen Leib nun mit eiserner Konsequenz in gebeugte Haltung zwingt.

3. Fassen Sie die Lasche des Kaltwachsstreifens und ziehen Sie diesen entgegen der Haarwuchsrichtung, in einer möglichst schnellen Bewegung, flach an der Haut entlang ab.

Okay – man muss ja nicht alles gleich so machen, wie es die Profis wollen. Erst mal leicht ziehen, vorsichtig und gefühlvoll. Rantasten sozusagen.

Es ziept, es brennt, der Körper sendet Alarmsignale. Mein Nervensystem ist so irritiert, dass es mir Schmerzen an der Stelle meldet, wo früher mal ein Weisheitszahn war. Mein von Tränen verschwommenes Augenlicht lässt mich noch einmal den Zettel auf dem Wannenrand erkennen. „Mit der speziellen Easy Grip Abziehlasche entfernen Sie die Haare im Anschluss in nur einer Bewegung professionell und gründlich.“

Ich sammle mich. Wie ein Bob-Pilot vorm Wettkampf im Geiste noch einmal die Bahn durchfährt, erlebe ich die geplante Koordination der erforderlichen Bewegungen. Dann hole ich tief, tiieef, tiiieeef Luft und … rrritsch!

Ich bin tot. Mit dem Unterleib voran werde ich wohl gerade ins Krematorium geschoben. In der Parallelwelt sitze ich rittlings auf der gleißenden Sonne. In der Hand halte ich einen Wachsstreifen, an dem mein Hodensack hängt und an dessen abgefetzten Ende wiederum die Wurzel meines Weisheitszahnes baumelt. Juri Gagarin fliegt vorbei und grinst blöde. Dann verschwindet er im Nichts.

Emanzipation „made in germany“: Frauen stehen angeblich auf Kinderpimmel à la Kojak. Alles blank, Baby.

Als ich wieder aufwache, stehe ich noch immer mit einem Bein in der Wanne. Aber entmannt wahrscheinlich. Zumindest fühlt es sich so an, als würde sich am Ort meiner einstigen Männlichkeit nun eine offene Feuerstelle befinden. Mein Augenlicht kehrt langsam zurück und erlaubt mir einen Blick auf den Kaltwachsstreifen, den ich wie eine Trophäe in die Höhe halte. Ich zähle 3 (in Worten: drei) Haare!

Wo ist der Rest? Meine Augen wandern runter zum Spiegel, aber die in ihnen versammelten Tränen verhindern eine visuelle Diagnose. Also lasse ich meine Hände hinab gleiten. Was sie ertasten, gibt mir Rätsel auf. Haare, Haare und nochmals Haare. Allerdings nicht samtig lockig wie sonst, sondern in Kaltwachsklumpen verklebt.

Fassungslos hebe ich mein Bein aus der Wanne und will mich aufrecht vor die Spiegeltür stellen, um das weitere Vorgehen oder zumindest die Schadensbegrenzung zu planen. In diesem Moment wird mir gewahr, dass ich damit nur einen weiteren Schritt ins Verderben gesetzt habe.

Beim Versuch, den aufrechten Gang zu praktizieren, haben meine Hinterbacken Kontakt zueinander gefunden und die verwachste Hälfte der Haare hat sich mit der unverwachsten Seite vereinigt. Mein Arsch ist zugeklebt! Panik kommt auf. Ich simuliere Presswehen, doch der Klettverschluss knistert nicht mal.

Nichts geht mehr, im wahrsten Sinne des Wortes. „Oh Herr, bitte mach, dass ich jetzt nicht furzen muss“, bete ich gen Himmel, während ich vor meinem geistigen Auge sehe, wie sich aus meinem Rücken urplötzlich ein gewaltiger Buckel bläht. Im nächsten Bild spiele ich schon die Hauptrolle im „Glöckner von Notre Dame“.

Arschkarte statt Wachsstreifen

Auf allen Vieren robbe ich durchs Badezimmer hin zum Schrank. In meiner Panik entdecke ich das alte Rasiermesser von meinem Opa. Das wollte ich eigentlich schon längst bei „Bares für Rares“ verkloppt haben, weil der Griff so herrliche Elfenbein-Schnitzereien aus Bakelit hat. Aber der Lichter muss noch warten, bis das Teil einen letzten Funktionstest bestanden hat.

Wenn ich aus der Nummer halbwegs würdevoll rauskomme, werde ich das Badezimmer in Klein-Guantanamo umbenennen, denke ich noch, während ich die Klinge ansetze, um mit zitternder Hand das verlängerte Rückgrat nachzuziehen und die entstandene Naht wieder aufzutrennen.

Tief gebückt stehe ich vor der Schranktür und blicke rückwärts durch meine Beine in den Spiegel. Meine Hand nähert sich mit dem Messer dem Einsatzgebiet. Die Haare spannen zwischen den Backen wie die Saiten der Gitarre von Jimi Hendrix. Haar für Haar wird die imaginäre Naht zertrennt. Leider richtet sich meine Konzentration ausschließlich auf das faszinierende Gleichnis und vernachlässigt sträflichst die Wirkung eines Spiegelbildes.

Verflixt und zugenäht. Kaltwachs ist stärker als Uhu-Sekundenkleber.

Als die Klinge des Messers nach zwei erfolgreich zurückgelegten Zentimetern etwas zu weit nach links geraten will, erfolgt der Korrekturbefehl vom Hirn in gewohnter Richtung nach rechts, was in der entspiegelten Realität also noch weiter nach links entspricht.

Der Schnitt ist tief. Ein drohendes Blutbad vor Augen, erfolgt die Korrektur der Korrektur wohl etwas zu panisch, also mehr in der Mitte, dafür noch tiefer. Die Kapitulation ist bedingungslos.

In letzter Not fällt mir ein, die auf der Verpackung der Kaltwachsstreifen abgedruckte Hotline anzurufen. Dazu muss ich aber irgendwie ins Wohnzimmer gelangen, wo das Telefon liegt. Beim Versuch, mich zur Tür zu drehen, passiert es dann. Ich rutsche aus. Das rechte Bein gleitet nach rechts, das Linke nach links. Glatte 5,9 in der B-Note und astreiner Spagat. Erneut macht es … rrritsch!

‚Arsch geplatzt‘, denke ich gerade noch, als Gagarin wieder zurück kommt. Er grinst immer noch. Dann verschwimmt sein Gesicht und macht Platz für ein neues, mir fremdes Antlitz. Es ist die Stationsärztin, die nach meinem Befinden fragt.

Wenn man es geschickt anstellt, kann man sich von einer Krankenschwester enthaaren und das auch noch von der Kasse bezahlen lassen.

Ich müsse operiert werden, meint sie, und deshalb würde jetzt eine Schwester kommen, die mir da unten die Haare abrasiert. Instinktiv presse ich meinen Unterleib zusammen, doch ein stechender Schmerz schickt sofort ein Gefühl der Demut durch meinen Körper.

„Bitte, bitte … vooorsichtig, ja?“ kommt es flehend aus meinem Munde. Wenig später taucht eine klaverte Monstranze in weißem Kittel auf und schwingt einen gelben Einmalrasierer in ihrer Hand.

Die Frau versteht ihr Handwerk. Noch heute, drei Tage nach der Operation, fühlt sich die Gegend arschglatt, butterweich und seidig geschmeidig an. Lediglich die Narbe mit den Fäden stört den kosmetischen Geamteindruck des analgenitalen Neugefühls.

Was bleibt als Fazit? Nun, wenn man sich korrekt an die Bedienungsanleitung der Kaltwachsstreifen hält, erfolgt die Enthaarung durch kompetente Experten völlig gefahrlos in einer Klinik. Weil auf Narbengewebe grundsätzlich keine Haare mehr wachsen, ist das Ganze auch noch nachhaltig und als ob das nicht reichen würde, gibt’s den blanken Hans dort auch noch für lau.

Kaltwachsstreifen für 6,95 Euro – unvergesslich. Schamhaarentfernung auf Kasse – unbezahlbar.

 

Vom Traumschiff zur Galeere: Deck schrubben auf der „Sportstadt“

Die selbsternannte „Sportstadt am See“ muss sich vor allem in den ballspielenden Sportarten für die kommende Saison irgendwie neu erfinden. Gut gegen Erscheinungen wie ein Sommerloch, denn bekanntlich bilden sich die längsten Schlangen vor der Geheimniskrämerei und das verheißt vor allem in Bezug auf die Freimaurer am Bad jede Menge Gesprächsstoff.

Von den einstigen Bundesliga-Prädikaten der Kegler, Schachspielerinnen oder Handballerinnen sind mit Stand Juni 2017 lediglich noch ein paar Wimpel mit Erinnerungsfaktor geblieben.

Nun gehen auch die SSV-Fußballer daran, ihr Rettungsboot bezugsfertig zu machen. In der Kombüse der „Sportstadt am See“ köchelt die Rübensuppe auf Sparflamme und vom Kiel bis zur Brücke grassiert die Skorbut.

Das Flaggschiff des SSV Markranstädt ist nach dem Oberliga-Abstieg leck geschlagen. Der Zahlmeister habe, so wird in den Lallendorfer Hafenkneipen gemunkelt, die weiße Flagge gehisst. Kein Geld mehr da für kommende Heuer, sogar der Pfand für die geflügelten Getränkedosen ist aufgebraucht. Also sind die Matrosen aus freien Stücken über die Planke gegangen.

Nun muss wohl die Ersatzmannschaft an Deck. Die ist bislang allerdings nur auf Leipziger Binnengewässern gesegelt. Da der neue Chef auf der Brücke jedoch ein Patent für den sächsischen Ozean hat und keine Lust verspürt, mit einem Holzfloß auf dem Zschampert rumzuschippern, muss die bisherige „Zwote“ in der kommenden Saison wohl hinaus aufs offene Meer der Sachsenliga.

Zweifellos ein wahrhaftiges Abenteuer. Zuletzt haben sowas die Japaner vor 76 Jahren versucht, allerdings mit Flugzeugen statt Schiffen. Bleibt zu hoffen, dass das Stadion am Bad am Ende der Saison nicht in „Pearl-Harbor-Arena“ umbenannt werden muss. Viel Glück!

Kratzen auf dem Schatullenboden

Das mit der fehlenden Heuer und überhaupt mit der finanziellen Ausstattung der Reederei, riecht dennoch wie ranziger Tran auf einem gestrandeten Walfänger. In der zurückliegenden Saison gabs immerhin einen ordentlichen Batzen Dukaten von der RB-Flotte des Herrn Mateschitz. Die hatte das Stadion am Bad alle 14 Tage für die Ausbildung ihrer Hilfsmatrosen gechartert und damit für ausreichend Proviant in der SSV-Kombüse gesorgt.

Das ist bekanntlich auch Geschichte, doch im Logbuch des SSV tauchte bald darauf ein weiterer Kandidat als finanzieller Hoffnungsschimmer auf. Inter Leipzig hatte sich sozusagen um die Nachfolge von RB II im Stadion am Bad beworben. Seit letzter Woche ist klar, dass daraus nichts wird und Inter ab nächster Saison im Torgauer Hafenstadion spielt. Aber wie kam das?

Auch hier ist der Markranstädter Sportinteressent dazu verdammt, zwischen den Zeilen zu lesen oder sich in den Logbüchern anderer Vereine zu informieren. So wird Inter-Pressesprecher Norman Landgraf von der MORGENPOST zitiert, dass die finanziellen Forderungen des SSV Markranstädt für seinen Verein nicht machbar gewesen wären.

Forderungen des SSV? Würde es sich nicht um Markranstädt handeln, könnte man das als unglückliche Formulierung oder Druckfehler durchgehen lassen. Aber weil es gerade eben um Markranstädt geht, ist man eher geneigt, diese Aussage für bare Münze zu nehmen.

Zu wenig Enterhaken an Bord?

Ja, es könnte durchaus zutreffen, dass hier der Reeder (sprich: Eigentümer, also die Stadt) wieder mal außen vor stand (oder zu stehen schien) und statt seiner der Mieter entschieden hat, an wen respektive für wieviel er den fliegenden Friesen verchartert oder eben nicht.

Wir erinnern uns: Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Stadt behauptete, über eine ganze Saison lang nichts von der Weitervermietung ihres Eigentums an RB Leipzig mitbekommen zu haben.

Da sich selbst die Stadträte überrascht zeigten, müsste dies bedeuten, dass diese Vorgänge nicht einmal bis in die Geschäftsstelle des SSV drangen. Da wunderts kaum, dass das unglaubliche Treiben vom Markranstädter Volksmund vorwiegend einer besonderen medizinischen Betreuung des Vereins zugeschrieben wird.

Ankerkette gerissen

In anderen Städten wäre eine solch pikante Note binnen Minuten zur Dauerschlagzeile mit Brückenfunktion über gleich drei Sommerlöcher gereift. In Markranstädt bliebs bei einer Randnotiz unter vielen. Aussitzen – die neue Kernsportart in Lallendorf. Wie dem auch sei: Das Flaggschiff des SSV nimmt Kurs auf die neue Saison und kreuzt dabei nur in küstennahen Gewässern.

Ob es sich um den Spielstand handelt oder die Zuschauerzahl, war in den letzten Wochen nicht mehr von Bedeutung. In der kommenden Saison gehts in Sichtweite der Steilküste auf Wasserflöhe.

Bei den Handballern des SC Markranstädt lief die Ertüchtigung der Mannschaftskogge auf dem Trockendock wesentlich transparenter ab. Sogar eine öffentliche Podiumsdiskussion gab es da, in deren Rahmen auch die Meinungen der Fans gefragt waren.

Bei so viel scheinbarer Offenheit wurden Gerüchten und negativen Mutmaßungen von vornherein der Wind aus den Segeln genommen. Zwar gibt es noch genügend Stromschnellen, aber zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung bewegt man sich auf ruhiges Fahrwasser zu. Der Sommer kann kommen.

Das gilt allerdings nicht für ganz Markranstädt. Unmittelbar neben dem Stadion gibt es noch ein paar Problemchen hinsichtlich körperlicher Betätigung im Freizeitbereich. Das Bad ist, wie man im seemännischen Sprachgebrauch sagen würde, zeitweilig manövrierunfähig.

Es fehlt an einem Schwimmmeister, weshalb die alte Diva am 26. Juni, 27. Juni und 3. Juli auf dem Trockendock bleibt. Will heißen: Stadtbad geschlossen, weil keine Fachkräfte da sind.

Geöffnet ist das Bad vom 28. Juni bis 2. Juli sowie vom 5. Juli bis 9. Juli jeweils von 12.00 bis 20.00 Uhr und vom 10. Juli bis 14. Juli von 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Ab 15. Juli sollen dann wieder die regulären Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 9.00 bis 20.00 Uhr und Wochenenden von 10.00 bis 20.00 Uhr gelten.

Bliebe dann noch die Alternative aus ganz frühen Tagen. Ohne Schwimmmeister, Badesachen und Videoanalyse ging das auch.

Immerhin bleibt den nach Erfrischung lechzenden Wassernixen und -nixinnen noch der Weg zum Kulki. Dessen Ruf hinsichtlich Sicherheit und Wohlfühl-Ambiente hat zwar in letzter Zeit drastisch gelitten, aber sollte einem irgendwas widerfahren, ist dort zumindest die Wahrscheinlichkeit groß, dass man hinterher via Youtube und anderen Quellen an entsprechende Beweise kommt.

Die von technikaffinen Fachkräften betriebene Videoüberwachung funktioniert dort nicht nur rund um die Uhr, sondern auch flächendeckend.

Bürgerbewegung ist auch Sport

Nachdem das Ostufer auf Grund der jüngsten Vorfälle nun von Polizei und Ordnungskräften intensiver überwacht wird, machen sich die Kamerateams samt Marketenderinnen mit Grill und Würstchen nun auf den Weg auf unsere Seite, wo es noch wahre Freiheit und keinerlei Foto- oder Videozensur gibt.

Dieses Gefühl der Sicherheit wird zur anstehenden Bundestagswahl ganz bestimmt auch noch jede Menge schwankende oder potenzielle Nichtwähler zum Gang an die Urnen motivieren. Auch das ist schließlich Bewegung und Bewegung ist Sport. Um die Zukunft der Sportstadt muss uns deshalb nicht bange sein. Breitensport ist Bürgerbewegung und die kommt so langsam in Gang.

 

Rollenspiele am Kulki mit Safari auf Radfahrer

Verkehrte Welt an den Ufern des Kulki. Am Sonntagnachmittag haben zehn händeringend begehrte Fachkräfte einen Radfahrer aus Leipzig zur Flucht gezwungen, um ihm dann zu zeigen, wie man ein zünftiges „Refugees welcome“ in Nordafrika feiert. Der 34-jährige IT-Fachmann wurde von Rad gedroschen und nach Strich und Faden zusammengetreten. Nur ein übermütiges Rollenspiel gelangweilter Badegäste oder steckt mehr dahinter?

Es war eine Kurzmeldung in den Medien, mehr nicht. Aber mehr war auch nicht wirklich zu erwarten, handelte es sich bei den zehn Angreifern schließlich nicht um einen braunen Mob aus Sachsen und beim Opfer nicht um einen Flüchtling mit angeborenem, gesellschaftlich-grünem Mitleidsfaktor.

Wäre es so herum gewesen, könnte das Opfer heute wahrscheinlich zu Hause nicht in Ruhe seine Verletzungen auskurieren, sondern müsste pausenlos Interviews geben und hätte es vielleicht sogar in die Tagesschau geschafft. So aber ist das mediale Interesse bereits Stunden nach der Tat eingeschlafen wie alte Füße einer Diabetikerin.

Nun liegt der Leipziger mit seinen tragischen Erinnerungen und umgeben von Hepathromb-Geruch zu Hause im Krankenbett. Am Donnerstag wird er wieder auf Arbeit müssen. Geld verdienen für seine eigene Familie und die, die ihm das angetan haben. Wenn das keine Motivation ist?

Keine Zeit für Posttrauma

Nach psychischen Nachwirkungen, die – wenn die jetzigen Täter mal Opfer sind – gern traumatisch genannt werden und psychologischen Beistand rechtfertigen, ist hier keine Rede.

Wenn er nicht so sportlich wäre und andere Badegäste nicht eingegriffen hätten, wäre sein Kopf Matsch gewesen, sagt er. So kam er mit Schürfwunden, multikulti-bunten Hämatomen und stark geprellten Rippen davon. Was’n Spaß für die, denen das Gastrecht und das auch von ihm bereitgestellte Geld nicht reicht.

Nicht das Gesicht des Opfers, aber die Farben der Hämatome kommen ungefähr hin.

Die drei der zehn vermeintlichen Nordafrikaner, die ihm diesen brutalen Willkommensgruß entboten haben, hätten gezielt nach seinem Kopf getreten. Auf allen Vieren sei er davon gekrochen, während man zu dritt auf ihn eintrat.

Die anderen sieben Jäger bei der Safari auf deutsche Radfahrer hatten ihre Smartphones zur Hand und filmten wohl diese interkulturelle Verbrüderungsszene. Es muss ziemlich lustig ausgesehen haben, denn sie amüsierten sich augenscheinlich sehr köstlich dabei.

Sie wissen, was sie tun

Die offizielle Darstellung kennen wir nun. Der Mann war auf dem Weg von der Wasserskianlage zum Bungalow seiner Mutter in Lausen, als er gegen 17 Uhr in Höhe des Bootsverleihs auf die Gruppe junger MAGHREB-Fachkräfte stieß, die ihn nach landestypischer Art herzlich willkommen hießen. Das Opfer ist zwar der Meinung, dass es sich um Männer aus dem mittleren Osten gehandelt hätte, aber bei Straftaten sind Herkunft oder Nationalität eh wurscht.

Nur bei Deutschen nicht. Wir wären keine Deutschen, wenn wir aus unserer Geschichte nicht gelernt hätten und daher die Verantwortung nicht zunächst bei uns selber suchen würden. Das sind wir schließlich unserer Vergangenheit schuldig.

Realsatirische Rekonstruktion

Was also kann da wirklich passiert sein und was sind die Hintergründe? Beim Versuch einer Rekonstruktion fallen dem aktiven Mitdenker viele Dinge ein. Da wäre zunächst der völlig rechtsfreie Raum rund um den Kulkwitzer See (ja, auch auf der Markranstädter Seite).

Auch am Westufer herrscht Anarchie in ihrer reinsten Form. Nur wenn Badegäste in einem Anflug von Zivilcourage mal selbst sowas wie normale Zustände herstellen wollen, sieht sich die Staatsmacht zum Eingreifen veranlasst.

Erst jüngst wurden engagierte Naherholungssuchende vom Ordnungsamt aufgefordert, ein selbst gebasteltes Schild zu entfernen, auf dem der Bereich als FKK-Strand ausgewiesen und zudem das Baden von Hunden als unerwünscht gekennzeichnet wurde.

Fazit: Wo hier FKK ist und wo Hunde baden dürfen, entscheidet immer noch die Stadt und deshalb niemand. Da kann man nicht einfach Schilder malen und damit das ökologische Gleichgewicht eines künstlichen Sees zerstören! Von der gesellschaftlichen Balance ganz zu schweigen.

Sowas wird kontrolliert. Dieses Schild an der legendären Westufer-Lagune mussten die Naherholungssuchenden auf Geheiß des Markranstädter Ordnungsamtes wieder entfernen. Wo hier FKK ist, entscheidet nicht der Badegast, sondern die Stadt … also niemand. So macht jeder weiter was er will und muss sich dafür auch von nordafrikanischen Touristen fotografieren lassen.

Zurück zum Tatort Ostufer: Hier wird bei Sonnenschein fast täglich und in großflächigen Dimensionen gegrillt, obwohl das verboten ist.

Einen legalen Anschein bekommt diese Art der Speisezubereitung oft auch durch die Anwesenheit respektive Teilnahme von hiesigen Betreuern und bisweilen sogar deren Familien. Eingeschritten wird dagegen nicht.

Burkini nicht mal beim Nacktbaden

Wie auch? Die zuständigen Ordnungshüter sind mit dem Ausstellen von Knöllchen bereits an ihrer Belastungsgrenze und wollen sicher nicht als Nazis abgestempelt werden, wenn sie die staatliche Geldbeschaffungsanlage einfach verlassen, um jungen Ausländern das Essen zu verbieten.

Da sich der Grillplatz in unmittelbarer Nähe und bisweilen sogar direkt auf dem FKK-Gelände befindet, könnte man zudem das Entstehen gewisser kulturreligiöser Konflikte vermuten.

Doch seltsamerweise hat sich noch kein einziger der stets bekleideten Spanner darüber beschwert, dass deutsche Frauen beim Nacktbaden nicht mal einen Burkini tragen. So tolerant sind sie.

Der Hang vorm FKK-Strand am Ostufer bietet an sonnigen Tagen (was heute ausnahmsweise mal nicht der Fall war) den Anblick einer Fankurve in einem nordafrikanischen Fußballstadion. Freier Blick auf nackte Leiber inklusive Fotopanorama und brutzelnde Grills.

Mehr noch: Sie fotografieren und filmen die fleischlichen Zeichen dieser Freiheit geradezu inflationär, um ihren Daheimgebliebenen via whatsapp und anderer sozialer Netzwerkkanäle Mut zu machen für den Kampf um gesellschaftliche Veränderungen in den tunesischen, marokkanischen oder algerischen Touristenzentren.

Und ewig lockt das Weib

Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, was da zu Hause in Tunis, Algier oder Rabat abgeht, wenn wieder ein Video vom Kulki angekündigt wird.

In der linken Hand das Smartphone und mit der rechten wird der Dödel vorgeglüht, damit es nach Öffnen des Tapes auch schnell geht, bevor die wichtigsten Körperteile der Ungläubigen aus Sachsen unter der Wasseroberfläche verschwunden sind

Man wird dieses satirische Szenario in gewissen Kreisen sicher als fremdenfeindliche Fantasie abtun wollen, aber die alltäglich hinter den Büschen des Kulki-Ufers lauernden Paparazzi sagen direkt vor Ort anderes, als die weit entfernt lebenden Politiker und deren Journalisten gebetsmühlenartig predigen. Nein, so schaffen wir das gewiss nicht.

Rückstände einer Grillparty am Nordufer.

Man meint fast schon, die Stimme von Katharina Goebbels-Eckbert hören zu können, wie sie für dieses Verhalten um Verständnis wirbt.

Die Nordafrikaner haben so viel zurücklassen müssen auf ihrer Flucht vor deutschen Urlaubern – Ausweise, Geld und vor allem ihre Mütter – da kann es mangels Alternativen schon mal zu sexuellen Spannungssituationen kommen, die sich dann ein Ventil suchen. Wir sollten ihnen unsere Frauen aus freien Stücken anbieten, dann herrscht auch Ruhe in diesem unserem Lande.

Fotosafari unserer Gäste auf dem Kulki: Bilder für die Heimatfront und einsame Nächte.

Und wir sollten mehr Verständnis zeigen. Integration ist nicht von einem Jahr auf das andere zu erreichen. Das Argument „Sie kennen das doch nicht anders“ sollte uns dabei Hoffnung geben. Unser Radfahrer vom Kulki wurde beispielsweise nicht geköpft, sondern nur zusammengetreten. Das ist schon ein großer Schritt in die zivilisierte Richtung und das sollten wir mit Respekt honorieren.

Zwischen Schuld und Sühne

Kommen wir zuletzt zur Schuldfrage. Die liegt natürlich auf Seiten des Radfahrers. Es kann ja gar nicht anders sein, als dass er die jungen Badegäste geradezu provoziert hat. Er ist Sachse und damit in der internationalen Wahrnehmung per se rechtsradikal.

Dann kurvt er mit seinem Drahtesel auch noch vor diesen Jungs rum, fährt ihnen quasi vorsätzlich durchs Bild, während eine Nazi-Braut grade nackt ins Wasser steigt und versaut ihnen damit eine phantasievolle Nacht. Das ist ja fast schon Zensur durch Selbstjustiz. Da muss man sich nicht wundern, wenn’s paar auf die Fresse gibt.

Ab in den Urlaub…

Die Lehren daraus lauten ganz klar, dass wir den Kulki lieber meiden sollten. Das könnte zwar vor allem den Schulkindern angesichts der nahenden Ferien schwer fallen, aber zum Glück gibt es reichlich Alternativen.

Die Reisebüros locken mit Urlaubsparadiesen rund um den Globus. Dabei stehen auch Algerien, Marokko oder Tunesien ganz oben in der Beliebtheitsskala. Irgendwie auch verständlich: Sonne satt, herrliche Strände, tolle Hotels und vor allem die Menschen dort sind freundlich.

 

Gänsefleisch ma ä Schdigge riggn?

Was die beiden Heimatvereine Räpitz und Frankenheim-Lindennaundorf am Pfingstwochenende auf die Beine gestellt hatten, war Unterhaltung vom Allerfeinsten. Nicht mal von Petrus, der zwischendurch immer mal wieder einen feuchten Nachweis seiner Existenz gen Boden schickte, ließen sich die Pfingstöchsinnen und -ochsen ihre Laune verderben.

Die Räpitzer hatten gegen Wetterkapriolen per Quantität vorgebeugt. Über ganze vier Tage zog sich die 37. Auflage des traditionsreichen Pfingstbiers. Vier Tage – so lange kann es beim besten Willen nicht ununterbrochen regnen.

Die Rechnung ist aufgegangen. Allerdings nicht nur wegen der Masse, sondern auch der Klasse. Das Programm hat für jeden Anspruch etwas bereit gehalten. Zudem haben die Räpitzer Macher nichts dem Zufall überlassen.

Von der Schießbude über das Kinderkarussell bis zum Autoscooter war in Räpitz alles da, was zum traditionellen Volksfest gehört.

Als am Montag nach dem sonntäglichen Tanz so manch schwerer Kopf hin zum Sportplatz getragen wurde, sorgte sogar der MDR per Radiomeldung noch einmal für die finale Motivation und pries das Räpitzer Spaß-Fußballturnier als einen der sächsischen Höhepunkte am Pfingstwochenende.

Die Räpitzer Pfingstarena war anlässlich des Fußball-Spaßturniers trotz früher Vormittagsstunde gut besucht.

Und in der Tat wurde das Turnier zu einem denkwürdigen Event. Neben Mannschaften aus den drei Räpitzer Ortschaften Schkölen, Schkeitbar und Räpitz hatten auch die Nachbarn aus Seebenisch und Göhrenz gemeldet, wobei Letztere allerdings nicht antraten.

FC heißt: Familienclub

Selbst das einwohnermäßig eher überschaubare Thronitz hatte ein Team zusammenbekommen. Die Bezeichnung FC stand hier sogar eher für Familienclub, denn in den Reihen des FC Thronitz standen nahezu alle Krobitzsch-Generationen.

Aber auch die anderen Mannschaften hatten neben testosterongeschwängertem Spielermaterial Kinder und Frauen in der Aufstellung und so wurde das Räpitzer Fußballturnier zu einem unterhaltsamen Event für die ganze Familie.

Das für Schkeitbar angetretene Stürmertalent Kay Linke will sich den Weg zum Tor freischießen, erlegt dabei jedoch nur einen gegnerischen Verteidiger.

Das Pfingstfest in Räpitz fand ab 13 Uhr mit Kaffee und Kuchen, aber auch noch manch zünftiger Hopfenkaltschale und musikalisch begleitet von einem Akkordeon-Orchester seinen würdigen Ausklang.

In ungewohnter Position als Linksverteidigerin zeigt BfM-Stadträtin Annett Zausch auch auf dem Rasen ein konsequentes Zweikampfverhalten.

Etwa zeitgleich mit dem Anpfiff des Räpitzer Fußballturniers wurde einige Kilometer weiter nördlich das Lindennaundorfer Mühlenfest 2017 eröffnet. Schon nach wenigen Stunden hatten die Besucherzahlen vierstellige Dimensionen erreicht und ein Unterschied zum Heimatfest war weder in der Zuschauergunst, noch im übrigen Treiben auf der Festwiese auszumachen.

Begrüßungsgeld in der Mühle?

Natürlich stand die Mühle im Mittelpunkt des Interesses. Mitunter hatte man den Eindruck, dass Müllermeister Jens Schwertfeger da drin heimlich Begrüßungsgeld verteilte. Zumindest erinnerte die schier endlos scheinende Warteschlange an das Gedränge vor der Kreissparkasse Helmstedt im Herbst 1989.

Draußen hatten Handwerker und Gewerbetreibende Aufstellung genommen. So konnte man bei einem Seiler lernen, wie man sich selbst oder seinem Nächsten einen ordentlichen Strick drehen kann.

Dachdeckermeister Tilo Lehmann zeigte, dass kneipen nichts mit Kneipen zu tun hat. Mit Kneifzange bewaffnet, konnte sich das Publikum in der Bearbeitung von Dachziegeln und Schieferschindeln üben.

 

Unter fachkundiger Anleitung von Dachdeckermeister Tilo Lehmann (r.) konnte sich der Nachwuchs im Bearbeiten von Dachziegeln und Schindeln üben.

Derweil bullerte das Feuer im Backofen. Das begehrte Mühlenbrot ging weg wie warme Semmeln und ebenso wie das leckere Eis, musste auch der Brotteig mehrfach nachgeliefert werden bis selbst die Vorräte in den Depots aufgebraucht waren.

Das Team der beliebten Landgärtnerei Engler sorgte wieder einmal für farbenfrohe Akzente. Die bunte Vielfalt der Blüten machte in den späten Nachmittagsstunden sogar die dunklen Regenwolken vergessen.

Als dann am späten Nachmittag dunkle Wolken am nördlichen Polarkreis Markranstädts aufzogen, erlebten die Veranstalter eine abschließende, dicke Überraschung.

Werden herniedergehende Regentropfen mitunter gern zum Anlass genommen, Feste fluchtartig zu verlassen und sich vor den heimischen Fernseher umzutopfen, blieben die Besucher des Mühlenfestes einfach da und machten es sich unter den Zeltdächern gemütlich. Ein besseres Prädikat kann man einer Veranstaltung nicht verleihen.

So konnte der Pfingstmontag in Lindennaundorf dann also mit Gänsefleisch ausklingen. Das war jedenfalls so zu vernehmen, weil es unter den Zelten dann gemütlich eng zuging und es öfter mal hieß: „Gänsefleisch ma ä Schdigge riggn?“