Die zweite Wahrheit über das Hotel

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Ausgesessen und Gras drüber

Was bisher geschah: Irgendwann anno 2011 kam ein Vorschlag auf den städtischen Tisch, wonach es wieder mal an der Zeit wäre, Markranstädt mit einem weiteren Kunstwerk heimzusuchen. Der metallene Schneckenphallus vorm alten Friedhof wird ja schließlich irgendwann mal langweilig und im Zuge der Eingemeindungen war auch nicht so viel Beutekunst an die Kernstadt gefallen, dass sich damit international punkten ließe. Also musste mal was Neues her für die Kunststadt am See.

Da kam die Idee eines Markranstädter Künstlers mit norddeutschem Migrationshintergrund gerade recht. Eine Art Dach sollte es werden, getragen von bunten Figuren und aufgestellt im Schulhof zwischen KuK und Ärztehaus.

Die Installation ohne Namen erblickte dann auch, so berichtete die Ostfriesen-Zeitung am 15. November 2012, in einer Werkhalle in Leer das Licht der Welt.

Nur zur Erklärung: Leer, also das liegt ganz hoch im Norden. Irgendwo bei Jever, dem Heimatort unseres Bürgermeisters. Dahinter fängt gleich Grönland an. Trotz der geografischen Nähe hat unser Majestix, das sei zu seiner Ehrenrettung gesagt, mit der Entstehungsgeschichte des Kunstwerks aber genauso wenig zu tun wie mit anderen Projekten, die in Markranstädt in den letzten Jahren geboren wurden.

Die Ostfriesen-Zeitung – der Name sagt’s – widmete sich als Erste dem Thema „Kunstwerk Markranstädt“

Bis zu jenem Zeitpunkt war ja auch noch alles in Ordnung mit der künstlerischen Installation. Mehr noch: Wenige Wochen zuvor hatten Markranstädter Schüler im Rahmen eines für den Referenten recht stattlich dotierten Projekttages sogar die Möglichkeit bekommen, mit Schweißbrenner und Flex selbst Hand anzulegen an dem Kunstwerk, das eines nicht allzu fernen Tages ihren langweiligen Schulhof aufhübschen sollte.

Schon freuten sich die ersten Fünftklässler über eine überdachte Raucherinsel, andere hatten im Geiste bereits die Sprayflaschen geschüttelt und wieder anderen war es eigentlich scheißegal, was da passieren sollte.

Der für den Referenten recht stattlich dotierte Projekttag wurde im Oktober 2012 auch von der LVZ aufgegriffen.

Vielleicht gab es sogar schon geheime Schülerprojekte, in deren Umsetzung leistungsfähige UV-Lampen unter dem Dach des Kunstwerks für optimale Wachstumsbedingungen zum Gedeihen THC-haltiger Kulturen sorgen sollten. Praxisnaher Biologie-Unterricht sozusagen. Aber erst mal passierte gar nichts.

Bis … ja … bis dann wirklich was passierte. Ein Bautrupp rückte an, buddelte und baggerte im Schulhof und goss schlussendlich ein wahrhaft monolithisches Fundament in den Markranstädter Heimatboden. Und es dauerte gar nicht so lange, bis dann wieder was im Schulhof passierte.

Unangenehme Fragen

Aber vorher geschah etwas in der vierten Etage. Eine neugierige Stadträtin wollte im April 2014 mal wissen, was denn da eigentlich so läuft in Sachen teures Kunstwerk, das Markranstädt weit über die Verhüllung des Reichstages hinaus ein neues Standortmerkmal verleihen sollte und was das Ganze denn nun so kosten solle.

Die Antwort: Die Gesamtkosten belaufen sich auf 27.000 Euro (in Worten: siebenundzwanzigtausend). Davon seien 19.000 Euro als Auftragssumme an den Künstler veranschlagt worden, was sich auf Grund der fünfstelligen Spende eines großen Energieversorgers auf neuntausend für die Stadt reduziere. Das Kunstwerk sei fertiggestellt, hieß es damals im April 2014, und harre auf dem Gelände des Künstlers in Markranstädt seiner weiteren Verwendung. Gegenwärtig laufe die Prüfung der Statik.

Wofür die Differenz zwischen den 19.000 und den 27.000 Euro veranschlagt wurde, war nicht Teil der Bekanntgabe. Ein hübsches Sümmchen davon wird aber wohl ins Fundament geflossen sein, ein anderer Teil vielleicht auch in die statische Überprüfung, die ergeben hat, dass das Fundament so nicht ausreicht und verstärkt werden muss.

Diese „Verstärkung des Fundaments“ sah anno 2015, so aus, dass man im wahrsten Sinne des Wortes Gras über die Sache wachsen ließ. Natürlich ist das nicht von alleine gewachsen, sondern wurde sorgfältig angesät, nachdem die verräterischen Grundfesten des künstlerischen Monuments und damit wohl auch unliebsame Nachfragen mit reichlich fruchtbarem Mutterboden abgedeckt wurden, die das beauftragte Unternehmen gleich mitbrachte.

Praxistag in der Schule

Das war sicher auch eine unbezahlbare Erfahrung und zugleich praktischer Anschauungsunterricht für die Kids an den Schulfenstern. Endlich hatte das langweilige Kaff am Zschampert auch mal sowas wie einen Hauptstadt-Flughafen. Und nirgendwo konnte man besser live verfolgen, wie Geld sprichwörtlich im Boden versenkt wird und anschließend Gras drüber wächst. Das muss ein geradezu unvergesslicher Projekttag gewesen sein, wenn man nicht gerade das Ziel hat, später mal BWL zu studieren oder irgendwas mit Logik.

Heute präsentiert sich da, wo sich einst ein eindrucksvolles 27.000-Euro-Kunstwerk über den Köpfen wissensdurstiger Schüler gen Himmel recken sollte, eine idyllische Grünfläche, unter deren Grasnarbe ein rund 3.000 Euro teures Fundament sein nutzloses Dasein fristet. Nicht mal Hanf könnte man dort anbauen. Nutzlose Schulbrache also.

Über den Verbleib des eigentlichen Kunstwerkes gab es unter dem traditionell diskussionsfreudigen Publikum in Markranstädt zunächst mancherlei Rätselraten. Alte Luftaufnahmen auf Google-Earth machten die Runde und ließen tatsächlich vermuten, dass das metallene Gebilde den Weg von Leer nach Markranstädt vollzogen hat.

Recherchen mit Google-Earth

Aber dort, wo es der Google-Satellit damals geortet hat, liegt es nicht mehr. Andere wollen es demontiert und abholbereit neben dem Haupteingang des Künstleranwesens gesehen haben, wo es seit einigen Jahren still vor sich hin oxidiert.

Einen entsprechenden Beitrag der Markranstädter Nachtschichten aufgreifend, wandte sich Stadträtin Dr. Ingrid Barche während der Ratssitzung im September 2015 erneut an die Verwaltung und bat um Auskunft über den weiteren Umgang mit der künstlerischen Wertanlage.

Der Bürgermeister zuckte mit den Schultern und gab an, von diesem Vorgang nichts zu wissen. Die Erinnerung daran wie auch die im Bauamt liegenden Verantwortlichkeiten schienen wie weggeblasen. Okay, damals konnte man die Ausrede, dass er die Markranstädter Nachtschichten nicht liest, noch gelten lassen.

Projektvorstellung im Markranstädter Amtsblatt, damals noch mit Bauamts-Chefin Carina Radon (2.v.r.)  und ihrer Stellvertreterin (ganz links)..

In einer späteren Sitzung bekam Frau Dr. Barche dann eine Information, die irgendwie an das Spiel „Schraps hat den Hut verlor’n“ erinnert. Probleme mit der Statik würde es geben und zwischen den Worten war der Tenor zu vernehmen, dass es zur Schuldfrage dieser Probleme noch keine eindeutige Antwort gäbe. Sie wurde demnach zwischen dem Bauamt (damals noch unter Leitung von Frau Dr. Richter) und dem Künstler hin und her geschoben.

Hinter den Kulissen ging es wohl auch um die Materialauswahl tragender Teile, die von der elektrischen Spannungsreihe her nicht miteinander kopulieren konnten und mangels chemischem Sex irgendwann so impotent werden könnten, dass das Dach auf die unter ihm kiffenden Kinder fällt.

Nachdem das behoben war, sollte wohl das Fundament nicht mehr den statischen Anforderungen entsprochen haben und daher gabs dann juristischen Raufhändel. So ähnlich jedenfalls lässt sich das Drama für den baurechtlich ungebildeten Steuerzahler zusammenreimen.

Das ist nun schon wieder fast zwei Jahre her und inzwischen hat sich die Welt weitergedreht. Nicht nur die kühnsten Pessimisten gehen heute mit der Hoffnung schwanger, dass die statischen Missverständnisse in der Zwischenzeit entbunden oder zumindest ausgesessen sein müssten. Das Kunstwerk, wie eine Lego-Skulptur sorgsam zerlegt, ist im Gewerbegebiet geortet worden und auch am Campus gibt es neue Entwicklungen.

Zwischenstation oder Ende eines Kunstwerks? Hier jedenfalls oxidiert es seit langer Zeit vor sich hin.

Dort wird demnächst gebaut. Für 1,4 Millionen Euro entstehen im Magnetfeld der August-Bebel-Halle vier neue Klassenräume fürs Gymnasium. Viele Fragen hatten die Stadträte dazu. Es ging um den verbleibenden Hofraum, um Bäume, Gestaltung und … ähm ja … leider nicht um das Kunstwerk, dessen Fundament kaum 50 Meter entfernt noch immer schlummernd in der Erde ruht.

Ignorierte Synergie-Effekte

Dabei wäre das doch ein guter Anlass gewesen, die rund 3.000 bereits versenkten Euro plus die Zehntausend der ENVIA wieder zu einer Wertanlage zu erwecken, wo man dort doch bald schon ohnehin mit Baumaschinen zu Werke geht.

Allein die Tatsache, dass selbst in den Köpfen der Abgeordneten der Markranstädter Duma bereits Gras über die Sache gewachsen ist, ließ das künstlerische Traumschloss nicht wieder zum Thema werden.

Wenn unsere Nachfahren später mal an dieser Stelle buddeln, werden sich ihnen viele Fragen stellen.

Für den Steuerzahler bleibt damit wieder einmal nur die Erkenntnis, dass es einen Unterschied zwischen kostenlos und umsonst gibt. Ein Architekturstudium zum Beispiel ist nicht kostenlos, mitunter aber eben trotzdem umsonst. Andersrum verhält es sich mit einem Schwamm, einem Teppich und Gras. Was auf den ersten Blick unvereinbar scheint, hat viele Gemeinsamkeiten. „Schwamm drüber“ und „unter den Teppich kehren“ haben das gleiche Ergebnis, wie „Gras drüber wachsen lassen“.

Und so ist in Markranstädt über ein anfänglich nahezu kostenloses Kunstwerk sprichwörtlich Gras gewachsen, bis alle Aufregung umsonst und die Sache unterm Teppich war. Schwamm drüber? Na ja, nennen wir es lieber: ausgesessen.

Kandidat für Unwort des Jahres 2017: ausgesessen

Wenn unsere Nachfahren in 200 Jahren an dieser Stelle eine Moschee bauen wollen, werden sie wohl erst mal das Landesamt für Archäologie kontaktieren müssen. Zu untersuchen ist ein Relikt aus längst vergangenen Tagen und man wird sich fragen, was die Altvorderen einst damit bezweckten, eine überdimensionale Grube auszuheben und dort mal eben so ein paar Kubikmeter Beton in die Erde zu gießen.

Sie werden lange rätseln und anschließend an der Fragestellung scheitern, dass doch selbst im 21. Jahrhundert keine zivilisierte Kultur in Europa irgendwas umsonst gemacht hat. Wo also lag der Sinn, wo der Wert und wer hatte was davon gehabt?

Genau diese Fragen stellt man sich bei den Markranstädter Nachtschichten heute schon…

„… und dann haben sie das Fundament … haben sie es wieder ausgegraben und rüber zur Kita gebracht. Dort haben sie es … es wieder eingebuddelt und Fix und Foxi drauf geschraubt. Du Gerlinde, ich glaub, ich muss erstmal meine Einlage wechseln…“

Table-Dance auf ausgesessenen Schulbänken?

Fast schon hätte der Satire-Laden der Nachtschichten mangels Ware vorübergehend schließen müssen. Sommerloch oder so. Aber grade als unsere Tippse mit dem Schild zur Tür gehen wollte, tat sich plötzlich was in der Stadthalle. Handwerker waren zu Gange. Das muss ein ganz besonderer Auftrag sein, wenn die sich bei über 30 Grad im Schatten noch emsig bewegen. Also flink mal nachgeschaut und die Ohren gespitzt. Und weiß Gott: Der Ausflug hat sich gelohnt!

Hinter den Glasscheiben zur Garderobe zwischen den beiden Außenterrassen an der Südseite der Stadthalle (zum Alten Friedhof hin) huschen dunkle Schatten entlang.

Es sieht aus, als würden da Jalousien oder zumindest ähnliche Schutzmaßnahmen gegen Sonnenlicht und Blicke von außen angebracht. Nicht ungewöhnlich für eine Garderobe.

Doch etwa zur gleichen Zeit wird in einer nahe gelegenen Gerüchteküche der Deckel vom Suppentopf angehoben und der daraus entweichende Dschinn murmelt beschwörend die Worte „Klassenzimmer für Grundschule das wird!“

Die umher stehenden Leute grinsen unbeholfen, verweisen diese Botschaft ins Reich der Fake-News und lassen den Deckel wieder krachend auf Kessel fallen. Das ist doch völlig ausgeschlossen!

Streit unter den Gelehrten

Noch streiten sich Friseure, Ärzte und Handelsvertreter mittels verschiedenster Abschlussberichte zu diversen Akteineinsichten über die Kosten eines gerade eben erst fertiggestellten Erweiterungsbaus dieser Schule, da soll der schon wieder zu klein geworden sein?

Das würde ja bedeuten, dass die Kosten nicht nur nicht zu hoch, sondern viel zu niedrig waren?

Obwohl …

Vorsichtig, gaaanz vorsichtig wird der Deckel erneut angelupft. Im Kessel brabbelt der Dschinn unverdrossen weiter.

Es klingt blechern aus dem Inneren, aber der grüne Kerl bleibt dabei, dass da ein Klassenzimmer entstehen soll. Nur wäre der Zeitdruck inzwischen so groß geworden, dass man das bis zum Beginn des Schuljahres nicht mehr schaffen würde.

Gespannt lauschen die Köche der Stimme aus dem Topf. Immer wenn die Suppe zu sehr aufkocht, werden die Gebete des Aushilfs-Aladin vom Zischen des Dampfes übertönt und man nimmt nur noch Wortfetzen wahr.

Mal „wieder zu lange ausgesessen“ oder mal „Brandschutz gewährleisten“, dann wieder „Architekt fragen“ oder „Fluchtweg“ ist zu hören.

Ein mit reichlich Satire beschlagener Zuhörer komponiert daraus die Geschichte, dass da tatsächlich Grundschüler Einzug halten sollen, zuvor jedoch noch einige Maßnahmen hinsichtlich brandschutztechnischer Ertüchtigung stattfinden müssen. Dazu bedarf es aber der Zustimmung des Architekten.

Da dieser jedoch nicht nur federführend für das Bauwerk der Stadthalle ist, sondern auch für das Schulschiff, das seit einiger Zeit unter städtischem Beschuss steht, hat er wohl wenig Lust, sich auf Kompromisse einzulassen. Gleich gar nicht auf solche, die ihm dann später wieder vor die Füße geworfen werden können. Will heißen: Bevor da keine Friedenspfeife geraucht ist, gibt’s Dienst … oder, na gut … Planung nach Vorschrift.

Nachdem der Satiriker diese Phantasien laut vorgetragen hat, kommt plötzlich Leben in den Topf. „Schlau du bist. Gut kombinieren du kannst“, lobt das magische Wesen über dem Küchenfeuer. Doch bevor der Brustkorb des Adressaten noch auf Doppel-D anschwellen kann, lässt ihm das Mistvieh die Luft ab. „Aber noch nicht alles du weißt“, grinst er aus dem brodelnden Kessel.

„Na jetzt lass ihn doch mal ausreden“, fordert ein Passant und nimmt den Deckel vollständig vom Topf. Der Dschinn erscheint in ganzer Größe.

Sein Grinsen reicht vom Wasserturm bis zur Kirche und er sagt: „Auf die dunkle Seite schauen du musst. Im Norden sie ist. In Panorama-Bar eine Schultafel aufgestellt wird. Direkt vor dem Tresen sie steht.“

Gut, also das war dann doch zu viel an Fake-News. Wieder fliegt der schwere Deckel polternd auf den Kessel.

Aber so richtig hat das Thema unseren Satiriker nicht losgelassen. Was, wenn dieser Joda-Aladin recht hat? Fürs Anschreiben von Bierlachsen ist die Tafel vorm Tresen tatsächlich etwas zu groß geraten und Kneipengäste sitzen normalerweise auch nicht auf Schulbänken.

Und wo könnten Kinder ihren Wissensdurst besser löschen als direkt am Zapfhahn? Geografie an der Bar: Da bekommt doch der Begriff vom blauen Planeten gleich eine viel nachhaltigere Dimension.

So sitzen die Kids dann tief übers Glas gebeugt, um die Eingebungen dieser zweibeinigen Halluzination an der Tafel auch kindgerecht dechiffrieren zu können. Am geilsten ist aber die Vision, in einer Bar Musikunterricht abzuhalten.

Kann man sich mal anhören. Klingt gut und passt zum Thema.

Zuletzt war es dann doch wieder der Dschinn, der unseren Mann vorm Kochtopf an der Markranstädter Gerüchteküche beruhigen konnte.

Nur bis der Durchbruch für Fluchttür und Fluchtweg sowie alle anderen Umbauten an der Südseite erledigt seien, so das Wesen, würden die Kinder in der Bar unterrichtet, danach in der Garderobe.

Aussitzen bei Table-Dance

Zwar könne in der Zeit während des Bar-Unterrichts im nebenliegenden Drittel der Sporthalle eben kein Sport getrieben werden, aber der fände ja im Sommer sowieso draußen statt.

Und bis zum Herbst würde die Sache mit der Friedenspfeife dann ganz bestimmt ausgesessen sein. Meint jedenfalls der Dschinn.

Bis dahin, falls er recht hat, kommt endlich mal wieder Leben in die Panorama-Bar der Stadthalle. Entsprechend der ursprünglichen Nutzungsbestimmung richtig mit Table-Dance und so. Wie würde der Gnom aus dem Kochtopf sagen? „Sinnstiftend es ist. Möge die Macht mit ihnen sein.“

 

Start für den großen MN-Urlaubsfoto-Mitmach-Contest

Die Ferienzeit befindet sich auf der Zielgeraden, aber noch ist wenigstens ein paar Wochen Sommer. Fast jeder hat irgendwas unternommen, um der verbissenen Tristesse des Leipziger Vororts wenigstens für kurze Zeit zu entfliehen. Oft werden die dabei gefundenen Eindrücke auf Fotos festgehalten, mit denen man nach der Rückkehr die liebe Verwandtschaft, Freunde und Kollegen foltert. Aber es geht auch anders.

Einmal raus aus dem Kaff, in dem man zum Lachen in den Keller geht. Natürlich muss man der ganzen Welt dann auch zeigen, dass man sich das leisten kann.

Die Realität sieht so aus: Ein gemeinsamer Spaziergang am Wasser, danach Einkehr in die Strandbar und plötzlich hat man einen Blick für die Palme, die da vorher noch nicht stand. Also kurz davor gestellt, Handy raus und schnell ein Selfie geschossen.

So entstehen dann die heute üblichen Urlaubsbilder mit „ich vor der Palme“, „ich auf dem Berg“ oder „ich vor der Pyramide“. Auffällig ist lediglich, dass auf sämtlichen Ich-vor-Fotos der rechte Arm fehlt und dass es Motive wie den Kulki oder das Völkerschlachtdenkmal nicht gibt.

Weil es heute eben keine Erinnerungen mehr sind, sondern Statussymbole, die nach Guck- mal-wo-ich-war-Manier vorzugsweise als Profilbild bei Facebook hochgeladen werden, handelt es sich oft eher um sowas wie sekundäre Geschlechtsmerkmale. Sozusagen für die, die sich nicht vorm eigenen Ferrari fotografieren können.

Und es wird noch dümmer. Schon kann man via Facebook die gesamte Urlaubsroute seiner digitalen Freunde verfolgen. „Vulkania78 war hier“ heißt es da und drunter erscheint der Lageplan von McDonalds vor der Aussichtsplattform des Grand Canyon.

Das meiste Geld verdient man mit der Sehnsucht. Sogar beim Essen gilt das. Warum sonst gibt es vegane Schnitzel, die nicht nur so heißen wie ihre fleischlichen Vorfahren, sondern auch so aussehen müssen? Ähnlich verhält es sich mit dieser Sitzgelegenheit, an der man nach einer dreistündigen Stadtführung mit aufgelösten Bandscheiben vorbei kommt. Unerreichbare Sehnsucht…

Die Frage, ob das überhaupt jemanden interessiert, stellt sich Vulkania78 natürlich nicht. Das pure Gefühl, mit der Botschaft Neid erzeugt zu haben, reicht völlig aus. Ein seelischer Hedge Fonds sozialer Netzwerk-Ideologie quasi.

Zum Glück gibt es aber auch noch Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und in ihren Urlaubsorten Neues entdecken wollen. Und genau da bietet sich das Potenzial, am Ende doch sowas wie Erinnerungen mit der Linse eingefangen zu haben und diese sogar zeigen zu können, ohne dass man damit seine Mitmenschen quält.

Es sind zum Beispiel lustige, kuriose oder amüsante Motive, die das Zeug zur Unterhaltung haben. Genau die richtigen Themen also für Leserinnen und Leser der Markranstädter Nachtschichten, die allein schon durch die tägliche Lektüre ihre Affinität zu hochgezogenen Mundwinkeln unter Beweis gestellt haben.

Wir fordern Sie daher auf, die Augen offen zu halten, solche Situationen oder Motive zu knipsen und bieten Ihnen die einmalige Chance, die satirische Lesergemeinde an den so eingefangenen Emotionen teilhaben zu lassen.

Schicken Sie uns Ihre kuriosesten, lustigsten oder sonstwie humoristisch angehauchten Fotos per E-Mail unter redaktion@nachtschichten.eu zu. Es kommt aufs Motiv an und nicht die Qualität.

Bei einem Spaziergang durch den Schwarzwald kann dem Urlauber mitten im dichten Tann ein solches Motiv begegnen. Wozu zum Teufel dient diese Konstruktion? Ein origineller Hochsitz für minderjährige Jäger im Kita-Alter oder ist es eine sinnstiftende Ablage für Vesper-Reste hungriger Wanderer, damit die Wildschweine anschließend nicht plündern können? Was auch immer …

Jaaaa doch, es ist schwer, Menschen für sowas zu motivieren, wenn man dabei nicht auch gleich Preisgelder in Höhe ab einer Million Euro auslobt. Ganz umsonst wollten bislang nicht mal 50 Leser auch nur einen Klick bei der Abstimmung zum Kita-Namen tätigen.

Also, wenn es Ihnen um Geld oder Reputation geht, dann lassen Sie es einfach. Nehmen Sie statt dessen ein Selfie, montieren die Skyline von New York dahinter (aufpassen, dass da nicht noch die zwei Türme stehen!!!) und laden Sie es als Profilbild bei Facebook hoch. Photoshop machts möglich.

Unsere Bitte ist mithin eher an die Menschen gerichtet, die ihre Umwelt im Blick haben und Spaß suchen. Das geht sowieso nicht mit verkniffenen Augen. Sozusagen als Motivation sei gesagt, dass uns drei Leser bereits einige solcher Fotos geschickt haben, die in der kommenden Folge veröffentlicht werden.

Als Starthilfe präsentieren wir Ihnen hier vier Fotos (einschließlich Titelbild), die zwei MN-Aktivisten in den letzten Wochen bei ihren eigenen Urlaubsreisen geschossen haben. Lassen Sie sich von dieser Vorbildwirkung anstecken und greifen Sie selbst zu Kamera oder Smartphone.

Das Titelfoto wurde in einer alten deutschen Reichsstadt gefunden. Denkmalschutz und Mittelalter, wo das Auge hinschaut und wahrscheinlich auch, wo man sich hinsetzt. Der Rest ist Sache Ihrer Phantasie. 

In Urlaubsorten kommt es oftmals darauf an, die Saison zu verlängern. Je länger Sommer ist, desto mehr Gäste kommen. Die Wahl der Mittel kann dabei seltsame Blüten treiben. Weil ein Sprichwort sagt: „Der Herbst steht auf der Leiter und malt die Blätter an“, hat dieser Herbergsvater kurzerhand dafür gesorgt, dass der Herbst von der Leiter fällt, wenn er nach oben will. Ewiger Sommer…

 

Der uns den Blues gab

Es ist ein Sommertag im August 1973. Während die offizielle Jugend der DDR bei den X. Weltfestspielen in Berlin ein staatlich kontrolliertes „Woodstock des Ostens“ feiert, zelebriert ein 14-jähriger Autodidakt auf einem Hof in Seebenisch sein eigenes Festival. Mit sechs Zuhörern, von denen wenigstens drei keine Ahnung haben, was der Junge da spielt. Sie wollen eigentlich nur mal seine Gitarre anfassen. Die ist nun, 44 Jahre später, verstummt. Zusammen mit einer markanten Stimme und einem begnadeten Vollblut-Musiker.

Normalerweise gab es zu jener Zeit in den Abendstunden ganz andere Klänge auf dem Dorfe. Das Muhen von Kühen beispielsweise, das Zirpen von Grillen, gackernde Hühner und manchmal gab es auch ein lautes Knarzen, wenn irgendwo ein Scheunentor geschlossen wurde. In der Ferne fraß sich vielleicht noch ein Mähdrescher durchs Getreide, aber das wars dann schon mit der ländlichen Geräuschkulisse.

Da spitzt man automatisch die Ohren, wenn plötzlich ganz andere Harmonien durch die Luft schwirren und noch dazu jemand singt. Der da auf dem Hofe seines Kumpels die Gitarre ausgepackt hatte, hieß mit bürgerlichem Namen Kautzleben.

Der große und der kleine Kautzer

Die meisten seiner Freunde und auch die anderen Altersgenossen in der Schule wussten mitunter jedoch noch nicht einmal, dass er mit Vornamen Peter hieß. Er war einfach nur der Kautzer.

Dass auch sein jüngerer Bruder von seinen Schulfreunden auf den gleichen Namen getauft wurde, barg kein Konfliktpotenzial. Ralf spielte Fußball und Peter Gitarre, da kommt man sich auch als Kautzer nicht in die Quere. Notfalls sprach man eben vom großen oder dem kleinen Kautzer.

Geheimnisvolles Vorbild

Der „große Kautzer“ passte irgendwie nicht so recht in ein beschauliches Dörfchen wie Seebenisch. Schon als Jugendlichen zog es ihn dahin, wo die Musik spielte. Und weil von seinen Fußball spielenden Kumpels kaum einer wusste, wo das war, umgab den Kautzer schon als Teenager eine geheimnisvolle Aura.

Manche Eltern sahen das mit gewisser Sorge und warnten ihre Kinder, dass der Kautzer kein Vorbild sei, wenn „später mal was aus dir werden soll“. Je lauter diese Warnungen wurden, desto neidischer blickte die Dorfjugend auf den jungen Mann, dem diese Spießereien galten und der sich darum nicht scherte.

Ein Musikant, oweh!

Bald schon wurde die Kautzer’sche Philosophie sogar kulturell legitimiert. In „Cäsars Blues“ besang Renft ausgerechnet jenes Phänomen, in dem Eltern ihre Tochter vor einer Liaison mit einem Musiker warnen. „Ein Musikant, oweh, hat doch nichts im Portemonnaie“, hieß es da und „Nie wird ein Musikant zum Gärtner, da wo man das Glück aufspießt und sich gegen Geld nur grüßt“.

Wenn der Kautzer dann doch mal irgendwo im Dorfe auftauchte, hatten die Durchschnittsjungs mit einem Schlage sämtliche Chancen bei den anwesenden Mädchen verloren.

Staunende Statisten

Gegen Freiheit und Abenteuer verheißende lange Haare und den Hut ließ sich mit Seitenscheitel und Schlaghosen allein schon nicht ankommen, und wenn er dann noch zur Gitarre griff, wurden die umher stehenden Jungs unversehens zu staunenden Statisten einer Szene aus Ehrfurcht und Sehnsucht.

Der Kautzer ging immer schon seinen eigenen Weg. Ihn kümmerte der Mainstream wenig.

Während andere Altersgenossen mit ihren ersten Kassettenrecordern den Schmalz des „Sugar Baby Love“ der Rubettes aus den Lautsprechern tropfen ließen, war der Kautzer längst beim Blues angekommen.

Nicht nur angekommen – er lebte den Blues. Als Autodidakt ohne Musikschul-Abschluss hatte er jedoch keine Chance, an die „Pappe“ zu kommen. Der Ausweis als Berufsmusiker war eine der wichtigsten Grundlagen, um in der DDR als Künstler wirtschaftlich überleben zu können.

Nur wer die „Pappe“ hatte, durfte auf die Vermittlung von Auftritten durch die Konzert- und Gastspieldirektion (KGD) hoffen. Dass der Kautzer schon als 18-jähriger besser war als viele seiner studierten und erfahrenen Berufskollegen, spielte da keine Rolle.

So blieben ihm zunächst nur die Muggen (Mugge = Musikalisches Gelegenheitsgeschäft) mit Gagen, die bei Gruppen wie Karussell, Karat oder den Puhdys nicht mal für die backstage servierten Drinks gereicht hätten.

Der Kautzer beim Seebenischer OpenAir 1999. Auch in diesem Jahr sollte er hier wieder auf der Bühne stehen… Fotos (2): Andreas Müller

Der Kautzer war wohl das, was man landläufig unter einem Lebenskünstler versteht. Er spielte in kleinen Dorfsälen und Kneipen, denen er damit zum Prädikat „Geheimtipp“ verhalf. Es war die Zeit Ende der 70-er Jahre, als die Blueshöhlen entstanden. Sozusagen der alternative Gegenentwurf zur bürgerlich geprägten Pop-Musik und ihren Glitzerbühnen.

Die „Blueser“, die sich selbst „Kunden“ nannten und deren Freundinnen einheitlich „Käthe“ hießen, trugen Tramper-Schuhe, abgewetzte Jeans und grüne Parka. Und selbstverständlich zierten deren Häupter lange Haare, die als „Matte“ in den Sprachgebrauch eingingen. So zogen sie ihren Idolen Stefan Diestelmann, Hansi Biebl, Jürgen Kerth oder eben auch dem Kautzer quer durch die Republik hinterher.

Mitte der 80-er Jahre war der Kautzer von offizieller Seite zwar noch immer nicht als Berufsmusiker anerkannt, doch unter seinen Profi-Kollegen genoss er längst den Respekt als einer der Ihren.

Mal allein, mal mit seiner Band Lilienthal (mit der er auch in Kulkwitz beim Groitzscher legendäre Sessions feierte) und später dann mit mit Peter’s Deal, wurde ab 1984 aus dem einstigen Geheimtipp eine feste Größe in der ostdeutschen Blueser-Szene. Der Kautzer hatte inzwischen seinen eigenen, individuellen Stil gefunden, fernab vom klischeehaften Covern internationaler Stars.

Nach der Wiedervereinigung folgte dann erst einmal der für ostdeutsche Biografien übliche Knick. Über Nacht hatten sich die Bedürfnisse den neuen Angeboten angepasst und das Publikum lechzte nach Bananen statt Blues.

Dem Kautzer war der Umgang mit der Situation eines Nischen-Daseins aber nicht neu und so platzte 1992 mitten in den Konsum-Rausch hinein die erste CD. Geradezu sinnstiftend ihr Titel: „Too Much“. Auch das zweite Album, das 1999 erschien, trägt einen vielsagenden Namen. „Friends“ heißt die Scheibe. Und tatsächlich wurden die Titel daraus dann auch ausgerechnet vor langjährigen Freunden live zelebriert. Peter’s Deal spielte in jenem Jahr zum 3. OpenAir in Seebenisch auf.

OpenAir-Legende

Auch beim 4. OpenAir im Juni 2000 und bei der 13. Auflage anno 2009 kehrte der Kautzer zurück zu den Seebenischer Wurzeln.

In wenigen Tagen, am 19. August, sollte Peter’s Deal zum 20. OpenAir-Jubiläum erneut auf der Bühne an der Alten Gärtnerei stehen. Aber daraus wird nichts. Der Mann, der von der Suche nach den wesentlichen Dingen des Lebens und der Sehnsucht nach Freiheit sang, hat sich am 9. Juli selbst auf den Weg gemacht. Den Weg, den vor ihm bereits seine Vorbilder B. B. King. J. J. Cale oder Johnny Guitar Watson gegangen sind. Peter Kautzleben starb im Alter von nur 58 Jahren.

Er wird trotzdem irgendwie dabei sein, wenn sich das Licht der Scheinwerfer am 19. August in Seebenisch auf die beiden Festivalbühnen richtet. Und mit Sicherheit wird es im Publikum auch mehr als den einen Augenblick offiziellen Gedenkens geben, in dem der Kautzer noch einmal für einen kurzen Moment auf die Bühne kommt.

Spätestens wenn der Mann mit dem langen Haar unter dem Hut auf der Leinwand erscheint und seine Hymne „I’m on my way“ noch einmal erklingt, werden ihm wohl auch unsere Eltern verziehen haben, dass wir auf den Schwarz-Weiß-Fotos von damals so schrecklich aussehen mit unseren Matten und den verlotterten Studentenkutten. Aus uns ist nicht trotzdem, sondern gerade deshalb was geworden.

Rest in peace, Kautzer.

 

Zweite Runde zur Kita-Taufe eröffnet

Die Würfel sind gefallen. Nachdem Sie ihre Vorschläge zur Benennung der neuen Kita eingereicht haben und auf dieser Grundlage die Vorauswahl erfolgt ist, können Sie nun ab heute abstimmen, welche Bezeichnung wir für die Taufe der Kinderaufbewahrungsanstalt am Bad einreichen sollen. Die zweite Runde des „Markranstädt-Name-Contest“ (MNC) ist hiermit eröffnet!

Insgesamt gingen per E-Mail, Kommentar und via Facebook 41 Vorschläge ein. Die meisten Wortmeldungen dazu waren aber eigentlich keine, sondern bezogen sich auf eine der bereits eingebrachten Ideen anderer Personen.

So blieben dann lediglich 10 Vorschläge übrig. Hier fünf davon für die Abstimmung auszuwählen, war eine Aufgabe, die ausnahmsweise mal ohne Grappa und Kellerbier bewältigt werden musste und deshalb viel Zeit in Anspruch nahm. Die Diskussionen innerhalb der Jury entwickelten sich zu einer Verbalschlacht.

Früher war das ja relativ simpel. Da nahm man einfach einen antifaschistischen Widerstandskämpfer (oder machte einfach jemanden dazu) und fertig war der Lack. Ein Volkskorrespondent hat das dann in die LVZ lanciert und dann gabs von irgendeinem Verband oder im Zweifelsfall direkt von der Nationalen Front sogar noch gratis einen Künstler gestellt, der das Namensschild kreierte.

Forschungsauftrag „Frieda Hockauf“

Schulklassen bekamen dann Forschungsaufträge und mussten herausfinden, was der Mann oder die Frau so alles für großartige Sachen geleistet hat. Dabei musste man lediglich aufpassen, dass eine eventuelle Funktion als Ortsbauernführer, BDM-Walküre oder ähnliche Tätigkeiten aus früheren Tagen in der Vita ausreichend Vernachlässigung fanden.

Diese Vorgehensweise hat sich geändert. Seit es weder Gruppenräte noch FDJ-Initiativen gibt, hat kaum noch jemand Lust, in der Vergangenheit rumzuwühlen.

Gleich gar nicht in Markranstädt, wo die Historie nach jedem Umbruch traditionell sorgsam aufs Bügelbrett kommt und es aus heutiger Sicht weder Nazis, noch Kommunisten gab. Wenn überhaupt, dann hatten wir nur Dissidenten.

Also werden Straßen hier neuerdings nach Schreit-, Sing- oder anderen Vögeln benannt und den Rest überlässt man dem Volksmund. Gut so … eigentlich. Jedenfalls besser, als das MGH mit einem Satz wie „Mehrgenerationenhaus Frieda Hockauf & Adolf Hennecke“ zu betaufen.

Und so fiel auch bei der Ideenfindung für die Bezeichnung der neuen Kita auf, dass man sich in nur einem Fall auf eine Person bezog und sich ansonsten auf die heimische Fauna oder Fabelwesen stürzte.

Originell war beispielsweise der Vorschlag, die Institution Kita „Hurleburlebutz“ zu nennen. Der ist schon deshalb unverfänglich, weil die Figur auf die Gebrüder Grimm zurückzuführen ist und Hurleburlebutz mithin weder Antifaschist mit nationalsozialistischen Wurzeln gewesen sein kann, noch sich in irgendeiner Weise um die Wiedervereinigung in Markranstädt verdient machen konnte.

Aber mal ehrlich: Wir machen das in erster Linie für die kleinen Kinder und die sollten den Namen ihrer Kita auch recht früh aussprechen und irgendwann vielleicht sogar fehlerfrei schreiben können. Aus diesem Grund haben wir uns erlaubt, neben Hurleburlebutz auch das „Eichhörnchenparadies“ erst mal zu den Akten zu legen. Trotzdem spielte in vielen der eingereichten Volks-Expertisen die Nähe zum Wasser eine gewichtige Rolle.

Nicht nur das Bad war damit gemeint, sondern auch die anderen (und einstigen) Steh- sowie Fließgewässer in der Umgebung. Und so kamen dann auch Vorschläge wie Kita „Wasserflöhe“, Kita „Wassernixen“, Kita „Schwimm-Mäuse“ oder Kita „Froschburg“ auf den Tisch.

Fast schon entwaffnend einfach und sympathisch war der Vorschlag, den Komplex einfach Kita „Naturnah“ zu nennen. Kurz, prägnant und eigentlich in einem Wort alles sagend. Aber ob die Kleinen das auch so sehen?

Favoriten und Außenseiter

Es wäre fies und würde die Abstimmung noch vor ihrem Beginn obsolet machen, die Bezeichnung Kita „Fix und Foxi“ in dieser Phase bereits als Favoriten auszurufen. Aber andererseits führt irgendwie auch kaum ein Weg dran vorbei. Fünfmal wurde der Vorschlag unterbreitet und 27 Leser haben ihn durch ihr Votum untermauert.

Die Argumente liegen auf der Hand. Nicht nur, dass sich Kinder mit den beiden Füchsen identifizieren und sich den Namen ihrer Kita sicher auch gut merken können, ist ein dickes Plus. Nein, es ist auch an der Zeit, allmählich mal daran zu erinnern, dass der „deutsche Walt Disney“ hier in Markranstädt seine Wurzeln hatte.

Wie auch immer, liebe Leserinnen und Leser, jetzt sind Sie gefragt. Stimmen Sie ab! Den Vorschlag, der bis zum 13. August die meisten Stimmen erhält, reichen wir – garniert mit einem blumig formulierten Antrag zur Benennung der neuen Kita – bei der Stadtverwaltung ein.