Droht jetzt eine SKHT-Pandemie? Warum in Markranstädt ein Fuchs sterben musste

Wenn die Woche bereits mit einem Feiertag beginnt, was ist dann von ihrem Rest noch zu erwarten? Das hat sich auch Markranstädts Hofkasper Claus Narr gefragt, als er seinen traditionellen Wochenrückblick in die Tasten hämmern und ihm dazu einfach nichts einfallen wollte. Zum Glück gibt es aber noch Leser, die mit offenen Augen durch die Stadt laufen. Was sie dabei gefunden haben, sind Puzzleteile, die sich erst unter der satirischen Lupe zu einer plausiblen Geschichte mit dramatischen Inhalten zusammenfügen lassen.

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche. Während es die Menschen woanders zum traditionellen Osterspaziergang in die Natur zog, pilgerte der homo marcransis am Ostermontag im geschlossenen Familienverband in die Nähe des Hirzelplatzes.

Auch dort gab es die Folgen eines Naturereignisses zu bewundern. Der ewige Kreis des Werdens und Vergehens hatte sich für einen Fuchs ausgerechnet beim Transit zum Wasserturm geschlossen.

Pilgern zum Verwesungsort

Schon breitete sich in der Albertstraße quetschender Enge und niedriger Häuser dumpfen Gemächern die Frage aus, welchen Tierbestatter, Jäger oder Metzger man an einem Feiertag anrufen könne? Doch offenbar einte alle in Frage kommenden Entsorger die feste christliche Überzeugung, dass die Prophezeiung der österlichen Wiederauferstehung gerade an einem Tag wie diesem auch einem Fuchs zuteil wird und ein proaktives Handeln demnach nicht erforderlich sei.

Ostern in Markranstädt: Damit der Fuchs nach seiner Wiederauferstehung nicht weglaufen kann, hat ihn die Polizei mit Absperrband an einen Baum gefesselt.

Ostern in Markranstädt: Damit der Fuchs nach seiner Wiederauferstehung nicht weglaufen kann, hat ihn die Polizei mit Absperrband an einen Baum gefesselt.

Und so sprach sich die Kunde vom Dahingeschiedenen auf dem Fußweg auch im Rest der Stadt schnell herum. Sieh, wie behend sich die Menge durch die Gärten und Felder zerschlägt, selbst von des Rodelberg fernen Pfaden blinken uns farbige Kleider an.

Familienandacht am Kadaver

Ja, sogar die in den Kitas für ihr mutiges Eintreten gegen jedwede Form traumatisierender Ereignisse gefürchteten Mütter scheuten sich nicht, ihre Kinder unter dem Deckmantel der Befriedigung eigener Sensationsgier zur Andacht an den Kadaver zu führen. Auf welchem Wege schließlich auch die Polizei erfuhr, dass sich da eine vom Staat nicht kontrollierbare Pilgerstätte zu entwickeln drohte, ist noch nicht geklärt.

Letztendlich ist das aber auch nicht wichtig, weil die Einsatzkräfte dem verwesenden Leichnam außer einer fußballerischen Kapitulationserklärung nichts entgegenzusetzen hatten. Der Kadaver wurde nach einem gekonnten Dribbling per Außenrist an einen Baum geflankt und dort mit Absperrband markiert. Mit dem Hinweis, dass der Leichnam abgeholt werde, war der Einsatz der Uniformierten schon kurz danach erfolgreich beendet.

Wunderheilung nachgewiesen

Die sterbliche Hülle des Fuchses indes konnte noch den gesamten Ostermontag über bis in die späten Abendstunden als Lehrobjekt für die Veranschaulichung der verschiedenen Phasen des Verwesungsprozesses dienen. Ein wahres Fest für jede außerschulische Arbeitsgemeinschaft „Junge Pathologen“ und die Geburt einer abendländischen Pilgerstätte zugleich. Und tatsächlich soll sich im Laufe des Tages so manches Wunder zugetragen haben. So berichtet ein blinder Passant, dass er einen Taubstummen gesehen habe, der nach regloser Betrachtung des Fuchses plötzlich wieder gehen konnte.

Sorgen wegen Infektionsgefahr

Derweil machten sich andere Menschen allerdings Sorgen über den Grund, der dem Fuchs so unvermittelt alle Lebensgeister entweichen ließ. Von Fuchsbandwurm war die Rede und von Tollwut, sogar H5N1 wurde für das Hinscheiden des Tieres verantwortlich gemacht. Schließlich soll sich laut Medienberichten zuletzt ein Mensch sogar bei einer Kuh mit Vogelgrippe angesteckt haben.

Ein österliches Festessen für Karl Lauterbach, der schon vom nächsten Lockdown im Rinderoffenstall träumt. Selbst Gebärmutterhalskrebs bei Männern scheint plötzlich möglich

Während sich das Opfer jetzt wahrscheinlich im Stadium der Mauser befindet, träumt  Karl Lauterbach  schon vom nächsten Lockdown mit Home-Office im Rinderoffenstall .

Angesichts dieser latenten Infektionsgefahr hat sich wohl bei so manchem Passanten in der Albertstraße schon von weitem das Gefieder gesträubt. Und so wurden im Laufe des Tages nicht nur Zweifel an der mangelhaften Ausdehnung der abgesperrten Fläche immer lauter, sondern schließlich sogar die weiträumige Evakuierung des gesamten Wohngebietes rund um den Wasserturm gefordert.

Des Rätsels Lösung lag am Abend in der Mailbox der Markranstädter Nachtschichten. Zwei Leserfotos vom Alten Friedhof haben die Puzzleteile zu einem aussagekräftigen Bild geformt.

Dort hatten in jeder Osternacht seit Gründonnerstag einige mit dem SKHT-Virus (Schleichender Klinischer Hirntod) infizierte Personen die bevorstehende Cannabis-Freigabe mit Feuerwerken gefeiert, gegen die jeder Jahreswechsel in New York wie eine Urnenbeisetzung wirkt.

So sieht es am Morgen danach aus, wenn die "Walking Dead" in Markranstädt zu Ostern unbehelligt Silvester gefeiert haben. Hauptsache der ruhende Verkehr ist unter Kontrolle.

So sieht es am Morgen danach aus, wenn die „Walking Dead“ in Markranstädt zu Ostern unbehelligt Silvester gefeiert haben. Hauptsache der ruhende Verkehr ist unter Kontrolle.

Das wurde Gevatter Reineke zum Verhängnis. Nicht dass er sich angesichts der Knallerei etwa zu Tode erschreckt hätte. Nein, vielmehr hatten die infizierten Untoten für ihre Feier ausgerechnet das Revier des Fuchses annektiert und als der am Morgen des Ostermontag an den verbrannten Abschussrampen, dampfenden Urinpfützen oder herumliegenden Kanülen geschnüffelt hatte, muss er sich wohl einen solchen SKHT-Virus eingefangen haben. Die Inkubationszeit beträgt offenbar nur wenige Minuten und so konnte sich das Tier gerade noch bis zur Albertstraße schleppen, bevor die letzten Lebensgeister es verließen.

Ende gut, alles gut

Man könnte jetzt traurig sein, aber für den Fuchs war es ein schnelles und damit zugleich gutes Ende. Ein Blick auf den Alten Friedhof (meist reicht sogar schon die akustische Wahrnehmung) zeigt, wie lange hingegen infizierte Menschen leiden müssen, bevor ihnen Erlösung zuteil wird.

Dass auch hier die Polizei und andere, vorwiegend mit ruhendem Verkehr ausgelastete Ordnungskräfte überfordert sind und nicht einmal mit Absperrband auftrumpfen können, ist aber nicht weiter schlimm. Es handelt sich schließlich um die letzte Generation, das Ende ist also nah – so oder so.

Der schwere Weg zum neuen MKR-Kennzeichen

Die ersten Markranstädter haben es sich schon gesichert, andere gucken (bislang) noch in die Röhre. Nachdem der erste Run auf die neuen Kfz-Kennzeichen zumindest bei der Online-Antragstellung etwas abgeebbt ist, wird der Blick auf den Bodensatz des Geschehens klarer. Noch vor Inkrafttreten der neuen Regelung haben nach Behördenangaben immerhin 278 Markranstädter Fahrzeughalter von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich ihr neues MKR-Wunschkennzeichen schon vorab per Internet zu sichern. Aber das wurde zu einem Lotteriespiel, weil auch andere Städte wie Zwenkau (ZWE) oder Markkleeberg (MKL) neue Kennzeichen erhalten und der Ansturm die Server in Borna zeitweise lahmgelegt hatte.

Die Einführung der ab diesem Monat im Landkreis Leipzig geltenden neuen KFZ-Kennzeichen (die alten behalten übrigens weiterhin ihre Gültigkeit) war rein mathematisch längst überfällig.

Rechnen wir mal: Das L für Leipzig ganz vorn ist gesetzt. Danach zwei Buchstaben, die 26 mal 26 und damit 676 mögliche Kombinationen zulassen. Dann noch einmal 4 Ziffern, die 9999 Varianten ermöglichen. Nun addiert man diese 9999 mit den 676 Buchstabenkombinationen und kommt nach Adam Riese auf 10.675 verschiedene Kennzeichen.

Höhere Mathematik aus Buchstaben und Zahlen

Die waren im Landkreis schon vor Jahren längst vergeben, aber weil es mit den Kreisstädten wie BNA für Borna oder GRM für Grimma (nicht Germanien!) noch ausreichend Alternativen gab, wurden erst diese ausgeschöpft, bevor man jetzt die Karten neu gemischt hat.

Ansturm: Server abgestürzt

Dass da ein Run auf die Kfz-Kennzeichnungsbehörde zukommt, wenn zeitgleich Markkleeberger, Zwenkauer und Markranstädter Fahrzeughalter ab sofort die Möglichkeit haben, für ihre Autos neue Kennzeichen anzumelden, das war abzusehen.

Die Analogie des Digitalen

Dumm gelaufen ist es allerdings trotzdem, weil man sich zwar auf einen analogen Ansturm ab dem Start-Termin am 1. April eingestellt hat, dabei aber nicht berücksichtigt wurde, dass es schon in der Woche davor möglich war, die Neuanmeldung oder Ummeldung des Fahrzeuges online zu beantragen.

Obwohl das Internet auch im Landkreis Leipzig noch Neuland ist, war der Anstrum wohl zu groß.

Obwohl das Internet auch im Landkreis Leipzig noch Neuland ist, war der Anstrum wohl zu groß.

„Unsere Server sind zur Zeit leider überlastet, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal“, leuchtete es den Nutzern auf den Bildschirmen entgegen, nachdem sie im Laufe der vergangenen Woche versucht hatten, sich einzuloggen. Allein aus Markranstädt seien bis letzten Donnerstag trotzdem 278 An- und Ummeldewünsche für das neue MKR-Kennzeichen online eingegangen, hieß es aus dem Amt.

Weitere 168 Anträge kamen demnach aus Zwenkau (ZWE) und sogar satte 1.773 aus Markkleeberg, wo ebenfalls seit heute das MKL-Kennzeichen zugelassen ist.

Zu den Markranstädter Glückspilzen, die wenigstens nach einem Dutzend Anläufen ihr Wunschkennzeichen erhalten haben, zählt auch der MN-Chef. Der hatte sich mehr aus Angst vor weiblichen Stalkern als vor Terroranschlägen bislang standhaft geweigert, den Zeitwert seines Autos mit dem Logo der Markranstädter Nachtschichten noch weiter nach unten zu drücken. Jetzt erkennt man sein Kommen am neuen Kennzeichen: MKR MN 001.

"An ihren Nummern sollt ihr sie erkennen!" Der MN-Chefsatiriker konnte sich das erste Kennzeichen mit Doppelbuchstaben sichern.

„An ihren Nummern sollt ihr sie erkennen!“ Der MN-Chefsatiriker konnte sich das erste Kennzeichen mit Doppelbuchstaben sichern.

Das war insofern schwierig, als Kennzeichen mit einem Doppelbuchstaben deutlich mehr nachgefragt werden als die mit nur einem Buchstaben nach dem MKR. „Weil Fahrzeughalter darin gern Vor- und Zunamen verewigen möchten“, begründet eine Behördensprecherin. Wie das Amt mitteilt, werden KFZ-Schildern mit Doppelbuchstaben allerdings nur drei Zahlen zugewiesen, während Kennzeichen mit nur einem Buchstaben von einer aus vier Ziffern bestehenden Zahlenkombination ergänzt werden.

Über letzteres freut sich in Markranstädt unter anderem Andreas Zetzsche. Der ist nicht nur die unangefochtene Nummer 1 unter den Bestattern der Region, sondern war auch einer der ersten Markranstädter überhaupt, denen es gelungen ist, sich das neue Kennzeichen zu ergattern.

Ist nicht nur die Nummer eins unter den Bestattern der Region, sondern war auch einer der ersten Markranstädter, die das neue Kennzeichen erhielten: Andreas Zetzsche.

Ist nicht nur die Nummer eins unter den Bestattern der Region, sondern war auch einer der ersten Markranstädter, die das neue Kennzeichen erhielten: Andreas Zetzsche.

„Das Z steht für Zetzsche und die 0104 für diesen besonderen Tag“, strahlt der Erdschaffende zufrieden. Zwar hätte auch er lieber ein Kennzeichen mit Doppelbuchstaben gehabt (wenn schon nicht AZ, dann wenigstens BB wie „Beliebtester Bestatter“), doch da sei beim besten Willen kein Rankommen gewesen.

Schon wurde über die Osterfeiertage an den Markranstädter Stammtischen leidenschaftlich darüber diskutiert, welche originellen Kennzeichenvarianten hinter dem MKR noch so in Frage kämen.

Angeschraubt und fertig! Ab jetzt fährt Andreas Zetzsche Werbung für seine Heimatstadt.

Angeschraubt und fertig! Ab jetzt fährt Andreas Zetzsche Werbung für seine Heimatstadt.

Als sehr beliebt hat sich dabei das Buchstabenpaar IQ erwiesen, dem dann allerdings auch eine möglichst hohe Zahl folgen sollte. Schließlich kann man mit einem IQ unter 100 nur schwer erklären, wie man die Führerscheinprüfung bestehen konnte. Auch die Kombination CO 2 als Gegenentwurf zum E der mit Braunkohlestrom befeuerten Elektroautos ist unter Fans des Verbrennungsmotors sehr beliebt.

Als ebenso gesetzt wie unantastbar gelten in Markranstädt hingegen sämtliche Varianten, die eine Kombination mit den Buchstaben C und R enthalten. CR 2 sei personengebunden, heißt es. Andere Kürzel, wie beispielsweise NS, genießen ebenso wie SM oder die Zahl 69 vor allem in Beobachterkreisen von Xhamster oder Yourporn einen zweifelhaften Ruf.

Die Suche nach dem Besonderen

In anderen Städten haben es die Fahrzeughalter da einfacher, weil schon die ersten Buchstaben allein für ausreichend originelle Heiterkeit sorgen. So beginnen die Kennzeichen für Biberach in Baden-Württemberg künftig mit BBW, was vor allem die Fans üppiger weiblicher Herzkranzgefäße ins Schwärmen geraten und über einen Umzug ins Schwäbische nachdenken lassen dürfte. Andere Städtekürzel schreien hingegen geradezu nach einer Ergänzung durch die folgende Buchstabenkombination. Auf der Insel Rügen sollen beispielsweise in Putbus (PUS) Kennzeichen mit den Folgebuchstaben SY ganz hoch im Kurs stehen.

So auf den ersten Blick scheint MKR dagegen wenig Spielraum für kreative Entfaltung auf den Fahrzeugkennzeichen zu bieten. Trotzdem oder gerade deshalb darf man gespannt sein, auf welche Kombinationen man in den kommenden Wochen auf den Lallendorfer Straßen stoßen wird.

Wort für(s) Wort: Wie das Runde ins Eckige passt

Mit rechteckigen Steinen Kurven zu verlegen, das klingt erstmal wie der Versuch, drei Bowlingkugeln übereinander zu stapeln. Wer sowas in einer MPU versucht, fällt durch. Aber wenn man sich dann doch mal ein Herz fasst und das scheinbar Unmögliche versucht, kann das zu überraschenden Ergebnissen führen. Pfarrer Michael Zemmrich hat sich zu Ostern mal Gedanken über sowas gemacht. Also über rechteckige Rahmen in unserer Gesellschaft, in die anders geformte Dinge auf den ersten Blick irgendwie nicht reinpassen wollen. Denn es kann funktionieren mit dem Runden im Eckigen. Man nehme: Liebe. Oder wie Atheisten sagen würden: Respekt.

Liebe Leserinnen und Leser, „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Diese Jahreslosung ist eine Provokation. Nur Idealismus? Nur Utopie? Das tun nur die ganz Guten? Die ganz Klugen, die, es am besten wissen? Liebe! Klar!

Aber: Hier meint es jemand anscheinend ernst. Sehr ernst. Denn dieser Satz ist ein Einspruch. Er spricht hinein. Mitten in die Spannungen und Polarisierungen unserer Zeit. In all die Irritationen und Vereinnahmungen, die uns täglich prägen und herausfordern. In all die politischen, wirtschaftlichen und moralischen Konflikte der Gegenwart, die so viel Sprengkraft besitzen. In all die Diskussionen und Streitigkeiten in unseren Familien, auf unseren Arbeitsplätzen, in unserer deutschen Alltagsgesellschaft bis hinein in unsere Gemeinde.

Auch uns ist es nicht verborgen geblieben: Vor allem in den sozialen Medien wird der Umgangston rauer und unbarmherziger. Ja, aggressiv. Es wird über politische Ziele, Ein- und Ausgrenzungen, Geschlechterrollen und Familienbilder, religiöse Zugehörigkeiten und wirtschaftlich drängende Fragen diskutiert und geurteilt. Bis hin zu Demonstrationen und Streiks.

Unsere Jahreslosung hinterfragt jeden einzelnen unserer Sätze, Posts und Transparente. Fragt provokant: „Hast du das aus Liebe gesagt und getan?“ Dabei geht es um eine Liebe, die Macht und Kraft hat, alles zu verändern. Konflikte in Korinth veranlassen den Brief des Paulus an die Gemeinde dort. Nachdem Paulus strittige Themen detailliert angesprochen hat, ist unsere Jahreslosung gewissermaßen sein Schluss-Satz. Zu lieben, das ist etwas sehr Aktives. Kein “wäre aber schön, wenn…”. Sondern eine innere Haltung, in der alles geschieht. Deshalb Straßenkunst. Im wahrsten Sinn des Wortes. Kurven lassen sich ja nicht so leicht verlegen mit rechteckigen Straßensteinen.

Aber schauen wir auf das Titelbild: Da hat offensichtlich einer noch ein bisschen Zeit übriggehabt und ein Herz gefasst. Stellen wir uns die Ziegelpflasterung bewegt, als Fluss vor, dann gibt es da mitten in den Strömungen unserer Lebenswege den Widerstand des Herzens. Einen Störfaktor im Strom des Alltags. Aus dem gleichen Material. Aber doch besonders angeordnet. Zwei große Herzkammern, die den Weg geheimnisvoll beleben.

Wird es uns gelingen, diesem Halt Platz einzuräumen auf unseren Wegen? Einen Liebes-Raum zu eröffnen, den Gott uns eröffnet? Mit beiden Füßen im Fluss der Zeiten zu stehen und doch neu ausgestattet zu sein? Mit Maßstäben der Liebe? Ich lade ein zu einem Gebet: „Herr, mache mich zum Raum deiner Liebe, die den Fluss der Zeit verändert. Schenke mir Widerständigkeit, wo Gewalt und Unrecht stürmen. Damit ich anders bleibe, wie du es uns durch deinen Geist verheißen hast. Amen“.

Osterüberraschung „Made in Markranstädt“: Schwarz-Rot-Gold ~ das neue Auswärtstrikot des DFB

Wer in Markranstädt jetzt noch Osterhasen sucht, hat schlechte Karten. Alles was man halbwegs Schokolade nennen kann, ist ausverkauft und der ungenießbare Rest wird gerade für qualitativ hochwertige Weihnachtsmänner eingeschmolzen. Trotzdem gibt es Hoffnung für all jene, die noch eine kleine Osterüberraschung für ihre Liebsten suchen: Nachdem wegen der neuen lila-pink-rosafarbenen Auswärtstrikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein regelrechter Shitstorm ausgebrochen ist, war es ausgerechnet ein Markranstädter Hobby-Schneider, der den DFB in dieser Woche mit einer unschlagbaren Alternative begeistern konnte.

Pink, rosa, lila – gegen die neuen deutschen Nationalfarben gab es nicht nur aus Fankreisen heftigen Widerstand.

Sogar die Holländer wollten am Dienstag in Frankfurt ihren Augen nicht trauen, glaubten, dass ihnen vor dem Abflug aus Amsterdam im Coffee-Shop gestrecktes Zeug angedreht wurde. Die Folge: Zwei Lachanfälle der gesamten holländischen Innenverteidigung besiegelten die Niederlage der Elftal.

Gegner wird totgelacht

Leider ist die Idee der neuen deutschen Trikotgestaltung nicht konsequent bis zu Ende gedacht worden. Wenn man schon solche Farben wählt, dann muss auch der Bundesadler wenigstens Strapse, einen Tanga sowie lackierte Krallen tragen und als Nationalhymne sollte dann auch eine Neuinterpretation von Wolfgang Petry’s „Schwarz, rot, gold – hab ich nie gewollt“ aus den Stadionlautsprechern schmettern. Und natürlich muss der Kapitän die Rückennummer 175 tragen, sonst wird das nix mit dem Hashtag „#verloren aber woke“.

Markranstädter Entwurf

Zu viele Defizite in der Außendarstellung, die in Fankreisen sowohl am patriotischen Geist als auch am D im Kürzel des DFB ernsthafte Zweifel aufkeimen ließen. Das hat den Markranstädter Hobby-Textildesigner Klaus-Bärbel Schneider keine Ruhe gelassen. Tag und Nacht brütete er über einem Trikot-Entwurf, der einen tragfähigen gesellschaftlichen Kompromiss zwischen der multibunten politischen Haltung der Spieler und den patriotischen Fundamenten der Fankultur einer Nationalmannschaft bilden kann.

Textile Revolution

Was er dem DFB am Mittwoch schließlich vorgelegt hat und den Markranstädter Nachtschichten jetzt von internen Kreisen zugespielt wurde, ist nicht mehr und nicht weniger als die Fashion gewordene Zukunft des deutschen Fußballs.

"Hacke - Spitze - eins, zwei drei": Schwarz-rot-gold, modisch geschnitten und der DFB-Elf geradezu auf den Leib geschneidert ist der zukunftsweisende Entwurf des Trikot-Sets "DFB divers" eines Markranstädter Hobby-Designers.

„Hacke – Spitze – eins, zwei drei“: Schwarz-rot-gold, modisch geschnitten und der DFB-Elf geradezu auf den Leib geschneidert, ist der zukunftsweisende Entwurf des Trikot-Sets „DFB divers“ eines Markranstädter Hobby-Designers.

Das Set besticht schon auf den ersten Blick durch eine ebenso sinnstiftende wie modisch elegante Kombination der Farben Schwarz (Schuhe), Rot (elegant geschnittene Hose) und Gold (Hemdchen).

Das Trikot-Set „DFB divers“

Die entscheidenden Vorteile zeigen die Textilien allerdings erst im praktischen Einsatz. Beginnen wir von unten:

Die Schuhe

Prädestiniert für Fritz-Walter-Erfolgswetter: Das neue DFB-Schuhwerk.

Prädestiniert für Fritz-Walter-Erfolgswetter: Das neue DFB-Schuhwerk.

Die Schuhe sind geradezu prädestiniert für die typisch deutsche Erfolgswitterung, das Fritz-Walter-Wetter. Mit diesen Absätzen finden die Kicker sowohl in tiefstem Morast als auch einem Eisstadion problemlos Halt und können jeden Gegner sprichwörtlich auf einem Prosecco-Deckel austanzen.

Das Höschen

Keine sexuelle Gewalt im Fußball: Das neue DFB-Höschen hat Backstage sogar eine Öffnung, damit der Gegner beim Tackling sowohl schmerzfrei als auch gefühlvoll "hinten reinrutschen" kann.

Hat Backstage sogar eine Öffnung, damit der Gegner beim Tackling gefühlvoll „hinten reinrutschen“ kann.

Das Höschen ist genial geschnitten, erlaubt selbst spagatähnliche Blutgrätschen ohne im Oberschenkel einzuschneiden und bietet auch ausreichend Schutz bei Freistößen, da sich die Innereien des Spielers aufgrund des schmalen Zwickels nie dort befinden, wo sie der Gegner vermutet.

Geniales Accessoire für schmerzfreies Tackling

Eine raffinierte Öffnung im Backstage-Bereich der Hose soll es dem Gegner außerdem ermöglichen, dem ballführenden Deutschen schmerzfreier „hinten reinzurutschen“, wie die Kommentatoren das Tackling heute gern umschreiben. Ein deutliches Plädoyer gegen sexuelle Gewalt im Fußball!

Der absolute Höhepunkt textiler Gestaltungskultur ist allerdings das Top.

Das Hemdchen

Es bietet nicht nur ausreichend Platz für vor Stolz geschwollene Spielerbrüste, beispielsweise nach einem nur mit 0:3 verlorenen Match gegen die Damenauswahl von Malta. Nein, hier wurde auch in die Zukunft des nahenden Sommermärchens gedacht. „Das eindrucksvolle Dekolleté wurde ganz bewusst so tief geschnitten, damit nach Ende der EM-Vorrunde die herabgefallenen Kinnladen der langen Gesichter darin Platz haben“, wirbt der Markranstädter Designer.

Das tief geschnittene Dekolleté bietet den Kinnladen der langen Gesichter nach der Vorrunde genug Platz.

Das tief geschnittene Dekolleté bietet den Kinnladen der langen Gesichter nach der Vorrunde genug Platz.

Der größte Clou dieses Wäschesets aber liegt im Unsichtbaren: Die nationale Verbundenheit des DFB-Teams mit dem ur-deutschen adidas-Konzern, die zuletzt von einem Ausrüstervertrag mit dem us-amerikanischen Nike-Konkurrenten überschattet wurde, lässt sich nahezu unsichtbar wiederherstellen.

Der geheime Adidas-Deal

„Nach einem Testeinsatz im Probetraining haben wir beim Opfer einer Blutgrätsche die drei adidas-Stripes im Innern seines Höschens gefunden“, frohlockt ein DFB-Manager, der für diese Werbemaßnahme sofort eine achtstellige Rechnung nach Herzogenaurach geschickt hat.

So, genug geworben – jetzt kommen wir zur Osterüberraschung. Das komplette Set „DFB divers“ gibt es ab morgen in einer limitierten Auflage als Easter-Edition im Fan-Shop der Markranstädter Nachtschichten. Last minute sozusagen und zum Oster-Sonder-Aktionspreis von nur 189,99 Euro! Für Fetischisten gibt es die Spielerhose übrigens auch als getragenes Einzelstück – dann allerdings zu Preisen zwischen 299,99 Euro für Fußball-Romantiker (Modell „Riediger“) und 800 Euro für das Beinkleid „Jogi“, das man allerdings auch als Taschentuch benutzen kann.

In diesem Sinne: Schlagen Sie zu, machen Sie ein Schnäppchen und verleben Sie frohe, gesegnete Ostern!

Markranstädter Story der Woche: Ganz große Geste aus dem Hinterhof

Das war mal eine Markranstädter Woche mit gaaanz viel Herz! So viel Herz und Emotionen, dass die Markranstädter Nachtschichten für diesen Rückblick eigentlich Rosamunde Pilcher oder Utta Danella als Ghost-Writer hätten engagieren müssen. Der Ausgangspunkt ist allerdings weniger erfreulich. Obwohl sich in Markranstädt immer mehr selbsternannte Weltmarktführer ansiedeln, die sich an den Ausgangsmuskeln ihrer Mokkastübchen auch gern von den Zungen der öffentlichen Hand verwöhnen lassen, muss in Bezug auf die Unterstützung Markranstädter Vereine gerade bei diesen Unternehmen eine latente Hartleibigkeit diagnostiziert werden. Die neue Pandemie heißt „morbus geiz“.

Das Krankheitsbild stellt sich so dar: Selbst wenn ein Verein heute nur mal 10 Euro für einen Satz neue Schnürsenkel braucht, kommt er bei den großen Markranstädter Globalplayern mit seinem Bittgesuch nicht mal mehr am Pförtner vorbei.

Zum Glück für den homo marcransis sind normale Menschen, bodenständig gebliebene Handwerker und wirklich lokal verwurzelte Unternehmer gegen diesen Virus immun. Nicht ohne Grund sind Vertreter dieser wahren Elite auf dieser Webseite als zuverlässige Partner der Markranstädter Nachtschichten zu finden.

Das Herz an der richtigen Stelle

Aber es gibt noch andere Heinzelmännchen in dieser Stadt, die ihre Herzen an der richtigen Stelle haben und deshalb nicht ihre großen Klappen, sondern die Zwickel ihrer Sparstrümpfe aufreißen. Und an dieser Stelle beginnt die Markranstädter Geschichte der Woche.

Das rund 100 Kinder und Jugendliche umfassende Tanz-Geschwader der Kulkwitzer Karnevalisten hat in den letzten Monaten Geschichte geschrieben! Nach 5 (in Worten: FÜNF!!!) sächsischen Landesmeistertiteln, vier Vizemeisterschaften und einem dritten Platz, kamen beim Halbfinale um die Deutschen Meisterschaften noch mal ein dritter, ein fünfter, ein siebter und zwei neunte Plätze dazu.

Kulkwitzer Jugend startet bei Deutschen Meisterschaften

Damit waren sowohl die Jugendgarde als auch das Junioren Tanzpaar mit Ella und Ben für das Finale um die Deutschen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport qualifiziert. Und das fand, wo sollte es anders sein, in der rheinischen Weltmetropole des deutschen Karnevals statt. Kölle Alaaf, mer hole dä Dom nach Markranst!

Ella und Ben haben in Köln gezeigt, wo in Sachsen der Hammer hängt. Am Ende wurde es ein 10. Platz.

Ella und Ben haben in Köln gezegit, wo in Sachsen der Hammer hängt. Am Ende wurde es ein 10. Platz.

Eine Fahrt für die Kinder und Jugendlichen samt Trainerstab und Betreuer nach Köln, Verpflegung sowie Unterkunft, Startgebühren und Rückreise und was sonst noch so dazu kommt– das geht ins Geld. Geld, dass sich gemeinnützige Vereine bei zu gesellschaftlicher Verantwortung geneigten Unternehmen zu erbetteln verdammt sind.

Doch den holländischen Schmieden von Coca-Cola-Flaschen, chinesischen Metallschnitzern oder estnischen Galvanologen geht es wider anderslautender Selbstdarstellungen aktuell offenbar noch schlechter als der Gilde der Markranstädter Bürgergeldler und anderer nicht systemrelevanter Berufsgruppen. Es sind die kleinen Unternehmen, die hier einmal mehr großes Herz zeigen. Aber nicht nur die.

In einem unscheinbaren Markranstädter Hinterhof kommt einmal in der Woche ein kleines Häuflein ehrlicher Arbeit nachgehender Freunde zusammen, die sich hier traditionell zu einem gepflegten Feierabend-Bier treffen. Es sind Bauarbeiter, Klempner, Sanitärer, auch Hausfrauen und Büroangestellte befinden sich darunter. Und ja, selbst die Senioren in der Truppe nutzen ihre Tageszeit noch, um statt gepflegt abzurentnern lieber einer wertschöpfenden Arbeit nachzugehen.

Großes Herz für Markranstädt: Die Hinterhof-Wochenrunde mit Mario Hödt, Roland Bressau, Heinz Hering, Ines Hödt, Jens Radtke und Kai Thieme (v.l.). Der ebenfalls zur Truppe zählende Dieter Lange hatte diese Woche mal ausgesetzt.

Großes Herz für Markranstädter Vereinskinder: Die Hinterhof-Wochenrunde mit Mario Hödt, Roland Bressau, Heinz Hering, Ines Hödt, Jens Radtke und Kai Thieme (v.l.). Der ebenfalls zur Truppe zählende Dieter Lange hatte diese Woche mal ausgesetzt.

Diese wöchentlichen Treffen wurden bereits in den 1980er Jahren von den Vätern der heutigen Teilnehmer ins Leben gerufen. Eine Tradition, nicht tot zu kriegen durch Wiedervereinigungen, EU-Vorschriften, Gender-Gaps oder Pandemien. Wahrscheinlich auch deshalb so lebensfähig, weil es hier keinen Vorsitzenden gibt, dessen Chefsessel auf Grundlage des Einigungsvertrages von einem Wessi besetzt werden konnte, der das Ganze an die Wand fährt. Aber das nur nebenbei.

Die bei den Wurzeln bleiben

Das Solidarprinzip in dieser sympathischen Gemeinschaft beruht auf einer einfachen Grundlage: Es darf friedlich und vorurteilsfrei über alles gequatscht werden und für jede Flasche Bier, die man sich dabei in den Hals stellt, wandert ein Euro in die auf der Mitte des Tisches platzierte Kasse.

Wenn pro Bierkasten sechs Euro übrigbleiben, läppert sich im Laufe der Zeit ganz schön was zusammen.

Eine schöne Tradition mit gesellschaftlichem Nährwert: Wenn pro Bierkasten sechs Euro übrigbleiben, läppert sich im Laufe der Zeit ganz schön was zusammen.

„Da musste bloß mal nachrechnen“, sagt Heinz Hering, in Sachen Ausschank gastronomischer Stimmungsaufheller die Markranstädter Legende schlechthin. „Pro Kasten bleiben damit immerhin sechs Euro übrig.“ Im Laufe der Zeit hatte sich auf diese Weise allerhand Euromaterial in der kleinen Geldkassette angesammelt.

„Sechs Euro, das läppert sich!“

Weil die wöchentliche Runde nicht als Echokammer für Klagen über die Zustände in diesem unserem Lande (oder der Stadt) dient, sondern man sich auch über wichtige Themen austauscht, kam die Sprache vor einigen Wochen auf einen LVZ-Artikel. In dem ging es um die jüngsten Erfolge der Kulkwitzer Karnevalisten. Inzwischen hatte es sich bereits herumgesprochen, dass nicht nur international agierende privatwirtschaftliche Sponsoren mehr und mehr ihre Geldhähne zudrehen, sondern auch andere, in solchen Angelegenheiten sonst eher zuverlässige öffentliche Einrichtungen wie die am Markt.

„Was die Kulkwitzer Kids da geleistet haben, kann man gar nicht hoch genug würdigen“, hat Mario Hödt in der Wochenrunde festgestellt. Dass die Markranstädter zwar in Köln einen Höhepunkt abgeliefert haben, aber in ihrer Heimatstadt eher unter „was sonst noch geschah“ abgehandelt werden, das hätte man kritisieren und bei einem Bierchen trefflich drüber meckern können. „Aber das Gejammer ist nicht unser Ding“, betont Jens Radtke.

Nicht meckern: Machen!

Also hat er den Vorschlag unterbreitet, die Bierkasse endlich mal zu entleeren und deren Inhalt den kleinen Tänzern … nein, nicht zu spenden. Zu schenken! „Die sollen sich dafür mal was schönes leisten, zusammen Eis essen gehen oder eine Pizza“, hat Ines Hödt, die einzige Frau in der unterhaltsamen Runde, vorgeschlagen.

Was von 33 Bierkästen blieb

Das Ding war schnell durch. „Es gab keine Diskussion darüber“, blickt Roland Bressau auf den Tag zurück, als die Kasse kurzerhand umgestülpt wurde und der Mehrwert aus rund 33 Kästen Bier auf dem Tisch lag. Sofort hakt Kai Thieme mit einer ergänzenden Erklärung ein: „Das sieht jetzt auf den ersten Blick so aus, als würden wir hier nur saufen, aber der Betrag hat sich über Jahre zusammengeläppert.“ Über wieviele Jahre, das kann er allerdings nicht sagen. Zumindest befand sich in der Schenkung keine D-Mark mehr.

Bei der Vorstandssitzung des KFV sollte es an diesem Donnerstag in Gärnitz eigentlich nur um die Auswertung der Karnevalssession gehen, aber das wurde zur Nebensache angesichts der großen Geste aus der Kernstadt.

Bei der Vorstandssitzung des KFV sollte es an diesem Donnerstag in Gärnitz eigentlich nur um die Auswertung der Karnevalssession gehen, aber das wurde zur Nebensache angesichts der großen Geste aus der Kernstadt.

Ja, auch der gesunde dreistellige Betrag hat beim Kultur- und Faschingsverein Seebenisch riesige Freude ausgelöst, aber mehr noch war es die Größe der Geste. Von Gänsehaut war bei der Vereinsversammlung des KFV am Donnerstag die Rede und sogar ein paar Tränen sind gerollt. „Wenn sowas so spontan und überraschend kommt und noch dazu mitten aus der Bürgerschaft, dann ist das überwältigender als jeder Meistertitel“, strahlt KFV-Cheftrainerin Patricia Gollas.

Prosa in den Nachtschichten statt Bundesverdienstkreuz

Auch der Nachtschichten-Chef war völlig ergriffen von so viel Emotion. „Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak, ich hatte einen Erpelpullover auf den Unterarmen“, räumte er nach seinem Besuch im Hinterhof ein.

Und so hat die Story letztendlich auch das ganze MN-Team dazu bewogen, auf der Suche nach der „Geschichte der Woche“ den Pfad der Satire zu verlassen und ausnahmsweise mal die schönen und vor allem wertvollen Facetten des wahren Lebens zu zeigen.

Grade weil es für sowas keine öffentlichen Auszeichnungen oder Verdienstkreuze gibt, ist das die mindeste Würdigung für so viel moralischen Anstand. Man möchte sich verneigen und rufen: „Hut ab – und trinkt weiter so, diese Stadt braucht Menschen wie Euch!“

Trennungsjahr nach Wahlsieg am Küchentisch, ein Baum als Bus und schwanzlose Menschen

Wenn es abgehalfterte Schlagerbarden oder geronte Mimen nicht mehr schaffen, durch eigene Leistungen ins Fernsehen zu kommen, dann gehen sie ins Dschungelcamp. Käfer fressen gegen das Vergessen. So viel zu den C-Promis. Aber was machen Politiker, um sich wenigstens vor der Wahl mal wieder in Erinnerung zu bringen? Genau, sie kandidieren in Markranstädt! Die Stadt am See ist nach wie vor das beste Podium, um die internationalen Strategiespiele der G7-Gipfeltreffen auf einer unbedeutenden Kleinkunstbühne nachzustellen. Im Lallendorfer Dschungel-Camp will ein Insasse jetzt sogar in seinen eigenen Big-Brother-Container einziehen.

Diese Nachricht war eine Blamage für die gesamte satirische Gemeinde, die nicht einmal auf der Suche nach einem frei erfundenen Aprilscherz auf sowas gekommen wäre: Nadine Stitterich kandidiert für ihren eigenen Stadtrat!

Ja, das geht. Es ist legal, doch ob es auch legitim ist, Kreuze einzusammeln und dann auf Leute zu übertragen, die der Wähler im Zweifelsfall nicht mal kennt, ist eine andere Frage. Das muss der Kreuzemacher aber selber wissen.

Demokratie im Heim

Ich finde den Plan jedenfalls genial und  wollte zu Hause gleich mal testen, ob sowas auch in der Realität funktioniert. Also habe ich mich nach dem Mittagessen bei meiner Familie offiziell darum beworben, den Tisch abräumen und das Geschirr abwaschen zu dürfen. Sowohl meine Frau als auch die beiden Kinder haben sofort zugestimmt, der Kurze hat sogar beide Hände gehoben.

Planspiel für die ganze Familie

Nach diesem überwältigenden Votum hatte ich allerdings sofort die bestehenden Hinderungsgründe geltend gemacht. Gleichzeitig Familienoberhaupt zu sein und den Haushalt zu erledigen, das geht laut § 3 (1) meiner Familienordnung (MFO) nicht.

Der Putsch am Esstisch

Also habe ich die auf mich entfallenen Stimmen zur Wahrnehmung der häuslichen Pflichten an meine Frau und die Kids übertragen. Doch statt eines Dankes erfuhr ich postwendend, dass just in diesem Moment unser Trennungsjahr begonnen hat.

Deshalb sitze ich jetzt in der Garage und habe Zeit, meine Erfahrungen für die Leser der Markranstädter Nachtschichten aufzuschreiben. Im Gegensatz zu einem Wähler hatte ich noch Glück: Nur 12 Monate muss ich jetzt in meiner kalten Garage ausharren, bis die Scheidung kommt. Aber es gilt halt auch in der Ehe: Hinterher ist man immer schlauer.

Viel Zeit zum Lesen

Die Zeit vertreibe ich mir mit der Lektüre unserer lokalen Leidmedien. Aber selbst wenn es dort um das Thema Sport geht, werde ich immer wieder mit der Politik konfrontiert.

Klar, dass beim Tod von Andy Brehme der Elfmeter vom WM-Finale 1990 erwähnt wird. Aber den Nachruf gleich als Schablone für Staatenlenker zu schneidern, wie die mit einem einzigen Schuss zu Popularität gelangen? Weiß ich nicht.

Belangloser Nachruf oder antisemitischer Hinweis darauf, wie der Nahost-Konflikt gelöst werden kann?

Belangloser Nachruf oder antisemitischer Hinweis darauf, wie der Nahost-Konflikt gelöst werden kann?

Zudem ist sowas traditionell Sache eines deutschen Kanzlers. Gut, der letzte Fall ist auch schon wieder eine Weile her, zuletzt anno ‘45 in einem Berliner Bunker. Heute ist das undenkbar. Mit einer deutschen Waffe aus heutiger Produktion würde ein Kanzler wahrscheinlich sogar dann eher einen seiner Koalitionspartner erlegen, wenn er den Lauf direkt in seinen eigenen Mund steckt. Also müssen heute 35 Jahre alte Elfmeter herhalten, zum Taurus nochmal.

Nicht zwischen den Zeilen, sondern im Bild versteckt, ist wohl auch die eigentliche Botschaft, die mit der folgenden Nachricht transportiert werden sollte. Demnach ist ein Transporter mit einem Linienbus zusammengestoßen.

Kerzengerade nach oben gewachsen: So sehen Linienbusse im Zeitalter des Klimawandels aus.

Kerzengerade nach oben gewachsen: So sehen Linienbusse im Zeitalter des Klimawandels aus.

Ich kann mir das nur so erklären: Weil Deutschland Vorreiter beim Klimaschutz ist und man die Gefühle der jungen ebenso wie der letzte Generation nicht durch die stereotype Darstellung mit schädlichem Dieselkraftstoff angetriebener Busse verletzen will, wurde für das öffentliche Verkehrsmittel ein pädagogisch wertvolleres Surrogat in Szene gesetzt. Der Baum als Linienbus: arbora linea vehiculum. Und schon ist ein neues Zeichen gesetzt für ein noch saubereres, CO2-freieres und toleranteres Deutschland.

Womit wir beim letzten Medien-Fundstück der Woche wären. Glaubt man den ebenso aktuellen wie repräsentativen Umfragen, halten rund 86 Prozent aller Teilnehmer an der deutschen Gesellschaft nichts bis gar nichts von der Genderei der Muttersprache in unserem Vaterland. Dass sie von den meinungsbildenden Lehrmedien trotzdem eisern durchgezogen wird, ist daher mit Demokratie nicht zu erklären.

Das Ende einer Marotte: Ohne Schwanz kein Gendern

Unerwartete Rückendeckung bekam die deutsche Presselandschaft jetzt allerdings vom Wissenschaftsmagazin Geo. Mehr noch: Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Forschenden-Innen und -Innen*riche festgestellt, dass das Ziel der Genderei schon vor deren Einführung längst erreicht war. Zu lesen unter der Überschrift: Wie der Mensch seinen Schwanz verlor.

Schon die alten Gorillas sangen: "Ich hab mein' Schwanz in Heildelberg verloren". Aber wo hat der Mensch sein Hirn verloren?

Schon die alten Gorillas sangen: „Ich hab mein‘ Schwanz in Heildelberg verloren“. Aber wo hat der Mensch sein Hirn verloren?

Und ich hatte schon an den Kriegsberichten aus der Ukraine, dem Nahen Osten und anderen Krisengebieten zweifeln wollen, weil da bei den Opfern immer nur von Frauen, Kindern und Greisen die Rede ist. Jetzt stellt sich heraus, dass der einzige Artikel im Internet, in dem über Männer als Opfer sexueller Gewalt im Krieg geschrieben wurde, frei erfunden sein muss. Was gibt es an Gefangenen noch zu kastrieren, wenn sie schon seit Urzeiten nichts mehr haben, woran sich das Messer anzulegen lohnt?

Der nächste Freitag lacht

In diesem Sinne: Ihnen allen ein schönes Wochenende und wenn der Beginn der neuen Woche auch noch so grau daherkommen mag, denken Sie an das ultimative Wort zum Montag: Wenn morgen rum ist, ist übermorgen schon wieder Freitag.