Auf nach Rückmarsdorf, wo der Herbst am schönsten ist!

Als die Landgärtnerei Engler am 23. Oktober 2010 zum ersten Rückmarsdorfer Herbst-Bauernmarkt lud, wollte man den Menschen eigentlich nur die Schönheit und Farbenvielfalt des Herbstes näher bringen. Aber die Sache gewann an Eigendynamik und entwickelte sich zu einer lieb gewordenen und inzwischen weithin bekannten Tradition. Am kommenden Samstag findet die nunmehr 8. Auflage statt.

Für manche Menschen ist der Herbst die schönste Jahreszeit. Alles wird bunt, die Abende zu Hause haben was von Kuschel-Romantik und es wird wieder mit allerlei Düften gespielt.

Es gibt aber auch Menschen, deren Stimmung in den dunkler werdenden Monaten proportional mit dem einfallenden Tageslicht unter den Gefrierpunkt sinkt. Nicht umsonst ist der Herbst jene Jahreszeit, in der rein statistisch gesehen die meisten Pulsadern aufgehen.

Insofern hat das Team um Astrid und Bernd Engler sogar sowas wie eine therapeutische Funktion übernommen. Das Rezept ist einfach: Weg mit den Depressionen, raus aus der Wohnung und hinein in den Herbst mit all seinen schönen Facetten! Wenn dann noch die Herbstsonne lacht, ist das für die von der Photosynthese abhängige Bevölkerungsgruppe dann wie eine Heilkur.

Und damit man nicht erst lange nach diesen Facetten suchen muss, haben die Englers auch in diesem Jahr wieder alle Schönheiten des Herbstes einfach zu sich ins Dorf geholt.

Therapie gegen Herbstdepressionen

Inzwischen ist das Spektrum so groß geworden, dass es längst nicht mehr ins Anwesen der renommierten Landgärtnerei am Sportplatzweg 1 passt. Der Herbst-Bauernmarkt erstreckt sich seit einigen Jahren schon quasi entlang der gesamten Straße.

Auch die örtliche Feuerwehr ist immer mit dabei.

Obwohl bei den vorangegangenen Auflagen schon alles da war, was in der Szene Rang und Namen hat, konnten die Veranstalter das Event auch in diesem Jahr noch weiter toppen. Handwerker, Händler und Gewerbetreibende aus der gesamten Region sind dem Ruf gefolgt und werden am Samstag ab 9 Uhr ihre Stände für Besucher, Gäste und Kunden offen halten.

Kunsthandwerk aus Alpaka-Wolle: Das richtige Angebot für kühlere Herbsttage.

Da gibt es beispielsweise regionale Spezialitäten aus Landwirtschaft und Handwerk direkt vom Erzeuger, dann natürlich auch Blumen, Pflanzen und passend zur Jahreszeit Kürbisse (Halloween steht vor der Tür!) und frisch gebackenes Mühlenbrot aus Lindennaundorf wird es ebenfalls wieder geben.

Hohen Unterhaltungswert hat auch das, was Raik mit seiner Kettensäge so aus dem Holz zaubert. Das sind schon richtig schöne und bisweilen sogar filigrane Kunstwerke, die er mit seinem eher brachial anmutenden Werkzeug herstellt.

Raik wird mit seiner Kettensäge am Samstag wieder kleine Kunstwerke aus Baumstämmen entstehen lassen.

Mit dabei sind diesmal wieder Mirko und seine Alpakas. Man kann die Tiere anschauen und streicheln, aber auch Alpaka-Produkte erwerben und mit nach Hause nehmen.

Die kleinen Alpakas sind zum Streicheln süß.

Der Bürstenmacher ist ähnlich gut aufgestellt. Allerdings weniger was das Streicheln angeht (wer das versucht, könnte mit der Bürste was auf den Pinsel kriegen), sondern den hohen Gebrauchswert seiner Produkte. Handwerk eben!

Bitte nicht streicheln: Der Bürstenmacher in Aktion.

Weniger für die Funktionalität im Haushalt, dafür jedoch das perfekte Ambiente für die schönen Seiten des Herbstes steht an diesem Tag der Malkreis Frankenheim mit seiner Kunst der Malerei. Das ist mal was für Auge, Geist und Herz.

Doch auch an die Ansprüche der anderen Körperorgane wurde gedacht. Frisches Obst und Gemüse, Produkte der Imkerei Beer, eine Fischräucherei, dazu Harzer Blasenwurst und bäuerliche Schmankerl von Almgourmet sollten jeden Magen befriedigen.

Natürlich gibt es auch Deftiges vom Grill und Kräuter-Ferdi hat schlussendlich nicht nur den passenden Verdauer im Angebot, sondern sicher auch wieder den einen oder anderen Tropfen zum Mitnehmen.

Abgerundet wird das breit gefächerte Spektrum des 8. Rückmarsdorfer Herbst-Bauernmarktes von zahlreichen weiteren Programmpunkten, um die sich beispielsweise der Kaninchenverein, der Heimatverein Rückmarsdorf oder die Freiwillige Feuerwehr mit großem Engagement kümmern.

Der Kaninchenzüchterverein zählt inzwischen schon zur Stammbesatzung beim Rückmarsdorfer Herbst-Bauernmarkt.

Für die kleinen Besucher gibt es zudem das beliebte Basteln mit dem örtlichen Kinderhaus und für den musikalischen Rahmen sorgt diesmal eine zünftige Hofmusik. Wer da aufspielt, will Astrid Engler noch nicht verraten. Ein paar kleine Überraschungseffekte müssen schon noch bleiben, meint sie.

Kleine Überraschungen für die kleinen Gäste: Der Clown zeigt, was man aus Luftballons alles machen kann.

Aber wer Englers Landgärtnerei kennt, der weiß auch, dass es einem um die richtige Musik nicht Bange sein muss.

Die Kulturgärtnerei

Nicht umsonst spricht man bei diesem Familienbetrieb im Volksmund von der „Kulturgärtnerei“. Selbst solch legendäre Bands wie RENFT sind dort – freilich zu anderen Anlässen – in der Vergangenheit bereits aufgetreten.

Freuen wir uns also auf ein abwechslungsreiches Programm und einen Herbst-Bauernmarkt, der keine trübe Stimmung aufkommen lässt. Die schönste Seite des Herbstes gibt es am Samstag im Rückmarsdorfer Sportplatzweg. Wir sehen uns dort!

 

Lei(d)artikel und die Hoffnung auf Vettel

Freitag, 6. Oktober 2017: Haben Sie mitgezählt? Nein? Gut, dann sei es Ihnen hiermit ins Gedächtnis gerufen: In zehn der letzten elf Ausgaben der LVZ seit dem 24. September ging es im Leitartikel – mal mehr und mal weniger – um die AfD. Nur am 4. Oktober fehlten die drei Buchstaben mal. Wahrscheinlich ließ sich zwischen dem Attentat in Las Vegas und der blauen Partei in Deutschland keine halbwegs glaubhafte Assoziation herstellen.

Zwar wird immer auch gebetsmühlenartig betont, wie rechtspopulistisch die AfD ist, aber letztendlich ist die Wirkung dieser externen Öffentlichkeitsarbeit für die Partei genauso wie bei einem grottigen Hit. Egal ob „Schni-Schna-Schnappi“ oder „Bakerman is baking bread“: Man muss ihn nur oft genug spielen, dann stürmt er die Charts.

Bei so viel erwähnender Werbung fragt man sich, ob die der AfD dabei verliehenen rechtspopulistischen Attribute ernst gemeint sind oder nur Beiwerk, um eine unheilige Werbebotschaft gesellschaftskonform transportieren zu können.

Die Botschaft hör ich wohl…

Das paranoide Treiben erinnert an die medialen Strategien bei der Platzierung des Dschungel-Camps im Abendprogramm: Es wird gesendet bis die Quote stimmt und die C-Promis auch am letzten Kiosk in aller Munde sind.

Paranoia oder Quotenjagd?

Unmittelbar nach der Wahl war das Gestammel auf der Suche nach Gründen für den AfD-Erfolg (natürlich nur bei anderen und nicht bei sich selbst) noch irgendwie verständlich. Hat ja jeder gemacht. Aber mit der Zeit wurde die Sache dann zunehmend peinlich.

So mussten schon „Wolfgang Schäubles wichtige Fähigkeiten“ oder die „Macht der Ohnmacht der SPD“ als Sprungbrett für die Erwähnung der am Thema eigentlich unbeteiligten AfD herhalten.

Dass sich der Leitartikel zum Tag der Einheit nahezu exklusiv der AfD widmete, war dann eigentlich nicht mehr zu toppen. Und tatsächlich suchte man die berühmt gemachten drei Buchstaben im Leitartikel der folgenden Ausgabe vom 4. Oktober vergeblich.

Von Tillich bis Hamilton

Aber das Aufatmen währte nur kurz. Am 5. Oktober hat es die AfD wieder in den Leitartikel geschafft. Diesmal über den Heimat-Begriff von Frank-Walter Steinmeier. Der Mann ist aber von der SPD und weil gleich zwei Tage hintereinander ohne AfD im Leitartikel medial nicht mehr denkbar sind, wurde die urkundliche Ersterwähnung des Zitats bemüht und damit wenigstens die Urheberrechte der AfD freundlich hervorgehoben.

Heute nun muss Stanis der Sorbe als AfD-Sprungbrett beim Ausleben der LVZ-Paranoia herhalten. Und der Stoff, aus dem die Träume sind, ist noch längst nicht zu Ende gewebt. Selbst wenn in ein paar Wochen mit Lewis Hamilton wieder ein Farbiger auf dem Formel 1-Thron sitzt, darf man gespannt sein, was die stets um die AfD kreisenden Gedanken da alles gebären mögen.

Für den Leser ist es eigentlich nur schade, dass man die LVZ immer als Ganzes kaufen muss. Wie schön wäre es doch, wenn man nur den Lokalteil abonnieren und den Mantel oder wenigstens den Leitartikel sozusagen als Extra nur bei Bedarf dazu buchen könnte. Da hätte man zumindest nicht ständig das ungute Gefühl, dass man diese hysterische AfD-Paranoia auch noch finanziert.

Andererseits ist es auch ökologisch nicht sinnvoll, die Titelseite gleich im Briefkasten oder an der Tanke zu lassen und nicht zuletzt spielt auch die Neugier eine Rolle. Kann ja immerhin sein, dass auf der Welt mal was passiert, was nichts mit der AfD zu tun und trotzdem das Zeug zu einem Leitartikel hat. In den letzten zwei Wochen war das zwar nur einmal der Fall, aber so trüb muss die Welt ja nicht bleiben.

Pflege der Herbstdepressionen

Gibt’s da draußen wirklich nichts anderes? Muss ja nicht gleich ein Attentat sein. Vielleicht zur Abwechslung mal was Positives, was nicht immer sofort einen Angstkloß im Kehlkopf des Lesers wachsen lässt. Sex oder Essen. Irgendwas muss es da doch geben. Oder sollte es wirklich so sein, dass eine Oppositionspartei mit 23 Prozent über die Presselandschaft regiert und diese sich auch so willfährig regieren lässt? Dann aber wirklich gute Nacht Deutschland, Sachsen und auch Markranstädt.

 

Neues aus der vierten Etage (33)

Nach verheißungsvollem Beginn fiel der satirische Spannungsbogen während der 33. Sitzung der Lallendorfer Knesset drastisch ab und kam bis zum Ende auch nicht mehr so richtig hoch. Jede Menge interessante Zahlen zwar, aber alles mehr was für den Kollegen der Qualitätspresse. Trotzdem gab es ein paar kleine Höhepunkte für die Mundwinkel.

So sichtlich erholt wie Jens Spiske, möchte man gern selbst mal aus dem Urlaub kommen. Er muss wohl irgendwo ein altes FDGB-Heim aufgetan haben. So richtig mit seinem Poster an der Wand, Kulturbeutel im Mininetz und Bügeleisen für die Sorgenfalten. Jedenfalls war er richtiggehend locker aufgeräumt.

Auch eine PGH „Friseur“ muss im Souterrian gewesen sein. Böse Zungen flüsterten zwar, dass sich der Anwalt in den Reihen der Freien Wähler nun mit dem Fall befassen müsse, aber angesichts der jüngsten Wahlergebnisse kann man die schnittige Frisur nur als zeitgemäß bezeichnen und dem Stylisten keinerlei Vorwurf machen.

Ein Top-Vorprogramm

Noch bevor die Veranstaltung eröffnet wurde, lief eine Videopräsentation über die Leinwand in der vierten Etage. Zum Glück zeigte sie nur Impressionen vom Frankenheimer Heimatfest. Hätte es sich um Aufnahmen vom Sachsen-Cup im (Durst-)Löschangriff am Kulki gehandelt, wären einige Motive für so manchen Darsteller sicher kompromittierender gewesen.

Für Unterhaltung vorm Anpfiff war also gesorgt. Aber da kam noch was. Als Stadtrat Ronald Gängel den Saal betrat, erhoben sich die Kulkwitzer Ortsvorsteherin Carmen Osang sowie die Erste Beigeordnete Beate Lehmann und schritten würdevoll auf ihn zu.

Die Monstranz aus dem Baumarkt

Vor sich her trugen sie, gleich einer Monstranz in der katholischen Kirche, einen Farbeimer. Das liturgische Arrangement zog unversehens die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Feierlich übergaben die Hohepriesterinnen des Markranstädter Polit-Tempels ihre Opfergabe an den Gewürdigten.

Hintergrund: In der Sitzung des Kulkwitzer Ortschaftsrates kritisierte Gängel jüngst den Zustand der Bushaltestellen und Sitzgelegenheiten im Ort. Beate Lehmann, die der Sitzung der Kulkwitzer Loge beiwohnte, pflichtete ihm dem Vernehmen nach wohl bei und verwies auf den Umstand, dass die gleiche Situation in Frankenheim durch Pinsel schwingende Ehrenamtler gelöst wurde.

Bunt ja bunt sind alle meine Bänke

Ob er sich diese Lösung auch für Kulkwitz vorstellen könne und sich dabei mit Vorbildwirkung tatkräftig einbringen würde, wollte Lehmann wissen. Gängel habe dies daraufhin bejaht, sofern man ihm „ordentliche Farbe“ zur Verfügung stellen würde.

Jo, genau die hat er kurz vor Eröffnung des 33. Spieltages in der vierten Etage nun bekommen. Freuen wir uns also schon mal über farbenfrohe Sitzlandschaften zwischen Ellern und Kippe.

Bürgerschweigestunde ohne Elan

Was danach kam, war zwar interessant, bot aber kaum satirischen Unterhaltungswert. Zudem hatte Bürger Manfred Schwung seinen Urlaub entweder ungeschickt geplant oder mit dem Bürgermeister nicht richtig abgesprochen. Jedenfalls fehlte er in den Reihen des Publikums und somit gab es auch lediglich zwei marginale Bürgerfragen.

Bürger Steckel (Linke) wollte den Planungsstand der Umgehungsstraße wissen und Bürger Schulze (Schnuddel) interessierte die gleiche Problematik in Sachen Radwanderweg durch den Pappelwald. Letzterer dürfte wohl mehr Befriedigung erfahren haben, liegt doch der Realisierungszeitraum bereits im kommenden Jahr. Bei der Umgehungsstraße rechnet man hingegen in Jahresdekaden.

Sirenengeheul

Während draußen das Sturmtief Xavier tobte, schritt man hoch droben in der vierten Etage alsbald zu gleich drei Punkten, die sich mit dem neuen Protonentherapiezentrum beschäftigten. War es ein Omen, dass genau in diesem Augenblick in Markranstädt die Sirenen heulten? Zumindest gingen die Beschlüsse glatt durch.

Dann kam „Haushalt, die Erste“. Frankenheims Ortsvorsteher Jens Schwertfeger hatte sich – das Votum einer Bürgerbefragung im Rücken – für eine baldige Realisierung der Planungen für eine verkehrstüchtige Priesteblicher Straße eingesetzt. Der ursprünglich avisierte Zeitraum ab 2022 war ihm zu spät.

Zwischen einer und zwei Millionen

Nun wurde sie in den Haushalt 2018/2019 aufgenommen. Also nicht die Straße direkt, sondern eher sowas wie eine Machbarkeitsstudie. Die Trasse darf nicht mehr als eine (Jens Spiske) oder zwei (Beate Lehmann) Millionen Euro kosten.

Mit seiner Million sah sich der Bürgermeister allerdings schon aus eigenem Antrieb im Abseits. „Da muss auch ich mich mal kritisch hinterfragen. Aber das tu ich gern.“ Wie gesagt: Es muss ein FDGB-Heim gewesen sein.

Dr. Ingrid Barche (Bürger für Markranstädt, BfM) beschwor hinsichtlich der Priesteblicher Straße geradezu gebetsmühlenartig eine „kreative Lösung unter Einbeziehung der Unternehmen vor Ort“.

Vielleicht hätte sie etwas deutlicher werden sollen, denn unter dem Begriff „Kutter“ könnte ein Friese in der Tat eher ein Fischereifahrzeug verstehen als eine Straßenbau-Firma. Krabbenfänger auf Asphalt – dazu brauchts zu viel Phantasie.

„Haushalt, die Zweite“: Als Silke Kohles-Kleinschmidt damit begann, auf die Eckpunkte des Etats 2018/2019 einzugehen, näherte sich der Stundenzeiger bereits dem Anpfiff des WM-Quali-Spiels zwischen Nordirland und Deutschland. Und spätestens seit ihren Ausführungen steht fest, dass die Kämmerin mit Fußball nichts am Hut hat. Geradezu aufreizend ignorierte sie den von der FIFA in Beton gegossenen Spielplan und packte seitenweise Zahlen auf den Tisch.

Satirische Magerkost

Zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt, dass die Fakten und Daten außerordentlich interessant waren. Nur eben satirisch leider kaum verwertbar.

So gut das Zahlenwerk auch aussah, hatte es doch einen Haken. Die Erste Beigeordnete hing dann den fehlenden Wurm dran und ließ einen eindringlichen Appell folgen. Wenn der Freistaat an seiner Haushalts-Gesetzgebung so festhält, ist die Stadt Markranstädt auf Grund der Regelungen bei der Abschreibung ab dem Jahr 2022 nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen“, meinte Lehmann und bat alle politischen Kräfte, wann und wo immer möglich dagegen zu intervenieren.

Am Schluss wurde dann noch die LED-Beleuchtung der Bebel-Halle gegen die Sanierung von ein paar Gräben in den Markranstädter Latifundien eingetauscht und ein eigentlich nicht formgerechter Antrag Göhrenzer Bürger trotzdem behandelt.

Feiner Zug! Wirklich! Es ging da um Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und man wollte das berechtigte Anliegen der Einwohner dort nicht wegen irgendwelcher formellen Unzulänglichkeiten abschmettern. Hoffentlich macht diese Einstellung nachhaltig Schule.

Stühlerücken: Feng shui  im Rathaus

Man mag’s kaum glauben: Der gemeine Plebs kam schlussendlich trotz allem pünktlich zum Länderspiel. Punkt 20:40 Uhr war der Zauber in der vierten Etage vorbei. Die Abgeordneten mussten allerdings noch bleiben. Was im Nichtöffentlichen Teil behandelt wurde, kann man nur ahnen. Die Chefin des Personalrats im Rathaus saß jedenfalls im Publikum und blieb auch dort. Auch wenn es deshalb mit Büromöbeln wenig zu tun haben kann, stand wohl zumindest ein satirisch nicht uniteressantes Stühlerücken an.

 

Wo Barthel den Most holt

„Quo Bartolus vendit mustum“, heißt es in einem mittelalterlichen Knittelvers. Das bedeutet so viel wie „Wo Barthel den Most holt“. Das ist im Laufe der Jahrhunderte zu einem Sprichwort geworden. Wenn einer weiß, wo Barthel den Most holt, dann ist er ein pfiffiges Kerlchen. Der Legende nach befand sich jener sagenumwobene Laden mit dem besten Saft einst bei Meißen. Heute ist sich die Fachwelt jedoch einig, dass Seebenisch der Ort ist, wo Barthel den Most holt.

Tag der offenen Tür in der Weinkelterei Schauß, dem mitteldeutschen Inbegriff für hervorragende Obstweine und erstklassigen Most. Hier kauft seit Unternehmensgründung im Jahre 1926 auch der legendäre Barthel ein.

Vor rund 30 Jahren noch war Seebenisch um diese Jahreszeit komplett zugestellt. Ladas, Trabis und Wartburgs mit Kennzeichen aus gefühlt allen Bezirken der Republik standen samt Fahrern und vollbeladenen Anhängern geduldig in einer Reihe. Warten bis man dran ist, das hatte System in der DDR.

Sie alle wollten bei Schaumwein-Papst Frank Schauß ihr Obst veredeln lassen. Die einen nahmen den gepressten Saft gleich wieder als Most mit, andere wiederum ließen ihn zu Sekt verarbeiten. Weil Sekt aus Obst selbst in der DDR nicht Sekt genannt werden durfte, war es eben Schaumwein. Egal, es hat gedreht und gut geschmeckt. Mehr war nicht wichtig. Auch nicht, dass die edlen Tropfen damals schon Bio waren.

Tag der offenen Tür: Erfahren, wo Barthel den Most holt.

Gedreht hat aber nicht nur der Schaumwein, sondern auch die Welt rotierte weiter. Der übliche Karriereknick ostdeutscher Unternehmen nach der Wende ereilte auch die Seebenischer Weinkelterei. Barthel holte seinen Most jetzt lieber im Supermarkt. Hergestellt mit spanischen Äpfeln aus Paraguay, die vorzugsweise aus heimischen Anbaugebieten in Chile importiert wurden.

Dass sogar Maden um dieses nicht nur mit Freiheit gespritzte Obst einen weiten Bogen machten, spielte damals keine Rolle in der Gedankenwelt der Konsumenten. Auch nicht, dass die Geschmacksdefizite dieser chemischen Lösungen bisweilen mit tonnenweise Zucker und der gesamten Palette von E1 bis E999 übertüncht wurden.

Der Saftladen war schon immer „Bio“

Mitten hinein in diese Prozesse der Chemisierung unserer Nahrungskette platzte für den Seebenischer Bio-Saftladen plötzlich die Chance, eine Mosterei in Geithain zu übernehmen. Was damals wie ökonomischer Wahnsinn erschien, zeigte sich schon wenige Jahre später als zukunftsweisende Entscheidung.

Blick in die Geithainer Anlage. Hochglaz-Edelstahl auch für naturtrübe Säfte.

Fast eine halbe Million Liter Saft und Wein wird hier seither pro Jahr produziert. Und alles absolut Bio, wie es neudeutsch heißt.Wir realisieren beispielsweise die gesamte Reinigung ausschließlich mit Trinkwasser“, verrät Heike Kleine. Die sympathische Schauß-Tochter führt den traditionsreichen Familienbetrieb gemeinsam mit Ehemann Mario heute in bereits vierter Generation.

Damit auch beim „alles mit Wasser“ das Öko-Siegel passt, wird das kostbare Nass gereinigt, aufbereitet und so mehrfach verwendet. In der letzten Reinigungsstufe werden dann selbst kleinste Druckstellen am Obst per Hochdruck-Strahl entfernt. Am Ende gelangt nur die naturbelassene, reine Frucht blitzsauber in die Presse.

Davon konnten sich am Tag der offenen Tür die zahlreichen Besucher persönlich überzeugen, ebenso wie von den weiteren Verarbeitungsprozessen. Sogar die Flaschen werden ohne chemische Mittel gereinigt. Dass diese Kriterien auch durchgängig eingehalten werden, wird im hauseigenen Labor überprüft. Hier werden auch Zucker- und Alkoholgehalt sowie weitere Merkmale kontrolliert.

Mal mit und mal ohne Prozente: Die Vielfalt heimischer Früchte, abgefüllt in Flaschen, sorgt immer für gute Laune.

Weil der neue Verarbeitungsstandort Geithain nicht gerade um die Ecke liegt, wurde parallel ein weit verzweigtes Netz leistungsfähiger Sammelstellen aufgebaut. Es reicht vom traditionellen Standort Seebenisch über Geithain, Großbardau, Bad Lausick und Wöllmen bis hin nach Zeitz in Sachsen-Anhalt. Auf dem Globus der Leipziger Tieflandsbucht führen sozusagen alle Wege zur Weinkelterei Schauß.

Auch das Portfolio beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Äpfel und Birnen. Die Saison beginnt Ende Mai mit dem Rhabarber, ab Juni werden dann Erdbeeren, schwarze, weiße und rote Johannisbeeren, Stachelbeeren, Jochelbeeren sowie Him – und Brombeeren verarbeitet.

Birne: Die Banane des Ostens

Weil die Anliefermengen vor allem bei Beeren für eine sortenreine Verarbeitung mitunter nicht ausreichen, wird aus diesen dann ein wohlschmeckender und besonders gesunder roter Mehrfruchtnektar aus einheimischen Früchten hergestellt. Abgerundet wird das Spektrum durch Aprikosen, Pfirsiche und Pflaumen. Seit den 90er Jahren werden im Betrieb auch Holunder und Sanddorn zu Saft oder Nektar verarbeitet.

Hier wird der Quitten-Nektar abgefüllt.

Und dann wäre da noch ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal. Die Kelterei ist weit über Sachsens Landesgrenzen hinaus bekannt als Spezialist für die Verarbeitung von Birnen. Klingt komisch, ist aber so. Ausgerechnet der Umgang mit der „Banane des Ostens“ verlangt ein besonders hohes Maß an Erfahrung, handwerklichem Fingerspitzengefühl und Fachkompetenz, um aus ihr einen hervorragenden, qualitativ hochwertigen Wein oder Saft zu keltern.

Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Konsistenz der Frucht. „Würden wir eine weiche Birne genauso reinigen wie einen harten Apfel, hätten wir am Ende bestenfalls ein paar Kerne in der Presse“, weiß Mario Kleine und formuliert die Herausforderung so, dass sie auch Satiriker verstehen.

„Du musst eine Birne behandeln wie eine Frau. Sensibel und mit viel Gefühl. Manche sind empfindlich, andere mögen’s etwas härter. Das musst du vorsichtig rausfinden. Da hilft keine Maschine und keine Software, das ist reine Erfahrung.“ Spätestens hier wurde der Betriebsrundgang für die Satiriker zum kulturellen Event. Die Kelterei als Swinger-Club, eine völlig neue Sichtweise mit ungeahntem Spaß-Faktor. Darauf gab’s erst mal ein Viertel vom aktuellen Johannisbeer-Wein.

Den Hauptanteil der verarbeiteten Obstmengen machen aber nach wie vor die Äpfel aus. In diesem Jahr sind die Erträge nicht überragend, weshalb Heike Kleine wirbt, dass die Leute auch Straßenobst sammeln sollen. Hier zuckt der bio-geprägte Ökogeist kurz zusammen. Wie jetzt? Bio-Äpfel vom Straßenrand? Und noch dazu nicht nur gepflückt, sondern auch aufgelesen?

Heike Kleine lacht. „Das ist eigentlich das beste Obst. Bleihaltiges Benzin fährt kaum noch jemand, den Feinstaub vom Diesel und alle anderen Rückstände waschen wir sorgfältig ab und vor allem ist das Obst an Straßenrändern nicht mit Insektiziden oder Pestiziden behandelt worden.“ Um das zu beweisen, zeigt sie Expertisen von wissenschaftlichen Untersuchungen internationaler Institute und die Ergebnisse einschlägiger Labortests.

Wieder was gelernt und allein für diese Erkenntnis hat sich der Betriebsausflug der Markranstädter Nachtschichten gelohnt. Besser gesagt: hätte. Denn ohne eine Rundum-Verkostung als Punkt auf dem i wollte an diesem Tag der offenen Tür niemand die Kelterei verlassen.

Früher fuhr Barthel noch mit dem Pferdefuhrwerk los, um den Most zu holen. Heute wird der Saft gleich in Paletten geordert und per Gabelstapler transportiert.

Unser Fahrer bediente sich an der gesamten Produktpalette alkoholfreier Säfte, während Fotograf und Schreiberling das Spektrum der Prozente auskostete. Als dann der Griff zum legendären Kirsch-Glühwein erfolgen wollte, bat Mario Kleine um Einhalt und verschwand in einem Geheimverließ. Kurz darauf kehrte er mit der neuesten Kreation des Hauses zurück.

Der neue Renner: Kirschbier

Es ist ein wahrhaft überzeugendes Kirschbier, das da in Zusammenarbeit mit einer vor Ort ansässigen Brauerei und auf Grundlage einer von Mario Kleine selbst entwickelten Rezeptur entstanden ist. Erfrischend, nicht so ekelhaft süß wie manch ähnlich bezeichneter Sirup anderer Brauer, lecker und absolut süffig. Ein vollmundiges Bukett mit fruchtiger Note und einem Hauch von Cardamom im Abgang.

Leider gibt’s den edlen Tropfen noch nicht in Flaschen und für ein ganzes Fass war das Auto dann doch zu klein. Macht aber nichts. Fürs Erste reichen zwei voll bepackte Saftsäcke mit Säften und Weinen. Das Fass nehmen wir ein andermal mit. Wir wissen ja jetzt, wo der Barthel den Most holt.

Die Zeiten, in denen man Kisten schleppen musste, sind vorbei. Für den kleineren Einkauf gibt’s im Saftladen den passenden Saftsack.

Wo Barthel den Most holt

Und hier der MN-Service für alle, die ebenfalls auf Barthels Spuren wandeln wollen. Die Sammelstellen der Weinkelterei Schauß samt Anschrift und Anfahrtskizze finden Sie, wenn Sie hier klicken und die Öffnungs- bzw. Annahmezeiten finden Sie hier.

 

Wahl 2017: Die Verschwörungstheorien der Satiriker

So, die Wahlpartys sind vorbei, das Geschirr von Zeitarbeitern wieder abgeräumt und die Kotze vom Siegesrausch durch osteuropäische Facility-Managerinnen auch schon runtergespült. Die Bundestagswahlen 2017 sind Historie. Ihre Ergebnisse aber noch nicht. Schauen wir also mal, was da so passiert ist, was nicht und wenn ja, warum doch.

In den Tagen danach ist man noch vielerorts auf der Suche nach Gründen. Zum Beispiel dem, warum die AfD so überraschend gut abgeschnitten hat. Wobei hier schon die Fragestellung zeigt, in welcher Welt der Fragende bisher gelebt hat.

Warum so gut, die Frage kann man stellen. Aber überraschend? Die Verwendung dieses Adjektivs deutet dann doch schon eher auf klinisch auffällige Verfallserscheinungen des Geistes hin.

Es hat eben nicht gereicht, den Thesaurus in den Zeitungsredaktionen so zu programmieren, dass bei den drei Buchstaben AfD jedesmal automatisch der Zusatz rechtspopulistisch ergänzt wurde. Man konnte wohl nicht mehr machen, als immer wieder den belehrenden Zeigefinger zu heben und dem Volke mitzuteilen, wie es darüber zu denken hat.

Klar, man hätte das Volk auch selbst denken lassen können, aber das ist einfach zu gefährlich. Es könnte sich daran gewöhnen und am Ende das System in Frage stellen. Hatten wir ja schon in der DDR, die sich durch die Bildung ihres Volkes selbst abgeschafft hat.

Das Denken der Anderen

Außerdem kann die AfD, wenn man das Volk selber denken lässt, ganz schnell mal auf über fünf Prozent kommen und schon haben wir den Salat. Nö, dann den Plebs lieber doch entmündigen, ihm die Bildung einer Meinung abnehmen und so dafür sorgen, dass wenigstens das kollektive Gewissen rein bleibt.

Zumindest ist man bei den Medien aber auf die Gründe des Wahlverhaltens gestoßen. Schon wenige Stunden nach der Wahl übrigens. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Die AfD habe Ängste geschürt und so die Menschen um sich geschart. Schreiben jedenfalls die, deren Tun sich in den letzten Wochen auschließlich darin erschöpfte, Ängste vor der AfD zu schüren.

Und so konnten sich Frauke Petry & Co. in dem angenehmen Gefühl sonnen, dass jeder noch so kleine Furz von ihnen mithilfe der Medien zu einem Orkan aufgebläht würde. Selbst wenn sie gar nichts gemacht hatten, war das immer noch einen Bericht wert.

So geschehen am Samstag vor der Wahl, als alle Parteien noch mal richtig aufgedreht hatten. Alle außer die AfD. Genau darüber wurde dann berichtet. Und die gleichen Journalisten wundern sich einen Tag später über das Wahlergebnis und fangen schon wieder an, den Osten in Sippenhaft zu nehmen? Wow!

Tja, und dann ist ja da noch die neue Spezies zwischen Dübener Heide und Elbsandsteingebirge. Hier hausen seit etwa drei bis vier Jahren nur noch Nazis.

Das künstliche Naziland

Es begann nicht erst im Februar 2016, als das ARD-Magazin Monitor die Ethnie der Sächsischen Heilsrufer ausgegraben hatte und über deren Entdeckung so euphorisch berichtete, dass sich der moderierende Anthropologe am Schluss der Sendung zu der Aussage niederknien musste: „Natürlich sind nicht alle Sachsen Nazis.“

So drei bis vier könnten demnach noch gesund geblieben sein. Gut, fünf bis sechs vielleicht. Aber die restlichen vier Millionen Sachsen sahen sich plötzlich mit zum Hitlergruß erhobenem Arm an den Bordstein gestellt und waren nicht mehr akzeptierte Teilnehmer der bundesdeutschen Gesellschaft.

Was machste da in Deiner Einsamkeit? Klar, Du willst nicht alleine sein und suchst soziale Kontakte und damit Anschluss an Leidensgefährten. Und siehe, die kommen nicht einzeln, sondern gleich als Partei.

Die parshippen jetzt

Rechtspopulisten und Neonazis werden sie kollektiv genannt, genau wie Du. Und sie haben sie zu Dir in die Ecke getrieben. Zu ihresgleichen sozusagen. ElitePartner für Politbeziehungen.

Bei so viel medialem Einsatz für die Bildung ideologischer Bedarfsgemeinschaften war es nur eine Frage von Wochen, bis es hieß: „Die Sachsen parshippen jetzt!“ Und nicht nur die Sachsen. Der gesamte Osten hat mitgemacht. Laut Medien. In Wahrheit wars nicht mal ein Viertel. Aber auch das zeigt, warum die Agentur für Dating (AfD) so bekannt wurde.

Allein die darin brütenden Hoffnungen erfüllten sich nicht. Im Gegenteil. Aus der großen Koalition (GroKo) wird nun eine noch größere Koalition (NoGröKo). Darauf wird die politische Entwicklung in diesem Lande dann wie auf einem Rollstuhl festgeschnallt: gelähmt, senil, inkontinent.

Was soll auch anderes dabei herauskommen, wenn Braunkohlegegner und -befürworter, Protagonisten von Flüchtlingsobergrenzen und Türöffner für alle oder Mindestlohnforderer und Mindestlohnabschaffer einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden sollen? Na, rechnen Sie selber mal, wie der wohl lautet. Klar: Käffchen! Aber nur schwarz, weil Milch nicht vegan ist und daher nicht grün genug.

Politik aus dem Pflegebett

Das ist die eigentliche Gefahr, auf die Deutschland jetzt zusteuert. Und das kann auch der Grund sein, warum die AfD durch die Parteien und Medien so behandelt wurde, dass sie letztendlich in den Bundestag kam.

Ja, da steckt System dahinter! Da hat man jemanden, auf den man weiter draufhauen kann und das Volk von all dem ablenkt, was in Wirklichkeit auf der politischen Bühne nicht passiert.

Bunt ja bunt sind alle meine …

Im Klartext: Jamaika heißt, wenn die schwarze Mutti uns Butterbemmen schmieren will und sich von ihrer grünen Tochter (die schon mit 18 die Grundschule geschmissen hat) sagen lassen muss, dass das gendergerecht ButterbemmIn heißt, während der gelbe Kanarienvogel sich derweil längst die Dinkelkörner rausgepickt hat. Alle sind zufrieden und keiner hat was gemerkt, weil jeder nur auf die Sättigungsbeilage AfD schielt.

Das Wahlergebnis, liebe Leserinnen und Leser, ist insofern nichts weiter als eine satirische Nährwerttabelle für Polit-Fetischisten.

Die Kohlehydrate sind zwar ablesbar, aber die versteckten Fette sammeln sich nach wie vor immer dort, wo man sie am wenigsten braucht.

Das war so, das ist so und das wird so bleiben.

 

Die Volksparteien verlieren ihr Volk

Die Bundestagswahl 2017 ist Geschichte. Wie fast überall in Deutschland, ist den Volksparteien auch in Markranstädt das Volk davongelaufen. Zu einer satirischen Aufarbeitung war noch keine Zeit, allerdings war das bisher auch nicht nötig. Das haben die Generäle der Volksarmeen bereits mit ihren Erklärungsversuchen übernommen.

Laut Statistischem Landesamt des Freistaates Sachsen lag die Wahlbeteiligung in Markranstädt bei 77,2 Prozent. Das klingt fast schon wieder wie in alten Zeiten.

Nur eben, dass die Kandidaten der Nationalen Front, die sich zeitgemäß GroKo nennt, diesmal ziemlich alt aus der Wäsche gucken.

Einzig der Wahlsieg der CDU lag im Rahmen der Erwartungen, wenngleich dessen Höhe auch bei den Schwarzröcken für betretene Gesichter sorgte.

Die 34,9 Prozent bei den Erststimmen waren ja noch recht deutlich, aber bei den Zweitstimmen lagen die Christdemokraten in Markranstädt nicht einmal fünf Prozent vor der AfD.

Die wurde zweitstärkste Kraft. Aber nicht nur das. Der Vorsprung vor den weiteren Platzierten ist so groß, dass man getrost das Sprichwort anwenden kann „Danach kommt erst mal eine Weile nichts.“

Allein zum Drittplatzierten der Wahl klafft ein Loch von über zehn Prozent! Das ist schon eine ziemlich deutliche Ansage.

Unterm Strich hat ein Viertel der gestern zur Urne geschrittenen Wähler sein Kreuz bei der AfD gemacht. Das ist schon ein recht deutliches Potenzial.

Da darf man gespannt sein, wie die über 2.600 Wählerinnen und Wähler ab dem heutigen Montag beurteilt werden. Politisch-kollektive Sippenhaft wie bisher?

Wer aufgepasst hat in den letzten Wochen und sich Gedanken über die politische Streitkultur gemacht hat, den dürfte das Ergebnis allerdings nicht überraschen. Vielleicht die Höhe, aber nicht der eigentliche Ausgang. Das war ein Resultat mit Ansage.

Die Partei der Satiriker, die sich sinnstiftend einfach nur DIE PARTEI nennt, hat in Lallendorf übrigens 86 Zweitstimmen bekommen.

Das deckt sich in etwa mit der Zahl jener Leser, welche die Markranstädter Nachtschichten nicht nur lesen, sondern sich beispielsweise auch bei Abstimmungen aktiv einbringen. Zumindest wir haben unser Volk nicht verloren.