SK Markranstädt 1990: Nie mehr zweite Liga!

Fußball und Handball – diese beiden Begriffe fallen meistens, wenn nach Sport in der Sportstadt am See gefragt wird. Aber die erfolgreichsten Sportler Markranstädts sind sie trotzdem nicht. Im Rudern und Kanusport, Segeln, Schach, im karnevalistischen Tanz und anderen Sportarten ist man fernab der öffentlichen Wahrnehmung bisweilen wesentlich erfolgreicher. Ab der kommenden Saison gibt es nun auch in der Weststraße höchstklassigen Sport: Unsere Kegler sind in die 1. Bundesliga aufgestiegen!

Mit dem Sport ist das so eine Sache. Man kann ihn draußen betreiben oder in einer Halle. Beides schützt aber nicht vor unliebsamen Überraschungen. Markranstädt bietet das beste Beispiel dafür, dass nicht nur ein Fußballplatz unter freiem Himmel mal absaufen kann, sondern auch das Parkett unter einem vermeintlich sicheren Dach.

Da ist es ein wahres Glück, dass es einen ausreichenden Fundus an Smartphone-Apps und Computerspielen gibt, bei denen man mit den richtigen Cheat-Codes sogar die Bayern quasi im Alleingang schlagen kann. Selbst bei Regenwetter wird man da nicht nass und wer trotzdem den besonderen Kick mit Wellengang sucht, kann sich ja Wasserball runterladen.

Ohne Bier, Doping und … Fernsehgelder

Auf der Markranstädter Kegelbahn kann bestenfalls ein umgekipptes Bierglas für temporäre Nässe sorgen. So jedenfalls der Volksmund. Das gilt aber nur für volkssportliche Aktivitäten, bei denen die Zahl der geschobenen Ratten ohnehin meist höher ist als die des gefallenen Holzes.

Wenn dagegen die Markranstädter Teams des SK 1990 auflaufen, geht es um Leistungssport und da ist Bier ebenso tabu wie bengalische Feuer und Laola-Wellen auf nicht vorhandenen Zuschauerrängen.

Kurze Regelkunde

Mal abgesehen vom Regelwerk, bei dem es weder ein Handicap gibt noch ein Strike vorgesehen ist, gibt es aber im Kegeln noch ein paar andere Besonderheiten. So beispielsweise die, dass die Markranstädter in der 200-Wurf-Variante spielen, während man ansonsten auch gerne mal dem 120-Wurfsystem frönt, das selbstverständlich in einer eigenen Bundesliga ausgekegelt wird. Auch die Organisationsform und Veranstaltung der Meisterschaft hat für den Laien so ihre Tücken.

Wer beispielsweise den Erfolgen der Markranstädter Kegler und Keglerinnen folgen möchte, findet im Internet gleich zwei erste Bundesligen. Die eine ist die des DKBC (Deutscher Keglerbund Classic e.V.) und dann gibt es noch die Spielklassen der DCU (Deutsche Classic-Kegler Union e.V.), die sich als „Classic-Alternative“ versteht. Das ist im Grunde genommen wie beim Mau Mau, bei dem die Buben manchmal „Wünscher“ sind und manchmal auch nicht, man dafür bei der 8 eine Karte ziehen muss, was wiederum bei der 7 immer gilt – und dann sogar zweifach. Und selbst dann wird noch diskutiert, ob man ein As als Aussetzer verlängern kann oder nicht. Verstanden?

Aber so ungewöhnlich ist das im Sport nun auch wieder nicht. Man kennt das ja aus dem Boxen: WBA, WBC, IBF und WBO heißen dort die wichtigsten Weltverbände und auch in anderen Kampfsportarten tummelt sich gleich eine Vielzahl ambitionierter Veranstalter – SPD, FDP, CDU, um nur einige zu nennen.

Unsere frischgebackenen Bundesliga-Kegler schieben ihre Kugeln unter dem Dach des DKBC nach den international gültigen Regeln. Und nun sogar in Deutschlands höchster Spielklasse! In der zurückliegenden Zweitliga-Saison setzte man sich gegen Konkurrenz durch, die im Vergleich zu den kommenden Reisezielen fast schon fußläufig erreichbar war. Granschütz, Mücheln und Burgwerben liegen quasi vor der Haustür. Gut, mit Cottbus, Magdeburg, Berlin, Ohrdruf und sogar Schwedt hat man auch die schier unendlichen Weiten deutscher Ostgebiete kennenlernen dürfen, aber das ist nichts gegen das, was jetzt kommt.

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Aufstieg! Da feiert die ganze Vereinsfamilie.
(Fotos: KF / pixabay)

Schon mal was von Kipfenberg gehört oder von Mörslingen? Nein? Dann vielleicht aber von Weiden. Auch nicht? Na gut, aber wenigstens Namen wie Zeulenroda, Dommitzsch oder Berlin sind Ihnen doch hoffentlich geläufig. Da fliegt man drüber weg, wenns in die Dominikanische oder an den Ballermann geht. Das sind jedenfalls die Orte, die man künftig an der Weststraße ins Navi eintippt, bevor die große Reise losgeht.

Deutschlands Spitzenteam und heißester Meisterschaftsanwärter im 200er Classic-Kegeln kommt übrigens aus Kipfenberg. Das liegt draußen in Bayern. Genauer gesagt in Oberbayern. Noch genauer gesagt: Kipfenberg liegt nur wenige Meter neben dem geografischen Mittelpunkt Bayerns. Da fährt man wirklich nur hin, wenn man unbedingt muss und dort wenigstens 6.000 Hölzer mitzunehmen sind. Was nicht heißen muss, dass da unterwegs nicht trotzdem sehnsüchtige Gedanken an jene niederklassige Tage kommen, da man noch nach Schwedt fahren durfte.

kugelnNun ja, die Wege durchs Land werden jedenfalls weiter für die Markranstädter Kegler und damit steigt auch der Zeit- sowie der finanzielle Aufwand. Mörslingen beispielsweise ist ein 850-Seelen-Kaff im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau. Runde 375 Kilometer einfache Strecke.

Kipfenberg – Mörslingen – Markranstädt

Beim Gedanken daran wird der Kopf nach dem Aufstiegs-Sekt von alleine nüchtern und nicht umsonst gibt es immer wieder Teams, die ihre Meldung für die erste Bundesliga nicht nur aus sportlichen Aspekten zurückziehen müssen. Zuletzt erwischte es in der laufenden Bundesliga-Saison die Kegler aus Weida und Engelsdorf.

Die Markranstädter Holzjäger haben aber schon ganz andere Hürden aus dem Weg gekegelt und was eine richtige Sportstadt sein will, die findet sicher auch ein paar unterstützende Scheinchen für engagierte Sportler. Muss sie auch, wenn ihre Protagonisten dereinst bei der Übergabe der Meisterschale mit auf dem Foto sein wollen.

kegel

Ab jetzt wird weit gereist und unterwegs wartet da sicher auch so manch anderer Kegel.

Dass solche Gedanken nicht weit hergeholt sind, beweist die Fachkompetenz des DKBC. Der hat Markranstädt nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga volley zum Kreis der elitären Top-Favoriten für den Durchmarsch erklärt. Zwar hat sich so mancher selbsternannte Experte da an den Kopf gefasst, aber schließlich ist es genauso gekommen. Für den Jungfräulichkeitstest in der 1. Bundesliga prognostizieren Fachleute einen Platz im guten Mittelfeld und manche wollen sogar das Eingreifen in den Kampf um die Medaillen nicht ausschließen.

Na dann: Glückwunsch zum Aufstieg und Gut Holz in der Beletage des deutschen Kegelns!   

 

So stehn die Gauchos: Götze im Angriff, Spiske im Schach?

Es bleibt dabei: Kein Wort zur Stadtratssitzung und zum Kita-Beschluss auf dieser Seite. Grundsätzlich. Eigentlich. Doch das Donnergrollen, das seit gestern zu hören ist, scheint sich zu einem ausgewachsenen Tsunami zu entwickeln und bereitet Sorgen. Das kann man nicht einfach so ignorieren. Und wem die folgenden Zeilen so in den Augen klingeln, als würden wir eine Lanze für den Bürgermeister brechen wollen: Ja – in diesem Fall tun wir das. Aber nicht wegen des Kita-Standorts, sondern aus anderen Gründen. Nennen wir sie: Demokratie. Man kanns auch als Naivität bezeichnen.

In Markranstädt gilt die Devise: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Demzufolge gibt es auch keine Position dazwischen. Das wird sich wohl auch nicht so bald ändern. Um diese Tragik zu verstehen, kann man durchaus mal einen Vergleich zum Sport ziehen. Wenn der Verteidiger des SSV Markranstädt ein Eigentor schießt und es am Ende 0:1 heißt, wer hat dann verloren: der SSV oder der Verteidiger?

Nun, im sportlichen Markranstädt sitzt am Ende das Team in der Kabine und trauert gemeinsam um das verlorene Heimspiel. Im politischen Markranstädt hat in erster Linie der Verteidiger versagt. Und selbst wenn es kein Eigentor war, wird jemand gefunden, der es geschossen hat. Notfalls der Trainer.

Spielsystem ohne Libero

Als man sich noch eines wahrhaften Rastelli in den eigenen Reihen sicher war, wurden die 1. Beigeordnete oder der CDU-Fraktionschef als Elfmeterschützen auf den eigenen Kasten aufgestellt. Kaum aber hat man wahrgenommen, dass es dem Rastelli (zumindest in diesem Spiel) wirklich nur um Fußball geht und ihm das Trikot scheißegal ist, schon wird auch er für den Transfermarkt freigegeben. Kirschner, Lehmann, Spiske: nach linkem Vernehmen ablösefrei zu haben.

So jedenfalls stellt es sich dem Außenstehenden dar, der mit Politik nichts am Hut hat und nur alle paar Jahre mal wählen – äh, sorry – ins Stadion am Bad geht und ein gutes, leidenschaftliches Spiel zweier Mannschaften sehen will, bei dessen Ausgang er ein gutes Gefühl mit nach Hause nimmt.

Nun ist Markranstädts J.R. weder ein etatmäßiger Verteidiger, noch ein routinierter Stürmer. Im Gegenteil: Missgünstige Fanclubs unterstellten ihm bislang nicht nur mangelnde Fitness und mitunter auch gewisse Antrittsschwächen, sondern auch viel zu wenig Ballkontakte. Dass er ausgerechnet bei seiner vermeintlich ersten Ballberührung getroffen haben soll?

Sägeblatt mit 23 Zähnen

Zurück ins wahre Leben: Es saßen 23 Stimmberechtigte im Saal, von denen 12 für den Kita-Standort am Bad gestimmt haben. Also – um bei der Terminologie der gegnerischen Fanclubs zu bleiben – gab es zwölf Schüsse, die im Tor landeten. Welcher der zwölf war der entscheidende Treffer? Oder anders gefragt: Wenn sich jemand mit dem Hintern auf eine Kreissäge setzt, welcher Zahn des Sägeblatts hat den Allerwertesten zuerst aufgerissen?

Nein, wirklich: In Markranstädt diskutieren an diesem Wochenende wirklich Leute über diesen einen Zahn am Sägeblatt! Dabei wäre der Begriff „Feigenblatt“ eher angebracht, da es sich angeblich nur um das Beste für unsere Kinder handeln solle. Das Blatt ist dabei längst schon verwelkt, weil in zahlreichen Diskussionen quasi zugegeben wird, dass es sich um eine politische Entscheidung handelt und nicht um eine für die Kinder. Es geht nur darum, wer „für die CDU“ und wer „für die Allianz“ gestimmt habe.

Dem Bürgermeister wird demnach das Recht abgesprochen, von seiner Pflicht (Stimmabgabe nach bestem Wissen und Gewissen) Gebrauch machen zu dürfen, sondern er hat „für die CDU“ gestimmt.

Er ist jetzt ein CDU-Freund, der Freie Wähler. So einfach ist das in Markranstädt. Dass er durchaus auch sachliche Gründe in dieser Sachentscheidung haben darf, wird da ebenso konsequent unterschlagen wie die Tatsache, dass er als Bürgermeister überparteilich handeln und entscheiden sollte und vor allem das Zugeständnis an seine Fehlbarkeit, die er ebenso haben darf, wie jeder Mensch.

Damit eine solche individuelle Fehlbarkeit nicht zu einem Fiasko für die gesamte Gesellschaft führt, haben wir die Gesellschaftsform einer Demokratie, in der über solche Fragen mehrheitlich abgestimmt wird. Wir alle haben uns, um mit den Worten von Mario Adorf zu sprechen, für einen Scheißhaufen entschieden: Millionen Fliegen können nicht irren. Heißt auf deutsch: Die Mehrheit entscheidet!

Das hat sie nun, legitimiert durch ihre Volksvertreter,  getan. Insofern sind Aussagen wie die, dass am Westufer nun „Dank Bürgermeister“ keine Kita gebaut wird, schlichtweg katastrophal. Argentinien hat das WM-Finale im letzten Sommer auch nicht „Dank Mario Götze“ verloren, sondern Deutschland hat es Dank des Willens jedes einzelnen Akteurs gewonnen. Jeder einzelne Spieler war davon überzeugt, dass es gut ist, wenn der den goldenen FIFA-Eumel mit nach Germanien schleppt. Die Argentinier mögen ebenso von sich überzeugt gewesen sein, aber niemand von denen hat hinterher Götze die Schuld in die Schuhe geschoben. Das ist eben der Unterschied zwischen Sport und Politik oder besser, zwischen Argentinien und Markranstädt.

 

Diesmal nix aus der vierten Etage

Heute mal ein paar Zeilen abseits der Satire und vorgreifend auf Fragen, die sicher kommen werden. Obwohl heute Stadtratssitzung ist, wird es morgen hier nichts Neues aus der vierten Etage zu lesen geben. Die Entscheidung wurde zwar kontrovers diskutiert, letztendlich aber einstimmig in Beton gegossen.

Den Grund dafür hatten wir in der Nachlese zum zurückliegenden Sonderstadtrat genannt. Die Argumente, die zu den unterschiedlichsten Standorten aus den unterschiedlichsten Richtungen vorgebracht wurden, sind aus unserer Sicht allesamt nicht überzeugend und deshalb haben wir ernste Zweifel, die wirklichen Hintergründe erkennen zu können.

Weder für den einen, noch den anderen oder den dritten Standort hat man, insbesondere zur immer wieder aufgeworfenen Kostendiskussion, irgendwelche belastbaren Unterlagen, geschweige denn Zahlen vorgebracht.

Auch ist zu konstatieren, dass sich der Umgangston und mit ihm die politische Streitkultur in der Stadt gerade bei den Diskussionen um den Kita-Standort wieder verschärft haben und schließlich erneut in Unterstellungen, noch dazu direkt und namentlich auf Personen (insbesondere der CDU) gerichtet, mündeten.

Das ist nicht gut! Auch die in letzter Zeit wahrnehmbare Kritik am Bürgermeister ist vor diesem Hintergrund nur schwer nachvollziehbar. Er ist nicht der Bürgermeister der Freien Wähler, der SPD, LINKEN oder gar der CDU, sondern in erster Linie Bürgermeister von Markranstädt.

Nach außen – und nur das kann man als außenstehender Bürger wirklich beurteilen – hat er sich in dieser Frage so verhalten, wie man es von einem Bürgermeister erwarten sollte. Wohlgemerkt: Aus Sicht des einfachen Bürgers. Politische Akteure sehen das naturgemäß anders, nicht zuletzt deshalb, weil sie oft auch über mehr oder andere Informationen verfügen oder andere Ziele verfolgen. Egal wie der Beschluss heute ausfällt: Es wird ein demokratischer Mehrheitsbeschluss sein und sollte daher bitte akzeptiert und respektiert werden. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen und deshalb: Keine vierte Etage diesmal. Auch und vor allem um des lieben Friedens Willen.

 

121,5 Zentimeter auf der nach oben offenen … Skala

Pressemitteilungen sind immer subjektiv und deshalb ist vor allem der gelernte DDR-Bürger mit seinen genetisch geprägten Fähigkeiten des Lesens zwischen den Zeilen im Vorteil. So gelesen, tragen Pressemitteilungen in der Tat den Charakter anspruchsvoller Übungen, um Kenntnisse in der Interpretation öffentlicher Verlautbarungen zu festigen. Heute geht es noch mal um die Seebenischer Vernässungsfläche und den Sportplatz des SSV Kulkwitz. Nachdem das Thema langweilig zu werden drohte, hat die Stadtverwaltung jetzt zu einem ungewöhnlichen Mittel gegriffen, um die Bürger bei Laune zu halten: Die Pressestelle hat eine wirklich unterhaltsame Mitteilung entbunden.

Planungen zur Sanierung des Sportplatzes des SSV Kulkwitz können vorangetrieben werden

In einer ersten Rückmeldung deutet das Landratsamt an, einen Wasserstand von 121,5 Zentimetern für die Vernässungsflächen in Gärnitz zu genehmigen. Das hydrologische Gutachten, das die Stadt Markranstädt erstellen ließ, war zuvor bereits zu der Erkenntnis gelangt, dass bei dieser Wassertiefe sowohl der Sportplatz des SSV Kulkwitz als auch die Kleingartenanlage des Vereins „Feierstunde“ trocken bleiben. Damit kann die Stadt die Sanierung weiter vorantreiben, deren Planung nun abgeschlossen werden kann. Mit dem Beginn der Arbeiten wird schnellstmöglich begonnen.

So also lautet die offizielle Verlautbarung aus dem Rathaus. Aber, so würde die Lehrerin in der Schule fragen, was wollte uns der Dichter damit sagen? Wer möchte das Poem interpretieren?

Nun, wagen wir es mal. Es fängt schon bei der Überschrift an. Planungen zur Sanierung können vorangetrieben werden. Da mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten bereits begonnen wurde, impliziert das ja irgendwie schon das Eingeständnis, dass man zur Tat schritt, bevor die Planungen abgeschlossen waren.

Trockender Humor

Der Einwand, dass sich zwischenzeitlich durch das überraschende Vorfinden von Wasser andere Planungsaufgaben ergeben haben, gilt dabei nicht, da man – wie von Beginn an – ja nun wieder mit einem trockenen Sportplatz rechnen darf. Wozu der dann allerdings noch drainiert werden muss, steht sicher auf einem anderen Planungspapier.

Während man ansonsten eigentlich vor allem Männern nachsagt, dass sie bei Längenangaben gern mal zu Übertreibungen neigen, wartet diese Pressemitteilung allerdings mit geradezu unglaublichen Maßen auf. Stolze 121,5 Zentimeter darf der Wasserstand betragen. Da wird man zunächst einen geeigneten Weg finden müssen, um diese Vorgabe an Petrus weiterzureichen. Der Typ hat weder Fax noch Smartphone und den Gefallen, dass der Bürgermeister eine Delegation aus dem Bauamt auf Dienstreise zu ihm schickt, wird dieser sich nicht tun.

Aber da ist ja schließlich auch noch die physikalische Größe zu beachten.

Die genannten 121,5 Zentimeter sind doch etwas dicke angesichts der erst kürzlich kolportierten Aussage, dass der Wasserstand nicht unter 50 Zentimeter fallen dürfe, da der Teich sonst anfängt zu stinken. Jetzt schreibt man also von 121,5 Zentimetern, was 1,21 Meter und 5 (in Worten: fünf!!!) Millimetern entspricht. Wasserstand wohlgemerkt.

Fünf Millimeter – um die messen zu können, darf nicht nur kein Wind wehen, sondern in Seebenisch auch niemand Flatulenzen haben. Jedes Wellchen versaut das Messergebnis und könnte katastrophale Konsequenzen zur Folge haben. Tidenhub in Seebenisch, der Sportplatz avanciert zum temporären Priel.

Die Zahl stimmt, aber …

Zum Glück wissen eingeweihte Seebenischer Tiefseeforscher aus geheimen Exposès anerkannter Experten wie Klemm und Hensen, dass es sich bei den Angaben wohl eher um einen klassischen Fall von Freud’schem Abschreibfehler handelt. Das ist wie in der Schule: Mal kurz links rüber geschaut, die Zahl vom Banknachbarn erfasst, schnell hingeschrieben und strahlend durchgeatmet. Die Zahl ist zwar korrekt, aber bei der Einheit haperts. Da hätte man im Landratsamt lieber mal einen Blick ins Tafelwerk werfen sollen.

messlatteNa ja, bis 121,5 cm ist noch reichlich Platz. Allerdings müsste da mal jemand das Gebäude aufstocken, die Messlatte verlängern und am besten gleich Millimeter-Einheiten anzeichnen.

Ebenso gut hätten da 121,5 Knoten, 121,5 Klafter, 121,5 Liter oder halt Zoll, Dutzend, Schock, Zentner oder sonstwas stehen können. Hinter dem roten Korrekturzeichen f des Lehrers und der ebenso roten 0 bei der erreichten Punktzahl für die Lösung steht: Meter über NN! Beim nächsten Mal mehr konzentrieren!

Wie gesagt, das würde in einer Schule passieren. In der Berufswelt gibt es Geschäftsführer, die ihren Mitarbeitern die Bedeutung von Einheiten mit nachhaltiger wirkenden Methoden beibringen würden.

Da gibt’s dann im Monat April die Gehaltsüberweisung halt mal in Cent statt Euro. Das braucht der nur einmal zu machen und es sitzt fürs ganze Leben.

Aber weiter im Text. Gerade in jenem Moment, da sich die SPD-Spitze der Stadt im Ast, dem Vernehmen nach ohne Hinzuziehung der verantwortlichen planerischen Kompetenzträger der Stadt, mit dem Thema der Sportplatzsanierung auseinandersetzte und der Vorstellung des SSV-Konzeptes lauschen wollte, hatte sich eben dieses nur wenige Stunden vorher offenbar obsolet gemacht. Zumindest das ist klar und eindeutig formuliert: „Damit kann die Stadt die Sanierung weiter vorantreiben, deren Planung nun abgeschlossen werden kann.“

Kommen wir zum letzten Satz der Mitteilung. Ganz ehrlich: Hier haben sich die ungeduldigen Schreiberlinge der Markranstädter Nachtschichten wirklich richtig geärgert. Hätten wir doch nur noch ein paar Tage gewartet mit unserem Beitrag über Stilblüten und ähnliche Erheiterungen. Durch unser übereiltes Handeln haben wir uns selbst um eine prunkvolle Pointe gebracht.

Es wird beginnen worden

„Mit dem Beginn der Arbeiten wird schnellstmöglich begonnen.“ Darauf muss man erst mal kommen. Während die Sportler in Seebenisch sehnsüchtig darauf warten, dass endlich das Ende beendet wird, weil es Probleme mit der durchgeführten Durchführung gibt, sucht man im Rathaus nach dem Beginn des Anfangs. Dabei hat Hans Ast, der legendäre Lehrer der Baumschule Holzhausen, dieses Thema in seinen Ausführungen zur Rolle der Bedeutung als Fundament der Basis aller Grundlagen bereits hinreichend erörtert.

Sicher kann man jetzt den Vorwurf konstruieren, dass die Markranstädter Nachtschichten die Ernsthaftigkeit dieses ernsten Themas nicht ernst genug nehmen, aber da weder die Festlegung des Wasserstandes ganz gleich in welcher Einheit, noch die Trockenlegung eines bei 121,5 Zentimetern Wasserstand trockenen Sportplatzes oder gar der schnellstmögliche Beginn des Anfangs auch nur Ansatzweise eine komplexe, nachhaltige Lösung des Seebenischer Wasserproblems darstellt, muss es erlaubt sein, das nicht unbedingt ernst nehmen zu müssen.

Es ist keine Lösung eines Problems, sondern bestenfalls die punktuelle Bekämpfung lokaler Symptome. Hustensaft gegen Nierensteine.

 

Papier ist geduldig – bei Cellulite unter der Latzhose

Das Wochenende hat es bei einem Blick in den Briefkasten nachhaltig gezeigt: Die deutsche Wirtschaft boomt. Auch die in Markranstädt. Zwanzig verschiedene Werbeschriften (alles, was Sie da links auf dem Foto sehen!), vom Sachsen-Sonntag über die ALDI-Qualitätspresse, Fressnapf und Kik bis hin zum MC-Donalds-Gutscheinflyer, fielen allein aus dem MN-Briefkasten. Da kommt man schon ins Grübeln, ob man das wirklich alles zum Müllplatz schleppt oder die Blaue Tonne nicht doch lieber gleich vor den Briefkasten zerrt.

Das Signal aus der Postbox ist unmissverständlich: Die Wirtschaft boomt. Sie produziert und will ihr Zeug verkaufen. Die Gewerbesteuer in Markranstädt hat zwar im letzten Jahr mal wieder die Fünf-Millionen-Duftmarke überschritten, aber noch immer ist das Handelsvolumen im Osten weitaus höher als die Wertschöpfung. Produziert wird vorwiegend im Westen. Oder ganz weit draußen im Osten. Hier bei uns soll gekauft werden.

Also macht man den Briefkasten auf und es fällt einem tonnenweise buntes Papier in die Arme. Kostenlos auch noch. In Deutschland werden jährlich 2,7 Millionen Tonnen Papier für Werbeprospekte bedruckt.

Die Zahl kostenloser Zeitungen und Anzeigenblätter beläuft sich gar auf 4,9 Milliarden Exemplare! Das alles fliegt entweder volley oder zumindest nach kurzer Zeit – gelesen oder ungelesen – in den Müll. Unadressierte Werbung und Anzeigenblätter machen pro Haushalt und Jahr rund 70 Kilogramm Altpapier aus.

briefkästen

Aber was liest man nicht alles, wenn man dadurch Geld sparen kann? Bei Norma beispielsweise gibt’s diese Woche eine Glühbirne für nur 39,99 Euro. Wahnsinn! Das Teil zieht nur 7,5 Watt und leuchtet so hell wie … ja, also … so hell wie … na ja … 510 Lumen eben. Und irgendwie kann man die wahrscheinlich auch noch als Ofen verwenden, denn 2700 Kelvin ist zweifelsfrei eine Temperaturangabe.

Auch die sozialen Botschaften der Werbeblätter sind klar formuliert und zielgruppenorientiert aufbereitet. Die Kaufland-Zeitung bietet beispielsweise Arbeitslatzhosen für den Mann zu nur 9,99 an. Gleich auf der nächsten Seite räkelt sich eine Milf in rosa Slips zu 4,99 pro 5-er Pack.

Das Signal ist klar: Der Alte hat zu arbeiten, während die Dame das einzigartige Tragegefühl des völlig neu entwickelten Komfort-Zwickels erleben darf.

Was die Werbeagenturen verschweigen: In einer langen Arbeitslatzhose sieht man die Cellulite nicht. Das sagen die PR-Fuzzis aber absichtlich nicht, weil es ein paar Seiten weiter oder in einem anderen Flyer spezielle Cremes dagegen gibt, die auch unbedingt raus müssen.

Dieses Video zeigt eindrucksvoll, dass man im Zeitalter digitaler Medien trotzdem nicht alles papierlos regeln kann.

Und ganz sicher findet sich irgendwo auch eine ganz besonders preisbewusste Hausfrau, die es erst mal mit „Faltenfrei“ aus der Haushaltwarenabteilung versucht. Damit wäre dann dieser Ladenhüter auch endlich raus.

Hilfe für Griechenland

Über zwanzig Werbeschriften haben wir am Sonntag aus unserem Briefkasten geholt. Das dabei offerierte Sparpotenzial liest sich schier unglaublich. Bei 3565 Prozent Einsparung haben wir aufgehört zu zählen. Eigentlich ist es so, dass man nach dem Einkauf all der angebotenen Waren kofferweise Geld rausbekommen müsste. Deutschland spart sich reich!

Warum eigentlich machen das die Griechen nicht? Die könnten sich damit ruck-zuck komplett entschulden. Bei Fressnapf ist diese Woche beispielsweise ein komplettes Entsorgungssystem für schmutzige Katzenstreu im Angebot. Da braucht man das Zeug nicht mehr in einem Plastebeutel wegzubringen, sondern kann es wochenlang sammeln und dann in einem handlichen Container mit einem Mal nach unten ächzen. Okay, Luxus kostet Geld, aber hier spart man! Das Ganze gibts für nur 14,99 statt sonst 19,99. Fünf Euro, oder noch besser: zwei Millionen Drachmen gespart!

Wenn die Griechen nicht so geizig wären und jeder sich so ein Teil kaufen würde, hätte Griechenland auf einen Schlag fast 55 Millionen Euro gespart.

Katzen nach Athen tragen?

Okay, am Fuße der Akropolis gibt es ebenso kaum Katzen wie in ganz Hellas. Weil die entweder von freilaufenden Hunden gefressen werden oder ein Reifenprofil auf dem Rücken haben. Aber das Ganze funktioniert auch mit Damenslips, Arbeitslatzhosen, Nasenhaarentfernern, Probiersöckchen und sogar Winterreifen. Ja, auch in Griechenland!

So, nun aber mal Butter bei die Fische. Wir haben 762 Gramm sinnlos bedrucktes Papier aus dem Briefkasten geholt. Ausgehend von rund 10.000 Briefkästen in der Stadt und ihren Ortschaften (inklusive Unternehmen etc.) wären das 7620 Kilogramm Papier.

Mein Freund, der Baum…

Zur Herstellung von einem Kilogramm Papier benötigt man rund 2,2 kg Holz, also in unserem Fall 16.764 kg. Aus einer 25 Meter hohen Fichte (das ist schon ein ziemlicher Kawenzmann und auch in unseren Breiten kaum noch zu finden) mit einem Stammdurchmesser von 40 Zentimetern gewinnt man gerade einmal 670 Kilogramm Papier.

gewicht

Etwas mehr als zehn solcher Bäume sind gefällt worden, um allein Markranstädt am Wochenende mit solch wichtigen Informationen über die Vielfalt unserer Konsumgüter zu versorgen. Übers Jahr gesehen verschwindet da ein ganzer Wald.

Da ist es doch gut, wenn man wenigstens bei Kleingärtnern aufpasst, dass die nicht wild mit ihren Äxten rumfuchteln und völlig sinnfrei störende Knallerbsensträucher niedermetzeln.

 

Der Kreis ist ein rundes Quadrat

Druckfehler, Stilblüten, unfreiwillig missverständliche Formulierungen … die Welt der Schadenfreude ist schier unendlich. Zu DDR-Zeiten, als der Eulenspiegel nur gegen einen Bananen-Gutschein am Kiosk erhältlich war, zog sich die halbe Republik jene legendären Sonderseiten mit Fehldrucken von Flaschenetiketten, lustig formulierten Kontaktanzeigen oder Druckfehlern aus der Tagespresse rein. Seit die Silbentrennung vom Computer vorgenommen wird, die Rechtschreibreform als Standard-Ausrede für Redakteure gilt und unsere Muttersprache konsequent verdenglisht wird, ist auf diesem Leser-Auge Hornhaut gewachsen. Ein Grund mehr, nach solchen Dingen zu suchen.

Es gibt sie, die Stilblüten und Druckfehler. Doch fallen sie kaum noch auf, weil sie neben all den Erscheinungen verblassen, die uns als selbstverständlich untergejubelt werden, doch in Wahrheit einen Werteverfall unserer Muttersprache darstellen. Ja … doch … die Werte des Abendlandes sind dem Untergang geweiht. Doch schuld daran sind nicht die Islamisten, sondern die angeblichen Verteidiger im Land der untergehenden Sonne selbst.

„Frau wird in Grünau vergewaltigt“ oder „In Zwenkau brennt Haus nieder“ – diese oder ähnliche Überschriften lesen wir täglich in der Presse. Es sind – grammatisch betrachtet – keine Nachrichten, sondern bestenfalls Vorrichten. Der unvoreingenommene Leser könnte angesichts der futuristischen Zeitform durchaus annehmen, dass da ein Redakteur vor der Glaskugel sitzt und anschließend aus dem Kaffeesatz zitiert, was demnächst geschehen wird oder was gerade passiert.

Kein Wunder, dass die Wahlbeteiligung nachlässt. Wozu da noch hingehen, wenn man „CDU gewinnt Wahl“ liest. Ganz schlimm muss es für die Feuerwehrleute sein, die nach erfolgter Brandbekämpfung – kaum wieder zu Hause angekommen – rein grammatisch schon vom nächsten Fiasko an gleicher Stelle lesen: „Strohballen gehen in Flammen auf“. Da wärs doch schön, wenn zumindest der Zeitpunkt genannt würde, wann das geschehen wird. Vielleicht reicht die Zeit noch, um einen Kaffee aufzusetzen?

Lassen wir den Vorhang der journalistischen Barmherzigkeit vor dem Futur hernieder fallen und uns dem widmen, für das niemand was kann: dem schlichten Fehler. Der unterläuft jedem Menschen und deshalb ist es gut, wenn man auch selbst darüber schmunzeln kann. Die Bayern beispielsweise müssen angesichts ihrer eigenen Fehlbarkeit wohl am lautesten über sich selber lachen können müssen.

mir san mir

Sie erwarten ja bekanntlich auch von Migranten die Anerkennung grundlegender arischer Wertmaßstäbe und verlangen,  dass die auch zu Hause deutsch sprechen.

„We cure and care“ heißt jenseits des Weißwurstäquators auf deutsch nichts anderes als „We cure and care“. Oder auf bayrisch: Mir san mir.

Das Amtsblatt unserer Nachbarstadt Lützen wartete vor einiger Zeit mit der Berichterstattung über die Einweihung eines Jugendclubs in Meuchen auf.

Man ist so jung, wie man sich fühlt

Die Darsteller auf dem Foto sind in der Tat Jugendliche! Im Zeitalter des demografischen Wandels sind die zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber ein Interview verriet, dass sie im Herzen jung geblieben sind. Auf die Frage, was er denn am liebsten spiele, antwortete der 93-jährige Stalingradveteran Ottmar F., indem er eine Hand an sein Ohr hielt: „Wie?“ Darauf fragte der Journalist erstaunt: „Tatsächlich? Und welches Spiel spielen sie da am liebsten auf ihrer W ii?“

meuchen

So weit die Füße tragen

Eine wahre Fundgrube lustiger Stilblüten ist auch die Tagespresse zwischen Elbe und Rhein. Und obwohl Markranstädt selbst in der lokalen Gazette eher marginal vorkommt, traf es die Stadt am See jüngst sogar in exponierter Weise. Da kommt es schon nur einmal im Jahrzehnt vor, dass ein Ereignis aus unseren Gefilden sogar überregionale Beachtung findet (von Bürgermeisterwahlen und anderen Kleinkriegen mal angesehen), und dann das hier am 3. Februar auf der international beachteten Tierleben-Seite:

möwen

Als das letzte Mal behauptet wurde, dass Vögel zu Fuß gehen müssen, hatte das weniger ornithologische Hintergründe als vielmehr Sorgen um ausreichende Kapazitäten im Luftraum.

Geflügel-Rollatoren auf dem Rennsteig

Da es aber nur um Vögel geht, hat man sich den öffentlichen Aufschrei lieber für andere Interpretationskompositionen aufgehoben. Die ließen sich bei Begriffen wie Lügenpresse auch viel öffentlichkeitswirksamer nutzen. Trotzdem ist der Gedanke an bis zur Fußlähme wandernde Vögel nicht frei von Kopfkino. Kommt daher vielleicht die Bezeichnung „Hühnerauge“?

Hausgemachter (Stil-) Blütentee

Ja – und gestern offenbarte dann auch die Stadtverwaltung selbst eine allerlieblichste Stilblüte. Da müssen doch Schüler tatsächlich ein ganzes Jahr auf den Tag der offenen Tür warten, um nicht nur endlich mal die Schule zu sehen, in die sie jeden Tag gehen, sondern auch mit der Schulleitung und den Lehrern sprechen zu dürfen.

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Bei so viel kommunikativer Dissonanz würde es schlussendlich nicht verwundern, wenn sich das Problem als bildungsstufenübergreifend entwickeln und beispielsweise die gymnasiale Abschlussfeier in diesem Jahr erstmals nicht in Markranstädt stattfinden würde. Manchmal hat man eben auch bei Stilblüten den Eindruck, als würde es sich um einen molligen Freud’schen Verschreiber handeln.

Mitunter unterläuft sowas auch Verlegern. Das sind die Leute, die eine Zeitung verlegen. Und zwar so, dass ein Teil der Überschrift verdeckt wird.

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