LPG Brandbekämpfung „Roter Hahn“

Die Ortsfeuerwehren Albersdorf, Seebenisch und Kulkwitz werden ab 2015 zusammengeführt. Ob dabei ein Kombinat, eine Genossenschaft oder eine Selbsthilfegruppe herauskommt, steht in den Sternen. Nennen wir das Konstrukt also zunächst einmal LPG Brandbekämpfung „Roter Hahn“.

3. Juni 1978, 21:58 Uhr: Im argentinischen Cordoba ist die südamerikanische Auswahl Perus gerade dabei, Fußballgeschichte zu schreiben. Das Team um Teofilo Cubillas ist bei der XI. Fußball-WM in Argentinien gerade sensationell mit 3:1 gegen Schottland in Führung gegangen, da heulen in Kulkwitz die Sirenen.

Obwohl fast alle Einwohner, und alle Kameraden sowieso, im Fußballfieber vor den Fernsehgeräten klebten, war die Straße zwischen Seebenisch und Gärnitz Minuten später voller Feuerwehrleute und Technik. Sie konnten die Laube in der Gartenanlage zwar nur noch kontrolliert abbrennen lassen, aber der Einsatz war in allen Belangen erfolgreich.

Das war im Sommer 1978. Heute, 36 Jahre später, würden da wohl kaum fünf Mann in Uniform auftauchen und gar nicht wissen, was sie zuerst tun sollen. Das würde zwar am Ergebnis – also einer abgebrannten Gartenlaube – auch nichts ändern, ist aber bedenklich.

Ähnlich sieht es in Gärnitz und auch in Albersdorf aus. Die Kameraden haben einfach nicht genug Leute. Da steht dann nicht nur die Frage, ob ausreichend Einsatzkräfte verfügbar sind, sondern in welchem Zustand sich die Technik befindet. Wurde früher zum heiligen Florian gebetet, dass es keinen Brand geben möge, gelten die gefalteten Hände der Einsatzkräfte heute dem Wunsch, dass die Pumpe anspringt oder die Schläuche dicht sind.

Verschärft wurden die Personalsorgen nach der Wiedervereinigung durch den Geburtenknick und den modernen Sklavenhandel, der nicht wenige Familienväter die Woche über in den Schwarzwald, in die Alpen oder an die Nordsee führt. Die vor Ort verbliebenen Kameraden müssten im Brandfall dann sogar eher Holz nachlegen, damit wenigstens noch ein Flämmchen züngelt, wenn die letzten Pendler aus den gebrauchten Bundesländern eintreffen.

Nun hat man die Reißleine gezogen und führt die Wehren Albersdorf, Gärnitz und Seebenisch zusammen. Ein folgerichtiger Entschluss, der erwartet wurde. Allerdings wahrscheinlich nicht in der Art. In einem Schreiben an die betroffenen Kameraden informiert der Bürgermeister: „…habe ich in der Sitzung des Stadtfeuerwehrausschusses am 30. 09. 2014 informiert, dass die drei Ortsfeuerwehren 2015 zusammengelegt werden.“ Zwar nicht vom Vorgang an sich, aber von der Terminschiene waren zumindest einige Ortschafts- und Stadträte überrascht. Offenbar ist dieses Planungsdetail an den Gremien vorbei gegangen.

bmffw

Doch das ist nur ein Nebenaspekt. Die Entscheidung war, um das Vokabular unserer Kanzlerin zu bemühen, alternativlos. Ob die Lösung als neue Brandbekämpfungs-LPG Albersdorf – Kulkwitz – Seebenisch jedoch nachhaltig ist, darf bezweifelt werden. Spiske selbst konstatierte in seinem Schreiben an die Kameraden, dass bei gemeinsamen Diensten aller drei Ortswehren höchstens 8 bis 10 Kameraden anwesend waren – noch dazu immer die gleichen Personen. Zum Personaldefizit gesellt sich dann noch das Problem der Alarmierungszeiten. Wenn in Albersdorf der Teich brennt, brauchen die Seebenischer wahrscheinlich locker mal so 20 – 30 Minuten, bis sie Ort und Stelle sind.

Man hat also reagiert. Das ist gut! So wie es ist, kanns nicht bleiben. Doch selbst zehn Kameraden in drei (eigentlich vier) Ortschaften sind zu wenig, zumal wahrscheinlich nicht wenige Mitglieder vom avisierten Rückzug ins Dasein als graue Eminenz Gebrauch machen werden (einfach mal auf die Abbildung in der Mitte klicken und Seite 3 anschauen). Das Problem ist mit der Fusion zu einer FFW-Holding noch lange nicht gelöst. Die Seebenischer selbst haben das in ihrer Büttenrede bei der letzten Faschingssession bereits formuliert. Da hieß es:

Wer unsre Feuerwehr gut kennt,
der konnte sicher sein, wenns brennt.
Doch nicht nur Schlauch und Löschbehälter,
auch Kameraden werden älter.

So stehen bald auf diese Weise
an der Spritze nur noch Greise.
Wartets ab, in ein paar Jahren,
kann niemand dort mehr Auto fahren.

Brennt dann irgendwo ein Haus,
rückt man mit Rollatoren aus
und der Hausherr muss sich regen
und nochmal Briketts nachlegen,
damit noch wenigstens was glimmt,
bis die an Ort und Stelle sind.

Damit so etwas nicht passiert,
hat man im Rathaus reagiert.
Aus den Ortswehr’n, so der Rat,
machen wir ein Kombinat.

Wenn man so die Jungen bündelt,
da macht es nichts, wenn da wer zündelt.
Von Schkeitbar fix nach Markranstädt,
die sind doch schnell per Internet.

Mit Facebook löschen statt mit Bier,
die Idee ist auch von hier
und wird, sofern da nichts passiert,
von den‘ da drüben bald kopiert.

Das vergessene Dorf

Jetzt ist es amtlich: Alle Geflügelhalter, deren Federvieh sich im Umkreis von 500 Metern um einen unserer Seen oder Teiche aufzuhalten pflegt, müssen ihre Tiere in Ställen unterbringen.

Alle? Nein. Ein kleines Dorf mitten im Deutschen Reich muss nicht einmal erbitterten Widerstand leisten. Man hat es einfach vergessen…

Sämtliche gefährdete Provinzen des Protektorats Landkreis Leipzig sind in der „Tierseuchenrechtlichen Allgemeinverfügung, Aufstallungspflicht für Geflügel in Risikogebieten“ vom 9. Dezember erfasst. Selbst solch unscheinbare Tümpel mit Namen wie Holzteich, Bürstenteich oder Straßenteich sind zu Risikogebieten erklärt worden. Der Grund: Überall dort können Zugvögel auf ihrer Reise in andere Gefilde landen und H5N8 verbreiten.

Was bisher weniger bekannt war und die Experten verwundern dürfte: Die internationalen Flugrouten der Wildvögel machen um Seebenisch offensichtlich einen großen Bogen. Entweder haben Ornithologen dort eine Mautstelle eingerichtet und die gefiederten Ausländer so zur Flucht auf Nebenstrecken gezwungen oder da stimmt was mit dem Magnetfeld unseres Heimatplaneten nicht.

Jedenfalls zählt der See in Seebenisch laut Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt als einziger See in der Gegend nicht zu den Risikogebieten im Protektorat Leipzig-West. Gleichwohl versammeln sich dort tausende mit Federn vermummte Migranten auf ihrer Durchreise in ein sicheres Drittland. Und was die nagelneuen biologischen Klärgruben des Ortes nicht schaffen, vollbringen die Vögel quasi nebenbei: Sie kacken den See zu, dass es nur so quackert.

S siehts aus in Seebenisch.

So siehts aus in Seebenisch.

Hier haben sich die Behörden wohl selbst ein (hoffentlich nicht infiziertes) Ei gelegt. Quasi im Eilverfahren, noch bevor die Eingeborenen ihren Zaubertrank mischen konnten, hatte man die temporäre Vernässungsfläche zum See erklärt, um sich der Verantwortung dafür zu entledigen. So schnell wahrscheinlich, dass nicht einmal alle Würdenträger des Kreises Wind davon bekamen und den See bei der Kartierung ihres Katastrophenszenarios kurzerhand ignorierten, weil der auf dem Papier noch gar nicht vorhanden ist.

Vogelflug

Vogelfluglinie oder geheimer Plan gefiederter Mautflüchtlinge?

Und warum weiß man noch nichts davon? Na ja … das ist so: Das Internet auf dem Lande ist noch nicht so weit entwickelt. Da wird oftmals noch Teletext gelesen, es gibt richtige Antennen auf den Dächern und die Disketten sind so groß wie Suppenteller. Alles, was in Seebenisch hinter der Bahnlinie wohnt, ist sozusagen das, was früher in der DDR Dresden war: Tal der Ahnungslosen. Dort gibt es Leute, die haben erst gestern erfahren, dass wir 2002 das WM-Finale verloren haben. Und genauso schleppend breitet sich die Kommunikation in der Gegenrichtung aus. Das kann dauern, bis die in Borna mitkriegen, dass da in Seebenisch ein See ist.

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Tierseuchenrechtliche Allgemeinverfügung – einfach anklicken.

DSL mit Störchen so weit die Flügel tragen

Jetzt könnte es sich als Glücksfall erweisen, was dort im Tal der Ahnungslosen in den letzten Jahren mitunter belächelt wurde. Man hat einen Mann in seinen Reihen, der sich mit Vögeln auskennt.

Er könnte die Tiere nicht nur beringen, sondern seine Kernkompetenzen auch dadurch hervorheben, durch sie Nachrichten in die Welt da draußen zu verschicken. Nicht nur Überweisungen, Rezepte oder Telegramme, sondern auch Gewässerkataster und sowas.

Gelbe Fahnen im Niemandsland

Im Grunde genommen ist es ja egal. Im Umkreis von 500 Metern um den See wird in Seebenisch außer Wellensittiche wahrscheinlich sowieso kein Geflügel gehalten. Man macht sich eben nur Sorgen, was passieren würde, wenn im Landkreis plötzlich mal Ebola auftritt oder sowas. Da könnten dann überall gelbe Quarantäne-Fahnen hängen, nur in neuen Wohnsiedlungen nicht, weil sich deren Existenz noch nicht bis nach Borna herumgesprochen hat.

Ach ja: Der unweit des Sees gelegene Sportplatz in Kulkwitz ist ja inzwischen überregional bekannt. Baustopp wegen Wasser und so. Vielleicht wird der ja bald in doppeltem Sinne zum Krisengebiet?

 

H5N8: Die Gefahr aus der Kuckucksuhr

Vor einigen Wochen ist auf der Insel Rügen ein toter Vogel gefunden worden. In ihm haben Wissenschaftler nach fieberhafter Suche eine Wasserstoff-Stickstoff-Verbindung gefunden, die in der Natur nie und im Chemielabor nur in einem Reaktor vorkommt: H5N8. Der ideale Anlass, die Preise für Weihnachtsgänse und anderes Federvieh in die Höhe zu treiben?

Die Grippe-Lobbyisten haben offenbar wieder mal ganze Arbeit geleistet. Ein toter Vogel bislang und die ganze Republik steht Kopf. Fast könnte man darüber selbigen schütteln.

Aber so ist das in der heutigen Zeit. In Kurdistan werden täglich tausende Menschen geschlachtet, aber die Welt horcht nur auf, wenn ein amerikanischer Journalist geköpft wird. Es scheint, als könnten nur noch Einzelschicksale die Herzen der Menschen ergreifen und zu Veränderungen oder wenigstens Maßnahmen führen.

Der Verwesungsgeruch des toten Vogels von Rügen zieht nun auch auf Markranstädt zu. In Gebieten der Landkreise Görlitz, Bautzen und Nordsachsen sowie im Vogtlandkreis muss Geflügel schon in den Ställen bleiben. Als Risikogebiete für eine Ausbreitung des H5N8-Virus gelten vor allem die Uferbereiche an Seen, Teichen und Flüssen. „Geflügel muss dort so gehalten werden, dass es keinen Kontakt zu Wildvögeln haben kann.“, heißt es. Auch die Seen im Südraum Leipzig sowie die Uferbereiche der Mulde wurden als solche Risikogebiete eingestuft.

Dabei hat die Hysterie gerade erst begonnen. Schon nageln besorgte Frauen die Türen der Kuckucksuhren zu und der BND befürchtet salafistische Selbstmordattentäter, die mit lauter toten Vögeln am Gürtel ins Markranstädter Rathaus marschieren.

Kinder stehen weinend an der Supermarkt-Kasse, weil Mama ihnen keine Überraschungseier mehr kauft (in jedem fünften Ei steckt ein H5N8) und die größte Sorge besteht darin, dass das Virus muhtiert und dann auch Kühe befällt.

Nicht zuletzt droht auch dem horizontalen Gewerbe eine ernsthafte Krise. Niemand will mehr was mit Bordsteinschwalben zu tun haben. Die hier drohende Vögelgrippe wütet zwar schon seit Jahrhunderten, hatte aber bislang so harmlose Bezeichnungen wie Tripper oder Schanker. H5N8 klingt gefährlicher und schreckt deshalb ab.

In den landwirtschaftlichen Betrieben Sachsens werden rund 10,8 Millionen Hühner, über 26 000 Gänse, fast 45 000 Enten und 195 900 Truthühner gehalten.

Was die wenigsten Menschen wissen: Unsere Weihnachtsgänse kommen meist aus Polen oder anderen innovativen Wirtschaftsräumen und werden dort „genudelt“. Über ein in den Hals eingeführtes Metallrohr wird den Tieren kiloweise Futter in die Mägen gepumpt. Da leiden die zwar mehr drunter als unter einem Grippevirus, aber da es keine Einzelschicksale sind, interessiert das niemanden. Wichtig ist, dass die Gänse schnell wachsen, in kürzester Zeit fett und dann geschlachtet werden. Noch deutlicher wird das beim Broiler.

Vom Schlüpfen bis zum Schlachten hat er gerade mal 33 Tage! Der Lebenszyklus eines solchen Tieres ist kürzer als die Inkubationszeit eines H5N8-Virus. Sie können also gar nicht krank werden, unsere Weihnachtsbraten. Jedenfalls nicht an Grippe.

Bon appetit. (Foto: Asavaa, Creative Commons Lizenz 3.0)

 

Insofern ist für uns Verbraucher alles gut und Weihnachten trotz nicht vorhandener H5N8-Epidemie gerettet. Der Vogel wird zwar vielleicht etwas teurer werden, aber was nimmt man nicht alles in Kauf, so lange Ebola schön weit weg ist? Wir schreien erst im Januar wieder auf, wenn – statistisch gesehen – im Islamischen Staat der nächste Amerikaner geköpft wird.

 

Hasel- und Genüsse unterm Tannenbaum

Weihnachten und Satire: Passt das zusammen? Klar, wenn der Weihnachtsmarkt in einer Stadt zelebriert wird, in dem die Narren regieren, dann passt das schon. Ohne Zutun der Karnevalisten, so scheint es, geht’s auch zur Adventszeit in Lallendorf kaum. Und so bildeten die Närrinnen und Narren – freilich neben Kita- und Schulkindern, Vereinen und professionellen Schaustellern – auch beim diesjährigen Weihnachtsmarkt drei tragende Säulen: Micha Unverricht und Thomas Koch als Conferenciers, der MCC und der Kultur- und Faschingsverein Seebenisch auf der Bühne.

Beate Lehmann, 1. Beigeordnete im Rathaus, erinnert sich noch gut an den ersten Weihnachtsmarkt vor acht Jahren. „Da standen die Leute erst mal draußen um den Marktplatz herum und haben vorsichtig geschaut, was da abgehen könnte.“ Aber so Stück für Stück – also Jahr für Jahr – wurde die junge Tradition selbstverständlicher angenommen.

Und diesmal, zum inzwischen 8. Markranstädter Weihnachtsmarkt, sammelten sich schon eine halbe Stunde vor der Eröffnung ganze Heerscharen unter der sorgsam zusammengeklöppelten Doppelspitze auf dem Marktplatz. Als es dann richtig losging, sah man vor lauter Füßen kaum noch die Pflastersteine. Wo Glühwein ausgeschenkt wurde, konnte man durchaus die Erkenntnis gewinnen, dass in den Bechern Begrüßungsgeld versteckt war. Die Schlangen bildeten Labyrinthe.

Generalprobe mit Glühwein

Bürgermeister Jens Spiske hatte im Rahmen der Eröffnung die Gelegenheit, einen Tag vor seinem 50. Geburtstag (nachträglich alles Gute!!!) eine Generalprobe zu seiner Festrede am folgenden Tag abzuliefern. Es war ein guter Jahrgang, der 64-er, auch wenn die friesischen Trauben in den nördlicher gelegenen Anbaugebieten gewöhnlich über eine etwas herbere Note verfügen, als es der Durchschnitt mitteldeutscher Kehlen gewöhnt ist. Aber mit Cardamom, Zimt und einem Schuss Orange versehen, hat der Rathaus-Glühwein die Seelen überzeugt.

Ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als das Stadtoberhaupt hatte der Weihnachtsmann. Der beschenkte nicht nur die Kinder, die auf der Bühne mit großen Augen ihre lange einstudierten Programme boten, sondern mischte sich auch unters Volk. Auch eine Form der Klarstellung, dass er es mit Transparenz und Bürgernähe ernst meint.

Was heute von verkaufsfreudigen Seminar-Managern als „Team-Finding“ propagiert wird und nicht selten mit einem gemeinsamen Besuch auf der Toilette („Tschacka – Du schaffst es!“) endet, konnte man hier ganz natürlich und ungezwungen erleben. Kollegen, Bekannte und Nachbarn machten sich gemeinsam auf den Weg zum Marktplatz. Ohne Befehl vom Chef, Anweisung von Mutti oder Gruppenzwang aus der Clique. Und auch so manche sympathische neue Bekanntschaft entstand am Fuße der Fichte aus Großlehna.

edeka

Wer 364 Tage im Jahr freundlich und nett zu anderen Menschen ist, darf sich an einem Tag wie diesem auch mal darüber freuen und die Stimmung genießen. Das sympathische Edeka-Team beim privaten Betriebsausflug auf dem Markranstädter Weihnachtsmarkt.

Beifall für den Rathaus-Walzer

Das positive Fazit galt auch für das Programm auf der Bühne. Hier kamen vom Auftakt bis zum letzten Akkord alle Besucher auf ihre Kosten. Selbst als ein Gesangs-Duo am Ende „Atemlos“ interpretierte, gab es keinerlei Gewaltszenen unter der Weihnachts-Fichte. Und als dann nach Karel Svobodas Titelmelodie aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ die Emotionen überschwappten, wurde direkt vor der Rathaustür sogar getanzt!

walzer

Da wurden alle Herzen weich und es gab Beifall: Spontaner Walzer vor der Rathaustür.

Das muss man sich mal vorstellen: Walzer vor der Rathaustür! Das ist ungefähr so, als würde Uli Hoeneß zu Weihnachten lieber in Festungshaft auf Landsberg bleiben, als zu Hause mit Frau und Hund „Süßer die Glocken nie klingen“ trällern zu müssen. Egal wie: Das Paar da oben auf dem Podest hat mit viel Gefühl und sauberer Schrittfolge im 3/4-Takt die Herzen des Publikums unten auf dem Marktplatz im Sturm erobert. Es gab spontanen Beifall!

Neues Jahr – neue Zeit

Es war ein wirklich schöner Abend auf dem Marktplatz. Und als Micha Unverricht und Thomas Koch vom MCC nach den Auftritten der Tanzgarden des Kultur- und Faschingsvereins Seebenisch diese mit wirklich warmen Worten verabschiedeten, gingen auch die Dörfler mit der Zuversicht nach Hause, dass bald nicht nur ein neues Jahr, sondern auch eine neue Zeit anbricht.

Besuch aus Fukushima

Ach ja: Zum Glück kam auch ein Affe zum Weihnachtsmarkt. Der Mann (oder die Frau?) im King-Kong-Kostüm hatte zumindest dafür gesorgt, dass die Veranstaltung sogar in den Medien berücksichtigt wurde. Findige Experten wollten das als PR-Gag der neuen Sprecherin in die Schuhe schieben. Na und? Einen Weihnachtsmann hat doch jeder …

 

Neues aus der vierten Etage (5) – Teil 2: Schraps hat den Hut verloren

In Sachen Kita, vor rund einem halben Jahr vom Stadtrat in quasi einer Eilsitzung beschlossen („Wir können hier heute nicht ohne einen Beschluss rausgehen“), wurden am Donnerstag die Zeiger wieder auf Null gestellt. Es war höhere Mathematik, die da Anwendung fand, denn die Gleichung hatte viele Unbekannte und ein erstaunliches Ergebnis.

Von einem „Geschmäckle“ war die Rede, als im Sommer der Beschluss für den Kita-Standort am Bad gefasst wurde. Die Abgeordneten hatten sich damals Eile auferlegt, um noch Fördermittel abschöpfen zu können. Jetzt beginnt man wieder von vorn und der Begriff Fördermittel wurde nicht einmal ansatzweise erwähnt.

Ungewöhnlich war es wohl, das Ergebnis, aber nicht unerwartet. Zumindest nicht für aufmerksame Beobachter und Zuhörer, welche die Zwischentöne in den vorangegangenen Sitzungen zu interpretierten versuchten. Man kann es demokratisch nennen oder nicht: Das Ergebnis der Abstimmung um den Kita-Standort am Bad ist jedenfalls nicht das Resultat ehrlicher Meinungsäußerungen aller Abgeordneten. Deren zehn fanden sich auf CDU-Seite, neun Volksvertreter saßen in der Opposition und die Stimme des Bürgermeisters hätte mithin das Zünglein an der Waage sein können. War es aber nicht.

Letztendlich wurde die Standortentscheidung für die Kita am Bad mit 9 Nein-Stimmen, 7 Ja-Stimmen und 4 Enthaltungen wieder in die Tonne getreten.

Aber was war das für eine Mathematik, wenn es bei zehn Christdemokraten, aus deren Reihen Minuten vorher verlautbart wurde, dass man hinter der Standortentscheidung am Bad stehe, nur maximal sieben von zehn Ja-Stimmen gab? Und wie seltsam ist dieser Umstand vor dem Hintergrund, dass von der Fraktion der LINKEN kurz vorher eine geheime Abstimmung gefordert und diese durch vier Stimmenthaltungen der CDU dann auch möglich gemacht wurde?

Ein missgünstiger Geist könnte aus dieser Konstellation den Schluss ziehen, dass die LINKE den Weg für abtrünnige Christdemokraten geebnet hat, damit diese in der folgenden Abstimmung die Lager wechseln und dem Gegenüber mal eben unbeobachtet unter die Arme greifen konnten.

Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass diese Abstimmungen und deren Ausgänge das Ergebnis einer Aneinanderreihung vieler Umstände und Zufälle ist. Ebenso besteht allerdings die Möglichkeit, dass zumindest einige Glieder dieser Kette nicht unbewusst zusammengefügt wurden.

Wenn dem so ist, dann ist das Strickmuster so genial gezeichnet, dass die Zahl möglicher Urheber begrenzt ist. Es gibt nicht viele Leute am Ratstisch, die in der Lage sind, die Gleichung 10+1-9 so zu organisieren, dass das Ergebnis negativ ausfällt und trotzdem richtig ist. Da brauchts Erfahrung und zuverlässige Wegbegleiter.

Aber das sind sicher nur haltlose Verschwörungstheorien, die aus dem seltsam glücklichen Umstand geboren wurden, dass so manch Abgeordneter sich vorab nachhaltig und konsequent für den Standort am Bad aussprechen konnte, ohne hinterher das Gesicht zu verlieren, wenn es dann doch anders kommt.

Manchmal gibt’s wirklich solche Zufälle. Dann heißt die Gleichung eben 10 – x = 7. X ist dann zwar drei, aber welche drei von 10 sind es? Schraps hat den Hut verloren, Vier hat ihn. Vier hat ihn nicht, Acht hat ihn. Acht hat ihn nicht, Drei hat ihn …

Das Spiel geht gewöhnlich so lange, bis sich mal einer verquatscht.

 

Neues aus der vierten Etage (5) – Teil 1

Wie immer am ersten Freitag nach dem ersten Donnerstag im Monat werden heute viele Leser auf den Bericht aus der vierten Etage warten. Den gibt es heute aber nur in abgespeckter Version, weil zwischen den Zeilen so viel passiert ist, dass man die Dinge etwas ordnen und sich auch Zeit für die richtigen Formulierungen nehmen muss. Was da nämlich gestern im Ratssaal passierte, sah für den unvoreingenommenen Besucher zwar wie eine (fast) normale Sitzung aus, war in Wahrheit aber ein von taktischen Maßnahmen und fintenreichen Strategien geprägtes Gemetzel. Es ist schwer, sowas in Worte zu fassen und noch schwerer, dafür satirische Gleichnisse zu finden.

 

Fangen wir also mit dem lustigen Teil an: Gleich mehrmals fragte der Bürgermeister, ob er in der Runde gut zu verstehen sei. Nachdem das Mikro justiert war und der Nordmann auf dem Thron von einem Imitator mit Kermit-der-Frosch-Stimme zu langsamer und deutlicher Aussprache ermahnt wurde, funktionierte es diesmal mit der Verständigung ebenso einwandfrei wie mit der Verständlichkeit.

Die Vernässungsfläche in Seebenisch war das erste Thema und es schien, als hätte sie das Zeug zum künftigen Wahlkampfthema. Ronald Gängel (LINKE) brachte es zuerst auf den Tisch. Sicher gehört er nicht zum Leserkreis der Markranstädter Nachtschichten, doch knüpfte er nahtlos an unsere Thesen und Berichterstattung an. Er wunderte sich, dass man sich wunderte, dort auf Wasser zu stoßen, wo Wasser vermutet wird. Konkret ging es um den verfügten Baustopp am Kulkwitzer Sportplatz. „Wenn jetzt ein hydrologisches Gutachten erstellt wird, weil man dort auf Wasser gestoßen ist, dann frage ich mich, auf Grundlage welchen Gutachtens dort die Baumaßnahme begonnen wurde?“

Zwischen Logik und Vorschriften

Bauamts-Chefin Dr. Richter konterte: „Wir haben alle erforderlichen Gutachten eingeholt. Aber wenn da plötzlich bei 20 Zentimetern Tiefe schon Wasser ist, rechtfertigt das ein solches Gutachten schon.“ Eigentlich schade, dass sich Gängel mit der Entgegnung zufrieden gab: „Hätte man vorher mal sachverständige Bürger aus Seebenisch gefragt, könnten die Kosten für das hydrologische Gutachten beispielsweise dem Kita-Projekt zufließen.“ Rein rechnerisch würde sowas zwar funktionieren, aber praktisch verbieten haushalterische Buchungsposten solche Gedanken.

In der anschließenden Bürgerfragestunde kam das Thema dann nochmal auf den Tisch. Die Kosten für das Abpumpen des Seebenischer Wassers wurden da nachgefragt. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Dann begannen die Abstimmungen zu den beantragten Beschlüssen. Und spätestens hier wurden die Daseinsberechtigungen der MN-Mitarbeiterin im linken und des maskulinen Schreiberlings im rechten Teil des verwinkelten Ratssaales gerechtfertigt. Bei einer solchen Programmgestaltung ist es dem einfachen, quasi uninformierten Volke wirklich schwer zuzumuten, sich da stundenlang hinzusetzen und zuzuschauen, wie was beschlossen wird, was sich einem nicht erschließt

Selten war zu ermessen, welche Dimensionen die Beschlüsse umfassen. Da wurden zwar erneut Grundstücksverkäufe am Westufer des Kulki in Millionenhöhe ausgewiesen, aber als es beispielsweise um Zuschüsse für den SSV Markranstädt oder die Investition für einen Rasentraktor in Räpitz ging, wusste niemand unter den Gästen, ob es da gerade um Peanuts aus der Portokasse oder Millionenbeträge ging. Man schaut halt eben nur zu und langweilt sich, derweil sich die Volksvertreter bei ihren wichtigen Auseinandersetzungen wie Pharaonen vorkommen mögen.

An dieser Stelle wäre ein Hinweis an die Verwaltung angebracht: Jetzt, wo eine professionelle Pressefrau die Wortgewalt führt, ist es vielleicht auch möglich, die Tagesordnung mit einigen Informationen zu unterfüttern, die eine solche Stadtratssitzung für das Publikum nachvollziehbar machen?! Es wäre nicht nur schön, sondern auch transparenter und es würde genüger, beim Verlesen des betreffenden TOP einen kjleinen Abriss zu geben, damit das Publikum versteht, worum es geht.

Apropos SSV Markranstädt: Der befindet sich nach Aussagen des Bürgermeisters wohl in einer „Schieflage“. Deshalb stimmten die Abgeordneten einer Spritze zu, die im „Vorgriff auf den Beschluss“ schon mal prophylaktisch in die Lenden des Oberligisten injiziert wurde. Kommunalpolitisches Harakiri, das man bei den gegebenen Kräfteverhältnissen nur dann eingeht, wenn man sich des Vertrauens sehr guter Freunde sicher ist. Dass das trotzdem ein Drahtseilakt sein kann, lassen Gerüchte auf Lallendorfs Straßen befürchten. Der Geschäftsstellenleiter des SSV sei, so hört man, ab 1. Januar nicht mehr Geschäftsstellenleiter (soll inzwischen als Ordnungshüter eine Option sein, möglicherweise sogar mit Ausschreibung) und das ganze Drumherum des SSV wäre nur noch mit Jahresverträgen ausgestattet. Wie dem auch sei: SSV – dynamisch. Besser als Bayern – Hoeneß.

Sie merken schon, liebe Leserinnen und Leser: Wir schwabbeln so an der Oberfläche lang, ohne uns dem Kern zu nähern, Tagesordnungspunkt 13. Na gut – ein erster Versuch. Also: Ähm, …. tja … nun … Klarstellungsbeschluss … Wenn Sie den Begriff mal in Word oder einem andren Textprogramm eingeben, ist er mit Sicherheit durch eine rote Wellenlinie unterstrichen. Das hat auch seinen Grund. Den Begriff gibts eigentlich nicht. Auch nicht in Markranstädt. Drum hieß der TOP hier „Klarstellung zur Standortentscheidung“ und er war in der Tagesordnung auch nicht als Beschluss aufgeführt. Deshalb lautete es hier nur „Neubau einer Kindertagesstätte“.

Was dann passierte, überforderte sogar den Intellekt gleich zweier MN-Vertreter an gegenüberliegenden Seiten des Podiums, wahrscheinlich aber auch den einiger Abgeordneter. Auf der konservativen Seite des Ratstisches (zehn Abgeordnete) war man ebenso für den Standort am Bad neben dem JBZ wie auf dem Thron (macht zusammen elf!).

Kommunal-Mathematik

Die neun Abgeordneten auf der anderen Seite positionierten sich scheinbar fraktionsmäßig, was nach Adam Ries neun Stimmen bringen könnte. Argumente wurden hin und her geworfen, anhand derer der außenstehende Beobachter den Eindruck gewinnen musste, dass die Abgeordneten nur Angst davor hatten, mit ihrer Standortentscheidung vom Juni 2014 auch die Verantwortung für möglicherweise explodierende Kosten übernehmen zu müssen. Eigentlich verständlich. Die Mehrkosten beliefen sich allerdings erstmal auf 25.000 Euro wegen des Abwassers. Und die waren bereits beim Beschluss zu ermessen. Angesichts vakanter Beträge beim Rasentraktor oder der Finanzspritze für den SSV eröffnete sich dem mit Zahlenwerk unterversorgten Gast schon die Frage der Verhältnismäßigkeit und ob da gleich ein ganzes Projekt in Frage gestellt werden muss?

Keine Frage nach den Fördermitteln

Immerhin wurde der Standort längst beschlossen und damals wurde auch zur Eile gemahnt, um 2014 noch Fördermittel beantragen zu können. Ein solcher Antrag bedarf natürlich auch belastbarer Zahlen, also einer Planung. Wenn man dann aber drei Wochen vor Jahresende diese Planungen, die der Stadtrat im Sommer per Beschluss in Auftrag gab, in Frage stellt, dann sind die Verluste groß. Entweder waren die Planungsleistungen umsonst (schlimm) oder sie hatten gar nicht stattgefunden (der Beschluss des Stadtrates wurde von der Verwaltung quasi nicht umgesetzt). Egal wie: Es sollte zu denken geben.

Der folgende Ablauf ist fiktiv, sehr geehrte Leserinnen und Leser. Nur seine Ergebnisse sind real. Also bitte nicht falsch verstehen: Es ist alles (bis auf die Zahlen und Ergebnisse) frei erfunden, aber im Vorfeld gut geplant:

…. (Fortsetzung folgt nach einer kurzen Werbepause von nur 24 Stunden im nächsten Teil)