Mexican Network: Endlich schnelles Internet im Markranstädter Norden

Freude in Frankenheim und Lindennaundorf: Lange genug hat’s gedauert, aber jetzt werden die Ortschaften am nördlichen Polarkreis Markranstädts endlich ans schnelle Internet angeschlossen. Weil es bislang selbst kurze Pornos nicht durch die analogen Modems geschafft haben, sind dort noch heute viele Leute der Meinung, dass es sich bei „Buffering“ um eine Sex-Stellung handelt, bei der man sich nicht bewegen darf. Aber das ist jetzt vorbei. Allerdings waren da einige Kompromisse nötig.

Der Plan war einfach: Schacht aufbuddeln, Glasfaserkabel rein und Kanal wieder zuschütten. Zu einfach allerdings für den deutschen Amtsschimmel.

Der fordert nicht nur eine behördliche Absichtserklärung zur Erlangung einer Schachtgenehmigung A 38 samt Einreichung ausführlicher Unterlagen nach HOAI für die Planungsphasen 08 bis 15. Zuvor noch muss entlang des Trassenverlaufs eine Voruntersuchung zur Umweltverträglichkeit durchgeführt und der Einfluss des Vorhabens auf mögliche Flora-Fauna-Habitate (FFH-Gebiete) untersucht werden.

Amtsschimmel hat Durchfall

Das mit der Expertise beauftragte Unternehmen muss zudem eine Tariftreueerkläreung vorlegen können und nachweisen, dass mit den genutzten Untersuchungsmitteln nicht gegen die Embargo-Richtlinien der EU gegen Russland und andere autokratisch regierte Staaten verstoßen wird.

Geschlechterfragen und anderer Lärm

Keine acht Jahre später könnte die amtliche Erlaubnis zwar vorliegen, doch inzwischen war der Gesetzgeber auch nicht untätig. Jetzt gestaltet sich die Auftragserteilung als nahezu unmöglich, weil die Tiefbaufirmen nicht die geforderten Voraussetzungen erfüllen. Das kleinste Problem ist da noch die Frauenquote.

Wissenstransfer via Balkanroute: Das mexikanische Internet schafft jede Menge Arbeitsplätze, damit die deutschen Ureinwohner ihr Bürgergeld online beantragen können.

Wissenstransfer via Balkanroute: Das mexikanische Internet schafft jede Menge Arbeitsplätze, damit die deutschen Ureinwohner ihr Bürgergeld online beantragen können..

Mit Ausnahme der Chefsekretärin arbeiten dort nur Männer, aber das lässt sich ja neuerdings mit einem Gang zum Einwohnermeldeamt schnell korrigieren. Schwieriger wird es direkt an der Baustelle mit der Bereitstellung mobiler Toiletten für alle 74 Geschlechter. Wenn dabei argumentiert wird, dass im Unternehmen gar keine Diversen arbeiten, ist der Auftrag gleich futsch.

Erdbau impossible

Den endgültigen Todesstoß erhielten die geplanten Erdarbeiten durch die neue Geräte- und Maschinen-Lärmschutz-Verordnung der EU.

Demnach dürfen laute Geräte nur in der Zeit von 9 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 17 Uhr betrieben werden, an Sonn- und Feiertagen ist die Benutzung verboten.

Selbsthilfe ist auch keine Lösung

Weil sich die Herstellung eines irdenen Schachtes durch Frankenheim und Lindennaundorf mit Bagger und anderen motorisierten Hilfsmitteln unter diesen Maßgaben zu einem Generationenprojekt entwickeln würde, hatten die Anwohner schlussendlich die Idee, die Rinne in leiser, umweltgerechter Handarbeit lieber gleich selbst auszuschachten.

Deutsche Ingenieure wären hier völlig überfordert, würden die Hauptleitung wahrscheinlich an eine Diversentoilette anschließen.

Deutsche Ingenieure wären hier völlig überfordert, würden die Hauptleitung wahrscheinlich an eine Diversentoilette anschließen.

Doch auch da hatten die Bürger die Rechnung ohne die staatliche Kontrollgier der Behörden und ihrer Geheimdienste gemacht. Denn der örtliche Landwirt, der die Werkzeuge dafür kostenlos zur Verfügung stellen wollte, konnte für seine Spaten und Spitzhacken keinen lückenlosen Nachweis der Lieferkette erbringen.

Eingriff in staatliche Kontrollhoheit

Noch bevor das auf Druck der Reichsbürger in Ortspolizeibehörde umbenannte Ordnungsamt die erste Verhaftungswelle lostreten konnte, hatte die Grabenbrigade des Dorfes ihren Plan bereits wieder aufgegeben.

Wissenstransfer durch Migration

Als ein ansässiger Züchter schon den Bestand seiner Brieftauben aufstocken wollte, um künftig noch mit der Welt da draußen Kontakt halten zu können, nahte überraschende Hilfe aus ganz unerwarteter Richtung.

Eine Gruppe junger Flüchtlinge, die ihr Land kurz zuvor wegen dessen wirtschaftlicher Rückständigkeit und mittelalterlicher Produktionsmethoden verlassen hatte, brachte aus ihrer Heimat Mexiko eine bahnbrechende Lösung mit: Internet-Kabel werden nicht eingegraben, sondern als moderne Freileitungen durch den Ort gezogen.

Zuschauen und lernen

Migration als Wissenstransfer, diesen Effekt hatten bis dato nicht einmal die Lehrstühle bei den öffentlich-rechtlichen Medien auf dem Schirm.

Erstaunt zitieren sie den Initiator der Idee: „Auch wir standen vor vielen Jahren vor dem gleichen Problem“, erzählt Vorarbeiter Hombré Sanchez. „Nur dass die Verhinderer bei uns wirklich noch Mafia heißen und Erdarbeiten deshalb untersagt haben, weil sie die Flächen für den Drogenanbau und die erforderlichen Labors brauchen. Bei euch sind es Raps, Mais und Windräder.“

Mexican Network

Der Clou dieser Technologie: Während beim altmodischen Internet via unterirdischem Glasfaser alle Informationen über eine Leitung laufen, bekommt beim „Mexican Network“ jeder Haushalt sein eigenes Kabel. Keine Chance mehr für Hacker, Tracker oder Fracker. Binnen nur eines Tages kann mit dieser Technologie ein ganzer Stadtteil digital erschlossen werden. Für den Laien, also den deutschen E-Bachelor, mag es am Verteilerknoten etwas wirr aussehen, aber die hochqualifizierten Bindfadentechniker aus Mexiko wissen, was sie tun.

Solche leistungsfähigen Verteilerknoten sollen sich künftig überall auf den Dörfern rund um Markranstädt harmonisch ins Ortsbild einfügen. Bei der Inbetriebnahme bekommen die Ortsvorsteher eine kurze Einweisung zu den Wartungsmaßnahmen.

Solche leistungsfähigen Verteilerknoten sollen sich künftig überall auf den Dörfern rund um Markranstädt harmonisch ins Ortsbild einfügen. Bei der Inbetriebnahme bekommen die Ortsvorsteher eine kurze Einweisung zu eventuell erforderlichen Wartungsmaßnahmen.

Jetzt holt Deutschland auf! Nach Sonderbehandlung (Hitler), Sonderoperation (Putin) und Sondervermögen (Scholz) ist der Sonderdigitalpakt der mexikanischen Einwanderer die erste Sondererfindung, bei der die Menschheit nicht verarscht wird.

Der Sonderdigitalpakt

Zwar wird es den Frankenheimern und Lindennaundorfern auch dadurch nicht möglich sein, das neue Auto schneller online anmelden zu können, weil die Anträge in Borna erst noch an einem schmiedeeisernen Terminal der Marke „Erika“ abgetippt werden müssen. Aber immerhin kann man sich jetzt die Wochen bis zum Erhalt der Eingangsbestätigung des Antrages zur Erlangung einer Berechtigung für einen Online-Zugang zum Meldesystem mit der Betrachtung flüssig laufender Videos auf YourPorn vertreiben.

Das ist doch auch schon mal was, Mexican Network sei Dank.

Archäologie: Rätselhafte Grabensysteme vor den Toren Markranstädts entdeckt

Wenn man im Landkreis ein wenig herumkommt, hört man zum kommunalpolitischen Treiben in Markranstädt öfter die Frage, ob bei uns möglicherweise irgendwas im Trinkwasser ist, das die Streitsucht fördert. Und immer dann, wenn von einer Spaltung der Gesellschaft oder „tiefen Gräben“ die Rede ist, wird gefragt, woher das kommt. Zwischen Quesitz und Kulkwitz sind Archäologen jetzt auf rätselhafte Funde gestoßen, die das Phänomen der tiefen Gräben möglicherweise erklären.

Beim Bau der Fernwärme-Leitung zwischen Leuna und Markranstädt wird auf 19 Kilometern Länge emsig gebuddelt.

Traditionell begleitet werden die Erdschaffenden von Archäologen, die mit gewetzten Kellen und gezückten Pinseln sprungbereit am Trassenrand stehen. Bereit einzugreifen, falls in der Baggerschaufel die Bundeslade oder der Heilige Gral ans Licht gehoben wird.

Auf der Suche nach der Bundeslade und dem Heiligen Gral

Die Szenerie gleicht der TV-Doku „Die Schatzsucher von Oak Island“ fast aufs Haar. Nur: Während die Lagina-Brüder in Neu-Schottland ab und zu auch mal ein Artefakt finden, ist das Team des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Markranstädt lediglich auf rätselhafte Anomalien im Erdreich gestoßen. Aber die haben es in sich!

Die schwarze Fläche im Erdschnitt zeigt einen der 3.000 Jahre alten Gräben, die als ältestes Zeugnis eines Bürgermeisterwahlkampfes in Markranstädt gelten.

Die schwarze Fläche im Erdschnitt zeigt einen der 3.000 Jahre alten Gräben, die als ältestes Zeugnis eines Bürgermeisterwahlkampfes in Markranstädt gelten.

Sechs rund 3.000 Jahre alte Grabensysteme haben die Forscher entdeckt. Zwei davon sind auf einer Länge von je 30 Metern inzwischen freigelegt worden. Welchem Zweck das Grabensystem diente, stellt die Archäologen allerdings vor Rätsel.

Von frühzeitlichen Grundstücksgrenzen ist die Rede, andere vermuten ein bronzezeitliches Meliorationssystem. Die Gräben sollen einst zwischen zwei bis drei Meter breit und einen bis anderthalb Meter tief gewesen sein.

Die Struktur der Gräben hat sich bis in die Neuzeit erhalten. Sie ist heute noch an der Sitzordnung im Markranstädter Ratssaal ablesbar.

Die Struktur der Gräben hat sich bis in die Neuzeit erhalten. Sie ist heute noch an der Sitzordnung im Markranstädter Ratssaal ablesbar.

Die Markranstädter Nachtschichten waren vor Ort, haben sich selbst ein Bild von der Situation gemacht, die Lage ausgewertet und eine Expertise angefertigt. Demnach ist die Tradition tiefer Gräben in Markranstädt schon 3.000 Jahre alt, hat sich also bereits fest im genetischen Code des homo marcransis verankert.

Evolutionstheorie: Was Charles Darwin nicht wusste

Im Zuge der Evolution sind die Gräben infolge immer knapper werdenden Baulands zwar nicht breiter geworden und enger zusammengerückt (was die kleinkarierte Denkweise erklärt), dafür haben die hier siedelnden Druiden ihre biologischen Fähigkeiten genutzt, um immer tiefer zu graben.

Die Entschlüsselung des Rätsels

Wenn die Dresdener Archäologen nur mal kurz ihre Spaten weglegen und eine Stadtratssitzung besuchen würden, könnten sie das Grabensystem binnen weniger Minuten auch ohne Satellitenaufnahme entschlüsseln.

Nahezu quadratisch ziehen sich vier dieser Erdbauwerke entlang jeder Seite des Ratstisches, weitere zwei bilden direkte Diagonalen. Sechs Grabensysteme, ganz genauso wie an der Ausgrabungsstelle draußen auf dem Feld. Nur dass die Fläche im Ratssaal heute kleinkarierter ist, die Gräben dafür allerdings viel, viel tiefer sind. Eine Folge der Evolution.

Früher war die Fertigung von Abflussleitungen Sache des Steinmetzes. Hier ist allerdings ein neuzeitlicher Plastemetz am Werk gewesen.

Früher war die Fertigung von Abflussleitungen Sache des Steinmetzes. Hier ist allerdings ein neuzeitlicher Plastemetz am Werk gewesen.

Und weil wir gerade bei der wissenschaftlichen Auswertung sind, wollen wir Ihnen auch ein weiteres Ergebnis der MN-Expertise nicht vorenthalten. Vor wenigen Monaten ist man in Leipzig bei Bauarbeiten auf einen 100 Jahre alten Graben gestoßen, in dem eine ebenso alte Telefonleitung aus Kupfer entdeckt wurde. Das Fazit: In Leipzig gab es 1925 schon Festnetz-Telefon.

So grün ist die neue Wärmeenergie aus Leuna.

So grün ist die neue Wärmeenergie aus Leuna.

In den Gräben auf dem Feld bei Quesitz befand sich hingegen weder ein Kupfer-, noch ein Glasfaserkabel. Einzig mögliche Schlussfolgerung: Die Einwohner von Markranstädt verständigten sich vor 3.000 Jahren bereits drahtlos per Handy.

Neues aus der vierten Etage: Markranstädter Rathaus Bank – die machen den Weg frei

Fast 50 bürgerliche Zeugen im Ratssaal, da muss man das Drama der 8. Stadtratssitzung nicht mehr näher beschreiben. Es wird sich von alleine herumsprechen. Konzentrieren wir uns also auf die wenigen satirischen Momente und auf all das, was am Donnerstagabend nicht geschah.

Dass wieder mal ein mehrstündiges Programm drohte, war angesichts der Tagesordnung klar. Die wurde zusammen mit der Einladung ausgereicht und genau das sorgte erneut für lange Gesichter.

Einladung. Der Begriff impliziert das Vorhandensein von Gastgebern (Bürgermeisterin und Stadtrat) sowie Gästen (der Homo Marcransis). Im Ratssaal sieht das so aus: Vor den Gastgebern türmt sich ein mannigfaltiges Spektrum unterschiedlichster Erfrischungsgetränke samt Gläsern und Öffnern, während man die geladenen Gäste stundenlang vor sich hin dehydrieren lässt. Gastfreundschaft „made in markranstädt“.

Zwischen Stuhlkreis und Hausverbot

Nur gut, dass die Bürgerfragestunde so früh dran ist. Da hat der Durst die Zungen der streitbaren Geister noch nicht so weit anschwellen lassen, dass sie sich nicht mehr artikulieren können. Und so forderte eine führende Pädagogin der Stadt, offenbar gestählt von ihren beruflichen Erfahrungen, erstmal eine Neustrukturierung der Bestuhlung im Ratssaal. Weg vom konservativen Frontalunterricht, statt dessen hin zum kommunalpolitischen Austausch im Stuhlkreis.

Auch beim nächsten Redner war von Durst oder Nährstoffmangel nichts zu spüren. Im Gegenteil:

Der Quesitzer Ortsvorsteher Peter Bär setzte sich derart vehement für Transparenz und Kommunikation mit dem Rathaus ein, dass ihn die Bürgermeisterin nur noch mit einem drohenden Hausverbot zu bremsen vermochte. Zuvor hatte Bär den Stadtjuristen Schwertner mit dem Bann einer Dienstaufsichtsbeschwerde belegt, weil dieser nicht auf seine eMails antwortet.

Kurz die Welt retten, 148 Mails checken

Der Jurist konterte den Angriff mit dem Hinweis, dass die Kommunikation nicht über ihn, sondern die Bürgermeisterin zu erfolgen habe. Stitterich wiederum wehrte sich mit dem Argument, dass sie täglich unzählige eMails erhalte. Warum sie sich angesichts dieses hohen Arbeitsaufkommens am Ende der Sitzung trotzdem wieder einmal dafür einsetzte, künftig auf die Unterstützung eines Beigeordneten verzichten zu dürfen, fiel angesichts der um sich greifenden Dehydrierung niemandem mehr auf.

Obdachlose Volksfestfreunde

Nach Androhung der Verbannung änderte Peter Bär sowohl das Thema als auch die Strategie. Gegen soziales Engagement, wie aufrechtes Eintreten gegen Obdachlosigkeit, wagt sich auch in Markranstädt niemand, einen Maulkorb zu verhängen. Und so konnte Bär in Ruhe die Frage nachlegen, warum die Döhlener Volksfestfreunde nach einem Regenguss auf die Straße gesetzt wurden und wie sie wieder in die Gesellschaft integriert werden könnten. The answer, my friend, is blowing in the wind…

Aber wenigstens konnte das Publikum wirklich wichtige Erkenntnisse mit nach Hause nehmen, die auch für das persönliche Wohl genutzt werden können. Bei Fragen zur Rückabwicklung des Grundstücksverkaufes Schkeuditzer Straße 1 kam zur Sprache, dass der 2016 mit dem Kaufvertrag vereinbarte Preis von 36.490 Euro erst im Juli 2020 bezahlt wurde.

Der Weg zum Reichtum

Das eigentlich Interessante daran ist aber, dass der Käufer das Areal schon vorher mit einer Grundschuld in Höhe von 100.000 Euro belastet habe.

Tipp für die MN-Leser: Wenn Sie also in den elitären Kreis der Großgrundbesitzer aufsteigen wollen, ist das auch ohne Eigenkapital gar kein Problem. Gehen Sie einfach zur Stadt und kaufen dort ein Grundstück. Ganz wichtig: Nicht bezahlen, sondern mit dem Wisch erstmal zur Bank gehen und dort einen Kredit in Höhe des dreifachen Kaufpreises aufnehmen. Mit einem Drittel bezahlen Sie dann den Grundstücksdeal und mit den restlichen zwei Dritteln … na ja, da wird Ihnen sicher schon was einfallen.

Markranstädter Rathaus Bank: Die machen den Weg frei

Markranstädt: Der Partner für die Finanzierung Ihrer Wohnideen. Nutzen Sie die „Wie-für-mich-gemacht“-Grundschuld der Markranstädter Rathaus Bank.

Die machen den Weg frei.

5 – 7 – 11: Bingo für Seebenischer Pfauen in Hannover

Es klingt wie eine ornithologische Sensation. Hat da im stillen Verschlag ein gewiefter Geflügelzüchter einen Pfau mit einem Star gekreuzt in damit ein radschlagendes Federvieh mit Vogelzugverhalten erschaffen? MN-Volkskorrespondent Yak Eknil hat seine Feder in postkarnevalistischen Weihrauch getunkt und eine Aufklärungsschrift verfasst.

Vor rund 18.000 Zuschauern tummelten sich am vergangenen Wochenende in der Hannoverschen ZAG-Arena neben Seebenischer Pfauen auch badische Kolibris, hessische Lamas, bayerische Eskimos oder westfälische Fressmonster.

Doch keine Angst, das waren alles nur Verkleidungen. Unter den Kostümen verbargen sich Tänzerinnen und Tänzer, die zur 52. Deutschen Meisterschaft im Karnevalistischen Tanzsport antraten.

Best of 20.000!

Nach Angaben des Präsidenten des Bundes Deutscher Karneval fanden ab September 2024 deutschlandweit 34 Qualifikationsturniere statt, bei denen rund 20.000 in 500 Vereinen organisierte Aktive versuchten, sich für einen Auftritt bei diesen Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren.

Die feuchten Augen des Uli Hoeneß

Darunter sind Vereine, wie die KK Buchnesia aus Nürnberg oder die Besenbinder aus Röttenbach, die es im Gegenzug zu manch anderen regelmäßig mit Ihrem Gardetanz schaffen, zu Fastnacht in Franken die komplette Bayerische Landesregierung sprachlos zu machen.

Jugend-Schautanzgruppe: Die Seebenischer Pfauen überzeugten die Jury mit dem Stück: "Eure Majestät, der Federdieb".

Jugend-Schautanzgruppe: Die Seebenischer Pfauen überzeugten die Jury mit dem Stück: „Eure Majestät, der Federdieb“.

Auch dabei war die Tanzsportgarde Harsewinkel, die als Deutschlands erfolgreichster Verein bei Deutschen Meisterschaften ausgezeichnet wurde. Bei den 39. Deutschen Meisterschaften bekommt selbst Uli Hoeneß große Augen. Und mittendrin der Kultur- und Faschingsverein aus Seebenisch.

Der lange  Weg zum Olymp

Die Hochphase der Saison begann vor 3 Wochen. Da setzten sich die Seebenischer bei der Sächsischen Meisterschaft im Karnevalistischen Tanzsport unter anderem gegen Markranstädt, Pegau, Eilenburg, Delitzsch und Dresden als erfolgreichster Verein Sachsens durch. Die Tänzerinnen und Tänzer holten in Neukieritzsch vier sächsische Meisterkronen, zwei Silbermedaillen und drei Trizemeistertitel.

Das waren die Tickets für eine weite Reise, denn schon eine Woche später ging es in das rund 520 km entfernte Düren. Dort fanden die Norddeutschen Meisterschaften statt. Die letzte Hürde zur Deutschen Meisterschaft meisterten die Jugendgarde mit einem 5. Platz, der Jugendschautanz mit einem 4. Platz und das Tanzpaar Ella Helene Cziommer und Ben Seiffert ebenfalls mit einem 4. Platz.

Und so traten die dadurch qualifizierten Seebenischer Star-Eleven am vergangenen Wochenende gegen die Besten der Besten bei den Deutschen Meisterschaften im Karnevalistischen Tanzsport an. Der ist – kein Scherz – inzwischen zu einer anerkannten Sportart gereift und wird als Leistungssport eingestuft!

Die Rhythmusschaffenden trainieren zweimal, manchmal auch dreimal in der Woche sowohl in Kulkwitz als auch in Räpitz, um sich auf die Turniere vorzubereiten. Und dann kommt es auf ein paar Minuten an, in denen der perfekte Tanz vorgeführt werden soll. Jeder noch so kleine Fehler, egal ob beim Tanz oder am Kostüm, wird von der 7-köpfigen Jury gnadenlos mit Punktabzug bestraft.

Die Seebenischer "Funkelgarde" holte in Hannover den 7. Platz.

Die Seebenischer „Funkelgarde“ holte in Hannover den 7. Platz.

Es wird in verschiedenen Kategorien und Alterklassen getanzt. Der Gardetanz ist dabei die klassische Form des karnevalistischen Tanzsports. Diese Stilrichtung umfasst die Disziplinen Tanzmariechen, Tanzpaare, weibliche Garden und männliche oder gemischte Garden. Da kommen allerhand Kids zusammen. Deswegen reisen dann Vereine, wie Buchnesia, Röttenbach oder Harsewinkel mit dem großen Doppelstockbus zum Turnier. Okay, der KFV Seebenisch kam auch nicht gerade mit einem Kremser dahergeschwommen, aber in einer humorbefreiten Gegend wie Markranstädt ist es umso schwerer, dafür Sponsoren zu finden.

Angesichts der hohen Anforderungen kann man sich ausmalen, wie groß der Schock war, als pünktlich zum Saisonhöhepunkt eines der 9 Gardemädels krankheitsbedingt ausfiel.

Das ist vergleichbar mit der Katastrophe, wenn Manuel Neuer mitten im WM-Finale wegen eines Ermüdungsbruchs im Reklamier-Arm gegen Pius Paschke ausgewechselt werden muss.

Erfolgreiche Zwangsrotation in der Startaufstellung

Aber nicht so beim KFV. Nachdem der erste Schock verdaut und die letzten Tränen getrocknet waren, stellte das Trainerteam in den letzten Minuten vor dem Auftritt auf der großen Bühne die Abfolgen um.

Und das Ergebnis ließ sogar den Dom in Köln vor Ehrfurcht wackeln: Im karnevalistischen Tanzsport kommt das fünftbeste Juniorentanzpaar Deutschlands aus Seebenisch!

Ella und Ben zählen seit dem vergangenen Wochenende zu den fünf besten karnevalistischen Tanzpaaren Deutschlands!

Ella und Ben zählen seit dem vergangenen Wochenende zu den fünf besten karnevalistischen Tanzpaaren Deutschlands!

Auch die Garde hat gezeigt, wo in der Bundesrepublik der karnevalistische Hammer hängt. Von der ganzen Umstellung war auf der Bühne nichts mehr zu sehen. Die acht Mädels setzten alles perfekt um und konnten einen hervorragenden 7. Platz erreichen.

Super-Bingo in der ZAG-Arena Hannover vor 18000 Zuschauern

Und weil die 11 im Karneval nicht nur am 11. 11. um 11:11 Uhr die wichtigste Rolle spielt, hat sich der Verein beim Schautanz gar nicht erst um die lächerliche Goldmedaille bemüht, sondern legte mit dem 11. Platz eine karnevalistische Punktlandung ohnegleichen hin!

In diesem Sinne: KFV Helau!

Hereinspaziert: Diese sympathischen Markranstädterinnen sind ab Montag für Sie da!

Die Markranstädter Nachtschichten bei einer Tasse dampfendem Morgenkaffee und knackigen Frühstücksbrötchen genießen – was braucht es mehr für einen gelungenen Start in den Tag? Ab Montag müssen Sie diese Ouvertüre nicht mehr zu Hause erleben, wo regelmäßig Zoff droht, wer den Tisch deckt, hinterher wieder abräumt oder das Geschirr abwäscht. Im Café Wendl können Sie sich jeden (!) Tag zwischen 7 und 18 Uhr von diesen sympathischen, wieselflinken und vor allem waschechten Markranstädterinnen bedienen lassen. Mit Panoramablick auf das Treiben in der Leipziger Straße und – jawollja – sogar sonntags!

Von der Suche nach einem Objekt über dessen Umbau bis zur Eröffnung am Montag hat der Markkleeberger Teigversteher Udo Wendl 13 Lebensjahre investiert, um sich mit einem Café in Markranstädt einen Lebenstraum zu erfüllen.

Die Zwischenzeit hat er aber auch ganz gut genutzt. Als „Brotagonist“ konnte er sich in den letzten Jahren in die regionale Spitze der mehlschaffenden Gilde backen. Und zwar mit astreiem Handwerk. „Bei uns gibt es keine fertigen Backmischungen. Wir machen alles selber und sogar die Brotlaibe werden noch richtig mit der Hand gewirkt“, sagt Wendl stolz.

So viel Markranstädt steckt im neuen Café in der Leipziger Straße

Und dann beginnen seine Augen noch mehr zu strahlen. „Das ist mein 50. Standort, aber sowas habe ich zum ersten Mal erlebt“, berichtet der 53-Jährige von seiner Suche nach Mitarbeitern für das neue Café. „Das komplette Team besteht aus waschechten Markranstädterinnen“, staunt er. Einige der sechs jungen Damen könnten sogar in Hausschuhen zu ihrem neuen Arbeitsplatz laufen.

Zu knackigen Frühstücksbrötchen gehört auch eine Vielzahl schmackhafter Marmeladen. Die werden bei Wendls ebenfalls hausgemacht. Das ist die Domäne von Ehefrau Gerit Wendl.

Zu knackig-frischen Frühstücksbrötchen gehört auch eine Vielzahl schmackhafter Marmeladen. Die werden bei Wendls ebenfalls hausgemacht. Das ist die Domäne von Ehefrau Gerit Wendl.

Für Gerit Wendl, die starke Frau hinter dem Chef, sind das wie sechs neue Töchter im traditionsreichen Familienbetrieb. Wieselflink und freundlich sind sie, attraktiv und haben auch richtig was im Köpfchen, wie allein die Einweisung am Kaffeeautomaten zeigte. Das Teil verfügt offenbar über Prozessoren, die Elon Musk bei der ersten Mars-Mission einsetzen will.

Schnellbesohlung zur Bedienung des Kaffee-Terminals.

Schnellbesohlung zur Bedienung des Kaffee-Terminals.

Außer Selbstzerstörungsmodus und Druckeranschluss lässt das Bohnen-Terminal nichts vermissen.

Und trotzdem haben Alexa, Emilia, Isabell und Josephine dem Aggregat schon beim ersten Versuch die aromatischsten Kaffee-Variationen entlockt, ohne dass ein Systemadministrator aus dem Silicon Valley gerufen werden musste.

Lokale Teambildung unter Freundinnen

Um den richtigen Team-Spirit müssen sich die Wendls auch nicht kümmern. Die Mädels kennen sich aus der Schule, dem Verein und aus ihrer Freizeit. Und bald werden auch ihre neuen Kunden sie kennen. Vernetzung nennt man das, wenn man direkt miteinander spricht, sich dabei in die Augen schaut und freundlich lächelt.

Milch aufschäumen mit Zukunftstechnik für die erste Marsmission. Start geglückt.

Ein Hauch von London in Markranstädt. aber der Milchaufschäumer funktioniert.

Zum neuen Genussort in der Leipziger Straße: Rund 20 Plätze bietet das Café im ehemaligen Markranstädter „Scherbelkonsum“. Die 110 Quadratmeter Fläche sind Udo Wendl quasi vor die Füße gefallen, weil die Treppe zur Hochparterre abgerissen werden musste. Weitere Plätze sollen demnächst auf einem Freisitz an der Leipziger Straße hinzukommen.

Alles was das Herz begehrt

Im Angebot ist das gesamte Spektrum aller Waren, die kurz zuvor in Wachau aus dem Backofen gezogen werden. So unter anderem fast 20 Brötchen-Varianten, 15 Sorten Brot, 12 verschiedene Kuchen und jede Menge Konditoreiwaren.

Auch herzhafte Snacks wie belegte Brote, Brötchen oder Baguettes kann man sich wahlweise an den Tisch bringen lassen oder mit nach Hause nehmen. Kaffee in allen erdenklichen Varianten, Erfrischungsgetränke oder andere Liquiditäten werden selbstredend auch ausgereicht.

Frühstück mit den Markranstädter Nachtschichten

Übrigens auch sonntags! Und damit die Leser der Markranstädter Nachtschichten dabei nicht auf ihre liebgewordene Morgenlektüre verzichten müssen, hat Udo Wendl sein Café mit hauseigenem W-LAN ausgestattet. „Weh, weh, weh, Nachtschichtenpunkt eh uh, ich kann’s schon auswendig“, lacht der neue Partner des größten Markranstädter Satireorgans der Welt.

Das Handwerk hat beim Brotagonisten Tradition. Schon 1932 wurde der Betrieb von Udo Wendls Großvater Erich in Leipzig gegründet. Einfach märchenhaft klingt auch die erste Adresse: Frau Holle-Weg. Für die Generation Z: Frau Holle war eine Milf, die in der Nähe eines Backofens wohnte, in dem das Brot sprechen konnte. So wie heute Eure Handys.

Brötchengeber für’s täglich Brot von 400 Mitarbeitern

Heute residiert das Unternehmen im Markkleeberger Ortsteil Wachau und wie sich das für eine anständige Bäckerei gehört, ist sie einer der größten Brötchengeber vor Ort. Rund 400 Mitarbeiter verdienen hier ihr täglich Brot.

Geschafft! Am Montag geht Filiale Nummer 50 an den Start. Wei Chef-Protagonist Udo Wendl eine Ader für Humor hat und Fan der Markranstädter Nachtschichten ist, hat er für eine entspannte Frühstückslektüre sogar kostenloses W-LAN installieren lassen.

Geschafft! Am Montag geht Filiale Nummer 50 an den Start. Weil Chef-Brotagonist Udo Wendl eine Ader für Humor hat und Fan der Markranstädter Nachtschichten ist, hat er für eine entspannte Frühstückslektüre sogar kostenloses W-LAN installieren lassen.

Übrigens: Beinahe wäre Udo Wendl gar nicht in die Fußstapfen seiner Vorfahren getreten. So wie ein Kfz-Mechaniker kein Motoröl trinkt oder ein Kammerjäger kein Rattengift verzehrt, hat auch der Mehlschaffende aus Markkleeberg eine natürliche Abneigung gegen berufliche Wirkstoffe. Ausgerechnet der erfolgreichste Bäcker der Region hat eine Mehlstauballergie. „Deshalb hatte ich zunächst eine Ausbildung zum Konditor absolviert und da auch meinen Meisterbrief erlangt.

Vier der sechs Markranstädterinnen im Team von Udo Wendl (Mitte): Alexa Lujan, Emilia König, Isabell Helbig und Josephine Brückom (v.l.) freuen sich auf die Eröffnung, viele zufriedene Kunden und entspannte Caféhaus-Atmosphäre.

Vier der sechs Markranstädterinnen im Team von Udo Wendl (Mitte): Alexa Lujan, Emilia König, Isabell Helbig und Josephine Brückom (v.l.) freuen sich auf die Eröffnung, viele zufriedene Kunden und entspannte Caféhaus-Atmosphäre.

Der Schritt zurück in die Mehlgilde hatte aber seinen Preis. Als Süßzahn im Konditoreihandwerk konnte Wendl auch wochentags etwas länger schlafen. Heute gehen Punkt vier Uhr in der Wachauer Bäckerei die Lichter an, um die 49 Filialen in Leipzig, Halle, Delitzsch und Chemnitz mit ofenfrischen Brötchen, Brot, Kuchen und Konditoreiwaren zu versorgen. Ab Montag auch Nummer 50 in Markranstädt.

So stolz ist Markranstädt auf Paul von Hindenburg: 92 Jahre Ehrenbürger und niemand rüttelt dran

So langsam wird das Thema „Ehrenbürgerschaft“ zu einem Alleinstellungsmerkmal für Markranstädt. Nachdem die Stadt Naunhof vor wenigen Tagen die Würden von Adolf Hitler und Paul von Hindenburg aufgehoben hat, sind deutschlandweit nicht mehr viele Kommunen übrig, die sich noch mit der in Markranstädt geübten Pflege patriotischer Traditionen messen können. Hofkasper Claus Narr hat sich mal mit der Sache beschäftigt und dabei herausgefunden, dass man in Markranstädt unheimlich stolz auf seinen Ehrenbürger Paul von Hindenburg ist. (Titelfoto: Bundesarchiv, Bild 102-14569 / CC BY-SA 3.0)

Manche Quellen sprechen von rund 150, andere von über 3.000 Städten, die sich einst damit rühmten, Paul von Hindenburg als ihren Ehrenbürger zu führen. Viele sind allerdings nicht mehr davon übrig geblieben.

In der vergangenen Woche hat mit Naunhof wieder eine Stadt ihre Würdigung zurückgezogen. Laut Wikipedia war es mindestens die 109. Kommune, die diesen Schritt nach dem 2. Weltkrieg ergriffen hat. Seitdem ist Markranstädt eine der letzten nicht linksgrün versifften Hochburgen, in der diese verbliebene Bastion patriotischer Folklore eisern verteidigt wird.

Jetzt sind auch im linksgrün versifften Naunhof die Weicheier eingeknickt. Wo außer in Markranstädt soll jetzt noch die patriotische Erinnerungskultur im Lande gepflegt werden?

Jetzt sind auch im linksgrün versifften Naunhof die Weicheier eingeknickt. Wo außer in Markranstädt soll jetzt noch die patriotische Erinnerungskultur im Lande gepflegt werden?

Freilich war es nicht nur Hindenburgs Wirken als Steigbügelhalter Adolf Hitlers, das zur reihenweisen Aberkennung der Würde des ehemaligen Reichspräsidenten führte. Und auch nicht das Ermächtigungsgesetz, mit dem Hindenburg dem Kommunisten Adolf Hitler das Werkzeug für eine tausendjährige Herrschaft übergeben hatte. Nein, viele Städte störten sich im Nachgang auch daran, dass Hindenburg sie nie besucht hatte, ja nicht einmal versehentlich durchgefahren war.

In unverbrüchlicher Treue

Ganz anders Markranstädt. Auch hier ist Hindenburg nie gewesen und ist auch nicht durchgefahren. Vielleicht hat er nicht mal gewusst, dass es das Kaff überhaupt gibt. Und dennoch stehen Gesellschaft und Kommunalpolitik seit Jahrzehnten in unverbrüchlicher Treue geschlossen hinter ihrem Ehrenbürger. Das zeugt von aufrechtem Charakter, der sich nicht wie die Fahne nach dem Winde dreht.

Mit einer Gegenstimme: Schon Hitler hatte es schwer

Schon als der Markranstädter Stadtrat in den 1990-er Jahren die erste Säuberungsaktion der Ehrenbürgerliste in Angriff nahm, wurde Hindenburg aus der Schusslinie gezogen. Der Fokus lag auf ausschließlich Adolf Hitler, der mit immerhin einer Gegenstimme aus der kommunalen Hall of Fame gelöscht wurde.

Alle Denkanstöße, die zu Hindenburg in den folgenden Jahren ans Rathaus, den Stadtrat oder die in der Stadt wirkenden gesellschaftlichen Kräfte gerichtet waren, wurden bis heute standhaft ignoriert.

Mehr noch: Spricht man die Protagonisten darauf an, stellen die ihre Verwunderung zur Schau und geben vor, von einem Hindenburg als Ehrenbürger nichts zu wissen. Gleichwohl haben sie auch danach bis heute nichts unternommen.

Wer weiß denn sowas?

So haben die Markranstädter Nachtschichten in den letzten zehn Jahren acht mal und die Leipziger Volkszeitung drei mal darauf hingewiesen, dass hier möglicherweise Denkbedarf besteht. Doch offenbar hat, wenn man nachfragt, ausgerechnet diese elf Beiträge in Markranstädt nie jemand gelesen.

So ein Zufall aber auch

Die drei LVZ-Artikel sind wahrscheinlich zufällig durchgerutscht und die Markranstädter Nachtschichten werden in diesen Kreisen aus Gründen der Vorsorge zumindest offiziell gar nicht erst beachtet. Auf diese Weise kann man hinterher immer stolz mit Nichtwissen prahlen.

Eine der letzten Listen, in der die wahren Lebensleistungen eines Menschen für seine Heimatstadt gewürdigt werden,. Hörrr wörrrd nöcht drrran gerrröttelt!

Eine der letzten Listen, in der die wahren Lebensleistungen eines Menschen für seine Heimatstadt gewürdigt werden,. Hörrr wörrrd nöcht drrran gerrröttelt!

Spätestens seit selbst die Verfechter der Demokratie, die den Markranstädter Marktplatz im vergangenen Jahr mehrfach mit bunten Regenbögen überzogen hatten, nicht an ihrem Ehrenbürger Hindenburg rütteln, kann hier kein Zufall mehr im Spiel sein. Direkt mit dem Fakt konfrontiert, zeigten sich die Initiatoren damals auch erst verwundert, wollten sich des Themas allerdings annehmen. Das war im Oktober 2024.

Zeichen setzen, keine Taten

Tagträumende Optimisten mögen argumentieren, dass inzwischen auch dort die Erkenntnis gereift ist, dass Zeichen setzen einfacher ist als zu Taten zu schreiten. Zumal auch in diesen Kreisen noch nie jemand von Ilse Pfannenberg gehört hat, die für Markranstädt mehr getan hat als alle deutschen Politiker der letzten 70 Jahre zusammen und der man die Ehrenbürgerwürde trotzdem nicht geben wollte.

Bei all dem Schweigen und der jahrzehntelangen Tatenlosigkeit darf einem mit Fug und Recht die Überzeugung beschleichen, dass hier viel mehr im Spiel ist als eine Würdigung von Lebensleistungen.

Der Stolz der Söhne und Enkel

Es ist der patriotische Stolz auf einen großen Sohn der Stadt, der in Markranstädt unerschütterlich weiterlebt. Ein ehernes Gefühl, zu den wahren Enkeln eines Reichspräsidenten und damit zugleich auch irgendwie zum erweiterten Bekanntenkreis des Führers zu zählen. Wer kann das heute noch von sich behaupten?

Sein Andenken wird in Markranstädt eisern gepflegt. Ein großer Sohn der Stadt. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R17289 / CC-BY-SA 3.0

Sein Andenken wird in Markranstädt eisern gepflegt. Ein großer Sohn der Stadt. Bild Bundesarchiv 183-R17289 / CC-BY-SA 3.0

Und für alle noch lebenden wie künftigen Ehrenbürger der Stadt ist es eine zusätzliche Ehre, auf der gleichen Liste geführt und in einem Atemzug mit Paul von Hindenburg genannt zu werden. Das wollen und dürfen wir uns nicht nehmen lassen!

Authentische Verwunderung

Machen wir uns nichts vor: Auch diesen inzwischen neunten MN-Beitrag zum Thema Ehrenbürgerschaft wird man im Rathaus und Stadtrat oder bei den Verteidigern der regenbogenbunten Demokratie natürlich wieder nicht lesen. Denn das ist die einzige Möglichkeit, um mit authentischer Verwunderung reagieren zu können, wenn irgendwann mal wieder die Sprache auf den Markranstädter Ehrenbürger Hindenburg kommt. Also wird auch jetzt wieder nichts passieren.

Rat zum richtigen Umgang

MN-Tipp für Leser: Insofern können Sie, wenn Sie dies Poem fertig gelesen haben, das Thema auch gleich wieder vergessen. Es sei denn, Sie haben irgendwann mal vor, sich in Markranstädt an einer Demo unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ oder sowas in der Art zu beteiligen. Wenn Sie Ihr jetzt erworbenes Wissen bis dahin nicht für eine konkrete Handlung genutzt haben, sollten Sie zumindest darüber nachdenken, ob das wirklich Ihre Veranstaltung ist.