So viel einträchtige Emotionen wie am Ende der Sitzung am Donnerstag gab es im Markranstädter Stadtrat selten. Alles vergessen, was es noch kurz zuvor an mal mehr und mal weniger peinlichen Duellen gab, denn diese Nachricht hat richtig eingeschlagen. Auf wessen Antlitz das Auge auch fiel – (fast) überall waren plötzlich nur noch betroffene Gesichter im Ratssaal präsent.
Es war eine marginale Mitteilung, die Bürgermeisterin Nadine Stitterich am Ende noch auszureichen hatte.
Sie selbst kündigte sie als „nicht so schöne Information“ an. Kurz und gut: Der Landkreis habe ihr am Mittwoch in einem Schreiben mitgeteilt, dass der anno 2024 auslaufende Mietvertrag mit dem Hotelier der Asylbewerberunterkunft unbefristet verlängert wird.
Die sorgenvollen Mienen am Ratstisch waren nicht unbegründet. Nur neun Monate vor den nächsten Stadtratswahlen hat der Landrat damit die Ampeln für einen Machtwechsel in der vierten Etage auf Blau gestellt.
Vor allem den christdemokratischen Seinen hat er damit einen Bärendienst erwiesen, aber auch der Rest der Duma wird am Verlust der politischen Glaubwürdigkeit zu knabbern haben. Generalverdacht, Sippenhaft, Schnauze voll, tabula rasa … es gibt viele Begriffe dafür.
Wer jetzt glaubt, dass ob dieser Steilvorlage bei der AfD gefeiert wird, muss sich staunend revidieren. Auch bei den Heilpraktikern herrscht offenbar Katerstimmung. Als Ex-Stadtrat Bodo Walther, diesmal im Publikum residierend, nach der Sitzung aus der vierten Etage herabstieg, schien sein Leib von Gram gebeugt und die Stirn von tiefen Sorgenfalten gezeichnet.
Es muss die Last sein, die plötzlich so niederdrückend auf seinen Schultern ruht. Der weitsichtige Landrat hat ihm und den Seinen mit diesem genialen Schachzug nämlich eine vernichtende Falle gestellt und ließ sie nun zuschnappen.
Wo und vor allem wie bitteschön soll die AfD so schnell 22 Kandidaten zusammenbekommen? Das nämlich ist die Zahl aller Sitze im Stadtrat, die ihr nach augenblicklicher Lage der Dinge ganz ohne Wahlkampf in den Schoß zu fallen drohen. Ganz klar: 22 Stühle und keiner sitzt drauf – das ist das Ende der AfD!
Respekt: Dieser Landrat ist echt ein genialer Stratege.
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