Die drei besten Weihnachtstipps für Markranstädt

Zwar stehen sich die ersten Schoko-Weihnachtsmänner in den Supermarktregalen schon seit Anfang September ihre Beine in den Bauch, aber jetzt wirft das kommende Fest in Markranstädt endlich auch medial seine Schatten voraus. Weihnachtliche Tipps, Ratschläge und Angebote, wohin das Auge auch fällt. Die Lesergemeinde der Markranstädter Nachtschichten hat sich dafür wieder einmal mit offenen Augen durch den winterlichen Blätterwald gekämpft und damit ermöglicht, dass wir heute die drei besten vorweihnachtlichen Angebote und Ideen vorstellen können.

Das Weihnachtswunder …

Gefunden von Elly in der LVZ vom 7. November auf Seite 30.

Gefunden von Elly in der LVZ vom 7. November, Seite 30.

Weihnachten naht – und damit die Zeit, in der man an Wunder glaubt. Was diese Überschrift allerdings verheißt, ist in der gesamten Menschheitsgeschichte nur einmal gelungen. Außerdem geschah das auch nicht zu Weihnachten, sondern zu Ostern. Aber der Glaube versetzt bekanntlich Berge und so bleibt nur die Frage, ob dieses Hilfsangebot auch für Schwiegermütter gilt?

Süßer die Glocken …

Gefunden von Lebräb im Amtsblatt November, Seite 13.

Gefunden von Lebräb im Amtsblatt November, Seite 13.

Im Alter stellen sich so manche Zipperlein ein. Nicht allen Senioren ist es dann vergönnt, ein befriedigendes Weihnachtsfest zu verleben. Während Parkinson ganz hilfreich sein soll, machen Rentnern vor allem Erkrankungen wie Gicht in den Fingern das Kommen oft unmöglich. In Räpitz gibt es in der Adventszeit deshalb jetzt einen kostenlosen Service. Ihr Kinderlein kommet …

Stille Nacht …

Gefunden von Hilde im Amtsblatt November, Seite35.

Gefunden von Hilde im Amtsblatt November, Seite35.

Weil man sein Gehör in der „lauten und hektischen Vorweihnachtszeit“ schützen sollte, wirbt ein findiger Akustiker jetzt nicht etwa mit Ohrenschützern. Im Gegenteil: Er preist eine Lösung an, die es sogar erlaubt, „alle Klänge und Geräusche in ihrer vollen Pracht zu genießen.“ Schon hat eine Bäckerei das Konzept aufgegriffen und will spezielle Christstollen für Diabetiker mit extra viel Zucker backen.

Überraschende Wende: Markranstädt hat neuen Beigeordneten!

Das Tauziehen um die Besetzung der Stelle eines Beigeordneten im Markranstädter Rathaus hat am Samstag eine überraschende Wendung genommen. Elf Minuten nach 11 Uhr hatten Einsatzkräfte der Partei MCC die  bisherige Bürgermeisterin Nadine Stitterich im Handstreich abgesetzt und eine Übergangsregierung ausgerufen. Ein Reporter der Markranstädter Nachtschichten war dabei und wurde auch Augenzeuge, als ein neuer Beigeordneter inthronisiert wurde.

Trubel auf dem Marktplatz. Mitten in einer skandierenden Menschenmenge versucht Markranstädts regierende Bürgermeisterin verzweifelt, im Kampf um den Rathausschlüssel die Oberhand zu behalten.

Mit poetisch gereimten Appellen glaubt sie, die Herzen der aufziehenden Karnevals-Junta erweichen zu können, doch die kennen kein Pardon.

Es kommt zu einem kurzen Handgemenge, ein Tusch durchschneidet die feuchte Novemberluft und kurz nach 11 Uhr streckt der MCC-Parteivorsitzende Michael Unverricht der jubelnden Menge den soeben eroberten Schlüssel zum Allerheiligsten der Stadt entgegen.

Gute Miene zum bösen Spiel. Der Putsch ist gelungen.

Gute Miene zum bösen Spiel. Der Putsch ist gelungen.

Was jedoch in den darauf folgenden Minuten passiert, wird nicht nur deshalb in die Annalen der Stadt eingehen, weil Stadtchronistin Hanna Kämmer unter den Augenzeugen weilte.

In einer eilig anberaumten Pressekonferenz diktiert der neue Markranstädter Bürgermeister den Medienvertretern kurz darauf eine flammende Antrittsrede in die Notizblöcke.

Rede an die Lallendorfer Nation

Die endet mit einem Paukenschlag! „Wir wollen unsere Amtsgeschäfte natürlich ordentlich führen und haben deshalb einen Beigeordneten mitgebracht“, lässt er die aufgeputschte Menge wissen.

Vor zwei Minuten abgesetzt, hat die Bürgermeisterin jetzt die Hände frei für die angenehmeren Dinge im Leben.

Vor gerade mal zwei Minuten abgesetzt, hat die Bürgermeisterin jetzt die Hände frei für die anderen wichtigen  Dinge im Leben.

Damit hat Markranstädt fast anderthalb Jahre nach dem Hinwurf Beate Lehmanns wieder einen Stellvertreter. Es ist Tobias Hein, der bisher als Programmchef seiner Partei MCC in Erscheinung getreten war. Viel Zeit hat er allerdings nicht, um im kommunalpolitischen Markranstädt bleibende Spuren zu hinterlassen. Heins Anstellungsverhältnis als Beigeordneter sei bis zum Aschermittwoch befristet, heißt es aus parteiinternen Kreisen.

Aus eben jenen internen Quellen war am Nachmittag auch zu erfahren, warum die MCC-Junta den neuen zweiten Mann ganz im Sinne einer Diktatur per Dekret eingesetzt hat.

Lupenreine Demokratur

„Was bei einem demokratischen Wahlverfahren herauskommt, haben wir doch erlebt“, begründet ein als verdeckter Ermittler eingeschleuster Informant. Wenn es als demokratisch gilt, dass ein Kandidat auf Wunsch einer einzelnen Person abgelehnt wird, könne es nicht undemokratisch sein, wenn eine einzelne Person einen Kandidaten einsetzt.

Wie die Lemminge: Die Markranstädter Bevölkerung feierte den Machtwechsel im Rathaus mit einer Polonaise.

Wie die Lemminge: Die Markranstädter Bevölkerung feierte den Machtwechsel im Rathaus mit einer Polonaise.

Noch am Abend einigten sich die neuen Herrscher im Rathaus auf die Fortsetzung der bisherigen Regierungsform in Markranstädt, die jetzt allerdings eine authentischere Bezeichnung tragen soll. „Der Ehrlichkeit halber sprechen wir künftig von einer Demokratur“, hieß es.

Wie Markranstädt die Wiederauferstehung der Aktuellen Kamera feiert

Krieg im Nahen Osten, Krieg in der Ukraine, Inflation, Wohnungsnot, Flüchtlingskrise – und die elfte Coronawelle wirft auch schon dunklen Schatten voraus. Was in den Nachrichtenredaktionen der Qualitätsmedien derzeit entbunden wird, hat das Stimmungsbarometer in der Buntenrepublik auf das Niveau vom Mai 1945 (im Westen) und rechts der Elbe zumindest auf Herbst ‘89 gedrückt. Zeit zu handeln, hat man sich im Politbüro des ZK der Ampelkoalition gedacht und gemeinsam mit dem Medienpartner ARD eine ebenso altbewährte wie lange Zeit erfolgreiche Strategie recycelt. Die „Aktuelle Kamera“ ist wieder da! Mit verblüffendem Erfolg, der sogar in Markranstädt Wirkung zeigt.

Kanzler Olaf Scholz hat ein Machtwort gesprochen! Jetzt ist Schluss mit der Monotonie dieses Yeah, Yeah, Yeah und wie das alles heißt.

Ab sofort gilt die Devise: „Jedes Redaktionskollektiv jeden Tag mindestens eine gute Nachricht!“

Aber woher nehmen? Und wie macht man eigentlich gute Nachrichten, wenn man in den letzten 30 Jahren nur darauf konditioniert wurde, inmitten blühender Landschaften ausschließlich die Komposthaufen in Grund und Boden zu schreiben?

Faulheit + Zufall = Lösung

Im Angesicht des darniederliegenden Journalismus scheint guter Rat teuer, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Allerdings kam dem ZK des Politbüros der Ampel dabei der Zufall zu Hilfe. Beim Durchsuchen des Büros von Angela Merkel fand ein BND-Mitarbeiter ein paar alte Unterlagen in einer Schublade ihres Schreibtischs.

Neben Stasi-Dossiers über einen gewissen Theodor Guttenberg und andere verschollene Konkurrenten, brachte der Geheimdienstler auch eine alte Ormig-Kopie ans Licht, bei der es sich um ein Strategiepapier handelt, das ein gewisser Günter Mittag unter Mithilfe seines Co-Autoren Erich Mielke verfasst hat.

Copyright by Günter Mittag

Das ebenso einfache wie geniale Konzept beruht auf der Feststellung, dass die Erfüllungsgehilfen in den Redaktionsstuben nichts anderes zu schreiben in der Lage sind, als die wortgetreue Wiedergabe dessen, was ihnen aus den Machtzentralen vorgegeben wird. Weil das so unglaublich klang, dass es der temporär einäugige Kanzler selbst mit seinem gesunden Auge zunächst nicht sehen wollte, hat das Berliner Propagandaministerium im Sommer einen ersten Probelauf gestartet.

Schulden, die einst das Ende der DDR einläuteten, wurden kurzerhand in Sondervermögen umbenannt und schon ging es trotz darniederliegender Konjunktur stimmungsmäßig wieder steil aufwärts im Lande der Dichter und Denker. Quot erat demonstrantum.

Der Blinde schreibt ab, was der Taube hört

Die Journalisten hatten den Begriff Sondervermögen weisungsgemäß vervielfältigt (besser gesagt: vereinfältigt), ohne ihn für ihre Konsumenten zu hinterfragen, zu erklären oder wenigstens zu übersetzen. Und der Clou: Die wenigen Schriftkundigen, die das dennoch erkannten, hatten gar keine Zeit, den Begriff zu hinterfragen.

Sie waren bis zum Redaktionsschluss damit beschäftigt, die in der Pressemitteilung fehlenden Gendersternchen an die richtigen Stellen zu setzen.

Befeuert vom Erfolg dieses Testlaufes, hat das ZK des Politbüros der Ampel am Montag die zweite Stufe des gesellschaftlichen Informationswandels (die sogenannte „I-Wende“) gezündet.

Die Informationswende

Weil bekanntlich nicht alles schlecht war, was aus dem Osten kam, hat die Bundesregierung gemeinsam mit ihrem Medienpartner ARD eine Strategie neu belebt, die sogar die unter ihrem Sondervermögen ächzende DDR-Diktatur 40 Jahre lang sicher über Wasser gehalten hat. Noch unter dem Deckmantel „Tagesschau“ per Teletext ausgestrahlt, erlebt die gute alte „Aktuelle Kamera“ jetzt eine überraschende Renaissance.

Direkt vom Politbüro in die Redaktion geschickt und dort 1 zu 1 übernommen.. Von der Aktuellen Kamera lernen, heißt siegen lernen. So zu lesen am 6. November im ARD-Teletext.

So zu lesen am 6. November im ARD-Teletext.

Die deutschen Erdgasspeicher sind zu mehr als 100 Prozent gefüllt! Diese Schlagzeile schreit geradezu nach einer machtvollen Sympathiekundgebung der Werktätigen und ihrer Verbündeten aller Klassen und Schichten. Und die Botschaft zeigt Wirkung. Schon haben sich große Industriebetriebe Schulter an Schulter an die Seite der Arbeiterklasse gestellt. Auch in Markranstädt wurde die Initiative aufgegriffen.

Dank RB: Gemeinschaftsempfang  in Markranstädt schon etabliert

Die Angst vor der Wiedereinführung des Gemeinschaftsempfangs der Aktuellen Kamera oder anderer Sendungen ist in einer Stadt, in der bei jedem RB-Spiel ganze Fan-Kollektive Schulter an Schulter in unverbrüchlicher Brüderschaft einträchtig vor dem Bildschirm hocken, sowieso zu vernachlässigen. Im Gegenteil: In Markranstädt fällt die ARD-Initiative bei mindestens 118 Prozent der Einwohner auf fruchtbaren Boden.

So verpflichtete sich das Kollektiv von Skeleton, dem weltgrößten Hersteller von „Super-Kondensatoren“ im Gewerbegebiet Kulkwitz, seine Technologie im Laufe des nächsten Fünfjahrplanes so zu perfektionieren, dass die Kondensatoren bei gleicher Kapazität mindestens 120 Prozent mehr Strom speichern können.

Eine Jugendbrigade forsche aktuell an einer speziell angepassten physikalischen Formel, heißt es.

Auch eine Seebenischer Weinkelterei hat erste Erfolge auf dem Weg in das neue Informationszeitalter zu vermelden. In einer noch geheimen Testreihe sei es erstmals gelungen, in einer 0,75 Liter-Flasche einen Liter Glühwein abzufüllen. Der Verkauf an die Werktätigen Markranstädts soll trotzdem zum Preis eines dreiviertel Liters erfolgen. „Die Differenz legen wir in Sondervermögen an, das dann als machtvolles Bekenntnis zur internationalen Solidarität in Form einer Parteienspende an die Ampel ausgezahlt wird“, geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Markranstädt geht voran

Diesen leuchtenden Beispielen folgen inzwischen schon zahlreiche weitere gesellschaftliche Kräfte in Markranstädt mit Ideenreichtum und Tatendrang. So ist es einigen Vermietern gelungen, die Mietpreise ihrer Wohnungen bei gleichbleibender Quadratmeterzahl um bis zu 30 Prozent zu erhöhen. Sogar das Rathaus hat sich zu hohen Wettbewerbszielen verpflichtet und diese bereits übererfüllt. So stehe im Stadtbad, das es gar nicht mehr gibt, aktuell mehr Wasser als noch zu seinen Glanzzeiten. „Und das, ohne etwas hineinzufüllen“, frohlockt der Sekreteipartisär.

Vor dem Hintergrund dieser Erfolge will sich auch das Kollektiv der Markranstädter Nachtschichten der ARD-Initiative „Jedes Redaktionskollektiv jeden Tag mindestens eine gute Nachricht!“ anschließen. Aus diesem Grunde starten wir heute einen Aufruf an Sie, liebe Leser.

Das Logo der Gemeinschaftsinitiative der Bundesregierung und ihres Medienpartners ARD.

Das Logo der Gemeinschaftsinitiative der Bundesregierung und ihres Medienpartners ARD.

Welche Ideen haben Sie, um unsere Gesellschaft noch schneller und noch weiter voranzubringen? Haben Sie vielleicht eine Lösung, um beispielsweise den Flächeninhalt eines Kreises ohne Veränderung dessen Umfangs zu vergrößern? Dann immer her damit an redaktion@nachtschichten.eu.

Unter den Einsendungen mit den innovativsten Inhalten verlosen wir zwei Stehplätze auf der Treppe des ARD-Hauptstadtstudios bei der nächsten Sitzung des ZK des Politbüros der Ampelkoalition. Sie werden nicht glauben, was Sie dabei alles erfahren können – 120 Pro!

Zwischen Parkspaziergang und Straßenbahnfahren

Zugegeben: Da kann nicht jeder mithalten. Die geradezu vorbildliche Aufmerksamkeit, mit der MN-Leserin Elly den gedruckten Blätterwald beäugt, ist bemerkenswert. Dass ihr dabei allerdings auch so viele Kostbarkeiten auffallen, ist eine Gabe. Eine Gabe, über die nicht jeder verfügt und die selbst gestandene MN-Satiriker vor Neid erblassen lassen. Ellys Einsendungen der letzten Tage ist deshalb heute eine ganze Nachtschicht gewidmet – verbunden mit einem großen Dank dafür, dass sie uns mit der Nase draufgestoßen hat.

Beginnen wollen wir mit einem Fundstück aus dem aktuellen Werbeprospekt von Aldi, in dem es wohl um Schuhe geht.

„Eigentlich soll ja Werbung die Kunden zum Kauf animieren“, kritisiert Elly das kapitalistische Gewinnstreben, das hinter solchen bunten Blättern steckt. Deshalb habe sich Elly, die auf dem Weg zum Supermarkt durch die Neue Straße laufen und den Park am Alten Friedhof durchqueren muss, sehr darüber gefreut, dass sie jetzt mit einem Fotomotiv aus ihrem Alltag überrascht wurde.

Dass sich ene Frau beim Anblick einer solchen Szene verunsichert fühlt, ist völlig natürlich. Schließlich könnte man ohne Schuhe von Aldi auf dem nassen Herbstlaub schnell ausrutschen.

Dass sich eine Frau beim Anblick einer solchen Szene verunsichert fühlt, ist völlig natürlich. Schließlich könnte man ohne Schuhe von Aldi auf dem nassen Herbstlaub schnell ausrutschen. 

Das Unbehagen, das ihr die Szene anfangs bereitet habe, kam vom Boden. Jetzt weiß sie: „Das Bild vermittelt mir das gute Gefühl, dass man mit dem richtigen Schuhen auch in dieser Jahreszeit sicher durch das nasse Laub in den Parks laufen kann“, und dankt Aldi für das kostenlose Sicherheitsupdate.

Weil sie sicherheitshalber trotzdem lieber mit dem Auto zu Rewe einkaufen fährt, hat Elly auch ausreichend Zeit für die Lektüre der lokalen Tagesgazette.

In ihr erfuhr sie am vergangenen Wochenende unter anderem vom Zusammenstoß zweier Straßenbahnen in Leipzig mit 25 Verletzten, einem Großeinsatz der Rettungskräfte und 150.000 Euro Schaden.

Alles über den Unfallhergang und dessen Folgen konnter der LVZ-Leser am Wochenende auf Seite 19 erfahren. Ursache und Schuldfrage musste er sich indes auf Seite 21 selbst zusammenreimen.

Alles über den Unfallhergang und dessen Folgen konnter der LVZ-Leser am Wochenende auf Seite 19 erfahren. Ursache und Schuldfrage musste er sich indes auf Seite 21 selbst zusammenreimen.

Während der Leser der Leipziger Volkszeitung auf Seite 19 haarklein über den Hergang des Unfalls informiert wird, herrscht noch immer Rätselraten um dessen Ursache. Möglicherweise hätten die Notbremssysteme versagt, doch genaueres könne erst nach Auswertung des Fahrtenschreibers gesagt werden, war zu lesen.

Da haben die Journalisten allerdings ihre Rechnung ohne ihre Leser gemacht. Jahrzehntelang darin geschult, die Wahrheit zwischen den Zeilen oder notfalls auch auf einer anderen Seite zu finden, hat Elly einfach mal umgeblättert – und siehe da: Hier steht alles über die Ursache und der Schuldige wurde auch bereits überführt.

Es ist fast wie ein Gleichnis zu dem armen Waisenjungen auf dem Bauernhof, dessen Eltern vom Trecker überfahren wurden und der auf die Frage nach seiner Lieblingsbeschäftigung antwortete: „Trecker fahren.“ Nur dass es sich in vorliegendem Falle um einen Politiker handelt, der sich ohne Führerschein ins Cockpit einer Straßenbahn setzt und sich dabei auch noch fotografieren lässt.

Da haben wir den Übeltäter! Nur weil er Oberbürgermeister ist oder Theologie studiert hat, glaubte er, sich auch auf den Führerstand einer Straßenbahn setzen zu dürfen. Mit dramatischen Folgen.

Da haben wir den Übeltäter! Nur weil er Oberbürgermeister ist oder Theologie studiert hat, glaubte er, sich auch auf den Führerstand einer Straßenbahn setzen zu dürfen. Mit dramatischen Folgen.

Dass er ein Fahrrad lenken kann, scheint dem kleinen Burkhard als Qualifikation zu genügen. um eine Straßenbahn fahren zu dürfen. Schließlich hat ihm ja auch ein branchenfremdes Theologiestudium schon gereicht, um Oberbürgermeister in einem Kaff an der Pleiße zu werden.

Was bei solcher Anmaßung herauskommt, hat die Tageszeitung in akribischer Recherchearbeit zusammengetragen. Bei den 150.000 Euro Schaden wird es demnach nicht bleiben. Die Verkehrswende werde mehrere Millionen Euro zusätzlich kosten, heißt es da über dem Bild mit dem roten Schwarzfahrer und „Ohne Hilfe werden wir es nicht schaffen“.  Wie diese Hilfe aussehen kann? Vielliecht sollte man ihm mal einen Trecker schenken?

Wenn die Sprache auf den Hund kommt

Sie funktioniert also noch, die aktive Teilhabe unserer Leser an den Markranstädter Nachtschichten. Angestachelt zum aufmerksamen Studium der wenigen noch verbliebenen Konkurrenzblätter und anderer Drucksachen, stoßen sie immer wieder auf kulturelle Kostbarkeiten und retten diese vor ihrem Verschwinden auf dem gesellschaftlichen Müllhaufen. Diesmal ist unser Leser Thomas im Urlaub fündig geworden und MN-Volkskorrespondendin Heidi auf dem Weg dahin. Das zweite Kleinod hatte sie kurz zuvor schon zu Hause in Markranstädt aus ihrer Mailbox gezogen.

Die Einsendung unseres Lesers Thomas erzählt eine dramatische Geschichte.

Hier wurden die Macher des Schildes offenbar Opfer ihrer eigenen Courage. Weil sie das böse F-Wort verwendet haben, waren sie so aufgeregt, dass sie mit den Früchten ihrer guten Erziehung auch gleich sämtliche Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung über Bord geworfen haben.

Gefunden von unserem Leser Thomas an einem Souvenirstand in Mecklenburg-Vorpommern

Gefunden von unserem Leser Thomas an einem Souvenirstand in Mecklenburg-Vorpommern

Tätigkeiten wie quatschen, rauchen, pinkeln oder sich übergeben sind Verben und sollten daher klein geschrieben werden. Auch ficken ist ein Verb, sogar dann, wenn man dabei unten liegt und sich nicht bewegen muss – die berühmte Bahnschwellen-Nummer. Warum dieser Faustschlag ins Angesicht der deutschen Muttersprache trotzdem reißenden Absatz findet, kann nur eine Ursache haben. Immer mehr Menschen schreiben auch „nachdenken“ groß, weil das Wort nicht über Eigenschaften verfügt, die sich für diese Zielgruppe üblicherweise mit einer Tätigkeit verbinden. Vielleicht heißt es ja genau deshalb auch: Dumm Fickt gut?

Nur was für Verbtätige

Lassen wir sie also Machen, ihre Schilder Drucken und sie Verkaufen. Solange es Leute gibt, die das gut Finden und es Bezahlen, Dreht sich die Welt weiter. Wenigstens haben sie das F-Wort nicht mit V Geschrieben. Oder mit Ph wie Eimer.

Allerdings haben auch Mitbürgernde so ihre Probleme mit unserer Sprache, die eigentlich davon leben und es besser wissen müssten. Journalisten zum Beispiel. Hatten sie sich gerade daran gewöhnt, dass ihre Berufsbezeichnung nach neuer Rechtschreibung auch als Schurnallisten zwar nicht richtig, aber auch nicht falsch ist, kommt mit der Schänderei nun schon das nächste Übel.

Die Gästin ist König!

Da sitzen sie nun in ihren Schreibstuben und suchen verzweifelt nach der weiblichen Form des Hooligans, des Messias oder des Müllmanns, während der Redaktionsschluss unbarmherzig näher rückt. Nur um den Schergen der Gedankenpolizei zu entgehen. Das kostet nicht nur wertvolle Recherchezeit, sondern auch Platz in der Zeitung. Da kann nach Aufzählung aller derzeit bekannten Geschlechterformen vom Zimmermädchen bis zum Zimmerjungen das eigentlich Wichtige schon mal zu kurz kommen. In diesem Fall war es wohl der Abstand zum anderen Auto, wie aus dem Fundstück unserer Leserin Heidi hervorgeht.

Gefunden von Heidi auf LVZ-online.

Gefunden von Heidi auf LVZ-online.

Der, die oder das Taxifahrende hatte beim Bremsen wohl das gesellschaftliche Gewicht seiner Fahrgästin unterschätzt. Die liegt jetzt in der Klinik, gleich neben der Entbindungsstation für nichtgebärende Elternteile, also den Wöchnern. Und ewig grüßt das toxische Maskulinum!

Kaum hatte unsere Leserin Heidi die journalistische Kostbarkeit an die Nachtschichten abgeschickt, fiel ihr auf der Urlaubsfahrt in die Pfalz schon der nächste Brüller in den Schoß. Via Newsletter erfuhr sie von einem neuen Online-Format ihrer Heimatzeitung, das sich dem Raum Schkeuditz und damit auch dem dort angesiedelten Flughafen widmet.

Und noch ein Fundstück von Heidi - wieder aus der LVZ.

Und noch ein Fundstück von Heidi – wieder aus der LVZ.

Daran gewöhnt, die eigentlich wichtigen Botschaften zwischen den Zeilen zu lesen, erfuhr Heidi, dass man an Deutschlands Airports offenbar eine Lösung für den Umgang mit illegal eingeführten Tieren gefunden hat. Sie werden kurzerhand verkauft.

Im Wettbewerb um die besten Preise hat der Leipziger Flughafen allerdings das Nachsehen. Nirgendwo sind Fliegen so teuer wie hier. Wie hoch die Preise sind, erfährt man allerdings nicht und so bleibt der Leser mit Fragen zurück. Wie teuer ist so eine Fliege in Leipzig und vor allem: Was kosten sie in Frankfurt oder München?

Werden Fliegen billiger, wenn man ein Pärchen oder gar gleich eine ganze Herde kauft? Wo bekommt man artgerechtes Futter und wohin mit dem Nachwuchs, wenn eine Fliegenmutti unerwartet geworfen hat? Antworten gibt’s ab sofort auf „Schkeuditz insider“ der LVZ.

Sie haben auch lustige Verschreiber oder Stilblüten gefunden? Immer her damit: redaktion@nachtschichten.eu

S-Bahn kommt: Ringelpiez mit Anfassen auf Markranstädter Gleisbett

Wenn das in diesem unserem Lande so weitergeht, sind die Tage der Markranstädter Nachtschichten bald gezählt. Der im Alltag präsentierten Realsatire gibt es kaum noch was entgegenzusetzen. Als Bühne für den jüngsten Lacher mussten jetzt sogar die Markranstädter Gleise herhalten. Die Bahnbetreiber als Humoristen: Gegen diese Form kultureller Aneignung kann man nichts mehr machen. Außer vielleicht, sich auf die Schenkel zu klopfen und kräftig mitzulachen.

Zum Einstieg ein kurzer Blick in die Genesis: Im April 2019 wurde mit feierlichen Tönen angekündigt, dass Markranstädt anno 2022 an das S-Bahn-Netz angeschlossen wird.

Seither wird der Startschuss mit geradezu kalendarischer Präzision von Jahr zu Jahr in die Zukunft verschoben. Zuletzt musste der Ukraine-Krieg dafür herhalten, dass es auch 2025 nichts wird. Wahrscheinlich haben die Russen im Donbas die unterirdischen Fahrgstell-Lagerstätten für die erforderlichen Waggons besetzt.

Da kam am Montag die Nachricht vom jetzt aber endgültig wirklich wahren Start des S-Bahn-Betriebes in Markranstädt ab Dezember 2026 (klingt phonetisch besser als als das noch wahrere „Anfang 2027“) fast schon überraschend. Dass die S 6, wie die Verbindung genannt wird, nur stündlich verkehren soll, schränkte die Freude darüber erstmal nicht ein.

Bahnwalzer im Einstundentakt

Denn es gibt ja immerhin noch die Regionalbahn der Abellio, die ebenfalls stündlich verkehrt und mit der man genauso schnell am Leipziger Hauptbahnhof ist. Wenn man die Fahrzeiten beider Linien geschickt taktet, fährt also alle halbe Stunde ein Zug in die weite Welt und Markranstädt wird zur transeuropäischen Verkehrsdrehscheibe.

So viel zur Logik, mit der man aber in Deutschland bekanntlich nicht weit kommt. Denn noch während die Profiteure dieser Lösung an freudesprudelnden Pressemeldungen häkelten, gab Abellio bekannt, dass man mit dem Start der S 6 sein Regionalbahn-Engagement in Markranstädt einstellen werde.

Heißt also konkret: Mit Ausnahme der Beschriftung an den Waggons ändert sich für Markranstädter Fahrgäste gar nichts. Okay, das überrascht nicht wirklich in einem Lande, in dem es auch sonst nur noch um Etiketten und Symbole geht. Bunte Binden im Sport, Schänderung der Sprache oder die Umbenennung einer Bahnverbindung – bestenfalls viel Geld für neue Schläuche, durch die dann doch nur alter Wein fließt.

Wenigstens Sekt und Häppchen

Apropos Geld: Landrat Graichen rechtfertigte das schon beim ersten S-Bahn-Anlauf 2019 mit den Worten: „Nur über schnelle und komfortable Verbindungen gelingt der Umstieg vom Auto auf die Bahn. Investitionen in den Schienenverkehr zahlen sich auf vielen Ebenen aus.“ Die Ebene der Fahrgäste auf dem Bahnsteig kann er damit zumindest nicht gemeint haben.

Die Taktzeiten von einer Stunde zwischen zwei S-Bahnen sind wichtig, damit zwischendurch auch verspätete Züge in Markranstädt halten können. Erst kürzlich fuhr hier der seit 1951 als verschollen gemeldete D 4711 mit Urlaubern aus dem Spreewald ein..

Die Taktzeiten von einer Stunde zwischen zwei S-Bahnen sind wichtig, damit zwischendurch auch verspätete Züge in Markranstädt halten können. Erst kürzlich fuhr hier der seit 1951 als verschollen gemeldete D 4711 mit Urlaubern aus dem Spreewald ein.

Mit dem Anschluss Markranstädts an das S-Bahn-Netz verhält es sich wohl eher so wie mit dem Sondervermögen des Kanzlers: ein faustdicker Etikettenschwindel. Aber wenigstens droht damit bei der Jungfernfahrt der S-Bahn im Dezember 2026 wieder eine feierliche Einweihung mit reichlich Raum für Selbstdarstellungen bei Sekt und Häppchen.

So werden die sich auf vielen Ebenen auszahlenden Investitionen in den Schienenverkehr wenigstens auch fürs gemeine Volk sichtbar.

Aber die eigentliche Pointe kommt erst noch. Auf der Suche nach zumindest einem positiven Aspekt dieser „Alles bleibt anders“-Aktion sind die Strategen des Schienenstrangs auf eine Regionalverbindung mit der Bezeichnung RE 15 gestoßen. Die soll alle zwei Stunden zwischen Leipzig und Saalfeld verkehren und dabei auch in Markranstädt die Bremsen quietschen lassen. Das könnte insofern etwas Entlastung bringen, als damit innerhalb von zwei Stunden aus zwei Bahnverbindungen dann drei würden.

Fahren im Windschatten

Sie erinnern sich an die Sache mit der Logik? Genau! Wie aus satirenahen Kreisen der Fahrplaner jetzt durchgesickert ist, würde der RE 15 nach aktueller Lage der Dinge gute 5 Minuten nach Abfahrt der S-Bahn in Markranstädt einrollen. Sowas kann man sich gar nicht ausdenken – das ist kulturelle Aneignung satirischer Stereotype in Reinkultur!

Oder vielleicht doch Logik? Wenn man die üblichen Verspätungen der Züge zugrundelegt und mit der Ankunft des RE 15 eine halbe Stunde später disponiert, stimmt’s dann wieder mit den Taktfrequenzen. Und falls der RE 15 wider Erwarten doch pünktlich ist, weil er im Windschatten der S-Bahn gut vorankommt, hätten dann wenigstens auch Menschen mit Behinderungen die Chance auf eine Mitfahrgelegenheit. Fünf zusätzliche Minuten sollten reichen, um mit dem Rollstuhl über die Treppenstufen den Bahnsteig zu erklimmen.