Markranstädt ist überall: 04420 und die Post kommt an

Die zurückliegende Woche stand in Markranstädt ganz im Zeichen der Wohnungswirtschaft. Grundsteuern, Mieten, verfügbare Wohnungen … alles geht den Bach runter und wird damit teurer. Und selbst ein Auszug geht ins Geld. So musste jüngst ein Mieter nach Leipzig fahren, um sich dort im Zoohandel zehn Ratten zu kaufen. „Ich soll die Wohnung so verlassen, wie ich sie vorgefunden habe“, schimpft der jetzt Obdachlose. Aber es gibt auch noch andere Themen, die Markranstädt in der zurückliegenden Woche in Atem gehalten haben.

Die letzte Woche begann mit einem Schmankerl. Die Volkshochschule hatte zu einem Bürgerforum mit Vertretern des Stadtrates ins MGH geladen. Ein Format, das jetzt regelmäßig einmal im Quartal stattfinden soll. Sozusagen „Stadtrat in einfacher Sprache“.

Die Auftaktveranstaltung war dazu gedacht, die Erwartungen und Handlungsmöglichkeiten des Stadtrats auf der einen und die der Bürger auf der anderen Seite darzulegen. So sollte der Boden für ein grundlegendes Verständnis füreinander bereitet werden.

Lücken in der Front

Glaubt man den abschließenden Feedbacks, hat das geklappt. Anwesend waren Stadträte von Linken, Grünen und CDU, die Freien Wähler hatten sich entschuldigen lassen. Dass die AfD nicht dabei war und nicht einmal abgesagt hatte, kann allerdings auch dem Umstand geschuldet sein, dass sie die Einladung gar nicht erhalten hat. Und genau bei dem Thema begann beim Forum der Igel zu krähen.

Analoger Datenschutz

Denn während die Parteien beim Wahlkampf jeden Briefkasten der Bürger erreichen, ist es in Markranstädt längst nicht selbstverständlich, dass diese Bürger in umgekehrter Richtung ihre Abgeordneten kontaktieren können.

Während das Internet für andere Parteien noch Neuland ist, hat die CDU es bereits wieder verlassen. Google zieht daraus seine eigenen Schlüsse und deklariert die Christdemokraten als "dauerhaft geschlossen".

Während das Internet für andere Parteien noch Neuland ist, hat die CDU es bereits wieder verlassen. Google zieht daraus seine eigenen Schlüsse und deklariert die Christdemokraten als „dauerhaft geschlossen“.

Selbst Google, ansonsten geradezu allwissend, kann für die meisten Stadtratsfraktionen keine Kontaktdaten liefern. In anderen Kommunen steht sowas auf der Webseite der Stadt, in Markranstädt gibt’s das nur analog als Briefkästen auf der Rathaustreppe.

Hausaufgaben für Stadträte

Das Internet ist dann halt doch für viele Menschen noch Neuland, diese Vision hatte Angela Merkel schon 2014 orakelt. Zumindest die anwesenden Stadträte haben sich diese Kritiken aber in ihren Hausaufgabenheften notiert.

Wahrer Bürgerservice

Ortswechsel: Im Rathaus hat man die Bedeutung des Internets nicht nur erkannt, sondern es in der zurückliegenden Woche auch richtig im Interesse des Bürgers genutzt. Der Hinweis zur künftigen Zahlung der Grundsteuer war mal wirklich eine Geste mit echtem Service-Charakter. Chapeau und: Wer jetzt bezahlt, ist selber schuld.

Allerdings profitieren davon nur Eigentümer. Mieter haben im Zuge der Grundsteuerreform definitiv die Arschkarte, was im Stadtrat bis dato nur Heike Kunzemann (Linke) aufgefallen ist. Denn wenn ein Eigentümer zu viel zahlen muss, kann er dagegen beim Finanzamt vorgehen.

Das ist mal ein Service. Chapeau!

Das ist mal ein Service. Chapeau!

Muss er aber vor allem dann nicht, wenn er nicht in dem Haus wohnt, sondern es nur vermietet. Da kann er sich den Aufwand des Widerspruchs sparen, weil er die Steuer ja sowieso auf die Mieter umlegt. Und die haben keine Chance, sich dagegen zu wehren. Willkommen im Sozialstaat oder was auch immer von Cum-Ex übriggeblieben ist.

Zwischen Zuzug und vögeln

Ist aber eh wurscht in einer Stadt, in deren Rathaus man zwar heute schon weiß, wieviele Kinder 2030 geboren werden und man deshalb fleißig Kitas baut, aber in den vergangenen Jahren offenbar keinen Schimmer davon hatte, dass eine wachsende Stadt auch Wohnungen braucht.

Grade mal 4 (in Worten: VIER) freie Bleiben gibts in Markranstädt aktuell, während ein Projekt für 60 Wohnungen seit Jahren auf Eis liegt. So kriegt man die Armen aus der Stadt gejagt oder in Ghettos wie die Leipziger Straße 2c oder das Räpitzer Obdachlosenheim deportiert und steigert mit zahlungskräftigen Mietern die Einnahmen aus der Einkommenssteuer. Kalte Vertreibung – klappt auch ohne kommunales Wärmekonzept.

Nicht nur Rufnummer, auch Postleitzahl kann bei Vertreibung mitgenommen werden

Wer sich Markranstädt nicht mehr leisten kann und in seinem neuen Zufluchtsort auf ein Stück alte Heimat nicht verzichten möchte, kann jetzt im Internet fündig werden.

Die Welt ist klein. Man muss nicht obdachlos werden, wenn man sich Markranstädt nicht mehr leisten kann. Fast überall auf dem Erdball kann man in 04420 sesshaft werden.

Die Welt ist klein. Man muss nicht obdachlos werden, wenn man sich Markranstädt nicht mehr leisten kann. Fast überall auf dem Erdball kann man in 04420 sesshaft werden.

Eine MN-Leserin hat das getan, weil sie in ihr neues Asyl im Ausland nicht nur ihre Telefonnummer, sondern auch die Postleitzahl mitnehmen will.

Die App bietet eine erstaunlich reichhaltige Auswahl. So kann man beispielsweise nach 04420 Mexiko-Stadt ziehen oder nach 04420 Järvenpää in Finnland, sich in 04420 Beaujeu künftig von Fröschen ernähren oder die Siesta seines Lebens im spanischen 04420 Santa Fe de Mondujar abfeiern.

Wir lernen: Niemand muss auf der Straße landen, wenn ihn die kalte Vertreibung aus Markranstädt ereilt – überall auf der Welt gibt es ein 04420.

Zum Glück nur Kauka

Apropos App und Markranstädt: Dem Klang nach wahrscheinlich ebenfalls im finnischen 04420 Järvenpää entwickelt, gibt es unter https://tjukanovt.github.io/notable-people ein Angebot, das in Lallendorf für tiefes Aufatmen sorgen sollte.

Auf dieser Seite werden für alle Käffer der Welt jene Namen von prominenten Personen aufgeführt, die im Zusammenhang mit dem jeweiligen Ort im Internet am häufigsten geklickt werden.

Weil Arbeit mehr Arbeit macht als Zeichensetzen

In einer Stadt wie Markranstädt, in der zwar regelmäßig Zeichen für Demokratie gesetzt werden, aber die Entfernung von Hitlers Steigbügelhalter Paul von Hindenburg aus der Liste der Ehrenbürger zu viel Arbeit ist, droht damit eigentlich eine ähnliche Reputation, wie sie auf der Karte beispielsweise der Stadt Braunau am Inn zuteil wird.

Auch wenn von anderen Markranstädtern deutlich mehr Fotos kursieren, ist es Rolf Kauka, der im Zusammenhang mit Markranstädt am häufigsten geklickt wurde.

Auch wenn von anderen Markranstädtern deutlich mehr Fotos kursieren, ist es Rolf Kauka, der im Zusammenhang mit Markranstädt am häufigsten geklickt wurde.

Welch ein Glück, dass wenigstens Rolf Kauka in Markranstädt geboren wurde. Dem wird allerdings auch eine rechtskräftige Verstrickung nachgesagt, weshalb in Markranstädt keine Straße nach ihm benannt wird. Selbst für Kitas müssen einfallsloseste Bezeichnungen kreiert werden, nur um sie nicht nach seinen Füchsen Fix und Foxi benennen zu müssen.

Es hätte schlimmer kommen können

Bedenkt man aber die Alternativen, hat Markranstädt mit dem Kauka noch einmal richtig Glück gehabt. Es gibt Käffer auf der Karte, die müssen sich mit Reinhard Heidrich, Walter Ulbricht oder Florian Silbereisen herumschlagen.

Aber selbst wenn unter Markranstädt Namen wie Freddy Krüger, Lord Voldemort oder die Teletubbies auftauchen würden, hätte man zumindest noch Alternativen. Man muss sich ja nicht damit abfinden und hier bleiben. Beispielsweise kann man nach Järvenpää umsiedeln. Tero Seppälä kennt im schneebefreiten Markranstädter Flachland eh keiner, die Mieten sind bezahlbar und die Postleitzahl 04420 zieht quasi mit um. Die Post kommt an.

Melde gehorsamst: Der Markranstädter Mängelmelder

Ist das ein Grund zum Feiern oder zum Verzweifeln? Erfreulich ist auf jeden Fall schon mal, dass viele Markranstädter ihre Augen aufgemacht und den Mängelmelder der Stadt entdeckt haben. Es zeugt davon, dass sie die vermeintliche „Leck-mich-am-Arsch“-Haltung aufgegeben haben und auf Missstände hinweisen. Allerdings stellt sich nach nunmehr einem knappen Jahr die Frage nach der Wirksamkeit und den Folgen aller Mängelanzeigen. MN-Leser Jabadu hat sich dazu einmal Gedanken gemacht und das Jubiläum der 500. Mängelanzeige im Oktober zum Anlass genommen, eine populärwissenschaftliche Analyse aus Bügersicht zu entbinden. Hier sein Exposé.

Glaubt man dem Portal, wurden von den 500 Meldungen bis dahin 68 erledigt. Über den Daumen gepeilt ist das ein abgestellter Mangel pro Woche.

Würde die Stadt den Mängelmelder mit sofortiger Wirkung einstellen, hätte sie bei gleicher Arbeitsleistung noch rund sechs Jahre zu tun, um alle Mängel abzuarbeiten.

Arbeitsplatzsicherung

Zugute könnte man der Stadt vielleicht halten, dass sie schon mehr Mängel abgearbeitet hat, aber diese wegen ungeklärter struktureller Fragen noch nicht als erledigt markieren konnte. Umgekehrt ist es schon vorgekommen, dass Mängel als erledigt gemeldet wurden, aber immer noch bestehen.

Schöne Torte, aber die Kerzen darauf sind nicht die hellsten, was sich vor allem im Zustand der Straßenbeleuchtung zeigt.

Schöne Torte, aber die Kerzen darauf sind nicht die hellsten, was sich vor allem im Zustand der Straßenbeleuchtung zeigt.

Insgesamt verteilen sich die Mängel auf die ganze Palette aller möglichen Sachverhalte. Als Schwerpunkt kristallisiert sich jedoch ausgerechnet die Beleuchtung der Stadt heraus. Lampe an, Lampe aus. Gestern repariert, heute wieder kaputt.

Ein Helles bitte!

Mit anderen Worten, die Markranstädter sind wohl nicht mehr die Hellsten. Allen voran kann man dieses Merkmal zumindest den Verantwortlichen unterstellen. Denn denen müsste doch langsam mal ein Licht aufgehen.

Mängel aus der Antike

Die älteste in Bearbeitung befindliche Meldung über eine kaputte Laterne stammt vom 5. Januar 2024. Oder leuchtet die gar schon wieder und es fehlt nur das Häkchen? Die „älteste“ als NEU eingestufte Meldung datiert indes vom 4. November 2023.

Mit anderen Worten: Seit über einem Jahr hat sich niemand erfolgreich mit dem Hinweis über den Zustand des Grabenweges in Seebenisch befasst.

Nun ist der Grabenweg sicher nicht der Broadway von Markranstädt, aber die Mängelsammler der Stadt hätten inzwischen wenigstens mal aus dem „Neu“ ein „in Bearbeitung“ machen können. Das läge dann auch ganz auf der strategischen Linie der Mängelbearbeitung, in der es üblicherweise heißt: „Vielen Dank für den Hinweis…“

Schenke Freude, ernte Dank

Mängel unter der Kategorie „Anliegerpflicht“ entwickeln sich vor allem dann zum Dauerbrenner, wenn es um die Straßenreinigung an solchen Stellen geht, an denen die Stadt als Reinigungspflichtige agieren sollte. Also wo die Reinigung wöchentlich stattfinden soll.

Aber denkste. Hier hat die Stadt ein dickes Fell oder einfach keine Leute dafür eingeplant. Nur so ist es zu erklären, dass die Zwenkauer Straße über einen Zeitraum von mehreren Wochen sechsmal als nicht gereinigt gemeldet wurde.

Arbeitskräftemangel ist auch ein Mangel

An dem Gedanken, dass für die Reinigung keine Leute da sind, könnte etwas dran sein. Sieht man sich die letzte Stellenausschreibung für den Sachbearbeiter Straßenunterhaltung und Leiter/in Technischer Service (m/w/d) an, so muss man feststellen, dass die Problematik Straßenreinigung in dessen Arbeitsaufgaben keine Rolle spielt.

Straßenreinigung wird überbewertet, wenn man es nicht gerade als Einnahmequelle beim Verstoß gegen privatisierte Pflichten sieht.

Richtig schwierig wird es dann, wenn man versucht, den Ort zu finden, an dem der Mangel anzutreffen ist oder sein sollte. So ist eine Meldung über ein altes Fahrrad, das auf der Kippe nach Kulkwitz liegt, an die 350 Meter entfernte Zwenkauer Straße hinter dem Wald verortet worden. Die Meldung dazu stammt vom 25. April 2024 und ist natürlich „Neu“.

Vor dem Hintergrund der geografischen Ortungsprobleme könnte das allerdings auch heißen: Die Mängelabsteller der Stadt sind auf der Suche nach 187 Orten. Denn am Tag des Eingangs der 500. Mängelmeldung befanden sich immerhin schon genauso viele in Bearbeitung.

Die im Dunkeln tappen

Wie schwierig das mit der Ortung ist, zeigt sich auch bei der Beleuchtung. Am Tag sieht man zwar die Lampen, erkennt aber nicht, ob sie funktionieren. Und weil die kaputten Laternen im Dunkeln aus sind, kann man auch nachts nicht feststellen, wo sie sich befinden.

Das Verständnis der Bürger

Wir lernen: Es gibt für alles eine Erklärung. Besonders wohltuend ist übrigens das tiefe Verständnis, das die Bürger angesichts der Bearbeitungsdauer oder der fehlenden Erfolgsmeldungen aufbringen.

Schon gibt es die ersten Hinweise, in denen in einer Art vorauseilendem Verständnis sogar explizit darauf hingewiesen wird, dass sich die Stadt bei der Mängelbeseitigung durchaus Zeit nehmen soll.

So viel Großherzigkeit wünscht man sich nicht nur vor Halloween, sindern auch vor Weihnachten, Ostern und zu Hause.

So viel Großherzigkeit wünscht man sich nicht nur vor Halloween, sondern auch vor Weihnachten, Ostern und zu Hause.

Dieses Beispiel sollte auch in anderen Bereichen Schule machen. Kein Winterdienst auf den Straßen, damit der Weihnachtsmann mit dem Schlitten durchkommt, keine Grasmahd an den Straßenrändern, damit der Osterhase genügend Verstecke findet und auch kein Verbot häuslicher Gewalt mehr, damit man sich umso mehr auf die Versöhnung am Valentinstag freuen kann.

Eigentlich ist so ein Mängelmelder in Wahrheit ein Chancenverzeichnis. Und wenn man ihn so sieht, ist alles in Ordnung.

Zwischen büßen und beten: Die wahre Wahrheit hinter den Worten

Kriege, Krisen, Katastrophen: Egal ob man die Zeitung aufschlägt oder einen Blick ins Internetz wirft, überall wird einem ein Angstkloß in den Hals implantiert. Nur der gelernte DDR-Bürger kann sich da helfen, weil er weiß, wo man zwischen den Zeilen die wahren Botschaften findet. Nutzen Sie also ihre freie Zeit am heutigen Feiertag nicht nur, um den Medien beim Büßen und Beten zuzuschauen, sondern sich auch mit den alternativen Wahrheiten zu beschäftigen: Beim Faktencheck der Markranstädter Nachtschichten.

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Angeblich soll man ja schon gesehen haben, wie Pferde vor der Apotheke kotzen. Aber dass ein Ross mitten bei einem Fernsehinterview abschmiert, war bisher so noch nie dagewesen. Was könnte da passiert sein?

Eine woke Reporterin des öffentlich-rechtlichen Fernsehens hat dem Pferd nach seinem siegreichen Rennen die provokante Frage gestellt, wie es dazu stehe, dass die braune Farbe seines Fells von der AfD instrumentalisiert werden kann. In der Pathologie wurde später festgestellt, dass das Tier an einem plötzlichen investigativen Schock verendet ist. Es habe allerdings nicht leiden müssen.

In der Türkei herrschen schlimme Zustände. Ein falsches Wort, und schon sitzt man im Kahn. In Demokratien wie der unseren wird man dagegen nur einem ebenso menschenfreundlichen wie völlig harmlosen öffentlichen Shitstorm ausgesetzt.

Aber was könnte das arme Ding da gesagt haben, das sie in die Hände von Erdogans Schergen fallen ließ? Hat sie vielleicht Udo Lindenberg zitiert und Indianer gesagt? Oder ein sexistisches Gedicht vorgelesen, das in der westlichen Welt gefeiert wurde? Oder hat sie sich nur nicht stark genug von der PKK distanziert? Dass man wegen sowas zittern muss, ist in Deutschland zum Glück völlig undenkbar.

Erst nachdem Außenministerin Baerbock geraubte Kulturgüter an Afrika zurückgegeben hatte, wurde so manch jungem Deutschen klar, dass wir auch mal Kolonien hatten. Aber der einst in Deutsch-Südwest geborene Geist ist noch am Leben.

Es sind die deutschen Fußballvereine, die über die letzte Möglichkeit verfügen, sich noch ganz legal Neger kaufen zu können. Und weil die alten Vertriebswege offenbar noch immer bestens funktionieren, werden jetzt in deutschen Gartencentern auch Lösungen für den kleinen Geldbeutel angeboten. Ganz eiserne Kolonialist*Innen gehen sogar noch weiter: Einfach nicht gießen, schon hat man einen Schrumpfkop.

Neues aus der vierten Etage (4): Scharia in Markranistan

Nach elf Jahren neigt sich die Ära des MN-Blockbusters „Neues aus der vierten Etage“ so langsam ihrem Ende entgegen. Geht es nach dem Wunsch des Stadtrats (und sicher auch großen Teilen des Live-Publikums), fand am Donnerstagabend die vorletzte Show in der ebenso verwinkelten wie stickigen Dachkammer statt. Ab Januar soll das Ensemble ins KuK umziehen. Dahin wird es allerdings nicht gleich alle 22 Stühle mitnehmen müssen, denn ein Sitzmöbel bleibt weiterhin unbenutzt.

Der kleine Promuchel auf der Straße versteht die Welt nicht mehr. Vor einem halben Jahr noch hätte er jede Wette darauf gewonnen, dass die nordöstliche Verteidigungslinie am Ratstisch froh darüber wäre, Nadine Stitterich endlich ausgeschwitzt zu haben. Und jetzt will man sie auf einmal nicht gehen lassen.

Muss man nicht verstehen. Genauso wenig allerdings auch den zwar legalen, aber eher nicht legitimen Schachzug der Bürgermeisterin, sich auf das bigotte Abenteuer einer Scheinkandidatur einzulassen.

Abstimmen bis das Ergebnis passt

Die Folge: Zum Dritten Mal sollte der Stadtrat der Mandatsniederlegung Stitterichs zustimmen, zum dritten Mal hat er es abgelehnt. Und das, obwohl ein Ultimatum des Landkreises vorliegt, wonach die Duma keine andere Möglichkeit hat als in fest geschlossenen Reihen einheitlich die Hände zu heben.

Nuklearer Fallout am Ratstisch

Und so flogen auch beim dritten Anlauf am Donnerstagabend wieder die Fetzen am Ratstisch. Allerdings ohne Beteiligung der Bürgermeisterin. Die hat den gesamten Stadtrat inzwischen so weit auf Linie gebracht, dass sie nur noch dabei zuzuschauen braucht, wie sich die Räte mit bis zur nuklearen Sprengkraft aufgerüsteten Worthülsen im politischen Landgewinn üben.

Inzwischen kommen sogar verbale Scharfschützen zum Einsatz, die es gezielt auf die Ausschaltung einzelner Personen abgesehen haben und nicht einmal davor Halt machen, auch unbewaffnete Versorgungstruppen aus dem Rathaus ins Visier zu nehmen.

Neuer Friedensrichter mitten im Kriegsgeschehen

Die über 30 Schaulustigen, darunter der designierte stellvertretende Friedensrichter der Stadt, hatten so ihre Mühe, dem Schlachtverlauf zu folgen. Vor allem jene Augenzeugen, die es mit Logik und gesundem Menschenverstand versuchten, waren zum Scheitern verurteilt. Schauen wir also mal kurz auf die Situation.

Die Bürgermeisterin hat sich zur Stadträtin wählen lassen, darf beides aber nicht gleichzeitig ausüben. Also muss sie entweder als Stadtoberhaupt zurücktreten oder auf ihr Stadtratsmandat verzichten.

Der Mandatsverzicht bedarf der Angabe eines Hinderungsgrundes zur Annahme des Sitzes im Stadtrat und dieser Grund ist laut Sächsischer Gemeindeordnung durch ihre Funktion als Bürgermeisterin gegeben.

Die etwas andere Logik

An dieser Stelle könnte sich einem mit logischem Verstand gesegneten Menschen zwar die Frage stellen, ob die Bürgermeisterin vor dem Hintergrund dieses Ausschlusskriteriums überhaupt wählbar war, aber die Antwort darauf würde weite Teile der Bevölkerung vielleicht nur verunsichern.

Die Hände hoch, die Reihen fest geschlossen…

Jedenfalls wäre der Fall mit dem Vorliegen eines im Gesetz verankerten Grundes abgeschlossen: Die Ampel steht auf Grün, also darf sie fahren.

Freud'scher Verdenker? Im festen Glauben an einen Druckfehler hoffte ein MN-Leser, dass sich das Problem inzwischen von selbst gelöst hat.

Freud’scher Verdenker? Im festen Glauben an einen Druckfehler hoffte ein MN-Leser, dass sich das Problem inzwischen von selbst gelöst hat.

In Sachsen hat man allerdings schon traditionell mehr Sinn für Humor. Deshalb haben die Gesetzesschmiede in Dresden – wohl auch, um dem Sein der Demokratie noch mehr Schein zu verleihen – noch eine kleine Pointe eingebaut. Obwohl die Ampel auf Grün steht, muss der Stadtrat trotzdem erst noch darüber abstimmen, dass das Grün auch grün genug ist, um losfahren zu können. Wie gesagt: DASS es grün genug ist, nicht etwa OB.

Gewissensfragen zwischen Ab- und Zustimmung

Im Grunde genommen sollen die Stadträte also in einem als Abstimmung getarnten Akt der Zustimmung lediglich ihre einhellige Legitimation dieses Vorgangs zu Protokoll geben. Das schreit allerdings auf einem schon historisch durch seine Streitbarkeit bekannten Schlachtfeld wie Markranistan geradezu nach Rebellion.

Und der gemeine homo marcransis fragt sich: Wenn es von Gesetzes wegen gar nicht anders möglich ist als der Bürgermeisterin im Stadtrat den Laufpass zu geben, warum muss darüber noch ab… [ähm] zu… [ähm] – na ja, also …gestimmt werden?

Da müsste doch eigentlich allein die Tatsache und eine entsprechende Feststellung des Gesetzgebers reichen? Nun gut, da sie aber nun einmal – nein, inzwischen dreimal – gefragt wurden, antworteten die Stadträte natürlich auch artig.

Gerade Linie trotz schräger Forderung

So wie Heike Kunzemann (Linke), die den vom Landkreis befohlenen Abstimmungszwang für „schräg“ hält und sich allein ihrem Gewissen verpflichtet fühlt. Oder wie Lydia Ramm von den Grünen, die politische Winkelzüge wie die Scheinkandidatur der Bürgermeisterin nicht auch noch durch ihre Zustimmung bei der Abstimmung legitimieren will.

Oder wie Rico Kanefke (CDU), der selbst vor dem bereits feststehenden Ergebnis eines Beschlusses wenigstens noch die Unterlagen einsehen will, auf deren Grundlage seine Zustimmung schon vorausgesetzt wurde.

AfD setzt deutliches Zeichen für demokratischen Rechtsstaat

Und so kam es, dass die Vertreter der Freien Wähler Markranstädt Schulter an Schulter mit der AfD plötzlich die letzten verbliebenen Verbände stellten, die in unverbrüchlicher Systemtreue noch für die Aufrechterhaltung unseres demokratischen Rechtsstaates einstanden und tapfer für ein „weiter so“ des Systems  votierten.

Das ist zwar bemerkenswert, reichte angesichts der lediglich sechs Stimmen allerdings längst nicht aus, um die einst aus der Nationalen Front hervorgegangenen Fundamente unserer Demokratie zu verteidigen, die sich durch überwältigende Zustimmungen von 100 Prozent auszeichneten.

Sorge um Zukunft des Humors

Das Ende vom Lied: Jetzt wird die Rechtsaufsicht beim Landkreis den Vorgang an sich ziehen und das verweigerte Einverständnis des Stadtrates notfalls durch eine eigene Zustimmung ersetzen. Der homo marcransis könnte sich jetzt fragen: Warum nicht gleich so? Das Team der Markranstädter Nachtschichten hingegen blickt angesichts solcher Entwicklung mit wachsender Sorge in die Zukunft und fragt sich: Wozu braucht es künftig noch Satiriker, wenn sich die Politik im Zuge kultureller Aneignung deren Werkzeuge bedient?

Markranstädt feiert das Ende der Unterdrückung: Lasst uns alle Frauen werden!

Seit Freitag ist es möglich, den eigenen Geschlechtseintrag samt Vornamen im Personenstandsregister durch eine einfache Erklärung gegenüber dem Standesamt ändern zu lassen. Warum das gerade für Männer eine elegante Alternative ist und wie sie auf diese Weise dem tristen Alltag in Markranstädt ein paar unvergesslich schöne Seiten abgewinnen können, erklärt Ihnen die neue MN-Chefin. 

Ich hab`s probiert und es hat geklappt. Also: Ab sofort nicht mehr Claus Narr, sondern Clausolde Närrin bitteschön! Obwohl hinter meinem Hosenstall noch immer ein Zapadeus lauert, darf ich mich jetzt völlig frei in Damentoiletten bewegen, Frauenparkplätze benutzen und andere Leute auch mal nach dem Weg fragen, ohne gleich Mitleid zu erregen.

Im Grunde genommen war die Neudefinition meiner Chromosomensätze eine Befreiung für mich. Ebenso wie für den Rest der Männerwelt waren die letzten Jahre mehr und mehr von der Unterdrückung unseres Geschlechts gekennzeichnet. Schleichend und nahezu unbemerkt wurden wir an den Rand der Gesellschaft gedrückt und jedes auch noch so kleine Aufbegehren gegen diese perfide Art der Diskriminierung wurde als sexuell motivierter Übergriff verurteilt.

Männer: Die bedohte Art

Die Folgen dieser Entwicklung sind unerträglich. Während das Matriarchat sogar durchsetzen wollte, dass Mädchen in Knabenchören mitsingen dürfen, wird es auf der anderen Seite als selbstverständlich betrachtet, dass Erholungseinrichtungen für Männer tabu sind. So werden sie beispielsweise im Sportbad an der Elster donnerstags von der Sauna ausgeschlossen.

Keine Diskriminierung von Männern, weil sie vom Saunagang ausgeschlossen werden. Schließlich dürfen auch Hunde nicht rein.

Keine Diskriminierung von Männern, weil sie vom Saunagang ausgeschlossen werden. Schließlich dürfen auch Hunde nicht rein.

Mehr noch: Es gibt im Gegenzug keinen einzigen Tag in der Woche, an denen die Männer mal unter sich sein und damit ohne das ständige Gequatsche ganz entspannt saunieren können. Für die gliedtragenden Glieder gilt in dieser Gesellschaft nur noch Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit.

Lady feiert, Knecht malocht

Diese Diskriminierung reicht bis hinein in die aktive Freizeitgestaltung, für deren Teilhabe Männern erst tief in die Hosentaschen gegriffen wird und die Beinkleider anschließend komplett runtergezogen werden, während sich ihre Frauen für den halben Preis darüber amüsieren dürfen. So wie bei der Ladies-Night auf der Kleinmesse.

In ihrer Funktion als Fleisch gewordene Einzugsermächtigung sparen hier zwar in Wahrheit die Männer, gerade deshalb ist es trotzdem diskriminierend.

In ihrer Funktion als Fleisch gewordene Einzugsermächtigung sparen hier zwar in Wahrheit die Männer, gerade deshalb ist es trotzdem diskriminierend.

In diesem Jahr kam das für mich zu spät, aber ich bin mal auf die Gesichter der Fahrgeschäft-Wärter gespannt, wenn ich ihnen nächstes Jahr meinen Ausweis vor die Nase halte und dann siegessicher meinen Rock lüpfe, um in den ultimativen „Hodenhammer“ einzusteigen, in dem ich dann zum halben Preis Loopings im Leipziger Nachthimmel drehe.

Wir notieren: Männer sind entweder komplett ausgeschlossen oder müssen für ihre Teilhabe am gesellschatlichen Leben doppelt so viel zahlen wie Frauen. Nicht mal Frauenfußball dürfen sie spielen.

Die Folge liegt auf der Hand. Maskuline Untermenschen werden nicht nur immer unzufriedener mit ihrer Gesamtsituation, sondern auch immer ärmer.

Selbst bei der lebenserhaltenden Grundversorgung haben die Männchen unserer Spezies inzwischen das Nachsehen. An immer mehr Tafeln in Deutschland gehen Männer leer aus. Sie müssen statt dessen zusehen, wie sich Frauen die Taschen mit Lebensmitteln vollstopfen, während die maskulinen Bedürftigen Hungerödeme nach Hause tragen.

Ethnische Säuberung unter dem Deckmantel eines Aufnahmestopps: So wird der Männerüberschuss durch eine kaum beachtete Hungerkatastrophe beseitigt.

Ethnische Säuberung unter dem Deckmantel eines Aufnahmestopps: So wird der Männerüberschuss durch eine kaum beachtete Hungerkatastrophe beseitigt.

Zum Glück leben wir in einer Demokratie, in der uns die Statistik vor dem Schlimmsten bewahrt. Wenn die Frau zum Abendessen ein ganzes Brot vertilgt, während ihr Mann hungrig zu Bett geht, haben beide im Schnitt ein halbes Brot gegessen. Also worüber will sich der toxische Patriarch da noch aufregen? Weil er durch Aushungern systematisch ausgerottet wird und das auch noch selbst feiern darf? Schon gibt es Restaurants, die von Menschen mit Hosen nicht mehr betreten werden dürfen.

Der Rock: Das Machtinstrument der herrschenden Klasse

Auch das ist keine Diskriminierung. Eine neckische Strumpfhose angezogen, darüber ein geschickt geschnittenes Röckchen und schon darf auch der Mann rein.

Statt dessen fette Männer, bauchfrei in rosa Leggins: Die Welt wird immer gerechter.

Statt dessen fette Männer, bauchfrei in rosa Leggins: Die Welt wird immer gerechter.

Inzwischen hat das radikalfeministische Matriarchat sogar erkannt, wie der rebellische Rest der Männerwelt für die Herrschaft der Frau missioniert werden kann. So wird den wenigen noch verbliebenen echten Männern beim Schaufensterbummel neuerdings die latente Angst vor Cellulite genommen.

Cellulite als Auszeichnung

Wie in diesen Beispiel, in dem die Orangenhaut als eine Art Reichsinsignie für die Mächtigen dieser Welt ins Unterbewusstsein gepflanzt wird. Sieht zwar nicht unbedingt schön aus, aber die Macht hat nunmal ihren Preis.

Werbekampgne für Cellulite in einem Schaufenster. So wird Männern beim Shopping ganz nebenbei die Angst vor wechseljahrbedingten Altersbeschwerden nach Umtragung ihres Geschlechts genommen.

Werbekampgne für Cellulite in einem Schaufenster. So wird Männern beim Shopping ganz nebenbei die Angst vor wechseljahrbedingten Altersbeschwerden nach Umtragung ihres Geschlechts genommen.

Doch auch mit der verbliebenen Unsicherheit, die sich nach dem Geschlechtswechsel im Personalausweis der Neo-Frauen hartnäckig erhalten will, weiß die reinrassige Damenwelt umzugehen.

Und so ebnet sie den Weg für die Konvertierung der niederen Rasse zu den höheren Weihen. So zum Beispiel im „Zuckerhut“ Leipzig, wo den frisch Umgeschriebenen die Angst vor dem Outing durch eine spontane Erektion genommen wird. Die Sorge ist schließlich berechtigt, wenn es so aussieht, als würde die geile Milf gerade versuchen, unter ihrem Rock heimlich Pinocchio an die Bar zu schleusen. Die Lösung findet sich auf der Damentoilette.

Wichtig: Man muss das Döschen nicht anlegen. Einfach an der Bar vorzeigen und schon gibts den Prosecco umsonst.

Wichtig: Man muss das Döschen nicht anlegen. Einfach an der Bar vorzeigen und schon gibts den Prosecco umsonst.

Einfach beim Personal melden, ein Döschen verlangen, selbiges dann im Schritt befestigen und schon geht man selbst bei einer Leibesvisitation unerkannt als Lady durch.

Wer trotzdem noch so viel Männlichkeit in sich trägt, dass er nur ganze Arbeit leisten und sich nicht mit Notlösungen abfinden will, der kann sich um einen Termin in einer der Änderungsfleischereien bemühen, die allerorten gerade wie Pilze aus dem Boden schießen. So wie hier in Pirna, wo ein MN-Leser nach erfolgreicher Behandlung vor lauter Glück noch ein Foto von dem Schaufenster schoss, hinter dem er wenige Minuten zuvor wieder zu einem vollwertigen Mitglied unserer Gesellschaft umgenäht wurde.

Heute fast überall möglich, gab's das früher nur für Reiche. Angeblich sollen die Schamlippen von Conchita Wurst einst aus den Ohren von Niki Lauda geschneidert worden sein

Heute fast überall möglich, gab’s das früher nur für Reiche. Angeblich sollen die Schamlippen Conchita Wurst einst aus den Ohren von Niki Lauda geschneidert worden sein.

Wir lernen: Ihrer vermeintlichen Unterdrückung können Männer ab sofort durch einen simplen bürokratischen Trick entgehen. Einfach im Einwohnermelde- oder Standesamt vorsprechen (keine Angst, dort freut man sich schon auf Ihren Besuch), das Geschlecht umtragen lassen und schon stehen Ihnen nicht nur Sauna, Kleinmesse oder Damentoiletten offen, sondern auch Swingerclubs, Frauenparkplätze und die Praxen von Gynäkologen.

Frauen leben länger

Für das bisschen Abwasch, Essen, dreckige Wäsche und ein sauberes Heim haben die Männer ja schon durch die Erfindung von Spülmaschine, Elektroherd, Waschmaschine und Staubsauger vorgesorgt. Und das Pieseln im Sitzen hat sich im genetischen Code des degenerierten männlichen Hirns sowieso längst schon so fest eingebrannt wie die Besitzermarken auf den Lenden nordamerikanischer Rinder.

Noch ein Tipp: Gerade für Männer ab 60 lohnt sich das Umschreiben ihres Geschlechts so kurz vor dem bevorstehenden Ende. Bekanntlich haben Frauen eine längere Lebenserwartung. Also warum sollte man davon nicht profitieren, dem Sensenmann ein Schnippchen schlagen und so noch ein paar Jahre rausholen?

Reformgedanken zum Reformationstag

Im ersten Ehejahr strebt der Mann die alleinige Vorherrschaft an, im zweiten kämpft er um die Gleichberechtigung und ab dem dritten Jahr ringt er um seine nackte Existenz. Oder kurz gesagt: Früher hatte der Mann die Hosen an, heute hat er sie voll. So viel zur Gleichberechtigung, über die sich MN-Geburtshelfer (Hebammrich) Claus Narr in dieser Woche seine Gedanken gemacht hat.

Keine Ahnung, was dahinter steckt oder wo das noch hinführen soll. Die Facebook-Seite der Markranstädter Nachtschichten wurde gesperrt, weil da weibliche Brüste samt der dazugehörenden Brustwarzen zu sehen waren.

Als zweiteiliger Bausatz zum Selberpuzzeln, also einmal Brüste ohne Warzen und dann ein Bild mit Warzen ohne die Herzkranzgefäße, war’s dann für Herrn Zuckerberg so in Ordnung.

Inzwischen schreckt man nicht einmal mehr davor zurück, die Urheberrechte samt künstlerischer Aussage von Filmklassikern zu verletzten. Im Streifen „Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen“ (1975) wurden doch tatsächlich die Brustwarzen von Romy Schneider von hinnen gepixelt. Wahrscheinlich lauern die hinterlistigen Weiber sogar noch im Jenseits darauf, dass jemand ihre Gefühle verletzt und sie ihre Anwälte losjagen können.

Ich schließe allerdings nicht aus, dass Romy Schneider gerade deshalb so früh aus dem Leben geschieden ist, weil sie ahnte, dass man sie dereinst zu einem Neutrum verkrüppeln wird, das mit seinem drüsenlosen Handicap nicht einmal in der Lage ist, ein Kind zu nähren. Das kann die Gefühle einer Frau wirklich tief verletzen.

Terrorismus aus dem BH?

Von der Natur mit Neugier gesegnet, habe ich gegoogelt, gefragt und mich erkundigt – aber niemand konnte mir bisher sagen, warum weibliche Brustwarzen so gefährlich sind für die demokratischen Grundfesten unserer Gesellschaft. Und warum die von Männern dagegen so harmlos sind. Im Gegenteil: Wenn ich danach gefragt habe, erhielt ich genervtes Augenrollen, verächtliches Schniefen oder andere diskriminierenden Gesten als Antwort auf meine sexuell übergriffige Neugier.

Da versteht es sich von selbst, dass man sowas nicht zeigt. Wahrscheinlich hat hier auch der Begriff vom "flotten Dreier" seinen Ursprung.

Da versteht es sich von selbst, dass man sowas nicht zeigt. Wahrscheinlich hat hier auch der Begriff vom „flotten Dreier“ seinen Ursprung.

Also: Nicht dumm rumfragen, sondern hinnehmen. So wie alles, womit die Mehrheit der Gesellschaft ungefragt die Interessen von Minderheiten oder Unterdrückten vertritt, indem sie „Zeichen setzt“.

Reden wir also über die Genderei [engl.: Schänderei]. Bislang dachte ich, gendern ist, wenn ein Sachse mit dem Boot umkippt. Aber dann habe ich einen Wandel in unserer Gesellschaft wahrgenommen.

Immer mehr Jugendliche sind immer weniger in der Lage, im täglichen Überlebenskampf die ihnen von der Schöpfung zugedachten Aufgaben zu erledigen. Weil sie genderneutral erzogen werden. Heißt: Sie können jetzt weder kochen noch einen Nagel in die Wand schlagen. Da bekommt der Begriff von „händeringend gesuchten Fachkräften“ doch gleich eine völlig neue Dimension. Immer herein, wenn’s kein Schneider ist.

Quälende Quanten der Quoten

Manches hingegen erledigt sich beim Zeichensetzen für Gleichberechtigung von ganz allein. Inzwischen hat sich sogar die Quotenregelung in den Vorständen deutscher DAX-Unternehmen ganz von selbst aufgeweicht.

Keine Rede mehr von 50:50, statt dessen jetzt nur noch ein Drittel Frauen und ein Drittel Männer. Das restliche Drittel soll von Fachleuten besetzt werden. Beim Blick auf die Wirtschaftslage in Deutschland befürchte ich allerdings, dass es dafür sogar dann zu spät ist, wenn man vier Drittel Experten beschäftigt.

Das ist natürlich keine Diskriminierung, weil ja nur Männer sind, die hier den Kürzeren ziehen. Hauptsache, der Text ist schön gegendert.

Das ist natürlich keine Diskriminierung, weil ja nur Männer sind, die hier den Kürzeren ziehen. Hauptsache, der Text ist schön gegendert.

Dass Frauen das 50:50-Verhältnis ablehnen, ist übrigens nachgewiesen. Bei einem jüngst in Markranstädt zelebrierten Bewerbungsgespräch informierte der Personalchef die Dame: „Wir suchen jemanden, der die Arbeit von zwei Männern übernimmt.“ Darauf die Bewerberin: „Ach schade, nur Teilzeit.“ Bei einer solch ablehnenden Haltung kann das nichts werden mit dem Matriarchat in Führungsebenen.

Deutsch in einfacher Sprache: Aus (m/w/d) wird (gn)

Ganz schlimm finde ich die Gleichmacherei in den Stellenanzeigen. Immer neue Kürzel, die davon ablenken, dass es eigentlich um Arbeit geht.

Das (m/w/d) wird neuerdings gar von einem (gn) ersetzt. Genderneutral soll das heißen, um sicher zu gehen, dass sich auch Menschen angesprochen fühlen, die sich in diesem Jahr als Fuchs oder Haselmaus fühlen. Nicht etwa, weil man das in den Firmen für wichtig hält, sondern weil das am Ende richtig teuer für sie werden kann.

Gendern ist schwer, gerade dann, wenn man seine Muttersprache beherrscht. Die Eselsbrücke, dass männliche Begriffe wie Maurer, Täter oder Arbeiter alle auf -er enden, ist eine gefährliche Falle. Was ist mit Mutter oder Schwester?

Gut, bei der männlichen Form des Onkels könnte man sich elegant mit dem Tanter behelfen, aber da hört es schon auf mit dem „Zeichen setzen“.

Schließlich könnte die männliche Form des weiblichen Hundes, der Rüdin, auch die Gefühle all jener Männer verletzen, die auf den Namen Rüdiger getauft wurden.

„Komm, gib mir Tiernamen!“

Apropos Tiere: Kein Scherz, im Bürgerbüro einer Stadt unweit von Markranstädt tauchte kürzlich eine Frau auf. Offenbar getrieben von der Möglichkeit, sich im Ausweis das Geschlecht ändern zu lassen, wollte sie wissen, ob das nicht auch bei anderen  Zivilisationserkrankungen möglich ist. Also äußerte gegenüber dem Mann hinter dem Schreibtisch ihren Wunsch, sich als Füchsin eintragen zu lassen. Ohne vom Computer aufzublicken, zeigte der Beamte zur Treppe und meinte: „Die untere Jagdbehörde befindet sich im zweiten Stock.“

Friendly Fire bei der Fuchsjagd

Nachdem ich mich beruhigt und die Tränen getrocknet hatte, wurde mir die wahre Tragweite dieses Dialogs bewusst. Wenn die während der Jagdsaison einen Waldspaziergang macht, wäre es nicht einmal Mord‘, schoss es mir durch den Kopf. Der Jäger, dein Freund und Helfer.

Der Wöchner als Leihvater

Das Ende vom Lied: In den Stellenanzeigen wimmelt es nur so von Schmiedinnen, Zimmermänninnen oder Straßenbauarbeiterinnen. Im Umkehrschluss findet man für männliche Tätigkeitsfelder weder Hebammriche, noch Krankenbrüder oder Leihväter. Im Gegenteil: Es werden sogar Stellen ausgeschrieben, auf die ausschließlich Bewerbungen von Frauen gewünscht werden. Das sollte man sich mal gegenüber Männern wagen!

Auch hier werden Männer nicht diskriminiert. Will ja eh keiner machen, weil weibliche Gleichstellungsbeauftragte halt billiger sind.

Auch hier werden Männer nicht diskriminiert. Will ja eh keiner machen, weil weibliche Gleichstellungsbeauftragte halt billiger sind.

Diese Stellenausschreibung beispielsweise wirkt auf den ersten Blick diskriminierend gegenüber Männern. Allerdings werden die sich kaum darüber beschweren, weil sie den Job sowieso nicht wollen. Denn wie jedem halbwegs ökonomisch denkenden Menschen ist auch ihnen klar, warum als Gleichstellungsbeauftragte meist nur Frauen beschäftigt werden: Sie sind billiger.

Nicht reden: Machen!

Wer trotzdem ausschließlich Männer für einen neuen Job sucht, hat dennoch eine Möglichkeit, das in seiner Stellenanzeige zu verklausulieren. Hinter dem obligatorischen (m/w/d) einfach die Anforderung „Nicht reden: Machen!“ eintragen und schon sind die Genderfragen geklärt. Es soll sogar schon ein Rathaus geben, in dem Besuchern der Kaffee von einer männlichen Sekretärin serviert wird.

Was mich an den ganzen Geschichten am meisten sorgt ist die Erfahrung, dass es Menschen gibt, die diese Possen noch ernst nehmen.