Das ist doch mal wieder eine richtig schöne und vor allem positive Nachricht für Markranstädt. All das, was Lallendorf hat oder will, bringt nur Zwist und Raufhändel: Stadtbad, Beigeordnete Zweckverband Kulkwitzer See… Im Umkehrschluss ist all das unbezahlbar, was Markranstädt nicht hat. Einen Zoo zu Beispiel. Der ist nur mit Ärger verbunden, wie ein Blick in den Vorort Leipzig zeigt. Dort hat ein Tierpfleger doch tatsächlich einen Löwen mit Fleisch gefüttert.
Das muss man sich mal vorstellen: Weil man den Eintrittspreis von 36 Euro gezahlt hat (22 für sich selbst und 14 für das Balg), wird man vom Leipziger Zoo gezwungen, einem Löwen beim Verzehr von Fleisch zuzuschauen. Unerträglich!
Zu allem Übel soll auch noch erkennbar gewesen sein, dass es sich bei dem Häppchen vormals um ein Zebra gehandelt hat. Das ist nicht nur für woke Erwachsene eine völlig traumatisierende Erfahrung, sondern macht vor allem bei Kindern den kompletten Bildungsauftrag unserer Gesellschaft mit einem Biss zunichte. Für immer!
Als ob man die Viecher nicht schon längst hätte auf vegane Ernährung umstellen können. Konzepte dafür gibt es in Kitas und Mensen zur Genüge. Ein paar Gramm püriertes Zebra-Imitat aus Tofu schwarz-weiß angemalt, den Rest erledigt der Hunger. Statt dessen ist die völlig inhumane Verfütterung unschuldiger Opfertiere längst nicht der einzige Skandal, mit dem die sensiblen Seelen ahnungsloser Zoobesucher bis tief ins Mark erschüttert werden. MN-Veterinärexpertin Mandy Bauchfleisch war vor Ort und hat sich im Leipziger Zoo gemeinsam mit Töchterchen Schackeline (6) auf die Spur des Grauens begeben. Hier ihre Eindrücke.
Mandy Bauchfleisch berichtet
Meine Tochter ist ein aufgewecktes Mädchen. Ihre völlig abgedrehte Kita-Erzieherin meint zwar, es sei ADHS, aber was weiß die schon? Anders als den Erwachsenen ist ihr jedenfalls schon beim Betreten des Zoos aufgefallen, dass da was nicht stimmt. „Der Gorilla dort hinter der Glasscheibe, der sieht aber hässlich aus“, stellt sie fest. Ich weise sie darauf hin, dass wir noch gar nicht drin sind. „Das ist das Kassenhäuschen“, korrigiere ich ihre Wahrnehmung.
Wenig später, ich habe den Wegezoll in Höhe des Bruttosozialproduktes eines Staates wie Nigeria gerade entrichtet, lauert schon die nächste Hürde. Ein von einer humanoiden Gestalt bewachtes Drehkreuz mit elektronischem Sensor taucht vor uns auf. Fast wie im Jurassic Park, denke ich, nur dass dort die Sicherheitsvorkehrungen verhinderten, dass die Tiere von drinnen zu uns Menschen nach draußen gelangen konnten. Hier ist es genau umgekehrt. Aber zum Glück fragt Schackeline nicht, warum wir so gefährlich für Tiere sind, dass man die zoologische Fauna vor uns schützen muss.
Wir schaffen es pünktlich zur Fütterung ans Becken der Robben. Entsetzt halte ich Schackeline die Augen zu, um sie vor einem Trauma zu bewahren. Völlig befreit von jeglicher Empathie verfüttert eine Aufseherin dort echte Fische. Tot zwar, aber das macht den unerträglichen Vorgang nicht minder grausam. Irgendwer muss sie vorher schließlich umgebracht haben. Schlagartig wird mir bewusst: Ich habe meine Tochter mitten in eine Bande von Mördern eingeschleust!
Die Zuschauer klatschen begeistert und lassen die Szene damit zu einer Art animaler Holocaust-Leugnung werden. Einfach nur abstoßend! Schnell schleife ich Schackeline ins Pongo-Land. Affen sind schließlich wie wir Menschen und somit droht dort keine Gefahr. Denke ich zumindest.
So lange, bis ein etwa 7-Jähriger aufgeregt zur Glasscheibe zeigt und seine Eltern lautstark auf die dahinter stattfindende Szene hinweist. „Mama, was ist ficken?“, fragt Schackeline daraufhin. Ich bin sprachlos. Diese fiesen, versauten Affen, wer hätte das von ihnen gedacht? Noch dazu von hinten. Da zeigen die im Fernsehen immer ganz stolz, was man Primaten vom Motorradfahren über Memory bis hin zum Klavierspielen so alles beibringen kann, aber um ein Bildungsangebot für die elementarsten sittlichen Grenzen kümmert sich niemand.
Sogar Schackeline hat das, zumindest in Ansätzen, verstanden. „Der hat sie nicht mal gefragt“, wendet sie den Lehrstoff aus der Kita an und verurteilt das toxisch-männliche Vorgehen des Silberrückens, dem das Einvernehmen seiner Partnerin offenbar völlig egal ist. Ich will den Pfleger zur Rede stellen, entscheide mich dann aber dafür, die Szene zu filmen und die Menschheit dann über die sozialen Netzwerke vor diesem Hort der sittlichen Verrohung zu warnen.
Als wir bei den Elefanten angelangt sind, fährt ein Bulle gerade sein Werkzeug aus. Ein Kind fragt seine Mutter, was der Dumbo da zwischen seinen Beinen habe, worauf das gebärende Elternteil antwortet: „Ach, das? Das ist nichts.“ Bitte? Ich mustere dieses Nichts noch einmal aufmerksam und blicke dann neidisch zu dieser Frau hinüber. Sie muss ziemlich verwöhnt sein.
Einer Löwenfütterung können wir an diesem Tag leider nicht beiwohnen. Angeblich ist der Wärter strafversetzt worden, weil er vergessen hatte, ein verendetes Zebra vor dessen Verabreichung in den Häcksler zu werfen, um es als Smoothie an die Raubtiere zu verfüttern. Die beschwichtigende Aussage der Geschäftsführung des Zoos, wonach der Pfleger auf den Namen Gräser hört und dies immerhin ein veganer Name sei, wurde in den sozialen Medien nicht einmal ignoriert.
Ähnlich stellt sich die Lage bei den Tigern dar. Bis auf eine Schwanzspitze, die keck hinter einem Stein hervorlugt, ist von diesen Tieren nichts zu sehen. „Und das bei den Eintrittspreisen“, höre ich einen enttäuschten Vater knurren. Beim Weitergehen schlägt dessen Tochter vor: „Man könnte die Tigers doch an den Hufen festnageln, damit sie sich nicht verstecken können.“ Oder ihnen die Flügel brechen, damit sie nicht wegfliegen können, denke ich.
Am Ende der Nahrungskette
Aber das Familienoberhaupt hat den Gedanken seiner Tochter sowieso nicht gehört. Längst hat er zwischen den wie Blei auf dem Gelände liegenden Aas-Gestank die Witterung der nahen Pommesbude aufgenommen. Getrieben von den noch nicht verkümmerten Resten seiner animalischen Instinkte, folgt er der Fährte. Seine Horde folgt ihm. Ich halte mich bewusst zurück, packe ein paar mitgebrachte Bemmen aus und während wir sie genüsslich verzehren, erläutere ich Schackeline anhand der Szenen vor dem humanoiden Futterplatz die Funktionsweise der natürlichen Nahrungskette.
Schwein gehabt: Ein denkwürdiger Tag
Die Brut will Eis, das Weibchen einen Salat, aber weil der Silberrücken ganz vorn in der Schlange steht und das Geld hat, gibt’s Pommes mit Schnitzel. Letzteres stammt bekanntlich vom Schwein, erkläre ich Schackeline und frage sie, ob sie heute schon eins gesehen habe. Sie verneint.
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