Geheimnisvolle Zeichen im Stadtpark

Markranstädt steht seit voriger Woche im Fokus von Verschwörungstheoretikern und UFO-Forschern. Der Grund: Im Stadtpark sind 17 geheimnisvolle Zeichen aufgetaucht. Besorgte Bürger vermuteten hinter den mysteriösen Zahlen an den Bäumen zunächst das Bauamt, das mit einer Art ökologischem Vernichtungskataster quasi die Vorbereitungen zur Baufeldfreimachung für die neue Kita hätte betreiben können. Doch statt eines Bekennerschreibens kam nun aus dem Fachbereich III ein klares Dementi. Seither überschlagen sich die Gerüchte über den Ursprung der geheimnisvollen Zahlen.

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Dementi statt Bekennerbrief in der LVZ vom 1. Juni. Aber wer hätte ernsthaft an solch eine Posse geglaubt?

Üblicherweise sollen Schmierereien im öffentlichen Raum ja grundsätzlich von zugekifften Jugendlichen stammen. Das jedoch kann in diesem Fall aus zwei Gründen ausgeschlossen werden.

Erstens leben die heutigen Teens in einer digitalen Welt und kennen daher nur die Zahlen 0 und 1. Das kann man übrigens auch bei Erwachsenen feststellen, da es beim Parshippen im Keller auch nur Nullen gibt und bestenfalls alle elf Minuten mal eine Eins. Zweitens lässt der an den Bäumen angemalte Zeichensatz sowohl einen gewissen ästhetischen Anspruch erkennen als auch mathematisches Grundwissen im unteren zweistelligen Zahlenraum.

Alibi für „Schääämie!“

Beides lässt die Gruppe der üblichen Verdächtigen bei anderen Schmierereien jedoch konsequent vermissen. Da reicht es meist nur für maximal 5 Zeichen, die aus der Folge „BSG 64“ oder bestenfalls mal derer sechs für „Chemie“ bestehen. Letztere verfügt zudem über keinerlei Bezug zur gleichnamigen oder irgendeiner anderen Naturwissenschaft.

Mysteriöses Selfie aus dem All

Bei der Suche nach Hintergründen und Ursachen tauchte am Wochenende ein geheimes Satellitenfoto der NASA auf. Es wurde mit einem hochauflösenden Smartphone aus 143 Kilometern Höhe aufgenommen und hat nicht nur die Wissenschaftler in Houston elektrisiert. Die kannten bislang nur die geheimnisumwitterte Area 51, in der die UFO-Besatzung von Roswell ihr Raumschiff geparkt haben soll.

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Ein Gruß aus dem All? Die auffällige Laubfärbung im Stadtpark hat die Wissenschaftler rund um den Globus elektrisiert.

 

Jetzt aber haben die Aliens angeblich zurückgeschlagen und in Markranstädt ihre eigene Airbase markiert. Es ist deutlich zu sehen, wie sich das Laub der Bäume in diesem Bereich hell verfärbt hat und den Schriftzug AREA 52 erkennen lässt.

Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit. Auf die kommt man allerdings erst am Ende einer langweiligen Redaktionsbesprechung, in deren Verlauf ein ordentlicher Dübel rumgereicht wurde und literweise Prosecco, Bier und andere analoge Betäubungsmittel flossen.

Kann man nicht nüchtern betrachten

In der Parallelwelt geistiger Erweiterung angekommen, stellt sich die Frage, ob da nicht jemand eine geheimnisvolle Botschaft hinterlassen hat? Das kennen wir zuhauf aus der Geschichte.

Verschlüsselte Nachrichten haben schon die Pharaonen genutzt, über ein Kryptex wie in „Das Sakrileg“ verfügten ganze Generationen von Päpsten und die Chiffriermaschine Enigma hat zumindest kurzfristig dafür gesorgt, dass britische Aufklärer ebenso ratlos vor den Korrespondenzen unserer U-Boot-Flotte standen, wie manch heutige Hauptschulabbrecher vor Lessings „Nathan der Weise“.

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Die legendäre „Enigma“.

Natürlich haben sich die mit gefährlichem Halbwissen in allen Disziplinen der Wissenschaft gefüllten Hirne innerhalb der Markranstädter Nachtschichten auch über alle anderen alternativen Lösungsmöglichkeiten Gedanken gemacht.

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Malen nach Zahlen. Wenn man zur jeweils nächsthöheren Zahl einen Strick zieht, kommt ein Affe dabei raus.

So haben wir in einer Nacht- und Nebelaktion (man will sich ja nicht bei Tageslicht lächerlich machen), alle betreffenden Bäume gemäß Malen nach Zahlen untereinander mit Stricken verbunden. Da kam am Ende ein Affe heraus und das haben wir als Ergebnis unserer Bemühungen keinesfalls gelten lassen wollen. Es musste einen anderen Weg geben.

 

Nehmen wir also die Zahlen von 1 bis 17 und betrachten uns diese näher. Dass darin der Zahlenraum von 1 bis 6 enthalten ist, der in der Schule zur Benotung von Leistungen Anwendung findet, ist sicher zu vernachlässigen.

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Nummer 13 steht noch da. Könnte der Stumpf dahinter die 18 gewesen sein? Das Zahlenspiel jedenfalls hört bei 17 auf.

Bleiben wir aber dennoch in der Schule und erinnern uns, wie wir einst Botschaften auf dem Weg zu unseren Mitschülern zwei Reihen weiter vorn codierten. Das ging ganz einfach. Jede Zahl war ein Buchstabe. Die 1 stand für das A, die 26 für ein Z. Für manche Kommilitonen war zwar auch das nicht zu knacken, aber der Code hat sich durchgesetzt.

Da kämen wir also im Fall des Stadtparks bei der Zahlenfolge 1 bis 17 auf die Buchstaben A bis Q in unserem Alphabet. Jetzt muss man diese Buchstaben nur noch in die chronologische Ordnung bringen, in der die Bäume einst gepflanzt wurden.

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Verschlüsseln leicht gemacht. Die 1 entspricht der 17, also aus A mach Q.

Und weil das noch keinen endgültigen Sinn ergibt, bietet sich an, die Folge nach der kryptischen Caesar-Verschiebung neu zu sortieren und mit dem Alter des damaligen Stadtförsters zu multiplizieren. Und siehe da, jetzt erscheint die Buchstabenfolge STADTPARKSCRABBLE.

Dass die Reste eines solchen Outdoor-Games, das die gestandenen Hans-Beimler-Wettkämpfer unter uns noch als „Geländespiel“ kennen, sogar für kommunalpolitische Fragestellungen sorgen und den öffentlichen Dienst aus dem Büroschlaf reißen können, ist jedoch eine völlig neue Erfahrung.

Bislang haben bestenfalls handgemalte Spruchbänder rund um historische Ratsgüter eine solch eindrucksvolle Wirkung zu entfalten vermocht. Damals gab es übrigens auch mannigfaltige Interpretationsversuche zu Inhalt und Aussage des Textes. Den Versuch, die Buchstaben in Zahlen umzuwandeln, hatte seinerzeit allerdings niemand unternommen. Wahrscheinlich wären da eh nur Nullen rausgekommen.

Und wir dachten wirklich schon fast, da wäre E.T. am Werk gewesen.

 

Pfingsten: Leipzig trug schwarz, Markranstädt bunt

Das Pfingstwochenende hatte es in sich und es dürfte wohl für jede Markranstädterin und jeden Markranstädter was dabei gewesen sein. Der SSV holte sogar drei Punkte, während die gesamte Nation beim Song-Contest nicht mal einen bekam. Und: Man konnte Lallendorf verlassen und trotzdem was erleben. Leipzig beispielsweise trug am Wochenende schwarz. Aber wer da denkt, dass sich da wie jedes Jahr zu Pfingsten die Gruftis trafen, irrt gewaltig.

Ein kleiner Sensenmann steht vor der Tür und das ältere Ehepaar dahinter erschrickt sich fast zu Tode. Da meint der Kleine beruhigend: „Keine Angst, ich komme wegen des Hamsters.“ So oder so ähnlich war das WGT in den ersten Jahren angehaucht. Tod und der Geruch nach Erde. Doch das war einmal.

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Gothic wird zum letzten Modeschrei und der Duft von Patchouli drang von der Hainstraße bis hinunter in die letzten Ecken des City-Tunnels, aus dessen ehrwürdigen Mauern finsterster Nacht sie alle emporgestiegen kamen. Patchouli riecht nicht nur gut, sondern überdeckt auch den verräterischen Duft von Cannabis, wie schon die 68-er wussten. Von denen waren übrigens auch nicht wenige da, oft im Fahrwasser ihrer Kinder und Enkel. Man erkannte sie am Teint: Sonnenbräune wie eine Mitropa-Kellnerjacke.

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Beim WGT werden Träume wahr. Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Kette nicht.

Halb Leipzig trug schwarz, die andere Hälfte Kameras. Ein Berliner Star-Fotograf brachte es auf den Punkt: „Beim WGT siehst du endlich mal das, was richtige Frauen (mit Fleisch auf den Rippen, d.R.) sonst verbergen, weil es dem angeblichen Körpertrend nicht entspricht. Das ist eine Messe fürs Auge, was hier abgeht.“ Er meinte damit Konfektionsgrößen oberhalb 42/44, sichtbare Schenkelansätze und reichlich gefüllte Dekolletés bis zum Knie. Schönheit braucht Platz!

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Fast zeitgleich fand im Markranstädter Stadion am Bad das Finale einer wahrhaft schwarzen Woche statt. Aber die SSV-Kicker ließen es so richtig knallen. Es war fast, als wäre ihnen eine Last von der Seele gefallen.

Mit sage und schreibe 6:1 schickten sie die Glasbläser aus Jena zurück an die Kernberge. Und während Teile der wieder nur knapp 150 Zuschauer aufgrund der jüngsten Entwicklung am liebsten gothic-maßig schwarz getragen hätten, übte sich so manches Mitglied in Zweckoptimismus und sprach mit geradezu heliumgeschwängerter Erleichterung von einem „Schnitt“ und einem „sauberen Neuanfang“. Na, mal sehen…

Lasset die Spiele beginnen!

So viel zum schwarzen Samstag. Am Sonntag wurde es dann in den Markranstädter Ortschaften bunt. Vor allem in Räpitz, wo zum 35. Räpitzer Pfingstbier geladen wurde.

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Sogar aus Lützen kamen die Teilnahmer am Räpitzer Pfingstbier-Umzug.

Das ist schon fast so eine Tradition wie das Münchener Oktoberfest und seit Ex-Bürgermeisterin Carina Radon vor ein paar Jahren beim Fassbieranstich den Zapfhahn aus massivem Messing mit einem einzigen Schlag zerlegte, hat man auch als Stadtoberhaupt Respekt vor dem, was da alljährlich in Räpitz abgeht.

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Die Karnevalisten des KFV Seebenisch in trauter Eintracht mit den Räpitzer Narren: So muss das sein!

Diesmal begann das Event mit einem zünftigen Umzug. Klein, aber sehr, sehr fein. Sympathisch fiel vor allem die Teilnahme vieler kleiner Vereine und Gruppen auf. Dadurch gelang es dem Veranstalter, auf die andernorts üblichen Firmenfahrzeuge mit peinlicher Eigenwerbung als Festwagen zu verzichten. Und auch wenn die Hälfte der Räpitzer beim Umzug mitmachte, waren die Straßenränder trotzdem gut besetzt, weil die andere Hälfte zuschaute und winkte.

Einen geradezu unglaublichen Boom erlebte am Pfingstmontag das Mühlenfest in Frankenheim. Die LVZ schrieb gar von Tausenden Besuchern und in der Tat konnte man nur deshalb weniger schätzen, weil sich das auf der großen Wiese gut verlief und es ein ständiges Kommen und Gehen gab.

Frankenheim

Von Handwerk über Technik und Kulinarisches reichte die Palette bis hin zu abwechslungsreichen Angeboten für Kinder.

Sogar ein Puppentheater war da und kredenzte phantasievolle Märchen für die Kleinen, während sich Landratskandidat Graichen um die Großen kümmerte. Leger und unaufdringlich bewegte er sich zwischen Mühle und Festzelt. Man konnte ihm fast abnehmen, dass das kein Wahlkampfauftritt war, sondern privates Interesse und Hunger auf Frankenheimer Rostbratwürste.

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Landratskandidat Henry Graichen (Mitte) am Stand des Frankenheimer Holzspielzeugmachermeisters Wolfram Liebe.

Wer dann am Abend auf dem Weg nach Hause die Augen offen hielt und auf den richtigen Moment wartete, da die Sonne noch einmal einen letzten Gruß durch die Wolken schickte, konnte Zeuge interessanter Spiele von Licht und Farben werden. Ein tolles Finale. Pfingsten 2015 – das war was!

Lichtspiele

 

Schnäppchenjagd auf dem Wühltisch am Bad?

In Markranstädt scheinen sich die Ereignisse um den Oberligisten SSV zu überschlagen. Die Leipziger Internet-Zeitung L-IZ meldete jetzt, dass den Spielern des SSV Markranstädt am Dienstag mitgeteilt wurde, dass der Verein die erste Männermannschaft zurückziehen wolle, alle aktuellen Spieler über die Saison hinaus keine Zukunft mehr hätten und der Club dann in der Landesklasse starten würde.

Die Meldung, dass Kapitän Robert Zickert gestern bei Lok Leipzig einen Vertrag bis 2018 unterschrieben hat, bekommt da eine völlig neue Dimension. Noch hat Markranstädt trotz eines Punktes Rückstand gute Karten gegenüber Lok Leipzig im Falle einer Relegation. Wer würde da voreilig wechseln, wenn er nicht schon wüsste, wie das ausgeht? Zumal der Fußballverband erst vor wenigen Tagen die Auf- und Abstiegsregelungen ändern musste, da mit der Insolvenz des VFC Plauen und dem Rückzug der zweiten Mannschaften von Dynamo Dresden und des Chemnitzer FC das ganze Liga-Gebilde kräftig durcheinander geschüttelt wurde.

Jetzt könnte also auch der Tabellendritte aus der Oberliga per Relegation aufsteigen. Wenn … ja … wenn er überhaupt einen Antrag auf Zulassung für die Regionalliga gestellt hat. Nur acht Oberligisten aus beiden Staffeln haben das laut NOFV getan. Es drängt sich die Frage auf, ob der SSV Markranstädt überhaupt unter ihnen ist.

Zickert schon weg und das Gros mit auslaufenden Verträgen: Hat der Ausverkauf bereits begonnen?

Billig, will heißen ablösefrei, sind sie ja fast alle zu haben, die Kicker vom Bad.

Glaubt man den Angaben auf transfermarkt.de, verfügen lediglich sechs Spieler des Markranstädter Kaders über einen Vertrag, der über den 30. Juni hinaus reicht. Die anderen 17 Kicker sitzen zusammen mit Trainer Heiko Weber quasi schon auf dem Transfer-Karussell.

Da werden in den kommenden Tagen bestimmt viele fremde Gesichter ihre Nasen durch den Stadionzaun stecken, um auf dem Wühltisch am Bad den einen oder anderen Sonderposten zu erstehen. Geduscht, geimpft, entwurmt – was will man mehr?

Wem das alles zu schnell geht oder wer sich angesichts dieser Entwicklungen nach etwas Einkehr sehnt, der kann sich auf den Internet- und Facebookseiten des SSV etwas ausruhen. Dort ist von alledem nichts zu lesen, zu hören oder sehen. Die Top-Neuigkeit ist dort das anstehende Heimspiel gegen Schott Jena und auch sonst ist da alles gewohnt ruhig und bedeckt. Dynamisch eben.

Nachsatz (aktuell): Inzwischen hat der Vorstand auf der Internet-Präsenz des SSV über die außerordentliche Mitgliederversammlung informiert und dort auch die fristgerechte Einladung veröffentlicht.

 

Keine Hilfe für die Erdbebenopfer aus der Oberliga?

Unter der Überschrift „Erdbeben bei Oberligist Markranstädt“ berichtete die LVZ in ihrer gestrigen Ausgabe über einen angeblichen Streit um die Betriebskosten des Stadions am Bad, in dessen Folge der SSV-Vorstand am 10. Juni komplett zurücktreten wolle und der Verein vor schweren Zeiten stehe. Irgendwie liest sich diese Meldung wie die Fortsetzung unseres Beitrages „Wieviel darf man die Öffentlichkeit wissen lassen?“ Grund genug für die Markranstädter Nachtschichten, die Fortsetzung fortzusetzen. Denn irgendwie hat die ganze Sache ein Geschmäckle. So’n bisschen nach Brause.

Es hat nichts damit zu tun, dass man seit einigen Jahrzehnten gern etwas genauer hinschaut, wenn ein Österreicher in Deutschland was bewegen will. Von dem Deal mit dem Hersteller flüssiger Gummibären hat der SSV Markranstädt jedenfalls einige Jahre ganz ordentlich gelebt. Und sportlich ging es auch bergauf. Bis in die Oberliga führte der Weg.

Man könnte meinen, dass der berühmte Sand im Getriebe erstmals Ende vergangenen Jahres zu knirschen begann, aber das ist ein Irrtum. Die Qualität der Informationspolitik des Vereins hatte in den Jahren seit der Entbindung des roten Bullen eher selten das Prädikat „transparent“ verdient. Zu jener Informationspolitik zählt auch, wieviel man seine Partner wissen lässt. Die Stadt als nunmehr Beschuldigte für die Probleme des SSV hat gestern umgehend dargestellt, dass das ein bisschen dünne war, was der SSV da zuletzt auf den Rathaustisch gelegt hat, um die Betriebskostenvorschüsse vorzeitig ausgezahlt zu bekommen. Dagegen sei man allen Verpflichtungen nachgekommen und werde dies auch weiterhin tun, heißt es in einer Pressemitteilung.

In die milchglasige Argumentationsstrategie des SSV passt auch die Aussage des Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Stammkötter, den die LVZ so zitierte: „ … Leider war in jüngster Vergangenheit festzustellen, dass in Markranstädt politisch einflussreiche Personen tätig sind, die ein Interesse daran haben, dem Verein bewusst zu schaden. Diese Kritik richtet sich ausdrücklich nicht gegen die Person des Bürgermeisters.

Was ich mag? Keine Kartoffeln!

Schon Hartz-IV-Empfänger lernen in Bewerbungsseminaren, dass es zielführender ist, zu sagen was man meint und nicht, was man nicht meint. Im Prinzip steht nach Stammkötters Aussage mit Ausnahme des Bürgermeisters jeder politisch engagierte Markranstädter unter Generalverdacht. Solchen Formulierungen steht oftmals pure Verzweiflung Pate. Apropos Hartz IV-Empfänger: Die haben ein gewisses Budget zur Verfügung und müssen damit auskommen. Man verlangt von ihnen ein grundlegendes Maß an Übersicht, damit sie sich auch am Ende des Monats noch eine Butterbemme schmieren können.

Solche Übersicht verlangt man auch von Vereinen, erst recht von einem, der den Sprung vom sympathischen zum dynamischen geschafft hat. Die Außenwirkung des SSV hinterlässt dagegen den Eindruck, als habe man schon am 15. des Monats den gesamten Etat am Kiosk gelassen. Vorschuss auf den Zuschuss, da klingeln bei jedem Fallmanager im Sozialamt die Alarmglocken. Die Rücktrittsankündigung liest sich daher eher so, als würde der Kapitän samt Offizieren das sinkende Schiff verlassen. Für solches Verhalten gibt es in der Seemannssprache klare Begriffe und die richten sich ausdrücklich nicht gegen die Person des Schiffskochs.

Dass die Scheine aus Salzburg irgendwann mal alle sind, war zu erwarten. Dass aber die Palette der möglichen Szenarien für den Fall danach gegenüber der Öffentlichkeit konsequent totgeschwiegen wurde, feuerte die Gerüchteküche erst richtig an. In den Markranstädter Kneipen gibt es kaum jemanden, der nicht einen kennt, der weiß, wo einer wohnt, dessen Nachbar gehört haben will… Das geht, bis die Stammtische unter der Last der Gerüchte ächzen. Aber manchmal ist eben auch was Wahres dran.

Da ist von einem Vertragsentwurf die Rede, wonach RB im Stadion am Bad die Sanitäreinrichtungen erweitert, einen VIP-Parkplatz gebaut und gar einen Mediencontainer aufgestellt haben will.

Das Dokument soll aber eine verbindliche Gestaltung der Zeitschiene insbesondere hinsichtlich der (Re-)Finanzierung vermissen lassen, weshalb die Stadt angeblich die Tinte für das Signet weggeschlossen hat. Auch das SSV-Ansinnen, die Stadt vergeblich um eine Erhöhung der Betriebskostenzuschüsse von 115.000 auf 150.000 Euro gebeten zu haben, wird kolportiert.

Korrespondenz auf Umwegen

Es kann also durchaus eine Antwort der Verwaltung gewesen sein, als sie gestern in ihrer Pressemitteilung verlautbarte: „Die Abrechnungen der Betriebskosten für die Jahre 2012 und 2013 haben gezeigt, dass die geleisteten Zuschüsse deutlich auskömmlich für die Deckung der anfallenden Betriebskosten im Stadion waren.“

Ist Kicken auf Miete absetzbar?

Und zum Schluss sind da noch die 20.000 Euro, die der Verein bekommen hat, weil der Schwimmsportverein Kulkwitz jetzt an der Südstraße kicken muss. Gut möglich, dass da ein ordentlicher Packen zurückzuzahlen ist, denn wenn ein Zehnt(!!!)Ligist aus einem mitteldeutschen Fischerdorf tatsächlich 20 Mille bräuchte, nur um irgendwo auf Miete kicken zu können, sollte man bis hinunter zur 3. Kreisklasse lieber gleich Profi-Lizenzen beantragen.

Kreisklasse für 20 Mille

Die Kosten könnte man dann bei Autogrammstunden wieder reinholen. Das sieht bestimmt lustig aus, wenn das Alte-Herren-Team aus Kulkwitz im Paunsdorf Center hockt und auf seine kreischenden Fans wartet.

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Auf der Suche nach dem verräterischen Zombie mit politischem Einfluss?

Was die in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung kolportierte Abschlagszahlung von 30.000 Euro durch die Stadt an den SSV angeht, die nicht erfolgt sei, so hört sich das an den Markranstädter Stammtischen auch etwas anders an. Die Zusage sei demnach von einer Person gekommen, die dafür über etwa ebenso viel Kompetenzen verfüge, wie der Pförtner der LAV für die Kontrolle der Einhaltung von Datenschutzrichtlinien bei Google. Und damit ist ausdrücklich nicht der Bürgermeister gemeint.

Differenzen auf der Richter-Skala

Zurück zum vermeidlichen Erdbeben. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit hat man am Bad bislang sogar auf das Florett verzichtet und nun gleich eine Kanone aufgefahren. Das sieht nicht nur ungeschickt aus, sondern wirkt auch recht brachial und hilflos. Allerdings hat auch der Presseartikel so seine Ecken.

Die Aussage „Die Kommune will den Verein nicht mehr wie bisher bei den Betriebskosten unterstützen.“ ist nach erstmal glaubhafter Darstellung der Stadt so nicht ganz richtig und es lässt sich zudem nicht erkennen, dass man sich bei der Überprüfung dieser Aussage entsprechend rückversichert hat.

Auch in der heutigen Ausgabe beruft man sich lediglich auf die Pressemitteilung und nicht auf ein Gespräch oder wenigstens ein Telefonat mit der Stadtverwaltung. Gut möglich, dass es die Sportredaktion auf Grund einschlägiger Erfahrungen anderer Abteilungen des Blattes mit dem städtischen PR-Aquarium gar nicht erst versucht hat.

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Flutlicht für die neue Bedarfsgemeinschaft am Bad. Wie sagen die Fallmanager im Job-Center gern? „Die Zuschüsse sind ausreichend bemessen. Wenn Sie damit nicht auskommen, müssen Sie sparen. Wie sieht es denn bei Ihnen zum Beispiel mit dem Strom aus? „

Insofern ist mit diesen Meldungen schon allerhand Porzellan zerschlagen worden. Und dann ist ja da noch der mysteriöse Du-weißt-schon-wer, der seinen politischen Einfluss geltend macht, um dem SSV in niederträchtigstem Raufhändel hinterlistig die Eier abzuschrauben. Natürlich fallen einem bei den Stichworten „Streit“, „Politik“ und „Markranstädt“ sofort die üblichen Verdächtigen ein. Bei genauerem Hinsehen muss man aber zu der Erkenntnis kommen, dass die weder was mit dem Begriff Abseits anzufangen wissen, noch über Ambitionen oder gar Kompetenzen verfügen, ein sinkendes Flaggschiff wieder seetüchtig zu machen.

Also wollen wir am Schluss ruhig mal die Fantasie spielen lassen. Nachdem also selbst gestandene Mediziner mit ihren Rettungsversuchen gescheitert sind, könnte eine der Optionen darin bestehen, für den SSV schon mal vorab den Totenschein auszufüllen. Nur so aus Spaß und selbstverständlich ohne Unterschrift. Es kommt ja nur auf die Wirkung in der Trauergemeinde an. Mangels Fanclubs werden es nämlich die Mitglieder sein, die dann einen Aufschrei von sich geben.

Und gerade dann, als man am Sterbebett sitzt und – das Auge voll Gewässer – sein letztes Vaterunser gen Himmel schickt, kommt von dort der Österreicher ins Zimmer gesprudelt und setzt die Herz-Lungenmaschine wieder in Gang. Welch ein Jubel! Alle freuen sich und damit es dem Patienten recht bald wieder recht gut geht, bekommt er gleich eine Bluttransfusion.

Die besteht aus lauter jungen, dynamischen Bullenkälbern unter 23. Und schon kann am Bad nicht nur fröhlich weiter gekickt werden, sondern man hat auch einen Messias, dem man dafür huldigen kann, dass er die eben noch der Verwaisung anheim gefallene Spielstätte wieder mit Leben erfüllt hat. In einem Akt lebenslanger Dankbarkeit wird man vielleicht sogar den Tempel am Bad nach ihm benennen und unsere Enkel werden dereinst fragen, wer St. Dietrich war.

Mal sehen, manchmal sollen Träume ja Realität werden. Däschawü, wie wir in Markranstädt sagen.

 

An ihren Schlipsen sollt ihr sie erkennen!

In knapp vier Wochen dürfen sich die Markranstädter wieder an die Wahlurnen gerufen fühlen. Bevor es jedoch so weit ist, wird die Stadt wieder bunter. Sehr bunt sogar, nachdem die Lichtmasten in der Zwenkauer Straße mangels Passanten wohl jungfräulich bleiben und sich die Erbschleicher des scheidenden Landrats einen erbitterten Kampf um die verbleibenden Pfähle im Rest der Stadt liefern müssen. Aber werden Plakate, Kugelschreiber und Wahlversprechen reichen, um wenigstens die Böden der Urnen mit Wahlscheinen zu bedecken?

Eine Faustregel in der Werbebranche besagt, dass Plakate frühstens 14, besser sogar nur 10 Tage vor dem zu bewerbenden Ereignis aufgehängt werden sollen. Es geht nicht nur darum, dass so ein Poster mit der Zeit den Witterungsverhältnissen anheim fällt und dann sogar Frauen manchmal Glatze kriegen, sondern dass das Konterfei beim längeren Hängen irgendwann zum banalen Bestandteil des Stadtbildes und so aus purer Gewohnheit gar nicht mehr wahrgenommen wird.

Faustregeln und ungeschriebene Gesetze

Jeder Zirkus, Flohmarkt oder Messeveranstalter beherzigt das. Nur die Politiker nicht. Obwohl: Es sind ja nicht die Politiker oder Kandidaten, die sowas entscheiden, sondern ihre PR-Berater. Und die Kandidaten machen vor der Wahl bei ihren Beratern den gleichen Fehler, den die Wähler bei den Kandidaten auch machen: Sie glauben, was man ihnen sagt. Also ziehen schon vier Wochen vor der Wahl ganze Heerscharen propagandistischer Unterstützer mit Leiter und Kleistertopf durch die Stadt, um die Straßen zu schmücken.

Wer schweigt, sündigt nicht

Apropos glauben: Es ist ja inzwischen höchstrichterlich bestätigt, dass Politiker nicht an das gebunden sind, was sie im Wahlkampf versprechen. Das bestätigt auch die Praxis immer wieder. Wir erinnern uns da nur an die Bundestagswahl anno 2005, als SPD-Schröder keine Erhöhung der Mehrwertsteuer versprach und CDU-Angie maximal zwei Prozent.

Was interessieren mich meine…

Kaum gewählt, schenkte das Duo Steinbrück/Merkel dem dummgläubigen Volke gleich drei Prozent ein. Oder Guido Westerwelle, der 2009 einen Koalitionsvertrag nur unterschreiben wollte, „wenn darin ein niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem aufgeschrieben worden ist.“ Die CDU hat dieses Thema bei den Koalitionsverhandlungen nicht einmal auf die Tagesordnung gesetzt und Guido hat trotzdem artig den Außenminister gemimt.

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Wer die Wahl hat, sucht die Zahl. Gehe über Los, aber ziehe nicht 4000 Mark ein, weil wir jetzt den Euro haben.

Eine repräsentative Umfrage der ARD im August 2013 ergab dann schließlich auch das entsprechende Resultat: 89 Prozent der Deutschen haben wenig oder gar kein Vertrauen in ihre Volksvertreter.

Reziproke Werte wie beim Politbüro

Inzwischen dürften wir bei über 90 Prozent und damit in der Nähe des Wertes angelangt sein, auf den die Kandidaten der Nationalen Front in der DDR einst so stolz waren. Hätte das Honecker-Team geahnt, dass man auch mit elf Prozent Vertrauen regieren kann, wäre die Mauer wohl schon 1973 durch eine Ligusterhecke ersetzt worden.

Zwischen Selbstmord und Wahrheit

Der Freiburger Geschichtsprofessor Wolfgang Reinhard ist gar der Überzeugung, dass Politiker lügen müssen, wenn sie nicht politischen Selbstmord begehen wollen. Es sei bereits eine Lüge, wenn Politiker die Frage nach deren Ehrlichkeit bejahen würden.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die Kandidaten der kommenden Landratswahl lieber nur ihre Gesichter und maximal ein paar markige Floskeln unters Volk sprühen. CDU-Kandidat und Top-Favorit Henry Graichen wirbt auf seinem Flyer beispielsweise mit einem Slogan, der in jedem Horoskop unter jedes beliebige Sternzeichen passt: „Einer von uns. Einer für uns.“ Damit ist alles gesagt.

Noch weniger geht nur auf dem Wahlplakat, auf dem es heißt: „Henry Graichen, Landratswahl 2015“. In Anlehnung an diese logische Kürze kündigte die Markranstädter CDU auf ihrer Internet-Seite an, dass an zahlreichen Plätzen der Stadt Graichens Plakate angebracht seien und es nun in den Händen der Wähler liege zu entscheiden, wer in den kommenden Jahren unser Landrat für den Landkreis Leipziger Land sein wird. So einfach kann Wahlkampf sein: Plakate dran und nun sieh zu, wen Du wählst.

Weise, rote und schwarze Entscheidungen

Noch überschaubarer sind die auf den Wahlplakaten des SPD-Kandidaten transportierten Inhalte. „Jörg Weise, Ihr Landratskandidat“ steht da. Und dann noch das Wortspiel „Weise, Entscheidung für die Zukunft“ Mehr nicht! Gut, das reicht ja auch. Den Rest kann man sich denken, wenn er ohnehin nicht die Kriterien der Wahrheit erfüllen muss. Fast drängt sich der Gedanke an den Persil-Onkel aus der 70er-Jahre-Fernsehwerbung auf: „Jörg Weise! Da weiß man, wen man wählt. Guten Abend.“

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Wahltag 2025. Die Kandidaten hängen ihre Schlipse raus und man kann sich seine Groko selbst zusammenstellen.

Wenn ihm schon die Worte fehlen, haben seine PR-Berater aber wenigstens den Wert der optischen Wirkung erkannt. Der smarte Sozialdemokrat kommt auf den Fotos daher wie der Bariton der Comedian Harmonists aus den schwarz-weißen Fotozeiten der goldenen Zwanziger. Mit Muttis Spucke geglätteter, akkurater Seitenscheitel; gestärktes Hemd; blitzende Zähne und schwarze Krawatte. Der Kontrast passt in jeder Hinsicht, trägt doch CDU-Konkurrent Graichen auf seinem Flyer sinnigerweise einen roten Binder.

Auch einen schwarzen Schlips trägt der Kandidat der GRÜNEN. Zumindest auf dem Foto, das es auf der Internetseite des Kreisverbandes gibt. Man darf gespannt sein, mit welchem Outfit und vor allem welchem Slogan Alexander Schmidt dann von den Laternenmasten herablächeln wird. In Markranstädt vielleicht gar nicht, denn die sympathische Energiestadt am See scheint aus dem Atlas der GRÜNEN nachhaltig getilgt.

Der grüne Fleck auf der Landkarte

Und falls auf der Fahrt durchs grüne Niemandsland doch mal ein Poster aus dem Jute-Beutel am Fahrradlenker fällt, dann ist es nicht auszuschließen, dass dessen Botschaft eher Sorge bereitet als Zuversicht. Die GRÜNEN sind ja bekannt dafür, dass sie dem Wähler schon mal mit nuklearen Abfallfässern zeigen, wie trostlos die politische Zukunft ohne sie aussieht als mit ihnen bei Sonnenschein im Wald. Verkauf mit dem Katastrophenpunkt nennt man das im Hausierer-Jargon. Die Strategie kennt der Bürger hinreichend von seinem Versicherungsvertreter und deshalb gibt’s dafür weder Abschlussprovisionen noch Wählerstimmen.

Ebenfalls einen Schlipsträger schickt die AfD ins Rennen und auch hier staunt man Bauklötze. Euro-kritisch soll sie sein, die Alternative für Deutschland. Torsten Reitters Binder lässt aber deutlichen Patriotismus mit Europa erahnen. Man sieht zwar nur den doppelten Windsor-Knoten, aber das Auge des Betrachters erfasst auf dessen Blau sowas wie die Sterne unserer Europa-Flagge.

Auch dafür hat die Wissenschaft eine Bezeichnung erfunden und gewiefte Kommunikations-Gurus jubeln ihren Seminarteilnehmern diese Strategie als neurovisuelle Beeinflussung unter. So ist es kaum verwunderlich, dass Reitter unter AfD-Mitgliedern in der Wählergunst ganz vorn steht.

Für die LINKE soll Enrico Stange starten. Noch ist kein Wahlkplakat mit seinem Konterfei gesichtet worden, aber es sollte nicht verwundern, wenn den Hals darunter keine Krawatte ziert. Stange ist selten mit einem solchen Relikt bourgeoiser Ewiggestrigkeit anzutreffen. Gleichwohl hat er trotzdem ein besonderes Merkmal mit all seinen Mitbewerbern gemein: Die Knöpfe seines Hemdes befinden sich auf der rechten Seite. Will heißen, auch er ist ein Mann.

Sex sells

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer! Langweiliger kann ein Wahlkampf kaum sein, wenn da überall nur konserviertes Testosteron von den Lichtmasten tropft und man in jeder Gasse maskulinen Mundgeruch zu atmen glaubt. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Urne kurz vor 18 Uhr wie ein leerer Tankwagen klingt und der Zettel acht Sekunden braucht, bis er auf deren Boden aufschlägt.

Sämtliche Redaktionen von Fernsehzeitungen und Unterhaltungsmagazinen haben schon vor Jahrzehnten erkannt, dass man seine Schmöker ohne weibliches Fleisch auf der Titelseite eigentlich für die Recyclingindustrie druckt. Sex sells, heißt die Maxime. Leider nicht in der Politik.

Es scheint, als hätte sich die Männerwelt den Uterus, in dem noch vor wenigen Wochen die Frauenquote herangezüchtet wurde, heimlich zurückerobert. Wer mal auf dem Landratsamt war, und sei es nur, um seinen Führerschein wieder abzuholen, hat bestimmt wahrgenommen, welche Modenschauen sich dort auf den Gängen abspielen. Werbewirksames Humanmaterial arbeitet also genug dort, doch warum setzt man es nicht ein?

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Nur ein wenig Sexappeal und schon sind die Massen von neuen Ideen zu begeistern. Wer  würde bei solch einem Anblick noch fragen, was dahinter steckt?

Das ist ein Trend, der Angst macht vor kommenden Wahlen. Nur noch langweilige Gesichter von noch langweiligeren Kerlen. Irgendwann werden dann vielleicht sogar keine Plakate mehr angebracht, sondern nur noch Schlipse aufgehängt. Das scheint übrigens wirklich der einzig machbare Weg zu sein, sich seine Wunschkoalition selber zusammenzustellen. Rot-Grün-Gelb oder Schwarz-Rot, Gelb-Grün, Schwarz-Gelb – man muss sich nur den passenden Schlips abschneiden und schon hat man seine persönliche Groko.

 

Stilblüten-Hitliste gegen Markranstädter Langeweile

Sie haben es sicher schon gemerkt: Irgendwie ist es langweilig geworden in Lallendorf und seinen annektierten Gebieten. Das verwirrt uns. Auf der Suche nach satirisch duftenden Hormonen liegt der Weg ins Internet nahe. Aber auch da stößt man nicht gleich auf des Pudels Kern. Man muss schon zweimal hinsehen und zwischen den Buchstaben lesen, um was entdecken zu können. Aber es lohnt sich! Hier die vier jüngsten Fundsachen aus dem World Wide Web, der Presse und (siehe Titelfoto) so mancher Anschlagtafel.

Manchmal ist das Leben schier zum Kotzen. Das hat nicht nur der griechische Philosoph Erbrochenes schon vor zweitausend Jahren festgestellt, sondern auch das im Desinteresse effektiver Wertschöpfung vor Ort im fernen Borna produzierte Markranstädter Stadtjournal in seiner jüngsten Ausgabe.

Nicht auszuschließen, dass beim Muttertagsbruch sowas wie der Freud’sche Verschreiber Pate stand, wenngleich man Ausscheidungen auf diesem Wege eher der Schwieger- als der eigenen Mutter gönnt. Interessant ist es trotzdem, was eine Mutter so bricht und vor allem, wie liebevoll sie das auch noch auf dem Teller herzurichten vermag.

muttertagsbruch

Wenn man bei diesem Anblick daran denkt, was da am Männertag so alles lieblos an Straßenrändern von sich gegeben wird, wünscht man sich doch schon allein deshalb das Matriarchat zurück. Für uns die absolute Nummer 1 unter den öffentlichen Mitteilungen des vergangenen Monats.

Nachrichten aus dem Bauamt waren in letzter Zeit öfter mal Anlass für einen gepflegten Schmunzler. Der allzu achtlose Umgang mit Wassertiefen und Maßangaben wurde schließlich auch hinreichend ausgeschlachtet. Ein gewisser Imageverlust ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen.

Auf der Suche nach den Ursachen fängt der moderne Unternehmensberater immer bei den Humanressourcen an, also bei den Mitarbeitern. Die Business-Consulter machen sich das oft sehr einfach. In der Regel heißt es dann meist, dass die Arbeitnehmer zu teuer sind und rausfliegen müssen.

In der Öffentlichen Hand ist das jedoch undenkbar, also stellt man sich dort eher die Frage, wie man das menschliche Kapital mehr motivieren kann. Während Lokführer ihr Leben lang für ihr täglich Brot streiken müssen, verrät eine Schlagzeile auf der Titelseite der LVZ vom 6. Mai, dass das Wirken von Bauamtsleitern sozusagen verfassungsgerichtlich begründeten Anspruch auf angemessene Entlohnung hat – und sei ein Zentimeter noch so lang…

richter

Das reicht zwar nur für Platz 2 auf der MN-Hitliste, ist aber trotzdem allemal genug für einen weiteren gepflegten FB III-Schmunzler .

Eigentlich überhaupt nichts mit Politik zu tun hat Platz 3. Auf den stießen wir eher zufällig bei dem Versuch, hinter die Kulissen des Kaiserlichen Postamtes zu schauen. Sowas funktioniert ja heute ganz einfach: Man wirft Google-Earth an und schaut den Leuten im 3-D-Modus ins Gesicht. Allerdings muss man dazu wissen, wo und was man sucht.

Also gaben wir den Suchbegriff „Ruinen in der Nähe von Markranstädt“ ein. Zu unserem Erstaunen drehte sich der Erdball auf dem Monitor kurz gen Westen und  richtete sodann seinen Fokus auf „Halle an der Saale“ (rechte Spalte oben). Einfach köstlich! Probieren Sie ihn selbst, unseren Platz 3 in der Hitliste der Stilblüten und Druckfehler.

 

ruinen

Leider nur auf den 4. Platz hat es eine Meldung aus dem Rathaus geschafft. Das soll nicht heißen, dass sie nicht originell wäre, aber an Glaubwürdigkeit hat es ihr gefehlt. Witze über den Arbeitseifer der Öffentlichen Hand gibt es ja genug und jede weitere Äußerung dazu hätte den Geruch von Leichenfledderei. Aber dass öffentlich Bedienstete den Bürgern an allen anderen Tagen außer dem 15. und 16. Mai zur Verfügung stehen (wofür eigentlich???) und das auch noch gern, also das muss ein Gerücht sein.

alleTage

Bestenfalls engagierten Knöllchenverfassern würde man eine derart engagierte Arbeitseinstellung attestieren wollen, aber da es in Markranstädt laut aktueller Ausschreibungslage selbst daran fehlt, kommt für diesen netten Versuch neurolinguistischer Meinungsmanipulation bestenfalls Platz 4 in Frage. Und das auch nur, weil es keine weiteren Bewerber gab. Um das zu ändern, haben wir untenstehenden Aufruf erlassen.

AUFRUF: Wenn Sie lustige Verschreiber/-innen oder nicht ganz eindeutig interpretierbare Wort- und Satzungetüme finden, dann lassen Sie uns gemeinsam drüber schmunzeln und schicken Sie es uns zu. Jede Zusendung wird garantiert veröffenticht.