M – eine Stadt sucht einen Verdächtigen

M – eine Stadt sucht einen Mörder. Der Tonfilmklassiker aus dem Jahre 1931 hat Generationen von Filmemachern und Geschichtenschreibern inspiriert. Platz 6 unter den besten Filmen aller Zeiten! Und er ist auch heute noch aktuell. M – wie Markranstädt.

Hauptdarsteller Peter Lorre hatte ein M auf dem Mantel, was ihn als Verdächtigen identifizierte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es nicht geheißen hätte, dass der Täter ein M auf dem Mantel trägt, sondern nur, dass es ein schwarzhaariger Mann sei.

Das zeigt, wie wichtig es ist, Verdächtige (wenn überhaupt) beim Namen zu nennen. Gerade dann, wenn man deren Namen weiß. Ansonsten würden alle schwarzhaarigen Männer erst einmal unter Generalverdacht fallen.

In der Rechtswissenschaft wird zum Thema Generalverdacht ausgeführt: „Der Generalverdacht ist ein ganz allgemein formulierter Verdacht ohne konkrete individuelle (subjektive) Anhaltspunkte. Der Generalverdacht ist meist ein kurz formulierter Verdacht, der aufgrund der Kürze aber auch eine rechtsstaatlich äußerst flexible Auslegung zulässt und die Gefahr der Rechtsunsicherheit und/oder der Willkür in sich birgt.“

Man kennt sowas aus vielen Lebensbereichen. Da sitzen abends fünf Kumpel am Stammtisch und zwitschern einen, anschließend geht einer nach dem anderen nach Hause. Einer von ihnen hat aber vor die Kneipentür gegöpelt. Wer? Natürlich – erstmal alle. Vier von den Freunden haben nun die Aufgabe, ihre Unschuld zu beweisen, obwohl es eine Beweislastumkehr in diesem Falle nicht gibt. Vier Unschuldige werden in den folgenden Tagen in der ganzen Stadt schief angeguckt, geschnitten, ja sogar beschimpft.

Verurteilung per Buschfunk

Sowas ist schlimm, gerade wenn es den privaten Bereich berührt. Das kann aber auch Unternehmen passieren. Selten zwar, aber es passiert. Immer dann übrigens, wenn man aus scheinbar unerklärlichen Gründen das Ziel des Verdachts nicht beim Namen nennt, sondern vorsichtshalber schwammig umschreibt. So geschehen letzte Woche in M. … ähm, also in Markranstädt.

Da hat die Kripo ein Unternehmen besucht, das sich dem Handel mit Schrott verschrieben hat. Das ist heute ein notwendiges Übel geworden. Also nicht der Besuch der Kripo, sondern der Handel mit Schrott. Vor 25 Jahren, als die Männer hierzulande noch eine rechte und eine linke statt zwei linke Hände hatten, gab es keinen Schrott. Da wurden aus alten Dachrinnen notfalls ein paar Turnschuhe geschmiedet und Kupfer gab’s sowieso nicht. Lediglich für die beim Zimmern des Dachstuhls übrig gebliebenen Nägel löste der knausrige Rentner an der SERO-Annahmestelle ein paar Alu-Pfennige aus der Kasse. Sogar der alte Badeofen konnte noch zum Fisch räuchern benutzt werden.

Heute ist das anders. Da fliegt alles, dessen funktionelles Versagen nicht auf ein leeres Batteriefach zurückgeführt werden kann, unweigerlich in den Müll. Und weil so eine Müllverbrennungsanlage keine Gießerei ist, wird der Bürger per „Aufkaufspreis“ motiviert, Metalle herauszulesen und extra abzugeben.

Das fällt allerdings buchstäblich nur dann ins Gewicht, wenn es sich um ein ordentliches Gewicht oder seltene Erden handelt, die es aber nur in Handys und Computern oder ähnlichen Geräten gibt. Mit Altmetallen, die nur sporadisch mal anfallen, ist ein finanziell gesichertes Auskommen sogar nach rumänischen Ansprüchen nur schwer zu erreichen.

Metalldetektoren „made in bukarest“

Deshalb versuchen manche Menschen, metallischen Gegenständen auch dann das Prädikat „Schrott“ zu verleihen, wenn diese noch in der Blüte ihrer Funktion stehen.

Und nicht von ungefähr kann man nach der Lektüre einschlägiger Polizeiberichte zu der Vermutung gelangen, dass es in Europa Kulturkreise gibt, deren Angehörigen ein nachhaltig gestörtes Verhältnis zum Eigentum Anderer quasi genetisch in die Wiege gelegt ist. Ganze Konvois aus Osteuropa sind tagtäglich in Deutschland unterwegs, um Dachrinnen abzuschrauben, Brücken zu demontieren, Elektromotoren auszubauen und sogar Gräber zu schänden.

Da das Zeug dann anschließend auch irgendwo wieder verhökert werden muss, kommen wir nun wieder nach Markranstädt zurück. Ein Schrotthändler aus hiesigen Gefilden soll sich also laut Staatsanwaltschaft mit dem Aufkauf solchen Diebesguts eine goldene Nase verdient haben.

Und weil wir mit unserer Story wieder in Markranstädt sind, kommen wir auch gleich retour zu unserer Geschichte mit Peter Lorre, der das M auf dem Mantel trug. M wie Metall oder M wie Markranstädt oder … ja, M wie Morgenpost. Die Morgenpost, unehelich-chemnitzer Schein-Zwilling der BILD-Zeitung, bei deren einstigem Leipziger Ableger sogar ein heutiger MN-Schreiber seine Feder in Weihrauch tunken durfte,  nannte den Verdächtigen beim Namen und schrieb ihm ihr M auf dessen Mantel. Zumindest in Chemnitz und Dresden wusste man nun, was dort ohnehin niemanden interessiert: Wer der Verdächtige in Markranstädt ist.

Leider hilft das den anderen schwarzhaarigen Männern, oder in diesem Fall den anderen im Schrotthandel tätigen Unternehmen, gar nichts.

Sie stehen unter Generalverdacht, weil die Medien hier vor Ort entweder gar nicht berichteten, oder nur von einer „Firma aus Markranstädt“.

Generalverdacht und Sippenhaft

Die Folge: außergerichtliche Beweislastumkehr. Die Unschuldigen hätten seit vergangenem Samstag gut und gerne eine Hotline schalten können, auf der per Endlosschleife solche Fragen beantwortet werden, wie „Nehmen Sie wenigstens noch Altpapier an?“

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Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Gröpfchen. „Rugidigu“, doch wessen Blut ist im Schuh?

Nun – da die Markranstädter Nachtschichten kein offizielles Presseorgan sind und nur schreiben müssen, was sie wollen, müssen sie den Namen des Verdächtigen auch und erst recht nicht nennen.

Aber da Satire die Aufgabe hat, dem Recht Gehör zu verschaffen, dürfen sie zumindest sagen, wer nicht zu den Verdächtigen zählt. Als da wären: alle Unternehmen, die nicht in Frankenheim residieren und nicht Schrott aufkaufen. Insbesondere zählt nicht zu den Verdächtigen ein Unternehmen, das unter der Firmierung METCERA eingetragen ist und in der Edisonstraße sitzt.

Das klingt zwar alles recht umständlich formuliert, aber als offizielles Presseorgan hat die Morgenpost natürlich auch einen ganz anderen juristischen Hintergrund. Die konnten einfach schreiben, dass sich Fahnder der Ermittlungsgruppe „Kupfer“ auf dem Gelände der Firma Rohstoff Bachinger in Frankenheim umgesehen haben. Das hätten andere Presseorgane, ebenso wie zur Aufklärung vermeintlich befähigte öffentliche Pressestellen, natürlich auch gekonnt, aber – genau wie die MoPo – nicht gemusst. So viel (Presse)Freiheit muss wohl sein.

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Gewitter „made in markranstädt“ vertreibt Unwetter von oben

Bei genau 36,4 Grad Celsius überm Gullydeckel startete am Sonntag der Umzug zum 140. Markranstädter Kinderfest. Der Ozon-Messer zeigte kritische 208 µg/m3 an, so dass der Rettungsdienst schon mal ein ausreichend großes Fahrzeug am Ende des Umzugs positionierte. Besenwagen nennt man das Fahrzeug bei der Tour de France, in dem die Zurückgebliebenen und Siechen aufgenommen werden. Aber was will man machen, wenn es der Herr mehr als gut mit dem Wetter meint?

Es gab Jahre, da war das Wetter so mies, dass man mit weniger als 36 Volumenprozenten in der Flasche gar nicht loslaufen wollte. Jetzt gabs 36 Grad und diesmal hatten die Teilnehmer Wasser mit an Bord – und davon gaben sie dem Publikum an den Straßenrändern reichlich ab.

Es waren physische Höchstleistungen, die den Damen, Herren und insbesondere Kindern bei diesen tropischen Temperaturen abverlangt wurden. Vor allem dann, wenn sie noch ein Kostüm tragen mussten, mit dem man normalerweise gut durch den Winter kommt. Stadträtin Martina Merkel beispielsweise trug ein solches Gewand.

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Man sah den Mitwirkenden an, was sie bei über 36 Grad leisteten. Respekt!

Der Fächer in ihrer Hand beschrieb einen rotierenden Halbkreis, was ihr zum allgemeinen Unwohlsein wegen der Hitze auch noch einen Tennisarm eingebracht haben könnte. Statt Festwiese war hinterher erstmal Rekonvaleszenz angesagt, was übrigens für die Mehrzahl der Umzugsteilnehmer galt.

An ihren Kleidern sollt ihr sie erkennen

Kleidungsmäßig ganz clever hatte ein Anderer die Situation gelöst. Fast hätte man meinen können, dass sich die Reinkarnation von Maurice Chevalier unter die Marschierenden gemischt hätte. Zumindest wurde sein Strohhut im Umzug entdeckt. Aber es war dann doch nicht ein französischer Chansonnier mit sächsischen Meriten, sondern ein friesischer Arzt mit Markranstädter Amtskette. Man musste wirklich zweimal hinsehen, um zu erkennen, wessen Haupt der luftige Hut schmückte.

 

Derweil schickte der gelbe Planet alles zur Erde, was er so im Fundus hatte. UV-Strahlen, Hitze, Licht – das ganze Repertoire. So litten sich die Umzugsteilnehmer Meter um Meter voran. Eine wunderschöne Geste erwartete die Kinder an der Kreuzung Alberstraße / Hordisstraße. Dort verteilten Zuschauer Eis für die Kleinsten. Das kam an und dafür gabs ausnahmsweise mal Beifall von der Straßenmitte hin zum Straßenrand.

Der Umzug stand unter dem Motto „In Sachsen, wo die schlausten Köpfe wachsen“ und präsentierte Erfindungen „made in saxonia“. Na gut: Köpfe, selbst kluge, wurden da nicht unbedingt erwähnt. War aber auch gut so. Bei Personen gibt es bekanntlich oft zwei Seiten einer Medaille und nicht auszudenken, wenn da plötzlich Walter Ulbricht auf dem Festwagen getanzt hätte. Immerhin hat der Spitzbärtige auch was zu bieten in Sachen sächsischer Erfindungsreichtum. Eine Mauer zu bauen, ohne sie zu errichten, ja? … oder überholen ohne einzuholen, ja? Schlau ist das schon, irgendwie.

Zwischen Mauerbau und Zahncreme

Da es aber um die Sache ging und weniger um die Personen, fuhren dann so interessante Dinge durch Markranstädts Straßen, wie die erste Trommelwaschmaschine der Welt, das erste Feinwaschmittel, Plauener Spitze, eine Silbermann-Orgel oder Zahncreme und Melittas Filtertüten.

Dicke dabei beim Umzug waren die Kulkwitzer. Die Fußballer hatten einen Rastelli vorausgeschickt, der trotz tropischer Temperaturen zeigte, wie man mit „Hacke-Spitze-eins-zwei-drei“ das runde Leder dressiert. Nichts verlernt in der Zeit ohne Fußballplatz. Der Festwagen selbst war eine Reminiszenz an die Gründung des DFB in Leipzig.

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Über ein Jahr ohne Fußballplatz und trotzdem nichts verlernt. Der SSV Kulkwitz erinnerte an die Gründung des DFB.

Der Kultur- und Faschingsverein Seebenisch war nicht nur beim Umzug dabei, sondern hatte bereits am Vortag einen Programmteil auf der Festwiesen-Bühne gestaltet. Überhaupt waren allerhand Vereine aus den umliegenden Enklaven Markranstädts vertreten. Hat leider noch immer ein bissl was von Einbahnstraße, aber was nicht ist, kann ja noch werden, im Jahr 15 nach der Heimholung der Dörfer ins Reich.

Überrascht war man aber nicht nur über die Zahl der Teilnehmer, sondern auch der Zuschauer an den Straßenrändern. Es waren Tausende. Und das bei einem Wetter, bei dem man sich lieber im kühlen Keller verbarrikadiert oder bis zum Hals im Kulki steht. Gut: Kann sein, dass sich die eine oder andere Oma im Rollstuhl nicht dagegen wehren konnte, vom Schwiegersohn an den Straßenrand geschoben zu werden, aber unterm Strich war ausgelassene Volksfest-Stimmung angesagt.

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Die Tänzerinnen des KFV Seebenisch waren schon am Vortag auf der Bühne zu sehen und jetzt wieder beim Umzug.

Die pflanzte sich bis zur Festwiese fort. Alles, was nicht mit seinen Hunden am Kulki war, schien sich im Park zu versammeln und dort kam es dann auch zum großen Finale. Neben dem Umzug ist bekanntlich das Feuerwerk der größte Publikumsmagnet. Nachdem Petrus den ganzen Tag geschlafen hatte, meldete er rund 45 Minuten vor dem großen Showdown seinen Willen zur aktiven Mitwirkung an.

Das Machtwort der Basis

Da konnte einem mit Blick in den Himmel schon ziemlich Bange werden, ob das Licht der Raketen überhaupt ausreicht, um dem ganzen Geblitze da oben wenigstens ansatzweise etwas entgegensetzen zu können.

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Aber Markranstädt bewies wieder einmal, dass ein streitbares Völkchen auch gegen den Himmel ankommt. Demokratie von unten! Kurzerhand wurden die Feuerwerkskörper eine halbe Stunde früher gezündet und bei so viel Basiswillen hatte auch Petrus nichts mehr zu melden. Er zog murrend von dannen und hinterließ eine zufriedene Gemeinde, die nur deshalb ebenfalls abzog, weil am Montag wieder eine Arbeitswoche beginnt. Der einzige Trost an solch einem Montag: Wenn morgen vorbei ist, dann ist übermorgen schon wieder Freitag…

 

Warmer Regen vor der Hitzewelle

Markranstädt hat wieder einmal bewiesen, dass der Humor hier ein Zuhause hat. Sowohl der MCC als auch der KFV Seebenisch haben bei der bundesweiten „DiBaDu und Dein Verein“-Aktion 2015 ordentlich abgeräumt. Eintausend Euro gabs jeweils in die Vereinskassen. Damit sind die hiesigen Närrinnen und Narren finanziell auf einen Schlag besser gestellt als ganz Griechenland.

Am gestrigen Dienstag, punkt 12 Uhr mittags, lief der von der DiBa ausgelobte Handy-Wettkampf aus. Schon eine halbe Stunde vorher wurden die aktuellen Platzierungsangaben ausgesetzt, weil in der letzten halben Stunde traditionell die Server an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht werden.

Und so war es auch diesmal. In den letzten 30 Minuten fiel der KFV Seebenisch noch von Platz 41 auf Position 146. Die Markranstädter Karnevalisten kamen mit 102 Stimmen mehr auf einen sichern 35. Platz. Sie lagen durch einen furiosen Auftakt mit über 1.300 Stimmen in den ersten Wochen sogar in den Top-Ten. Beide Vereine zusammen brachten es auf rund 3.000 Stimmen!

Neue Markranstädter Exklave?

Richtig Pech hatte der SV Eula 58 e.V., der bei der DiBa-Aktion mit Sitz in Großlehna gemeldet wurde und daher unter „Markranstädt“ lief. Der Verein lag kurz vor Ultimo auf Platz 201. Da nur die ersten 200 Vereine in den fünf Kategorien prämiert wurden, schossen die Sportler aus Eula denkbar knapp am Tausender vorbei. Zumindest waren sie finanziell näher Tausender dran als geografisch an Markranstädt.

Ganz weit entfernt von der Zielprämie waren die beteiligten Sportvereine aus Lallendorf. Die Piranhas und die Kulkwitzer Fußballer landeten unter „ferner liefen“.

Kein DiBa-Betriebskostenzuschuss

Auch der SSV Markranstädt kam nicht bis zur Schalterhalle der DiBa, was aber angesichts des Betrages nur ein Hundertfünzigstel so schlimm ist, als ein vergeblicher Besuch im Beratungssaal des Rathauses.

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Das hinter der Aktion steckende PR-System der DiBa ist dabei so genial, dass man sich verwundert fragt, warum es andere Organisationen nicht schon längst aufgegriffen haben?

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Jeder, der das wollte, bekam von der Bank drei Codes per SMS, die er seinem Lieblingsverein geben konnte. Dazu musste er per Internet nur seine Handynummer in ein Formular eingeben.

Da blicken die Jungs von den Geheimdiensten sicher ganz neidisch auf die Banker der DiBa. Bei der NSA müssen sie die Nummern noch selbst eingeben und der BND muss sie vor der manuellen Eingabe sogar beim Handybesitzer noch telefonisch erfragen.

Bei der DiBa machen das die Bürger selber. Einfach nur genial. Wenn man da noch an das Theater beim zurückliegenden Mikrozensus denkt. Da wollten manche Leute nicht mal ihre Hausnummer preisgeben. Das zeigt wieder einmal, dass es nur auf die Motivation ankommt.

Bei den rund 3.000 Stimmen unserer Markranstädter Siegervereine haben also praktisch mindestens 1.000 Menschen ihre Handynummer vertrauensvoll und kostenlos, ja mit Freude sogar, in die Bürgerdatenbank der DiBa eingepflegt. Und das in einem Zeitalter, da bereits die Veröffentlichung von Kindernamen in der Auto-Heckscheibe von Datenschützern argwöhnisch beobachtet wird.

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Hätte jeder der 1.000 Handy-Nutzer nur zwei Euro direkt an die Vereine gespendet, wäre das gleiche Ergebnis herausgekommen. Die DiBa hat dieser bundesweit beachtete Werbegag grade mal eine Million Euro … ähm … ge … ja, also gekostet. Sorry, das ist Quatsch. Ein Banker gibt nichts und bezahlt nichts.

Er handelt mit Geld, das es entweder nicht gibt oder kurz vorher jemand anderem gehörte. Das Lied „My Boni is over the ocean“ soll ja nur vortäuschen, dass der Banker auch was zu verlieren hat. Sie hats also nicht bezahlt, sondern verteilt, die DiBa. Statt mehrere Millionen an Dirk Nowitzki gabs nur eine Million an Vereine, jedoch mit einem Vielfachen an öffentlicher Wirkung.

My Boni is over the Höchstsatz…

Nicht dass dieser warme Regen den Vereinen nicht zu gönnen wäre. Im Gegenteil! Aber man sollte schon wissen, dass es nur ein billiger PR-Gag ist. Der Sheriff von Nottingham hat sich das Hemd von Robin Hood übergezogen und verteilt das Geld, das er den Ärmsten genommen hat, an die Armen, damit die ihm nicht die Scheiben seines Glashauses einschmeißen.

Und unter dem Jubel des Volkes, das am Ende mehrheitlich gar nichts davon hat, geht er damit als „der Gute“ in die Geschichtsbücher ein. Dieses Funktionsprinzip nannte sich früher mal Kraft durch Freude. Es kommt alles irgendwie wieder.

 

Die Kapelle rum-ta-ta, nur der Papst war auch nicht da…

Das Seebenischer OpenAir ist in der Tat erwachsen geworden. Pünktlich zur 18. Auflage gab es am Samstag eindrucksvolle Meriten von den Bands und auch vor der Bühne tummelte sich allerhand lokale und regionale Prominenz. Gäbe es eine Seebenischer BILD-Zeitung, wären deren Klatsch-Spalten heute voll wie ein Wassereimer nach dem Regenguss, der zu Beginn des Musikfestivals hernieder ging. BILD Seebenisch gibt’s aber nicht, und so mussten die Markranstädter Nachtschichten ausnahmsweise mal in der Boulevard-Suppe rühren.

Da die Queen zwei Tage vorher die Flucht aus Deutschland angetreten hatte, waren die OpenAir-Macher auf der Suche nach adäquatem Ersatz für die Eröffnung des Festivals. Da traf es sich gut, dass unten vor der Bühne gerade einer seine Kreise zog, der sogar als ranghöchster Offizier durchgehen könnte. Sekunden später stand der Bürgermeister auf der Bühne.

Etwas überrascht schien er schon zu sein. Zumindest ist er selten in so lockerem Outfit zu sehen. Maritimes Hemd, der Seemannspullover locker über die Schultern gelegt und unten am Hafen warten sehnsüchtig zwei junge Damen auf seine Rückkehr aus stürmischer See – das klassische Klischee vom friesischen Kutterkapitän. Da wollte man den Bierkrug fast schon gegen eine Tasse Tee tauschen.

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Die III. Mannschaft des SSV Markranstädt war fast in kompletter Spielstärke angetreten, um beim OpenAir den erfolgreichen Abschluss einer tollen Saison mit einem denkwürdigen Finale (alle vier Erstplatzierte der Stadtklasse sind punktgleich) zünftig zu feiern.

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Die Kicker waren nicht das einzige Kollektiv, das die Seebenischer Arena als Austragungsort für eine Brigadefeier auserwählt hatte. Auch die LAV delegierte eine Abteilung an die Alte Gärtnerei. Mit dabei war diesmal sogar Geschäftsführer Matthias Hoger. Er hatte sich bereits drei Wochen vorher in Leipzig bei Herbert Grönemeyer mit dem 2015er OpenAir-Virus infiziert und bekam bei Westernhagen in Seebenisch einen astreinen Rückfall. Als langjähriger Hauptsponsor wurde das LAV-Team natürlich ebenso herzlich begrüßt wie das vom Pflegedienst Engel und den anderen Sponsoren. Es war fast schon wie in einer Familie.

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Auch aus dem politischen und Verwaltungsleben wurden Gäste unter den rund 500 Zuschauern gesichtet. Stadtrat Dr. Donat wiegte sich samt Gattin zufrieden lächelnd im Takt der Musik und genoss, was die Bands da oben auf der Bühne boten. Die Chefin für Kultur und Vereine aus dem Rathaus verbrachte den Abend bei roter Fassbrause. Notgedrungen sozusagen. Der KFV hatte zwar ausreichend Hopfenprodukte für die männlichen Besucher geordert, aber mit dem regelrechten Ansturm auf Sekt war definitiv nicht zu rechnen. Schon nach zwei Stunden schwenkte man im Ausschank die weißen Sekt-Fahnen.

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Machte aber gar nichts, denn gleich an der Theke nebenan gabs ein reichhaltiges Spektrum schmackhafter Tropfen „made in seebenisch“ am Stand der Weinkelterei Schauß. Dort ging in den ebenso frühen wie kühlen Morgenstunden dann auch der Glühwein wie bei einer Apres-Party.

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Und dann waren da wieder die Gänsehaut-Momente, die es jedes Jahr beim OpenAir gibt. Da liegen sich plötzlich scheinbar wildfremde Menschen in den Armen, weil sie Sekunden vorher festgestellt haben, dass sie einst nebeneinander auf der Schulbank gesessen und sich seit 20 Jahren nicht mehr gesehen haben. Auch das ist OpenAir in Seebenisch: outgesourctes Klassentreffen mit Wiedererkennungseffekt.

Nomen est omen

Das „SEE“ im Namen Seebenisch ist irgendwie Programm. Da haben sie beim KFV schon vor 18 Jahren entschieden, das alljährliche Spektakel nicht auf dem nassen Sportplatz zu veranstalten und lieber auf die tiefergelegte Berggrube zu vertrauen, doch trotzdem spielt das Wasser immer wieder eine Rolle. Diesmal kam’s von oben.

Kaum hatten die Jungs von Mister Twist zu den Instrumenten gegriffen, stieg der Heiland vom Klo und hat natürlich ordentlich an der Kette gezerrt. Sekunden später war die Wiese fest in der Hand hunderter Schirmherren, die ihre Begleitung fest an sich zogen.

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Doch der Regenzauber währte nur 15 Minuten. Von da ab war das Wetter so, wie man es sich für ein Konzert unter freiem Himmel wünscht. Mister Twist brannte ein wahres „Sh-oo-bi-doo-wop“-Feuerwerk in bekannter Firebirds-Qualität ab. Allein mit dieser Band könnte man einen ganzen Abend füllen. Aber es standen ja noch zwei Gruppen backstage in der Warteschlange.

Wie Frauen eben so sind: Schön!

Während die Hauptbühne dann für die folgende Beauty-Brigade umgebaut wurde, rockten auf der gegenüberliegenden Bühne die jungen Frauen der KFV-Tanzgruppen. Ja, richtig gelesen: Aus den Tanzmädels sind inzwischen attraktive junge Frauen geworden.

Allerdings eben auch mit all den Problemen, die Frauen der Männerwelt oft so bereiten. Sagt man ihnen, dass es 21 Uhr losgeht, sind sie 21:10 Uhr noch beim Schminken. Die kleine Verspätung haben sie aber spätestens auf der Bühne wieder gut gemacht, was unter anderem die euphorisch geforderten Zugaben bewiesen.

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Die Beauty Brigade hatte vom erdigen Rock bis Pop alles im Repertoire, überzeugte aber vor allem im Genre des Folk-Rock restlos. Das Publikum tobte und es war wohl nur der Vorfreude auf die folgende Westernhagen-Band geschuldet, dass die Leipziger Schönheitsbrigadisten schon nach zwei Zugaben von der Bühne gelassen wurden.

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Bevor Halle-Luja die Seebenischer Bretter entern konnte, war auf der gegenüberliegenden Seite wieder Showtime durch den KFV angesagt. Und die hatte es in sich! Von wegen: Die können nur Karnevalstänze.

Aperitif aus dem Harem

Da gabs einen orientalischen Bauchtanz vom Feinsten, garniert mit männlichen Zutaten und exklusiven Requisiten. Die kleine Reise in den Harem war der richtige Aperitif für das große Finale, das nun folgte.

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Marius Müller-Westernhagen alias Christian Becker hangelte sich mit seiner Band Halle-Luja den Bühnenaufgang hinauf. Jetzt gabs wirklich kein Halten mehr. Das ganze Repertoire des jungen, wilden Marius stieg hoch in den Seebenischer Nachthimmel. Und damit man auch in Leipzig noch sehen konnte, wo die Klänge herkamen, wurde der ganze Act mit einer Bühnenshow garniert, wie sie die OpenAir-Arena an der alten Gärtnerei in ihren 18 Jahren noch nicht erlebt hat.  DSC_7592

Nicht nur, dass der wahre Marius neidisch auf seine eigene Stimme geworden wäre, auch die Tatsache, dass man nach seinen Hits eine Polonaise tanzen kann, erstaunte das Publikum.

Egal, ob Halle-Luja da oben gerade „Sexy“, „Rosi“ oder „Wieder hier“ intonierte: Jeder Hit wurde mitgesungen. Außer „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“. Das ging deshalb nicht, weil Cover-Marius dabei lauter Pfefferminzbonbons ins Publikum warf und dieses zumindest so viel Etikette bewies, dass man mit vollem Mund nicht singt.

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Der Rauschmeißer war dann in den frühen Morgenstunden, wie erwartet, der gute alte Johnny Walker. Es war aber mindestens ein Dreistöckiger, der da kredenzt wurde, denn dessen Genuss zog sich über 15 Minuten hin und endete mit einem weiteren Ritterschlag für das Seebenischer OpenAir.

Wieder ein Ritterschlag

Der Frontmann von Halle-Luja verabschiedete sich mit den Worten: „Seebenischer, an dieser Stelle lasst uns kurz die Zeit nehmen, um ein Dankeschön zu sagen. Ein Dankeschön und den allergrößten Respekt vor euerm Karnevalsverein, was die hier auf die Beine stellen, das war sowas von professionell. Wir haben schon die eine oder andere Bühne hier in der Bundesrepublik bespielt, aber sowas liebevoll Organisiertes, wie es eure Leute hier tun. Die Betreuung, die Bewirtung, fantastisch, also an alle Leute hinter den Kulissen: Daumen hoch, Riesen-Dankeschön Seebenisch!“ Wer’s live gehört hat, der weiß, dass das keine Höflickkeitsfloskel war, sondern ehrliche Anerkennung.

 

Hauptsache man weiß, was gemeint ist

Zugegeben: Die Boxer-Schlagzeile fand ein Leser des Eulenspiegel in der Märkischen Oderzeitung. Aber es ist mal wieder an der Zeit, die Bürgerschaft Markranstädts mit Druckfehlern und Stilblüten zu erfreuen. Viel hat sich ja nicht angesammelt, seit bekannt wurde, dass da etwas genauer auf die flüchtige Tinte geschaut wird. Mal abgesehen vom breit gefächerten Leistungsspektrum des Gemischten Chores Räpitz, das im vorletzten Amtsblatt eigentlich nur noch Steinmetzarbeiten bei den Todesanzeigen vermissen ließ. Hier also die Top-Favoriten des Monats Juni.

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gefunden von unserer Null-Euro-Tippse bei LVZ-Online

Die Überfremdung in Sachsen hat offenbar schon solche Ausmaße angenommen, dass man dem Begriff „Malteser“ nicht mehr so einfach trauen darf. Wahrscheinlich nicht mal dem gleichnamigen Gesöff und gleich gar nicht den Brüdern dort. Jedenfalls hält es die in unseren Breiten erscheinende Tageszeitung für angebracht, auf deren katholische Wurzeln hinzuweisen.

Nicht auszudenken, wenn in einem Leserbrief die Frage auftaucht, warum sich denn nicht auch die muslimischen oder wenigstens die buddhistischen Malterser endlich mal engagieren würden?

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zugesand (t) von einem Chauffeur völlig atemloser Passagiere

Dieses orthografisch etwas lädierte Plakat fand ein nicht nur treuer, sondern auch fähiger MN-Leser am Firmament hoch über den Wolken der Kernstadt. Feuerwehrmann ist neben Elefantenjäger und Gynäkologe ja sowas wie der Traum-Job aller Mittelschüler! Aber das Fieber lässt nach, wenn man erkennt, was man sich da so an Arbeit und Verantwortung auf die Schultern läd. Man sollte jedoch die Größe besitzen, der Glücksrad-Generation verzeihen zu können. Wir kaufen ein t!

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gefunden von unserem Sport-Schmierfinken auf der Website des SSV Markranstädt

Im wahren Leben wird man des Arbeitsplatzes verwiesen, wenn man nichts tut. Dann geht’s ab zum Jobcenter! In diesem Fall wurde einem jungen Mann jedoch die Arbeitserlaubnis entzogen, nachdem er endlich mal seinen Arsch bewegt hat! Wie oft wurde ihm in der Schule gepredigt, dass Handwerk goldenen Boden hat? Leider ist Fußball aber ein Mannschaftssport und da ist man sehr sensibel, wenn ein selbsternannter Adolf Hennecke (im Frauenfußball heißen die Frieda Hockauf) die Norm bricht. Es heißt ja nicht umsonst, elf Freunde sollt ihr sein. Also runter vom Platz, richtig so!

 

Nach Treuhand und Bankern nun auch noch echte Wölfe

Im Juni 2014 lief eine unscheinbare Meldung durch die Presseticker. In der Dübener Heide wurde ein Wolf gesichtet. Wenige Tage später lag dann auch der mit einer Wildkamera (Fotofalle) geschossene Beweis vor. Nachdem in den Jahren davor Sichtungen in der Dahlener und Annaburger Heide sowie in der Lausitz und davor in der Oberlausitz bekannt wurden, war klar, dass das Volk des Isegrim sich auf der Suche nach Asyl westwärts bewegt. Rein statistisch muss der erste Wolf irgendwann um den 17. Juli 2015 die Grenzen von Markranstädt überschreiten. Seebenisch, so scheint es, rüstet sich zum Kampf.

Kein Scherz: Der Landkreis Leipzig gilt seit 2012 als „Wolfserwartungsgebiet“. In Fachkreisen wurde schon länger hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass die Rotkäppchen und Geißlein fressenden Viecher längst da sind. Gerissene Schafe und andere friedliche Opfer analoger Haustierhaltung werden zur Vermeidung unnötiger Panikmache wahrscheinlich lieber Sodomisten in die Schuhe geschoben.

Dass die Rückkehr der Wölfe aber ein realistisches Szenario ist, beweist allein die Tatsache, dass Sachsens Umweltministerium schon vor vier Jahren ein „Wolfsmanagement“ entbunden hat, das auch den Landkreis Leipzig umfasst.

Die große Zeitung mit den vier Buchstaben, die niemand liest und sich trotzdem millionenfach verkauft, titelte bereits im Dezember 2012: „Wölfe ziehen bald durchs Leipziger Land!“ Was weder die investigative Tageszeitung berichtet, noch in anderen Medien zu erfahren ist: Das am nächsten an Markranstädt existierende und registrierte Rudel lebt nur 70 Kilometer von Lallendorf entfernt in der Annaburger Heide. Moment mal: 70 Kilometer, da war doch was? Genau!

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Was rumpelt und pumpelt da in meinem Bauch herum? Ich dachte, es wäre das Rotkäppchen, dabei habe ich einen Wahnsinns-Kohldampf.

Bis zu 70 Kilometer legen die Tiere in einer Nacht zurück. Wer schon mal wegen Durst nur zwei Kilometer zur Kneipe gelaufen ist, kann ahnen, wie groß der Hunger sein muss für die 35-fache Strecke. Durst, Hunger oder Trieb? Rotkäppchen soll ja eine ziemlich scharfe Braut und ihre Oma eine attraktive Milf gewesen sein, die nicht nur einen ordentlichen Schinken unterm Rock hatte, sondern außerdem noch auf Rotwein stand.

Erster Wolf gesichtet und fotografiert

Jetzt ist es nun offiziell, was Jäger und Heger aus unserer Region schon seit fast anderthalb Jahren hinter vorgehaltener Hand munkeln. Isegrim ist im Leipziger Revier angekommen. Und das nicht erst gestern. Noch soll es sich um einen Einzelgänger handeln. Da man aber schon im vorletzten Winter Wolfsfährten im Schnee des Neuseenlandes fand, scheint die verharmlosende Situationsbeschreibung für ein Rudeltier wie den Wolf schon etwas zu einsam zu sein. Jedenfalls wurde am 24. Mai am Markkleeberger See erstmals ein Wolf in unserer Region geblitzt und damit ist die Sache jetzt mit Fotobeweis aktenkundig.

Aus Fernsehfilmen (Wolfsziegel) weiß man, wie schlimm die Situation wird, wenn mitten in tiefstem Winter ein einsames Dorf, abgeschnitten von der Außenwelt, von ganzen Wolfsrudeln belagert wird, welche die Dorfbewohner Stück für Stück wegfressen. In Seebenisch, wo neben martialischen Tigern auch eine handvoll mutiger Männer zu Hause ist, scheint man sich für den Verteidigungsfall zu rüsten. Nochmal will man eine Spezies nicht unterschätzen.

Zu schmerzhaft die Erinnerung an den jahrelang währenden und letztendlich trotz Einsatzes animalischer Massenvernichtungsarsenale verlorenen Krieg gegen die Waschbären. Jedes Grundstück hatte seinen eigenen Pearl Harbor. Das darf nie wieder passieren!

Zschampert wird sie nicht aufhalten

Einen Rio Grande gegen den Grenzübertritt unliebsamer Individuen, wie ihn die USA gegen Mexikaner nutzt, hat man in Seebenisch freilich nicht. Der Zschampert wird die Meute hungriger Wölfe nicht lange aufhalten, so viel ist klar. Und einen Schutzwall wie einst in Berlin kann man auch nicht errichten, weil allein Bauantrag und Projektierung so lange dauern, bis vielleicht sogar die Dinosaurier wieder auferstanden sind. Gut – Munkelts Ranch wird sie eine Weile aufhalten, aber was tun, wenn die Ställe von South Seebenisch leergefressen sind?

Wer sich mit seinem Drahtesel auf der alten Bahnlinie Lützen-Lausen-London in Höhe Bahnkilometer 8,8 zwischen Seebenisch und Göhrenz bewegt und seinen Blick dahin schweifen lässt, wo sich bis zur Wende das Latifund von „Renettes Obstplantage“ erstreckte, wird Sonderbares entdecken. Dort sind in letzter Zeit furchteinflößende Geschütztürme aus dem Boden gewachsen. Nach dem Motto „Der Mächtige ist am mächtigsten allein“, hat Seebenisch offenbar zu ersten Maßnahmen der Selbstverteidigung gegen einfallende Wolfsrudel gegriffen.

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Geschützturm zur Wolfsabwehr bei Seebenisch: 360° Sperrfeuer möglich.

Die modernen, hochgerüsteten Geschütztürme sind gut getarnt. Auf den ersten Blick erscheinen sie dem Radwanderer wie konventionelle Hochsitze heimatverbundener Jäger. Doch hinter den Wänden der grob gezimmerten Kanzeln verbirgt sich leistungsfähiges Equipment und modernste Waffentechnologie. Allein die Bestuhlung der Verteidigungsanlagen (einfach mal aufs Foto klicken) erinnert an das Cockpit der Airforce one.

Bequeme Polsterung aus hochwertigem Fasanenleder, das selbst tagelanges Ansitzen kaum zu Rückenproblemen führen lässt, zwei akkurat auf die ergonomischen Ansprüche des Schützen ausgerichtete Armstützen für zitterfreies Zielen, stufenlos verstellbare Drehvorrichtung, die gezieltes Sperrfeuer im Umfeld von 360 Grad problemlos ermöglicht, anatomisch geformte Rückenlehne mit kaum auffälliger „Nick-up“-Kopfstütze und das alles in der Tarnfarbe schwarz – da wird das Jagen zum Wellness-Erlebnis.

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Rund um den Sitz ist zudem noch genügend Platz für die Eiserne Ration. Fünf Bierkästen können problemlos untergebracht werden. Beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kampf um das Überleben in der Wildnis und den Schutz der Heimat. Die in Modulbauweise hergestellte Verteidigungsanlage am Albersdorfer Weg, direkt an der strategisch wichtigen Fahrrad-Verbindung nach Leipzig, ist mit wenigen Handgriffen erweiterbar. In der Grundausstattung als Capriolet errichtet, ist beispielsweise das patentiert verpackte, aus purer Folie bestehende und nur 50 Gramm schwere Dachmodul in wenigen Sekunden über die Stellung gezogen und bietet dem Schützen ausreichende Sicherheit vor den tückischen Witterungsunbilden des mitteldeutschen Flachlandgebirges.

Dass da im Eifer des Gefechts auch mal ein Hase, ein Feldhamster oder andere zivile Opfer zu beklagen sein können, muss angesichts der Gefahr aus dem Osten hingenommen werden. Bei so viel technischem Equipment kann man schließlich nicht erwarten, dass ein Jäger so lange lauert, bis endlich mal ein böser Wolf vor die Flinte kommt. Und ständig nur Zielübungen auf in 30 Meter Entfernung dahinziehende Radfahrer sind wie Trockenschwimmen in der Wüste. Irgendwann muss der Finger am Abzug schon mal zucken, um Bestätigung zu finden, dass man auch richtig zielen kann.