Männertag am Zschampert, dem Markranstädter Tor zur Welt

Himmelfahrt steht vor der Tür und damit die Frage, wer diesmal mit wem und vor allem wohin loszieht. Meist reicht es ohnehin nur für eine Runde um den Kulki. Bei rund 9 Kilometern macht das am Ende des Tages einen Schnitt von satten 0,4 km/h. Dass sich die Männertagsprozessionen gern entlang von Gewässern bewegen, hat natürlich Gründe. MN-Korrespondent Zwenn Weiherlein hat deshalb mal eine völlig neue Route getestet. Es geht an die unberührten Ufergestade des Zschampert.

Der Affinität der männlichen Teilnehmer unserer Gesellschaft zum Wasser liegt ein in Jahrhunderten gereifter Schatz individueller Erfahrungswerte zugrunde.

Der ist inzwischen schon fest im genetischen Code verankert und lässt sich ebensowenig abschalten wie das Bedürfnis einer Frau, trotz Körbchengröße A einen BH zu tragen.

Vom Wasser haben wir’s gelernt…

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer sich an Ufergestaden aufhält, kann sich problemlos und ohne Spuren zu hinterlassen seines Blasendrucks entledigen.

Auch kann man hier Erbrochenes [sprich: Erbrocheehnes], dem griechischen Gott reziproker Verdauung, jederzeit ein persönliches Opfer darbringen, ohne Zwist mit dem Grundstückseigentümer heraufzubeschwören.

Wasserwandern im Zweistromland

Aber muss es immer nur der Kulki sein? Mitten im Zweistromland zwischen Floßgraben und Zschampert gelegen, bietet sich nämlich auch ein Ausflug entlang letztgenannten Fließgewässers an.

Sachsens „stiller Don“

Der Zschampert, einst ein mächtiger Strom, an dessen Furt im Schatten des schneebedeckten Bienitz-Gipfels die ersten Ahnen des homo marcransis siedelten, wird noch heute oft als „der stille Don Sachsens“ bezeichnet.

Mit der Gewalt der Natur hat sich der mächtige Zschampert einst seinen Weg durch das Markranstädter Land gebahnt. Ausgedehnte Uferlandschaften zeugen noch heute davon und laden als Geheimtipp zur Männertagstour ein.

Mit der Gewalt der Natur hat sich der mächtige Zschampert einst seinen Weg durch das Markranstädter Land gebahnt. Ausgedehnte Uferlandschaften zeugen noch heute davon und laden als Geheimtipp zur Männertagstour ein.

Im Gegensatz zum westlich verlaufenden Floßgraben, dem durch Braukohleabbau ebenfalls wichtige Organe amputiert wurden, findet man den Zschampert heute jedoch auf kaum einer Landkarte mehr. Aber es gibt ihn noch und er bietet in seinem Verlauf durch westsächisches Kulturland so manche Überraschung.

Vom einstigen Quellgebiet ist nahezu nichts mehr erhalten. Aber ähnlich der Elbe im Kalten Krieg hat das Gewässer heute noch eine wichtige Bedeutung als Grenzfluss zwischen Markranstädt und Leipzig. Sogar als Kreisgrenze nach Norden spielt der Strom eine wichtige strategische Rolle.

Bis dort hin ist auch noch alles in Ordnung. Südlich der Domholzschänke haben Pioniereinheiten nordsächsischer Siedler mit Hilfe immenser Fördermittel aus dem sächsischen Königshaus Michael des Roten jetzt allerdings eine Barriere errichtet, um den Fluss nach Nordsachsen umzuleiten.

Eine der wenigen noch tragfähigen Brücken Deutschlands führt die B 186 über den Zschampert hinweg.

Eine der wenigen noch tragfähigen Brücken Deutschlands führt die B 186 über den Zschampert hinweg.

An diesem Hindernis versucht der Zschampert zwar, ins alte Bett durchzusickern, was ihm aber nur eingeschränkt gelingt. Deshalb mäandert er nun weiter nach Westen und bildet an einer spektakulären Furt ein lästiges Hindernis für Radfahrer, die ohne Gummistiefel unterwegs sind.

Denkmalpflege? Diese Furt erinnert an den ersten Siedlungsort des homo marcransis.

Denkmalpflege? Diese Furt erinnert an den ersten Siedlungsort des homo marcransis.

Nachdem sich der gewaltige Strom noch an der Straße zwischen B186 und Domholzschänke sehen lässt, wird es dann aber spannend. Das Gewässer will sich einfach nicht durch das neue Brückenbauwerk, das mit erheblichem Sondervermögen errichtet wurde, unter der Bundesstraße hindurch pressen lassen. Es verschwindet im Wald.

Seit 2023 kann man von dieser Brücke aus auf dem Zschampert bis nach Hamburg schiffen.

Seit 2023 kann man von dieser Brücke aus auf dem Zschampert bis nach Hamburg schiffen.

Spätestens an diesem Flusskilometer stellt sich für Wassertouristen ebenso wie für Männertagsausflügler die Frage: Was machen die Nordsachsen mit unserem Zschampert?

Hier kommen wir zum eigentlichen Tatort, denn offenbar haben die Nordsachsen den Zschampert geklaut. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass damit die Schiffbarkeit des Flusses hergestellt wird.

"Ich habe fertig", will der Zschampert hier sagen.

„Ich habe fertig“, will der Zschampert hier sagen.

Denn mit seiner Mündung in die Luppe, von dort über die Weiße Elster, die Saale und Elbe gewährleistet der Zschampert den einzigen Schiffsweg und damit die direkte Anbindung der Metropolregion Markranstädt an die Nordsee. Der Zschampert ist für uns sozusagen das Tor zur Welt!

Insofern ist dieser Damm nur ein Provisorium und soll im nächsten Bauabschnitt wohl durch ein regelbares Verschlussbauwerk ersetzt werden, der Auwälder Schleuse.

Für den Start einer Männertagstour entlang des Stromes bietet sich übrigens Frankenheim an. Der hier still in der Landschaft vor sich hin gähnende Hoppeteich (hochdeutsch: Hopfenteich) verfügt nämlich bereits über eine schiffbare Verbindung zum Zschampert.

Heute Hopfenteich Frankenheim, morgen schon Stadthafen Markranstädt: Von hier aus geht's über den Zschampert in die weite Welt.

Heute Hopfenteich Frankenheim, morgen schon Stadthafen Markranstädt: Von hier aus geht’s über den Zschampert in die weite Welt.

Vielleicht nicht gerade mit dem Boot, aber wer nach hinreichend Biergenuss und ein paar Kurzen seine halbverdaute Bockwurst samt Kartoffelsalat dort hineingöpelt, kann den Weg des treibenden Mahls ganz entspannt bis zur Hamburger Elbmündung in die Nordsee verfolgen.

Das ist doch mal ein wesentlich abwechslungsreicherer Ausflugstipp als die immer gleiche langweilige Runde um den Kulki.

Einfach Meisterhaft: Kulkwitzer Schüler von e2 direkt auf Platz 1

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Neues aus der vierten Etage (9): Mathematische Kernschmelze

Nicht gleich kirre werden beim Anblick dieser Szene. Das Titelfoto stammt zwar aus einem Ratssaal ganz in der Nähe, aber nicht aus dem Tagungsort des Markranstädter Stadtrates. Warum dieses Stillleben trotzdem als Eyecatcher herhalten muss und was bei der Sitzung unserer Duma am Mittwochabend sonst noch so nicht geschah, sollen Sie aber gern erfahren. Hier die Live-Reportage aus der mentalen Sahel-Zone:

Unter drei Stunden ist nix mehr drin bei einer Vorstellung des Ensembles aus der vierten Etage.

Dafür sorgen nicht zuletzt die für die Zerstreuung bestellten Ausschweifungen geladener Förster, Regenmacher, Flächengestalter, Verbandsauflöser oder Windradanschieber. Eigentlich fehlt nur noch der Auftritt eines Vertreters für Prostata-Pillen. Nach dem Motto: Ist sowieso alles für’n A…bgeordneten.

Womit wir beim Titelfoto wären. Das stammt aus dem Ratssaal in Markkleeberg. Bitte nicht verwechseln: Es geht nicht um die Stadträte im Hintergrund, sondern um die Flaschen davor. Die sind dort, samt Kaffee und Tee, nicht nur für den höheren Stand der Volksvertreter und Verwaltung gedacht, sondern auch für’s niedere Publikum. So ist das mit der Gastfreundschaft: Andere Städte, andere Sitten.

Und das, obwohl die Stadtratssitzungen dort in der Regel nicht später als 20 Uhr enden. In Markkleeberg lässt man sich den Leumund bei den Wählern halt was kosten. Wieviel ehrlicher ist dagegen die Willkommenskultur in Markranstädt. Hier stehen vor jedem Gastgeber ganze Konvolute randvoll gefüllter Flaschen, zu denen gern gegriffen wird.

Wenn sie kein Wasser haben, sollen sie doch Sekt trinken

Die Gäste hingegen stehlen sich nach mehreren Stunden aktiver Dehydrierung verschämt zur Toilette. Wenn sie richtig viel Pech haben, müssen sie vor der Labung aus dem Wasserhahn einem Adligen den Vortritt lassen, der sich nach der Entleerung seiner auf Stadtkosten strapazierten Blase erst noch die Hände waschen muss. Das kommt an!

Allerdings gibt es inzwischen auch deutliche Standesunterschiede innerhalb der höheren Schicht. Statt Zepter und Reichsapfel avanciert jetzt das Mikrofon zur primären Machtinsignie.

Damit die Mandatsträger nach einer Wortmeldung nicht jedesmal aufstehen und zum Mikrofon laufen müssen, wurden diese jetzt auf den Ratstischen platziert. Aber: Während den sieben Rathausvertretern ganz vorn gleich fünf dieser Mikros zur Verfügung stehen, müssen sich die 22 Abgeordneten in lediglich drei Exemplare reinteilen.

Mit fatalen Folgen für einen zügigen Sitzungsverlauf. Wenn eine Person fernab des nächsten Mikros sein Sendungsbewusstsein befriedigen will, muss das Gerät zunächst aus seiner Halterung entnommen und bis zum Zielort durchgereicht werden. Dann muss der aussagewillige Mandatsträger auch noch den Schalter finden und ihn zu bedienen wissen.

Schraps hat das Mikrofon verloren, wer hat es?

Ein nicht immer einfacher, gleichwohl aber stets zeitraubender Akt, wie die Praxis am Mittwochabend zeigte. Der Mikrofon-Beauftragte der örtlichen Discothek musste für seine Hilfeleistungen beim Ein- und Ausschalten der Geräte an diesem epischen Abend ganze Kilometer um die Ratstische abreißen. Die Lebensuhr tickt derweil unbarmherzig weiter.

Je teurer der Regen, desto Klimawandel

Was gab es sonst noch so an denkwürdigen Ereignissen? Eigentlich wären die Highlights alle unter dem Begriff „neue Mathematik“ einzuordnen. So hat sich zum Beispiel das Entgelt für die Entsorgung des Oberflächenwassers für die Stadt auf inzwischen 800.000 Euro erhöht. Wenn es mit dem Klimawandel so weitergeht und die Trockenheit anhält, sind es sicher bald schon eine Million.

Dreisatz mit neuer Rechtschreibung

Auf der anderen Seite wollte man der Kämmerei so viel mathematische Kompetenz nicht unterstellen. Den Vorschlag der CDU, zwei Drittel der Einnahmen aus Windanlagen den direkt betroffenen Anwohnern in Albersdorf zugute kommen zu lassen, konterten die Freien Wähler mit dem enormen Aufwand der Verwaltung, die dafür erforderliche Grundrechenoperation zu vollziehen. Da half auch der Hinweis der Christdemokraten nicht, dass die städtische Schatzmeisterin einst die größte POS in Kulkwitz absolviert hat.

Gleichung mit einer Unbekannten

Ebenfalls vom FWM-Tisch kam eine weitere mathematische Revolution: Die Abkehr vom einstigen Planungsbüro fürs Stadtbad wurde damit begründet, dass man zu jener Zeit schon bei vier Millionen Euro war und eine weitere Kostenexplosion verhindern wollte. Ergebnis: Heute sind wir bei 6,8 Millionen und haben inzwischen fast eine weitere halbe Million für das klagende Planungsbüro beiseite gelegt. Quot erat demonstrantum.

Einzig die CDU hatte am Ende wohl Mitleid mit dem mitschreibenden Satiriker, dessen Aufmerksamkeitsdefizit nach stundenlanger Durststrecke ebenfalls unübersehbar war.

Sketch-History im Ratssaal: Warum Männer nicht zuhören und Frauen alles können

Und so entlastete Fraktionssprecher Rico Kanefke im kreativen Zusammenspiel mit der Bürgermeisterin die Suche nach einem satirischen Höhepunkt mit einem eigenen Sketch. Den musste der Humorreporter nur noch mitmeißeln und fertig war der epische Höhepunkt des Abends. Hier der komplette Dialog:


Kanefke: „Wir haben bei den Kosten für das Stadtbad eine Verdoppelung. Aber das ist ja ganz gut so, denn immerhin haben wir jetzt schließlich auch die Hälfte seiner Größe. Das ist Inflation nach Art Markranstädt …“

In diesem Moment wird ihm gewahr, dass sich die Bürgermeisterin inzwischen in einem tiefen Austausch mit ihrem Banknachbarn befindet. Geistesgegenwärtig reagiert Kanefke auf die scheinbar respektlose Ungezogenheit.

Kanefke: „Es wäre gut, wenn sie mir vielleicht zuhören würden, Frau Bürgermeisterin. Sonst machen wir es wie in der Schule. Denn wenn ich was erzähle, wäre es schön, wenn sie zuhören würden. Ich weiß ja nicht, vielleicht wollen sie mir ja auch antworten?“

Stitterich (lässt ihn erst ausreden, dann): „Sie haben mich gebeten, ihnen zuzuhören. Das mache ich. Ich bin multitasking-fähig. Ich kann, während ich ihnen zuhöre, mich auch gleichzeitig noch mit meinem Juristen dazu abstimmen. Ich habe ihnen genau zugehört.“


Respekt, also dafür muss man wirklich schon all seine acht Sinne beisammen haben. Wenn sie jetzt noch die Nachtschichten lesen kann, während sie das Vorwort fürs nächste Amtsblatt schreibt und dabei gleichzeitig auch noch in eine Kamera lächelt, hat das Konklave in Rom am Donnerstag den falschen Papst gewählt.

Ostern in Markranstädt: Nachkriegszeit in der Kaufhalle, Polizei mit Dienstmachete und ein Cum-Ex-Deal

Die ältere Lesergeneration kennt natürlich den Ursprung des nachtschichtlichen Ostersegens „orbi et marcransis“ – dem Erdkreis und seiner Stadt. Er ist der Losung „Urbi et Gorbi“ entlehnt. Und in der Tat hat es den Anschein, als führe uns das diesjährige Osterfest wieder zurück in jene Zeiten, als alle Hoffnungen auf Gorbi lagen. Bei REWE sah es am Ostersamstag aus wie in einer HO-Kaufhalle anno 1985. Keine Apfelsinen oder Kiwi, aber volle Schnapsregale. Glaubt man den Medien, hat sich das Rad der Geschichte auch in anderen Bereichen zurück gedreht. Hier ein paar Beispiele.

Machete am Halfter

Weil die deutsche Ordnungsmacht gegen Clan-Kriminalität, Drogen-Kriege und Mafia-Strukturen nichts mehr ausrichten kann, widmet sie sich jetzt dem Gefahrenpotenzial, das in der normalen Bevölkerung schlummert.

Also um Äußerungen, die sich als „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ interpretieren lassen. Mit fatalen Folgen für die eigene Ausrüstung, denn da die Bürger im öffentlichen Raum nicht einmal mehr Nagelscheren mit sich führen dürfen, reicht für die Aufrechterhaltung der Demokratie der Einsatz von Abhöranlagen, verdeckten Ermittlern und Denunzianten.

Die gute alte Dienstmachete. Damit hatten im 15. Jahrhundert schon die spanischen Conquistatoren bei bei der Einführung der Demokratie in Südamerika gute Erfahrungen gemacht.

Die gute alte Dienstmachete. Damit hatten im 15. Jahrhundert schon die spanischen Conquistatoren bei bei der Einführung der Demokratie in Südamerika gute Erfahrungen gemacht.

Da man für die wenigen handfesten Auseinandersetzungen, beispielsweise mit angeklebten Protestanten, keine Schusswaffen mehr braucht, wurde jetzt auch die Polizei für die neue Gefahrenlage mit einer neuen Generation wirkungsvoller Dienstwaffen aufgerüstet.

Und so kamen kurz vor Ostern bei der Auflösung einer illegalen Tupper-Party rund um ein nicht genehmigtes Lagerfeuer in einem Schrebergarten erstmals die neuen Dienstmacheten der Thüringer Polizei zum Einsatz.

Ein verdächtig guter Job.

2024 – kurz nach dem Krieg

Die staatliche Ordnung mit Macheten aufrechtzuerhalten, scheint in der Tat nicht unmöglich, wie ein weiterer Blick in die Geschichte zeigt.

Schließlich ist es ostdeutschen Demokraten schon vor 35 Jahren gelungen, ein komplettes Regime samt dessen Armee und Polizei allein durch den Einsatz von Kerzen zu stürzen. Dieser Geniestreich in der Geschichte der Menschheit nötigt denen, die damals lieber zu Hause geblieben sind, noch heute höchsten Respekt ab. Um auch etwas davon zu haben, organisieren sie die medienwirksamen Gedenkfeiern an jenes Ereignis seitdem allein für sich und kreieren sogar das passende Denkmal dazu.

Bei den Porträts aus der frühen Nachkriegszeit 2024 handelt es sich im Markranstädter Stadtjournal offenbar nur um ein Symbolbild. Da fehlen mindestens 30 inzwischen geflüchtete Regierungsmitarbeiter.

Bei den Porträts aus der frühen Nachkriegszeit 2024 handelt es sich im Markranstädter Stadtjournal offenbar nur um ein Symbolbild. Da fehlen mindestens 30 inzwischen geflüchtete Regierungsmitarbeiter.

Im neuesten Markranstädter Amtsblatt pflegt man allerdings einen ganz anderen Blick auf die Geschichte und ihre einstigen Helden. Wenn es sich beim Jahre 2024 um die frühe Nachkriegszeit handelt, kann mit dem vorausgegangenen Krieg eigentlich nur die am 20. November 2020 beendete Revolution gemeint sein.

Immerhin hatte die darauf folgende Säuberungswelle Erfolg. Seither haben sich schon rund 30 Regierungsbeamte, darunter fast das komplette Bauministerium, fluchtartig abgesetzt.

Das kann man ja mal würdigen.

Ein Cum-Ex-Geschäft

Eine ganz andere Geschichte steckt hinter der dritten Osterbotschaft, die uns die deutschen Medienschaffenden ins Nest gelegt haben. Was uns der Nachrichtensender n-tv mit dieser Story eigentlich sagen will, ist völlig unerheblich.

Denn der gesellschaftliche Nährwert dieser Information geht in der Phantasie des Lesers unter, in dessen Hirn schon Nanosekunden nach Lektüre der Überschrift ein regelrechter Blockbuster modernen Kopfkinos anläuft. Niemand will wissen, was diesem völlig unbekannten Z-Promi wirklich widerfahren ist. Statt dessen beschäftigt sich der Leser ganz automatisch mit anatomischen Fragen.

Podologisches Onanieren: Nur hinzukriegen, wenn es gelingt, sich beim Masturbieren am Schaft gleichzeitig die Hornhaut von den Hacken zu raspeln.

Podologisches Onanieren: Nur hinzukriegen, wenn es gelingt, sich beim Masturbieren am Schaft gleichzeitig die Hornhaut von den Hacken zu raspeln.

Wie schafft es ein Mann, sich mit seinen Füßen die eigene Fleischpeitsche zu streichen? Wäre es also theoretisch möglich, sich in einem Akt podologischer Masturbation dabei auch gleich die Hornhaut von den Hacken zu schurbeln?

Der gebildete Ossi indes weiß: Der Goldene Schnitt, den der Schöpfer bei der Schaffung der menschliche Statur angelegt hat, macht all dies unmöglich. Es gibt nur eine Erklärung: Der arme Kerl hatte so viel Druck auf der Röhre , dass er sich im Moment der Erlösung den Zeh abgeschossen hat. Drum sollte man sowas besser unter der Decke machen.

Cum und Ex – so funktioniert’s.

Ostern zwischen Markranstädt und Europa: Warum der Hase grinst

Ostern steht vor der Tür. Immer noch besser als der Gerichtsvollzieher oder die Schwiegermutter. Aber was feiern wir da eigentlich, wenn wir um ein Feuer herum stehen und in die Flammen gucken oder auf einen Hasen warten, der Eier legt? Die Markranstädter Nachtschichten haben sich auf den Straßen umgehört und die Menschen gefragt, welchen Anlass sie hinter dem Osterfest sehen.

In Südeuropa erhält man, ganz gleich wen man fragt, nur eine Antwort. Logisch: Hier sind alle noch erzkatholisch. Selbst die Männer glauben an die Auffahrt des Herrn, weil sie vor der Kommunion schon dessen Einfahrt in ihren eigenen Leib erlebt haben.

In Südeuropa ist man der Meinung, dass Ostern irgendwie mit der biblischen Geschichte zusammenhängt. Demnach ist Jesus, nachdem er am Kreuz genagelt wurde, am dritten Tag wiederauferstanden.

Ostern in Spanien

Nun feiert man dort die Hoffnung auf seine Wiederkehr. Selbstredend wird ihm dazu kein roter Teppich ausgerollt, denn in der Bibel steht auch, auf welchem Wege der Messias zu wandeln pflegt. Er läuft übers Wasser!

Glaubt man der Beschilderung, kommt der Messias auf seinem Weg der Wiederauferstehung von der rechten Uferseite, auf der sich Villariba befindet. "Er muss übers Wasser kommen", ist man sich in Villabajo sicher.

Glaubt man der Beschilderung, kommt der Messias auf seinem Weg der Wiederauferstehung von der rechten Uferseite, auf der sich Villariba befindet. „Er muss übers Wasser kommen“, ist man sich in Villabajo sicher.

Zwischen den beiden Orten Villariba und Villabajo haben Missionare der Markranstädter Nachtschichten jetzt einen Hinweis darauf gefunden, dass der Erlöser genau hier erwartet wird.

Damit er nicht von einem Boot umgefahren oder einem Surfer gerammt wird, hat man ihm sprichwörtlich den Wasserweg frei gemacht und einen eigenen Übergang ausgewiesen.

Der Antrag beim örtlichen Verkehrsamt und die Abstimmungen mit der zuständigen Behörde bei der EU wegen dieses schwerwiegenden Eingriffs in die Verkehrsinfrastruktur haben natürlich Zeit in Anspruch genommen. Deshalb hat es fast 2.000 Jahre gedauert, bis die Voraussetzungen für die Auferstehung geschaffen waren. Aber in diesem Jahr ist es so weit, da ist man sich in Villariba (rechte Uferseite) und Villabajo (links) ganz sicher.

Ostersonntag, 5:45 Uhr in Markranstädt

Ortswechsel. Überhaupt nichts am Hut mit Christen und der biblischen Geschichte hat Thor-Odin Meschugge aus Markranstädt. Trotzdem liegt der 23-Jährige mit seiner Vermutung zumindest begrifflich nicht weit weg vom Ursprung des Festes. „Ostersonntach? Lass mich mal nachdenken.“ Dann fällt sein Blick auf den Kalender. „Ach ja, der 20. April. Da feiere ich mit ein paar Kameraden die Auferstehung des Herrn.“

Die Konstellation der Sterne hat es so gewollt.

Die Konstellation der Sterne hat es so gewollt.

Glaubt man seiner Theorie, besteht der einzige Unterschied zur Feierei in Spanien darin, dass der Vater des Erlösers nicht Zimmermann war, sondern Zollbeamter. Andere Länder, andere Sitten.

Ganz unverfänglich sehen die Markranstädter Kinder das Osterfest. Aber was müssen die Kleinen dabei fühlen, wenn sie einem Hasen einfach den Kopf abbeißen?

Grinst sogar noch im Auge des Todes: Tierschutz im Supermarkt

Quält das wehrlose Tier Schmerz, den es mangels Stimmbänder nicht in die Welt hinausschreien kann, bevor kindliche Milchzähne seinen Halswirbel durchtrennen? Hier hat die Gesellschaft ein deutliches Zeichen gesetzt.

Sogar an den realistischen Knusper-Effekt beim tödlichen Nacken-Durchbiss hat Milka gedacht. Den Sarotti-Mohren hat es schlimmer erwischt. Der tingelt jetzt als "Glückskerl der Sinne" durch die Osterkörbe.

Sogar an den realistischen Knusper-Effekt beim tödlichen Nacken-Durchbiss hat Milka gedacht. Den Sarotti-Mohren hat es dagegen viel  schlimmer erwischt. Der tingelt jetzt als „Glückskerl der Sinne“ durch die Osterkörbe.

Statt Osterhase also nun der Schmunzelhase. Keine kulturelle Aneignung christlicher Historie und keine traumatischen Kindheitserlebnisse beim Genuss. Das Tier grinst bis zuletzt und scheint es daher zu mögen. Die Kernbotschaft ist klar: Nimm zwei – und frohe Ostern!

Markranstädter Wochenschau: Von Prosa im Vollsuff, sprechenden Gedanken und Mitleid beim Onanieren

Sonntagmorgen, der Kaffee dampft und es duftet nach frischen Brötchen: Zeit für die Markranstädter Wochenschau. Diesmal kommen wieder die MN-Leser zum Zuge. Sie haben in den vergangenen Wochen aufmerksam die Medien verfolgt, Stilblüten gefunden und uns diese zugesandt. Vielen Dank dafür und viel Spaß dem lesenden Rest der satirischen Gemeinde bei der Morgenlektüre.

Mit Büchern verhält es sich oft genauso wie mit dem Angebot der öffentlich- rechtlichen Medien zur Haltungskorrektur bei der demokratischen Gesundheitspflege: Nicht jedes Werk lässt sich nüchtern ertragen.

Prosa mit Prozent statt Promille

Allerdings muss das Sendungsbewusstsein der Buchautoren inzwischen so krasse Dimensionen erreicht haben, dass sogar die Macher*-Innenden der Leipziger Buchmesse immer öfter zur Flasche greifen. Denn so wie hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, befindet sich im Regal hinter jedem guten Buch eine ordentliche Flasche Schnaps.

Nach Lektüre der Memoiren von Harald Juhnke?

Nach Lektüre der Memoiren von Harald Juhnke?

Seit bei der diesjährigen Buchmesse ein neuer Rekord im Komasaufen aufgestellt wurde, muss der Erfolg von Prosa künftig in Prozent und nicht mehr in Promille gemessen werden. Der Leipziger Buchpreis wird deshalb künftig mit einer Flasche Grappa dotiert, was dem Gegenwert von immerhin 25 Euro entspricht.

Schon so mancher leidgeprüfte Ehemann hat sich gefragt, was seine Frau eigentlich meint, wenn sie darauf hinweist, dass der Mülleimer voll ist. Oder wenn sie am Morgen nach dem Osterfeuer, bei dem man sich angeregt mit der Nachbarin unterhalten hat, schweigend am Tisch sitzt und ihn auf die Frage, ob irgendwas sei, plötzlich mit weit aufgerissenen Augen anfährt: „Daaa fragst du noch?

Reicht es nicht, dass sie putzen kann?

Weil es Frauen wirklich schwer fällt, ihre Gedanken so auszudrücken, dass Männer sie verstehen, hat ein neues Start-Up jetzt die ultimative Lösung gefunden. Ein in den rechten Hirnlappen (hier sitzen normalerweise die Synapsen für die Bedienung des Bügeleisens) eingepflanzter Chip wandelt die Gedanken einer Frau in Sprache um. In Echtzeit!

Das ersetzt trotzdem noch nicht einen Chip, der den Mann verstehen lässt, was die Frau sagt, wenn sie spricht.

Das ersetzt trotzdem noch nicht einen Chip, der den Mann verstehen lässt, was die Frau sagt, wenn sie spricht.

Allerdings ist der gesellschaftliche Nährwert dieser Innovation nicht nur unter Wissenschaftlern, sondern auch in Kreisen der Evolutionstheoretiker umstritten. Vor allem die Kirche sieht hier einen nicht hinzunehmenden Eingriff in die Schöpfung. „Der Herr hat sich was dabei gedacht, als er die Frau so schuf“, argumentiert beispielsweise die Kammerzofe des Papstes, Kardinal Sado Masochisti. „Wozu sprechen? Es reicht doch, wenn sie putzen kann.“

Nicht viel anders stellt sich allerdings die Evolution bei den männlichen Teilnehmern der Gesellschaft dar. Allerdings sind es hier die handwerklichen Fähigkeiten, die vom Aussterben bedroht sind. Vor allem bei der jungen Generation.

Handling: mit linken Händen

Schon heute würde ein Vater seinen Sohn niemals bitten, ihm beispielsweise beim Anbringen eines Waschbeckens zu helfen. Weil er weiß: Wenn Leon-Malte mit anfasst, ist das schlimmer, als wenn drei Hilfsarbeiter loslassen. Aber die Industrie hat auf diese Laune der Natur reagiert und für die Generation mit motorikfernem Lebenshintergrund spezielle Werkzeuge entwickelt.

Der Griff ist für die Griffel da!

Der Griff ist für die Griffel da!

Hier wirbt die Handelskette Lidl mit einem jungen Mann bei der Bedienung eines Akkuschraubers. „Das Testergebnis überrascht“, heißt es unter dem Bild. Und in der Tat kann man hier nur staunen, dass das Gerät noch nicht auf den Boden gefallen ist. Man möchte ihm zurufen: „Der Griff ist für die Griffel da!“ Allerdings weckt das Foto auch menschliches Mitleid. Nicht auszudenken, mit welcher Technik er unter der Bettdecke agiert, um wenigstens beim Onanieren ans Ziel zu kommen.